Nach dem Fritz am vorigen Tag schon gelästert hatte, dass ich nicht rasiert herum lief, war dann die erste Überraschung des Tages, dass der Akku meines Elektrorasierers, obwohl zu Hause vollständig aufgeladen und damit ausreichend für fast eine Woche, nun vollständig entleert war. Es galt nun im Laufe des Tages zu entscheiden, sich entweder als angehender ZZ Top den spöttischen Bemerkungen der Mitreisenden auszusetzen, oder aber doch eine Nassrasurausrüstung zu erwerben. Letztlich entschied ich mich dann doch für das kleinere Übel und kaufte in einem Schlecker-Markt in der Innenstadt die benötigten Utensilien.

Die zweite Herausforderung des Tages bestand dann darin, etwas zum Frühstück zu bekommen. Die 18,- € pro Person im Hotel waren wir nämlich alle nicht bereit anzulegen. In den entsprechenden Internetforen wurde bei den Hotelkommentaren immer bemerkt, dass die Leute in das benachbarte Shopping Center gegangen sind. Also machten auch wir uns auf den Weg dahin. Dumm nur, dass dort die Geschäfte und auch die Restaurants und Bars nicht vor 9:30 öffnen. Einzig Starbucks bildet hier eine Ausnahme. Und nachdem die auch ihr Angebot an Sandwiches aufgefüllt hatten, kamen wir schließlich zum Frühstück.

Frühstück
Frühstück Frühstück
Frühstück

Rundgang 15.05.2009

Entgegen der Angabe in einigen Karten und meinem Reiseführer wies der Reiseführer, den Fritz und Annette dabei hatten, eine U-Bahn Station direkt vor dem Einkaufszentrum aus. Also fuhren wir damit Urquinaona. Ein Umsteigen für das kurze Stück bis zur Plaça de Catalunya lohnt sich nicht und so standen wir wenige Minuten später am oberen Ende der Rambles.

Plaça de Catalunya Plaça de Catalunya - Banco Español de Crédito
Plaça de Catalunya Banco Español de Crédito
Plaça de Catalunya - Reisegruppe Plaça de Catalunya - Reisegruppe
Plaça de Catalunya - Reisegruppe
Plaça de Catalunya - Roman La Deessa o l'Enigma
  La Deessa o l'Enigma

Bereits an dieser Stelle wurde offensichtlich, dass Barcelona nicht nur unser Reiseziel war. Mit und gegen den Strom der anderen Touristen schwammen wir also auf der breiten Mittelallee die Rambles hinunter dem Meer zu. Immer wieder angehalten durch das Bestaunen der Pantomimen und anderer Straßenkünstler, die Stände mit den Vogelkäfigen, die Johanna am liebsten aufgekauft hätte, weil die armen Wellensittiche in drangvoller Enge in den Käfigen saßen, und eines Mitglieds der Reisegruppe, der ständig irgendwo abgeblieben war, um Bilder und Videos aufzunehmen.

Rambles
Rambles - Vogelhändler Rambles - Vogelhändler
Vogelhändler auf den Rambles
Rambles - Pantomimen Rambles - Pantomimen
Rambles - Pantomimen Rambles - Pantomimen
Künstler auf den Rambles

Durch den Palau de la Virreina gelangten wir dann in den Mercat de la Boqueria, die berühmte Markhalle an den Rambles. Märkte mag ich eh, die Markthalle in Sao Paulo hatte mich schon sehr beeindruckt, aber die Markthalle hier war noch mal einen Tick grandioser. Das lag wohl an dem zusätzlichen Angebot, z.B. in Form von Schinkenständen und ähnlichem. Jedenfalls vereinbarten wir Uhrzeit und Treffpunkt und gingen dann in paarweisen Gruppen los. Leider waren die 30 Minuten, die wir uns gegeben hatten, viel zu kurz um die ganzen Stände anzuschauen. Neben den, wie üblich, frisch bunten Obst- und Gemüseständen und den bereits erwähnten Schinken- und Wurstständen, bei denen ganze Schinken reihenweise an der Decke hängen, waren zwei Dinge außergewöhnlich und bemerkenswert. Einerseits die Fleischstände, die für uns ungewöhnlich viel Kutteln und andere Innereien im Angebot haben. Und andererseits die Fischstände. Hier war nicht nur das Angebot  sehr reichhaltig, spannend war auch zu sehen, wie dort mit riesigen mondsichelförmigen Messern die Fische filetiert werden. Ich bin zwar ein Freund großer Messer, die hier benutzten hatten schon für mich eher unhandliche Ausmaße.

Mercat de la Boqueria Sant Josep
Mercat de la Boqueria Sant Josep - Pilzstand Mercat de la Boqueria Sant Josep - Schinkenstand
Mercat de la Boqueria Sant Josep - Fischstand Mercat de la Boqueria Sant Josep - Fischstand
Mercat de la Boqueria Sant Josep - Chilis Mercat de la Boqueria Sant Josep - Gemüse
Mercat de la Boqueria Sant Josep - Erdbeeren

 

 

Jedenfalls beschlossen wir am Ende des Rundgangs, am Montag noch mal herzukommen und einige Einkäufe für zu Hause zu machen. Kein Fisch natürlich.

Weiter die Rambles hinunter verpassten wir zunächst mal die Abzweigung zum Palau Güell, einem der von Antoni Gaudí gestalteten Paläste. Der war leider immer noch in Restauration begriffen und so konnte man lediglich den Keller mit den Stallungen für Pferde und Kutschen besichtigen. Die Kaminlandschaft auf dem Dach war leidlich von der schmalen Straße aus von außen zu erkennen. Allerdings gab es im Shop des Palastes kleine Keramikmodelle der Kamine, von denen wir schließlich zwei erwarben.

Palau Güell
Palau Güell
Palau Güell - Pferdestallungen Palau Güell - Kellerfenster
Palau Güell - Pferdestallungen Palau Güell - Kellerfenster
Palau Güell - Kamin Palau Güell - Kamin
Palau Güell - Kamine
Palau Güell - Shop
Palau Güell - Shop

Am unteren Ende der Rambles erreichten wir schließlich den Platz mit dem Monument a Colom, der Kolumbussäule.

Monument a Colom
Monument a Colom

Da einige Mitglieder der Reisegruppe mittlerweile von Durst geplagt wurden, viel der Aufenthalt auf dem Platz recht kurz aus. Auch weil man nicht in die Säule hineinkonnte, da wegen Bauarbeiten gesperrt.

Die Mädels
Die Mädels

Damit begann der bisher komplizierteste Teil dieses ersten Reisetages, nämlich ein Lokal zu finden. Das Café an der Ecke des Platzes gefiel keinem. Die Idee allerdings in einer parallel zu den Rambles etwas zu finden, erwies sich ebenfalls als nicht zielführend, da zumindest in der Straße, durch die wir liefen, schlicht keine Restaurants und Cafés waren. Also wieder zurück auf die Rambles. Hier schafften wir es immerhin nach einigen Dutzend Metern uns hinzusetzen. Allerdings auch nur für Minuten, weil uns das Angebot nicht gefiel. Also weiter die Rambles hinauf. Zufällig fielen unsere Blicke dann in eine abzweigende Straße, wo sich weiter drinnen Sonnenschirme abzeichneten. So fanden wir dann mehr zufällig die Plaça Reial mit zahlreichen Restaurants und Cafés rund um den Platz. Zwar dauerte es auch hier noch eine Weile, bis wir etwas für alle passendes gefunden hatten. Dann aber konnten wir uns endlich bei einem Bierchen und Sandwiches und Tapas ausruhen.

Plaça Reial mit dem Brunnen der drei Grazien Plaça Reial mit dem Brunnen der drei Grazien
Plaça Reial mit dem Brunnen der drei Grazien
Marion und Johanna Annette und Fritz
Marion und Johanna Fritz und Annette
Roman
Roman
Gaudí-Laterne Barri Gòtic - Plaça Reial
Gaudí-Laterne  Plaça Reial

Geschickterweise liegt der Platz direkt an der Route, die wir als nächstes laufen wollten. Zwar hatten wir die Straßen nicht exakt wie im Reiseführer angegeben getroffen, aber die Richtung passte. Was auf der Karte wie relativ breite Straßen aussieht, erweist sich als ein Gewirr von schmalen Gassen, aus denen das gesamte Barri Gòtic besteht. Wie gesagt, das nächste Etappenziel, die Eglesia de la Merce fanden wir dennoch. Da es inzwischen Siestazeit, zumindest für die Kirchen war, hielten wir uns nur kurz auf dem Platz auf, um dann den Rundweg weiter zu gehen.

Església de la Mercé
Església de la Mercé

Eigentlich wäre das nächste Ziel die Kirche Sants Just i Pastor gewesen, aber irgendwie kam die Idee auf, man könnte doch mal einen Kaffee trinken. Näher an der Plaça de Sant Jaume waren Geräusche von skandieren Rufen, Trillerpfeifen und Böllerschüssen zu hören. Zutaten jeder richtigen Demo.

Wir bogen daher kurz vorher hin zur Plaça de Sant Miquel ab und tranken dort einen Kaffee. Da die Geräusche der Demonstration weiter anhielten, blieb uns nichts anderes übrig, als uns anschließend in die Höhle des Löwen zu begeben, da wir auf die andere Seite der Plaça de Sant Jaume Richtung Kathedrale und Stadtmuseum wollten. Auf dem Platz vor dem Regierungspalast „tobte“ tatsächlich eine Demo. Es ist schon erstaunlich, dass so ein paar Leute einen solchen Lärm veranstalten können. Aus mehr als 50-100 in weiße T-Shirts gekleidete Demonstranten waren es nämlich nicht, die zwischen dem Palau de la Generalitat und der Casa de Ciutat gegen oder für was auch immer demonstrierten. Es schien sich eher um die Demo eines Berufsstandes zu handeln. Jedenfalls sahen die paar Polizisten, die sich rund um den Eingang des Regierungspalastes aufgestellt hatten, das Ganze auch recht gelassen.

Palau de la Generalitat Casa de la Ciutat (Ajuntament/Rathaus) mit Demonstration
Palau de la Generalitat Casa de la Ciutat (Ajuntament/Rathaus) mit Demonstration

Eigentlich wollten wir ja als nächstes in das Stadtmuseum. Da ich allerdings die Bezeichnungen auf der Karte falsch gelesen hatte, bewegten wir uns eher in Richtung des Einganges zum Kreuzgang der Kathedrale. Spontan entschlossen wir uns daher, zunächst den Kreuzgang zu besichtigen. Wie sich dann herausstellte, kam man von dort auch direkt in die Kathedrale.

Beides, Kreuzgang und Kathedrale, fand ich sehr ungewöhnlich und beeindruckend. Der Innenhof  des Kreuzgangs ist als Garten angelegt, dessen Bäume und Palmen eine beachtliche Höhe erreichen. Dazwischen Brunnen, die Gruppe Gänse, deren Vorfahren wohl schon vor einigen Jahrhunderten hier eingezogen sind, und rund um den Kreuzgang Seitenkapellen, die die Ausmaße und Ausschmückung „normaler“ Seitenkapellen im Inneren von Kirchen haben.

Catedral de Santa Eulàlia - Kreuzgang Catedral de Santa Eulàlia - Gans
Catedral de Santa Eulàlia - Kreuzgang Catedral de Santa Eulàlia - Eine der Gänse im Kreuzgang
Catedral de Santa Eulàlia - Kreuzgang, Brunnenfigur Catedral de Santa Eulàlia - Kreuzgang, Brunnenfigur
Catedral de Santa Eulàlia - Kreuzgang, Brunnenfigur

Auch der Innenraum der gotischen Kathedrale ist keine leichte Kost. Die Seitenkapellen übertreffen in ihrer Pracht und Detailreichtum die im Kreuzgang noch mal. Alleine mit dem Anschauen der Kapellen könnte man Stunden verbringen. In der Mitte des Hauptschiffes erhebt sich der gotische Chor mit sehr filigranen Holzschnitzereien über jedem Sitz.

Catedral de Santa Eulàlia - Apsis Catedral de Santa Eulàlia - Chor
Catedral de Santa Eulàlia - Kreuzgang, Brunnenfigur Catedral de Santa Eulàlia - Chorgestühl
Catedral de Santa Eulàlia - Capella de la Mare de Déu de la Mercè Catedral de Santa Eulàlia - Capella de Santísimo
Catedral de Santa Eulàlia - Capella de la Mare de Déu de la Mercè Catedral de Santa Eulàlia - Capella de Santísimo

Schön auch, dass man mit einem Fahrstuhl hinauf auf das Dach der Kathedrale fahren kann. Dort kann man auf Laufstegen zumindest einen Teil des Daches begehen, was reizvolle Aussichten auf die umgebende Stadt ermöglicht.

Barcelona vom Dach der Catedral de Santa Eulàlia
Barcelona vom Dach der Catedral de Santa Eulàlia

Nach dem schließlich auch ich die Besichtigung beendet hatte, machten wir uns weiter auf den Weg zum Stadtmuseum. Wie erwähnt hatte ich einen Namen falsch gelesen und so mussten wir nach einigen Minuten wieder umkehren, weil das Museum genau in der entgegengesetzten Richtung liegt.

Museu d'Historia de la Ciutat Das Museu d’Historia de la Ciutat liegt an der Plaça del Rei. An den Platz selbst konnte ich mich gut erinnern. Während der Stadtführung bei unserem Executive Advisory Council zwei Jahre zuvor hatte ich dort mit dem Mobiltelefon eine interessante Nachtaufnahme der Gebäude gemacht.

Das Museum selbst ist praktisch über den Ausgrabungen aus römischer und späterer Zeit errichtet. Im Keller läuft man auf Glas- und Metallstegen praktisch über ein römisches Stadtviertel an der  ehemaligen Stadtmauer. Man kann hier sehr deutlich die Reste einer Wäscherei/Färberei, einer Garum-Fabrik und einer Weinkellerei erkennen. Aus frühchristlicher Zeit stammen die Reste einer Kirche und ein Bischofspalast. Ich fühlte mich ein wenig an unsere Besichtigung der Ausgrabungen unter der Peterskirche in Rom erinnert. Ähnlich wie dort stört eigentlich nur die Decke über dem Raum den Eindruck, wirklich in einer alten römischen Stadt zu wandern.

Damit war dann auch das Besichtigungsprogramm für den ersten Tag beendet und einigermaßen geschafft fuhren wir erst mal wieder zurück. Bevor wir jedoch ins Hotel zurückkehrten wollten wir noch ein paar Getränke im Einkaufszentrum holen. Johanna meinte, sie würde bei den Schuhgeschäften am Eingang auf uns warten. Sie hatte allerdings nicht damit gerechnet, das der Supermarkt gigantische Dimensionen hat und wir deshalb auf der Suche nach Mineralwasser eine ganze Weile unterwegs waren. Hinzu kam, dass Fritz mittags auf die Idee gekommen war, dass wir mal Absinth probieren müssten. Also standen wir noch eine Zeit vor dem Spirituosenregal bevor wir einstimmig beschlossen, dass eine 0,7 l Flasche zum Probieren wohl doch zu viel ist und wir das entsprechende Experiment auf den nächsten Tag mit einer möglichst kleinen Flasche verschieben wollten.  Jedenfalls hatten wir mit dem Einkauf selbst die Zeit übertroffen, die Johanna für das Stöbern in den Bekleidungsgeschäften benötigt hatte.

 Zurück im Hotel ließen wir uns von der Angestellten an der Rezeption dann einen Tisch in einem  Tapas-Restaurant in Barceloneta buchen.

Das liegt nur ein paar Minuten von der U-Bahn entfernt. Leider hatten Günter und Marion Pech mit ihrer Paella. Die Muscheln darauf hatten schon bessere Tage gesehen und waren wohl eher nicht genießbar. Ziemlich frustriert verließen uns die beiden vorzeitig. Der Rest der Truppe hatte mit den Tapas mehr Glück. Die waren nämlich ausgesprochen lecker und der katalanische Merlot passte hervorragend dazu. Schließlich fanden auch wir nach Hause.