Für heute hatten wir uns Eixample und das Modernisme vorgenommen. Wir fuhren heute gleich mit der Metro zur selben Haltestelle wie am gestrigen Tag, da wir dort in der Nähe einige Cafés gesehen hatten.

Rundgang 16.05.2009 - Teil 1

Ein kurzes Stück von der Metrostation weg fanden wir auch ein Segafredo-Café und nahmen dort unser Frühstück ein. Von da an ging es den Passeig de Gràcia hoch, wo wir bereits an der nächsten Kreuzung einen kurzen Stopp bei einem der Kaufhäuser einlegten. Nachdem unsere Frauen allerdings zu so früher Stunde noch nicht fündig geworden waren, wichen wir zunächst von der Hauptstraße ab, hin zur Passatge Permanyer. Die kleine Straße ist, untypisch für die Innenstadt von Barcelona mit lediglich zweistöckigen Häusern bebaut. Der meist zubetonierte Vorgarten passt zudem in den englischen Stil.

Passatge Permanyer

Zunächst hatten wir etwas Schwierigkeiten, die Straße überhaupt zu betreten, da sie vorne und hinten mit einem Eisentor verschlossen ist. Zum Glück war die vordere Tür nicht abgeschlossen und wir konnten hinein. Allerdings nicht hinten wieder hinaus. Dort war nun wirklich abgeschlossen. Also wieder zurück und um den Straßenblock herum zum im Reiseführer beschriebenen Innenhof mit dem Wasserturm Torre de les Aigües. Der Hof wird als „mit Palmen bestanden“ beschrieben. Davon ist allerdings nur eine einzige vorhanden. Bei der  restlichen Bepflanzung handelt es sich um Laubbäume, wobei wir spekulierten, ob das eventuell Lorbeer in Baumform sein könnte. Insgesamt hätte man auf den Abstecher auch verzichten können. Wieder zurück auf der Passeig de Gràcia stießen wir dann direkt auf die Manzana de la Discordia, die drei Modernisme-Häuser der Casa Lleó Morera, der Casa Amatller und der Casa Batlló. Die Casa Amatller befindet sich wohl gerade in Restaurierung. Die Fassade war jedenfalls mit einem Tuch abgehängt, auf der eben die Fassade als Bild aufgemalt war.

Casa Lleó Morera Casa Lleó Morera 
Casa Lleó Morera 

Vor der Casa Batlló, unserem ersten „Gaudí“ wartete schon eine kleine Schlange vor dem Eintritt. An dieser Stelle teilte sich unsere Reisegruppe. Der Eintrittspreis schreckte die Hälfte von uns dann doch ab. So suchten sich Johanna, Annette und Fritz erst mal ein Café um die Ecke, während Marion, Günter und ich das Haus besichtigten. Die beiden waren dann allerdings auch eine halbe Stunde vor mir wieder draußen und der Rest der Truppe hatte eh über 90 Minuten auf mich warten müssen, was nicht so gut ankam.

Casa Batlló 
Casa Batlló 
Casa Batlló - Fensterfront des Großen Salon  Casa Batlló - Balkon im 4. Stock 
Casa Batlló - Fensterfront des Großen Salon    Casa Batlló - Balkon im 4. Stock

Dabei hätte ich sogar weitestgehend auf die Informationen des Audio-Guides verzichtet. Ansonsten hätte ich wohl noch eine Weile länger mit der Besichtigung zugebracht. Interessant fand ich nämlich nicht nur die künstlerischen, sondern auch die technischen Details des Hauses. Von der Lichtführung, der steuerbaren Luftzufuhr bis hin zu den kiemenähnlich Wandöffnungen im Dachgeschoß zur Belüftung der Wäscheräume sind in dem Haus jede Menge innovativer Ideen realisiert.

Casa Batlló - Wohnung der Familie Batlló - Kaminzimmer  Wohnung der Familie Batlló - Großer Salon 
Wohnung der Familie Batlló - Kaminzimmer  Wohnung der Familie Batlló - Großer Salon 
Wohnung der Familie Batlló - Fassade zum Innenhof  Wohnung der Familie Batlló - Hinterhof mit Blumenkastenelement 
Wohnung der Familie Batlló - Großer Salon  Wohnung der Familie Batlló - Hinterhof mit Blumenkastenelement 
Casa Batlló - Innenhof  Casa Batlló - Wohnungstür 
Casa Batlló - Innenhof  Casa Batlló - Wohnungstür 
Casa Batlló - Bogengang auf dem Dachboden 
Casa Batlló - Bogengang auf dem Dachboden 

Und selbstverständlich verschaffen die Glasfenster, die bunten Keramikkacheln und die organisch wirkenden Kamine auf dem Dach immer wieder neue Eindrücke.

Casa Batlló - Kamine auf der Dachterrasse 
Casa Batlló - Kamine auf der Dachterrasse 

Um die Zeit etwas wieder aufzuholen, wanden wir uns dann schnurstracks Richtung Casa Milà, dem nächsten Gaudí-Gebäude. Dort war allerdings die Schlange vor der Kasse etwa 1,5 Stunden lang, so dass wir uns erst einmal mit einer Außenbesichtigung begnügten.

Rundgang 16.05.2009 - Teil 2

Anschließend beschlossen wir, direkt zur Sagrada Familia zu marschieren, statt dem Rest des beschriebenen Rundganges zu folgen. Eher zufällig stießen wir dabei noch an der Kreuzung zur Avinguda Diagonal auf die Casa Terrades, dem „Haus der Nadeln“ von Puig i Cadafalch. Auch hier ließen wir es bei einigen Bildern (durch mich) bewenden.

Casa Terrades 
Casa Terrades 

Nach einer weiteren Viertelstunde Fußmarsch taten sich vor uns dann erst die Türme der Westfassade auf. Kurz vor dem Erreichen der Sagrada Familia fanden wir dann auch noch einen Wein- und Spirituosenladen, bei dem wir auch endlich eine kleine Flasche Absinth erwerben konnten. Einige Minuten später erreichten wir schließlich den Platz im Westen der Sagrada Familia. Ich war ja schon mal kurz während der Stadtführung beim Executive Advisory Council hier gewesen, allerdings hatten wir damals nur kurz eben hier vor der Westfassade angehalten. Heute entschieden wir uns selbstverständlich für eine ausführliche Besichtigung, vereinbarten allerdings Zeit und Ort der Wiedervereinigung.

Templo Expiratorio de la Sagrada Familia
Templo Expiratorio de la Sagrada Familia Templo Expiratorio de la Sagrada Familia
Westseite, Türmen der Apostel Jakobus d.J., Bartholomäus

Zum ersten Mal betrat ich also auch den Innenraum der Kirchenbaustelle. Dabei stellte ich erst mal zwei Sachen fest. Das Innere ist tatsächlich, ähnlich wie außen, eine riesige Baustelle. Und die Idee, auf einen der Türme hochzufahren, musste ich angesichts der langen  Schlange aufgeben. Ansonsten besteht das Schiff zwischen Ost- und Westfassade aus einem Wald aus Stahlgerüsten vom Boden bis zur Decke weit oben. Der Wald ist so dicht, dass man hindurch praktisch nicht mal die rückwärtige Wand sieht. Östlichen Bereich kann man immerhin außen herum laufen. Der mittlere Bereich des Schiffes dient als Baumateriallager. Aber immerhin kann man die Säulen hier in ihrer vollen Pracht bewundern. Wie weiße, laublose Bäume ragen die auf, zerteilen sich oben mehrfach mit seltsamen räumlichen Elipsoiden an den Knotenpunkten der Verzweigungen. Diese Baumsäulen tragen die gesamte Struktur, ohne dass weitere Strebepfeiler oder Gewölbe nötig wären.

Templo Expiratorio de la Sagrada Familia - Kirchenfenster im linken Seitenschiff Templo Expiratorio de la Sagrada Familia - Hauptschiff
Templo Expiratorio de la Sagrada Familia - Kirchenfenster im linken Seitenschiff Templo Expiratorio de la Sagrada Familia - Hauptschiff
Templo Expiratorio de la Sagrada Familia - Säulen und Gewölbe
Templo Expiratorio de la Sagrada Familia - Säulen und Gewölbe

In krassem Gegensatz zur moderner puristischen Westfassade steht die noch von Gaudi gestaltete Ostfassade. Über und über mit Figuren und Szenen bedeckt, die wie in eine Umrahmung aus Tropfstein gesetzt wirken, erfordert die Fassade Zeit, um auch nur annähernd zu erfassen, was dort alles dargestellt ist.

Templo Expiratorio de la Sagrada Familia
Passionsfassade, Türmen der Apostel Jakobus d.J., Bartholomäus, Thomas, Philippus
Templo Expiratorio de la Sagrada Familia - Passionsfassade Passionsfassade, Die Auferstehung Christi
Passionsfassade Passionsfassade, Die Auferstehung Christi
Geburtsfassade, Türme der Apostel Matthias, Judas, Simon, Barnabas
Geburtsfassade, Türme der Apostel Matthias, Judas, Simon, Barnabas
Geburtsfassade, Die Verkündigung der Maria Geburtsfassade, Die Geburt und der Chor der Kinderengel
Geburtsfassade, Die Verkündigung der Maria Geburtsfassade, Die Geburt und der Chor der Kinderengel

Nachdem ich mir schließlich noch ein Buch im Shop erworben hatte, traf ich mich wieder mit Annette und Fritz und wir machten uns auf die Suche nach Johanna. Marion und Günter hatten schon vorher aufgegeben und waren zurück bzw. Einkaufen gefahren. Johanna fanden wir gleich gegenüber, mit Klauen und Zähnen einen Tisch an einem der Imbissstände verteidigend. Sie war dann nicht sehr begeistert, als wir es vorzogen, eine andere Lokalität zu suchen. Die fanden wir am Rande des Platzes unter Bäumen, deren Blüten intensiv dufteten und diese aber auch auf unsere Pizza warfen.

So gestärkt nahmen wir die Metro, um zum Hospital de la Santa Creu i de Sant Pau zu fahren.

Das Hospital besteht aus einem Eingangsgebäude und mehreren Pavillons, alles im Modernisme-Stil in roten Backstein und zahlreichen bunten Kachelverzierungen, Türmchen etc.

Hospital de la Santa Creu i Sant Pau - Eingangspavillon mit Uhrturm Hospital de la Santa Creu i Sant Pau
Hospital de la Santa Creu i Sant Pau - Eingangspavillon mit Uhrturm Hospital de la Santa Creu i Sant Pau
Hospital de la Santa Creu i Sant Pau - Pavillon Hospital de la Santa Creu i Sant Pau - Pavillon
Hospital de la Santa Creu i Sant Pau - Pavillons

Die Pavillions sind teilweise noch als Stationen des Krankenhauses in Betrieb, obwohl sich dahinter der Neubau des Hospitals befindet. Nach einem kurzen Rundgang und vielen Bildern machten wir uns wieder auf zur Metro. Dabei trennte sich die Reisegruppe weiter auf. Unsere Frauen beschlossen direkt zurück zu fahren und das Einkaufszentrum bei unserem Hotel leer zu kaufen. Fritz und ich fuhren nochmals zur Casa Milà. Auf dem Weg von der Metrostation zur Casa Milà liefen wir noch an einem Geox-Laden vorbei. Als wir das später unseren Frauen erzählten war damit auch ein Programmpunkt für Montag festgelegt.

La Pedrera - Casa Milà
La Pedrera - Casa Milà
Innenhof am Passeig de Gràcia Innenhof der Provença
Innenhof am Passeig de Gràcia Innenhof der Provença

Die Warteschlange an der Casà Mila war inzwischen vernachlässigbar. Besichtigen kann man in dem mehrstöckigen Gebäude nur eines der Luxusappartements, den Dachboden und das Dach. In einem Vorführungsraum werden Bilder aus der Entstehungszeit des Gebäudes gezeigt. Erst da wird einem bewusst, wie fremd zur Jahrhundertwende dieses Gebäude gewirkt haben musste, als die Straßen noch durch Pferdedroschken und die ersten Autos belebt waren. Auch die teilweise vorhandene Einrichtung steht schon im Kontrast zum Baukonzept.

Pis de la Pedrera - Abstellraum für Hobbyausrüstung/Schrankkoffer Pis de la Pedrera - Bügelzimmer
Pis de la Pedrera - Abstellraum für Hobbyausrüstung/Schrankkoffer Pis de la Pedrera - Bügelzimmer

Das Dachgeschoß ist deshalb ungewöhnlich, weil hier nur kleine Backsteine und kein Holz verwendet wurde. Die Gewölbe und Spanten sind allesamt aus eben diesen Backsteinen gemauert.

Dachgewölbe
Dachgewölbe

Eine Bewegung auf dem Dach gleicht Surfen in bewegter See. Ein ständiges Auf- und Ab um die beiden Lichthöfe. Diese lassen von oben nicht erahnen, wie viel Licht tatsächlich auch in den unteren Stockwerken ankommt. Die Brennpunkte des Dachmeeres bilden die Kamingruppen, die großen teilweise gekachelten Wasserspeicher und die Lufttürme. Immer wieder ergeben sich neue Perspektiven zwischen diesen künstlerisch gestalteten Zweckbauten und den umgebenden Stadtteilen Barcelonas.

Treppentürme und Kamine Treppenturm
Treppentürme und Kamine Treppenturm
Dachterrasse - Ventilationskamin Bogen mit Durchblick zur Sagrada Familia
Dachterrasse - Ventilationskamin Bogen mit Durchblick zur Sagrada Familia

Auf dem Rückweg zur Metro machten wir noch einen kurzen Stopp in einem kleinen Café und fuhren dann wieder zurück zum Hotel, in der Erwartung, dass unsere Frauen uns dort schon sehnsüchtig erwarten würden. Doch weit gefehlt. Ein Anruf ergab, dass sich die beiden gerade im „letzten Schuhladen“ befanden.

Schließlich trafen wir uns alle wieder in der Hotelbar zu einem Nachmittagsbierchen.

Günter hatte inzwischen das Rabattheft unserer Barcelona-Card durchforstet und ein Fischlokal an der Marina gefunden, bei dem wir auch noch Ermäßigung bekommen sollten. Von der Rezeption ließen wir einen Tisch reservieren, den wir dann gegen 20:30 auch einnahmen.

Vorher mussten wir natürlich noch den Absinth probieren. Hierzu kamen Annette und Fritz kurz zu uns auf’s Zimmer. Ich probierte das grüne Getränk erst mal in kleiner Dosis pur, was aber in Anbetracht von 70% Alkohol nicht weiter zu empfehlen ist. Auch die Variante mit Sprudel ging irgendwie nicht. Erst mit Mineralwasser aus der Minibar entstand etwas Trinkbares. Allerdings unterscheidet sich der Geschmack nicht grundlegend von Pernod oder Ricard. Lediglich der Alkoholgehalt und die Farbe machen den Unterschied. Um vom Thujon etwas zu merken, muss man wahrscheinlich ein paar Fässchen trinken. Den Alkohol merkte ich aber auf dem Weg zum Abendessen schon.

Wie üblich bei einer Gruppe mit mehr als einer Person gab es einige Diskussionen über die Essens- und Getränkeauswahl . So wollte Günter den Fisch in Salzkruste probieren, Marion gefielen aber die Augen nicht. Annette und Johanna wollten Roséwein, der auch nicht schlecht war, aber Fritz mag keinen Rosé, worauf wir einen katalanischen Rotwein zusätzlich orderten. Und Johannas Steak konnte bei der Dicke gar nicht well done sein, so dass noch mal nachgebraten werden musste.

Aber immerhin ließ der Keller am Ende jeweils eine Flasche spanischen Tresterbrand und Muskateller-Süßwein auf dem Tisch stehen, deren hinterher entleerter Teil auch nicht berechnet wurde.

Leicht angeheitert machten wir uns anschließend wieder auf den Weg zur Metro und beendeten wie üblich den Abend in der Hotelbar.