St. Goar

4.10.2008

Zum Frühstück trafen wir uns dann wieder im „Alten Haus“. Auch jetzt am morgen war es dort gerappelt voll. Zum eigentlichen Hotel gehören noch einige andere Häuser mit Ferienwohnungen etc. in denen anscheinend auch ganze Freundesgruppen untergekommen waren. Das Frühstück war recht ok. Bei der Menge der Leute hatten die Wirtsleute und das Personal einiges zu tun, um für Nachschub zu sorgen. Immerhin hatte das zur Folge, dass man an frisches Rührei und Speck kam.

So gestärkt gingen wir den zweiten Tag unserer Rheintour an. Nicht allerdings ohne zunächst in einem Restaurant unten am Rhein einen Tisch für den Abend zu reservieren. Bei unserer gestrigen Suche war uns das Hotel Lamm aufgefallen und so beschlossen wir, es heute Abend hier zu versuchen.

20081004_Teil_2

Unser Weg führte uns erst mal rheinabwärts bis St. Goarshausen. Das Wetter ließ sich recht gut an und in der Morgensonne leuchteten die Bäume entlang des Rheins in allen Herbstfarben. Auch die  Burgen erschienen in anderem Licht. Zum Glück gibt es entlang der Straße an entscheidenden Punkten die Möglichkeit gefahrlos anzuhalten, so dass ich noch ein paar Aufnahmen machen konnte.

In St. Goarshausen ging es dann mal wieder auf die Fähre, hinüber nach St. Goar. Eigentlich wollten wir nur kurz in den Ort, um etwas einzukaufen. Zur Burg Rheinfels wollten wir dann mit dem Auto hochfahren. Also hatte ich erst mal wieder meine dünne Jacke an. Das sollte sich bald mal wieder als Fehler herausstellen.

Wir hatten einen Parkplatz direkt neben der Fähranlegestelle gefunden und liefen von dort aus Richtung Ortsmitte, vorbei an den Anlegestellen der Rheinschiffe, die auch gerade großmaßstäblich Touristengruppen ent- bzw. aufluden. Im Ort stand dann eines der typischen Touristenbähnchen herum (als Lok getarnter Spezial-Unimog mit zwei offenen Anhängern). Stadtrundfahrt und Auffahrt zur Burg wurde geboten. Das ließ sich Johanna natürlich nicht entgehen und so saßen wir Minuten später im Wagen um dann durch die Fußgängerzone und anschließend hinauf zur Burg zu fahren.

Burg_Rheinfels Burg Rheinfels 

 

Burg Rheinfels, St. Goar

Burg Rheinfels

Auch hier wurde in einen Teil der Burg ein Hotel eingebaut. Zusätzlich gab es daneben noch einen neueren Bau als Tagungshotel. Die eigentliche Burg ist sehr weitläufig, selbst jetzt noch, da ein Großteil schon lange verschwunden ist. Zur Besichtigung der Burg steht ein Informationsblatt mit zwei Rundwegen zur Verfügung. Der eine, kürzere Rundweg führt ausschließlich oberirdisch an den wichtigsten Stellen vorbei. Der zweite, längere Rundweg bezieht auch die äußeren Wehrgänge und insbesondere die Minengänge und andere unterirdische Anlagenteile mit ein.

Burg Rheinfels, Torturm Burg Rheinfels, Nordwestliche Ringmauer
Burg Rheinfels, Torturm (Uhrenturm) Burg Rheinfels, Nordwestliche Ringmauer und Tourelle
Burg Rheinfels, Großer Keller Burg Rheinfels, Treppenturm am Nordbau
Burg Rheinfels, Großer Keller Burg Rheinfels, Treppenturm am Nordbau

Den ersten Rundweg unternahmen wir noch gemeinsam. Im Museum sind im Erdgeschoß einige Vitrinen mit Soldatenfiguren und Burgmodellen aus den verschiedenen Zeiten der Burg untergebracht. Alice erzählte dabei meinem Vater von ihrem Enkel (meinem Patenkind) Noah und dessen Vorliebe für Spielzeugburgen. Der ältere Herr am kleinen Verkaufsstand des Museums bekam von der Unterhaltung nur Teile mit, schien sie aber so interpretiert zu haben, dass Alice und meinem Vater die Burgmodelle zu gefallen schienen. Damit war er wohl in seinem Element angegriffen. Jedenfalls kam er hinter seinem Verkaufsstand hervor und erklärte, dass die ganzen Plastikmodelle alles Quatsch seinen und nichts taugten. Woraufhin er es sich nicht nehmen ließ, dass große Holzmodell der Burg in ihrer maximalen Ausdehnung  im hinteren Teil des Museums vorzuführen. Außerdem wies es auch noch auf den Teil des Museums im Keller hin, den man sich unbedingt anschauen sollte. Alle Versuche meiner Schwiegermutter, die Umstände der Diskussion aufzuklären fruchteten dabei nichts.

Der Teil im Keller war dann allerdings doch noch interessant. Neben altem Werkzeug gab es hier die alte Burgapotheke und insbesondere einen Maschine zur Herstellung von Laubsägeblättern. Diese war wohl noch bis 1996 in Betrieb, obwohl sie durch Transmissionsriemen angetrieben wurde. Das Teil sah recht komplex aus. Die Beschreibung erklärte, dass mit der Maschine aus Draht durch Einfeilen der Zähne schließlich die Sägeblätter hergestellt wurden.

Burg Rheinfels, Nordbau, Darmstädter Bau
Burg Rheinfels, Blick vom Uhrenturm auf den Nordbau und den Darmstädter Bau
Burg Rheinfels, Darmstädter Bau Burg Rheinfels, Bereich der Inneren Burg
Burg Rheinfels, Darmstädter Bau Burg Rheinfels, Bereich der Inneren Burg

Im Inneren Teil der Burg befand sich auch das Modell eines Prangers. Allerdings so gebaut, dass man den unteren Querbalken nach oben drücken musste, während der obere Querbalken festgesetzt war. Damit wollte man wohl Verletzungen bei unbedarften Besuchern verhindern. Dessen ungeachtet überredete Alice meinen Vater das Ding auszuprobieren, was nach einigen Verrenkungen auch gelang.

Mein Vater am Pranger

Mein Vater am Pranger mit den "Folterknechten" Horst und Alice

Am Ende des ersten Rundgangs verabschiedete sich Johanna in Richtung Ausgang und Restaurant. Mit meinem Vater und meinen Schwiegereltern machten wir uns auf den Weg zum zweiten Rundgang. Dieser führte tatsächlich irgendwann nach unten und in dunkle Gänge. Teileweise konnten wir diesen folgen, da noch genügend Licht von den Eingängen oder durch die Schießscharten schimmerte. Irgendwann war aber dann doch Schluss, nicht nur wegen des fehlenden Lichtes, sondern auch wegen der Enge. So nahmen wir den Weg durch einen Burghof, dann allerdings auch wieder durch dunkle, aber begehbare Bereiche.

Burg Rheinfels, In den Wehrgängen
Burg Rheinfels, In den Wehrgängen, Horst sucht den Weg
Burg Rheinfels, In den Wehrgängen Burg Rheinfels, Nordbau
Burg Rheinfels, In den Wehrgängen Burg Rheinfels, Nordbau
Burg Rheinfels, Darmstädter Bau Burg Rheinfels, Im Wallgraben
Burg Rheinfels, Darmstädter Bau Burg Rheinfels, Im Wallgraben

Insgesamt hatte ich mich wahrscheinlich schon lange nicht mehr so lange bei der Besichtigung einer Burgruine aufgehalten. Man hätte das durchaus noch ausführlicher machen können. Es gibt nämlich an verschiedenen Stellen Erläuterungstafeln, allerdings mit zwei Themen. Der eine Satz Tafeln beschreibt die Burg und ihre Einrichtungen. Der andere Satz ist der Flora und Fauna in der Ruine gewidmet.

Johanna fanden wir anschließend in der kleinen Burgschänke hinter dem Souvenirladen gemütlich eine Gulaschsuppe löffelnd. Wir begnügten uns mit heißem Kaffee, um uns wieder aufzuwärmen. Der auch noch fällige Gang zur Toilette ist hier übrigens durchaus einer Erwähnung wert. Man hat die Toilette nämlich irgendwie auf alt getrimmt. Die Spülung der Urinale wird durch Zug an einem Eisenhebel mit Holzgriff ausgelöst. Das Wasser am Waschbecken kommt aus einem Schlegelbrunnen und die Trockenluft aus einem Kupferrohr.

St. Goar St. Goar
St. Goar und St. Goarshausen

Nun war es auch Zeit, unser Bähnchen wieder zu besteigen und uns nach unten fahren zu lassen. Dort ging es durch die engen Gassen des Ortes. An vielen Häusern mit einer Geschichte befinden sich Tafeln im gleichen Stil wie die in der Burg.

Rechtzeitig bevor unsere Parkzeit abgelaufen war, kamen wir wieder zum Parkplatz und fuhren weiter nach Boppard.

St. Goarshausen, Burg Katz St. Goarshausen, Burg Katz
St. Goarshausen, Burg Katz
Wellmich, Burg Maus
Wellmich, Burg Maus