Mittwoch, 24. Juni 2009 - Anreise

Aufstehen um 2:00 Uhr morgens ist mehr als nur eine Quälerei. Zwar hatte ich keine Probleme damit, meinen Wecker zu hören, aber mein Kreislauf kam überhaupt nicht in Schwung. Während Johanna dann im Bad war, legte ich mich noch mal aufs Bett. Das war allerdings eher kontraproduktiv. Beim Kaffee wusste ich überhaupt nicht mehr richtig, wo nun oben und unten war. Johanna empfahl mir, mich auf den Boden zu legen mit den Füßen auf die Couch. Das half zumindest teilweise, aber nicht nachhaltig. Um 3:30 Uhr wurden wir dann von ABS abgeholt. Johanna kannte die Fahrerin, die uns während der Fahrt nach Frankfurt von ihrem Haus auf Sardinien erzählte, das sich nach wie vor im Umbau befindet. Das Einchecken gestaltete sich problemlos, auch wenn wir es überhaupt nicht mehr gewohnt sind, an einer normalen Economy-Schlange einzuchecken, keinen Sitzplatz vorreserviert zu haben und auch noch den Koffer vorher wiegen zu müssen. Das wird hier nun tatsächlich streng gehandhabt. Das Pärchen am Schalter neben uns musste tatsächlich wegen 2 oder 3 kg umpacken. Wo allerdings der tiefere Sinn liegt, Gewicht vom normalen in das Handgepäck zu verlagern, erschließt sich mir immer noch nicht. An der Schwerpunktverlagerung im Flugzeug aus dem Gepäckraum in die Passagierkabine kann es nicht wirklich liegen. Vom Check-in im C-Bereich ging es dann den ganzen Weg wieder zurück nach B09. Dort saßen wir rum, bis endlich das Boarding anfing. Lounges gibt es da in der Ecke ja auch keine. Und wenn, dann hätten die um diese Uhrzeit wahrscheinlich auch noch nicht geöffnet gehabt. Eine weitere neue Erfahrung war das Einsteigen. Als zunächst die Reihen bis 25 aufgerufen wurden und wir mit Reihe 7 wie selbstverständlich auch einsteigen wollten, wurden wir von der Angestellten recht harsch zurückgewiesen. Das hatte ich in den letzten Jahren allenfalls in den USA mit dem anerkannt unfreundlichsten Bodenpersonal erlebt. Das ganze Getue war umso sinnloser, als der Einstieg bei der Maschine etwa zwischen den Reihen 9 und 10 war und somit alles kleiner 9 problemlos hätte einsteigen können. Aber das hätte wahrscheinlich zu viel Nachdenken erfordert.

Die drei Stunden Flug verliefen weitestgehend ereignislos, bis auf die Missgeschicke des Flugbegleiters. Dem blieb nämlich erst einmal der Servierwagen hängen und ein Teil der Frühstücktabletts verteilten sich auf den Boden. Als dann später die Reihe, in der ich saß, erst mal kein Frühstück bekam, kam schon die Befürchtung auf, dass die Frühstücke zu genau abgezählt wären. Allerdings hatte er uns schlicht vergessen.

Über Santorini drehten wir erst einmal eine Kurve, weil wir den Flughafen von Süden aus anfliegen mussten. Dabei hatte man einen guten Blick auf den Berg Profítis Ilías. Im Landeanflug wurde dann das Bild der Bugkamera auf die Kabinenmonitore geschaltet. Da sah man zwar erst nur Wolken, aber etwas tiefer dann direkt die Berge auf die wir zuflogen. Kurz vorher drehte die Maschine dann vom West- auf Nordkurs und die Landebahn kam in Sicht. Der Pilot hatte uns schon vor den Westwinden gewarnt. Aber die Piloten hatten das gut im Griff und setzten die Maschine sauber auf. Im Empfangsgebäude gab es dann etwas, was ich zuletzt vor Jahren während der SARS-Krise in China gesehen hatte, nämlich Wärmebildkameras. Einige Passagiere wurden dann auch tatsächlich nochmal einzeln an der Kamera vorbei geschleust. Die Furcht vor der mexikanischen Grippe geht also auch in Griechenland um.

Nachdem dann unser Gepäck eingetroffen war, machten wir uns auf die Suche nach dem Attika-Personal. Die Mitarbeiterin stand auch direkt vor dem Flughafengebäude. Nach Übergabe der Fährtickets übergab sie uns an eine Kollegin, die den Transfer zum Fährhafen Athiniós übernahm. Auf dem kurzen Stück vom Flughafen hinauf zur Abbruchkante des ehemaligen Kraters musste ich Carmens Einschätzung recht geben. Gegend und die Orte im Hinterland sehen nicht unbedingt spektakulär aus. Was erst auf den zweiten Blick zu erkennen war, waren die Weinberge. Die Rebstöcke sind nicht irgendwie angeboten und gezogen wie bei uns. Sie wachsen tief am Boden wie Gemüsestauden. Von der Kante der Caldera geht ein Serpentinenweg hinunter zum Fährhafen.

Der besteht eigentlich nur aus ein paar Molen, einem Terminal (schlicht ein Gebäude mit einem großen Raum), einer Reihe kleiner Häuser mit entweder Restaurants oder den Büros der Fährgesellschaften. Auf dem Platz zwischen den Anlegestellen und den Häusern herrscht ein Durcheinander von Autos, Bussen, Taxis und Touristen mit Gepäck. Die Attika-Vertreterin erklärte uns dann, dass wir mit der Flying Cat 3 um 12:20 fahren würden und verließ uns dann mit den besten Wünschen. Wir suchten also zunächst eines der Restaurants auf und beobachteten bei einem kleinen Imbiss das Treiben.

Hafen Athiniós
Hafen Athiniós

Hafen Athiniós

Gegen 12:00 begaben wir uns dann in das Terminalgebäude. Dann hieß es allerdings warten. Die Fähre hatte schließlich über 30 Minuten Verspätung. Die Fährschiffe sind Katamaran-Schnellfähren, und zwar sowohl die reinen Passagier- als auch die Autofähren. Und sehen recht futuristisch und schnittig aus. Wir hatten eine reine Passagierfähre, wobei allerdings die Gepäckverstauung eher improvisiert wirkt. Am Heck gibt es mehrere Verschläge, in die das Gepäck einfach hinein gestapelt wird.

Katamaranfähren
Katamaranfähren

Katamaranfähren im Hafen Athiniós

Beim Aussteigen zieht man sich dann seinen Koffer irgendwie aus dem Gepäckberg. Das Innere der Fähre wirkt fast wie ein Flugzeug: Reihen mit 3-5 Sitzen mit entsprechend geringer Beinfreiheit und Gepäckfächer über den Sitzen. Allerdings sind die Panoramascheiben doch etwas größer als die Fenster in einem Flugzeug. Leider verhindert die Gischt, die die Fähre beim Durchpflügen des Meeres erzeugt, dass man durch die Fenster richtig gut sieht, geschweige denn fotografieren könnte. Was eigentlich schade war, da wir mitten durch die Caldera führen und Fierá, Immerovígli und Oía an uns vorbei zogen. Das erste Stück außerhalb der Caldera war dann recht ruppig, an lesen war dabei nicht zu denken. Später wurde es etwas ruhiger, allerdings nur was das Meer betraf. An Bord waren einige Kleinkinder, die wahrscheinlich den Seegang nicht vertrugen. Jedenfalls schrien die eine ganze Weile um die Wette. Hinzu kam dann noch eine Gruppe Schweden, die neben uns saßen und die sich jede Menge zu erzählen hatten. Dennoch schafften wir es mit Unterbrechungen etwas zu schlafen.

Die Fähre machte noch Zwischenstopps auf Ios und Naxos, wobei es schließlich ziemlich leer und ruhig wurde. Allerdings wurde nun der Wellengang wieder höher. Auch kamen die Wellen nun stark von der Seite. Wir vertrauten mal dem Kapitän, dass er schon wüsste, wie er sein Schiff trotzdem mit ziemlichem Tempo durch die See jagen könne.

Mykonos
Mykonos - Chóra

Aber schließlich kamen wir dann am Hafen von Mykonos an. Zwar am Ende der Mole, so dass wir unser Gepäck ein ganzes Stück auf der holprigen Trasse bis zum Hafeneingang rollen mussten, aber auch das bekamen wir noch hin. Vorne wartete auch schon die Attika-Vertreterin, die die verschiedenen Gäste auf die Kleinbusse verteilte. Allerdings hatten einige der Busfahrer umdisponiert und so standen wir mit der Attika-Mitarbeiterin da und alle Busse waren weg. Sie erklärte uns, dass die Busfahrer irgendwie das Transportmonopol hätten und manchmal untereinander umdisponieren, was aber nicht unbedingt an die Auftraggeber kommuniziert wird.

In der Zwischenzeit konnten wir schon mal einen kleinen Eindruck von Mykonos gewinnen. Die Häuser sind hier ziemlich konsequent in dem kubischen Stil mit abgerundeten Kanten, weißem Anstrich und blauen Fensterläden gehalten. Eben der Stil, der uns auf Bildern immer so fasziniert hat. Zusammen mit dem tiefblauen Wasser, dunkelblauen Himmel mit nur wenigen Wolken und dem hellbraunen Felsengelände ergibt sich ein Eindruck, der wirklich tiefstes Urlaubsgefühl.

Erst eine ganze Weile und mehrere Telefonate später kam dann unser Bus, der uns wenige Minuten später in unserem Hotel Deliades in Ornos ablieferte. Dort wartete auch schon der Attika-Mitarbeiter auf uns. Nachdem wir eingecheckt hatten transportierte einer der Hotelangestellten zunächst meinen Koffer auf das Zimmer. Ich wunderte mich zu diesem Zeitpunkt, warum es eine ganze Weile dauerte, bis auch Johannas Koffer an die Reihe kam. Die Erklärung bekamen wir dann später.

Zunächst aber hatten wir ein ausführliches Informationsgespräch mit dem Attika-Vertreter, der sich auch noch mal für die Wartezeit beim Transport entschuldigte. Ein guter Vorschlag war, den Mietwagen statt Freitag bis Sonntag von Sonntag bis Dienstag zu buchen. Er meinte, am Wochenende wäre ziemlich viel los auf der Insel und es wäre daher besser, unter der Woche die Erkundung zu machen. Auch den Ausflug nach Delos am Dienstag buchten wir bei der Gelegenheit gleich.

Hotel Deliades
Hotel Deliades

Hotel Deliades in Ornos

Ja, unser Hotel. Wenige Meter eine steile Straße oberhalb des kleinen Strandes hinauf ist die Anlage direkt an den Hang gebaut. Und da hat sich wirklich jemand was einfallen lassen. Von einem einzelnen Gebäude kann man im Grunde nicht sprechen. Vielmehr hat man den Eindruck, dass der Architekt die Grundform eines Würfels genommen hat und systematisch ungeordnet diese Würfel den Hang hinauf in unterschiedlicher Höhe gestapelt hat. Jeder Würfel ist ein Zimmer und hat in der Regel einen Balkon, eine Terrasse oder zumindest eine kleine Sitzecke. Das Ganze ist verbunden durch Treppen und Zwischengänge. Und natürlich alles weiß gestrichen, wobei allerdings die Fensterläden eher in einem Zartblau gehalten sind.

Nachdem sich der Attika-Mitarbeiter verabschiedet hatte, zeigte uns der freundliche Hotelangestellte den Weg zu unserem Zimmer. Das war auch notwendig. Aufgrund der Anordnung der Würfel geht es eben nicht einfach ein Treppe hinauf, sondern man fühlt sich eher wir in dem berühmten Treppen-Bild von Escher, allerdings im Freien und in Weiß. Unser Zimmer lag ganz oben am Hügel und wurde nur noch von einem weiteren Würfel direkt über uns an Höhe übertroffen. Johanna war ziemlich außer Atem, als wir endlich angekommen waren.

Hotel Deliades
Hotel Deliades in Ornos - Zimmer

Das Zimmer selbst war sehr groß, mit grau-braunen Fliesen und Möbeln in gebrochenem weiß. Die Holzdecke war mit einer Art transparenten kalkweißen Farbe gestrichen, ähnlich der Holzdecke in unserem früheren Haus. Das Bad war ebenfalls mit den Natursteinfliesen gefliest und mit Designer-Armaturen ausgestattet. Unser Balkon hatte, wie einige andere auch, eine Art Pergola-Überdachung. Alles macht einen neuen, sauberen und sehr freundlichen Eindruck.


Hotel Deliades
Hotel Deliades in Ornos vom Strand aus

Interessant ist auch, dass die Anlage vom Strand aus relativ kompakt wirkte. Unser Zimmer befand sich aus der Strandperspektive in der mittleren Ebene zweier am oberen Ende der Anlage nebeneinander liegender Türme aus jeweils drei übereinander liegender Kuben. Insofern hatten wir eines der Zimmer mit der wohl besten Aussicht.


Beim Auspacken und Verstauen liefen wir in das Problem, dass der Zimmersafe irgendwie nicht funktionierte. Ein Anruf bei der Rezeption und ein paar Minuten später war der nette Mitarbeiter da und brachte den Schlüssel für den Safe mit. Da die Elektronik immer noch nicht funktionierte, ließ er uns einfach den Schlüssel da.

Bald darauf machten wir uns auf den kurzen Weg hinunter an den Strand und auch gleich in die Taverne, die uns der Attika-Mitarbeiter empfohlen hatte. Bei gegrilltem Feta, gepöckelter Schweinelende, gegrilltem Oktopus und gegrillten Sardinen ließen sowie diverser Biere, Ouzos und Metaxa genossen wir das Ende eines langen Anreisetages.

Den ersten Absacker nahmen wir dann an der Pool-Bar in unserem Hotel. Den zweiten Absacker in Form einer Flasche Rotwein genossen wir dann auf unserem Balkon.

 

Die weiteren Ereignisse unserer Kykladenreise finden sich unterteilt nach den beiden Inseln:

Kykladen

Mykonos Santorini

   

Fazit

Schon seit einigen Jahren hatten wir uns vorgenommen, einen Urlaub mal wieder in Griechenland und speziell auf den Kykladen zu verbringen. In diesem Jahr hatten wir es nun endlich mal geschafft. Und in Summe können wir sagen, dass wir es nicht bereut haben. Nicht nur, dass wir zwei Wochen blauen Himmel, angenehme Temperaturen und viel Sonne hatten. Auch mit der Organisation, der Wahl der Hotels und der damit verbunden Wahl der Standorte auf den beiden Inseln waren wir ausgesprochen zufrieden. In beiden Fällen waren die Hotels in Hiblick auf Lage und Service absolut zu empfehlen. Auf Mykonos hatten wir mit Ornos den richtigen Mittelweg zwischen Nähe eines Ortes und Strandes, um die Infrastruktur hinsichtlich Läden und Tavernen nutzen zu können, und Ruhe vor dem ganz großen Touristentrubel gefunden. Aber selbst auf Ornos bezogen war die Lage des Deliades am Hang etwas oberhalb des Ortes wegen der Ruhe und vor allem der Aussicht (zumindest mal von unserem Balkon) großartig. Sicherlich gab es noch bessere Hotels auf Mykonos. Vielfach waren die aber an kleinen Buchten angesiedelt. Was Ruhe und wenig Rummel betrifft wäre das zwar noch besser gewesen. Dann wäre man allerdings auf das Hotel und ein Fahrzeug für die ganze Woche angewiesen gewesen, zumindest was das Essen betraf.

Ähnliches gilt für die Remezzo Villas auf Santorini. Zum einen muss es auf Santorini einfach die Caldera sein. Imerovígli liegt an der Caldera, hatte aber keinen Hafen und keine Shopping-Gassen. Das hieß Ruhe vor den Touristenströmen, die entweder von den Badeorten oder von der Kreuzfahrtschiffen in Firá und Oía einfielen. Auf der Seite nördlich des Skaros-Felsens hatten wir außerdem den idealen Sonnenuntergangsstandort.

Auf beiden Inseln hatten wir jeweils für drei Tage einen Mietwagen. Das reichte völlig, um die Insel zu erkunden. Zusammen mit den Schiffsausflügen, den Orten, die man von den Hotels aus zu Fuß, auf Mykonos mit dem Boot, sowie mit Taxi erreichen konnte, reichte das völlig, um die Inseln kennenzulernen und auch für das Abendessen mobil zu sein.

Für uns, die wir in der Regel nicht tagelang am Pool oder am Strand verbringen, hat es sich aber nach den Touren sowohl auf Mykonos als auch auf Santorini mit Möglichkeiten der Urlaubsgestaltung neben ausruhen und sonnenbaden. Viel mehr, was sich zu sehen lohnt, gäbe es nicht.

Wir wurden verschiedentlich gefragt, welche der beiden Inseln uns besser gefallen habe.

Das ist nicht ganz einfach zu beantworten. Letztlich hatten wir uns aber für das „Gesamtpaket“ Mykonos entschieden. Sicherlich sind die Caldera und die Aussicht dort einfach grandios und unvergleichlich schön. Aber bereits hinter den jeweiligen Hauptstraßen der drei Orte an der Caldera und auch auf der Südspitze von Santorini ist damit Schluss. Dort ist die Insel ziemlich gewöhnlich, von ein paar Punkten wie den Ausgrabungsstätten, einzelnen Orten, wie Pýrgos, oder kleinen Kirchen abgesehen. Vielfach begegnen einem aber „unaufgeräumte“ Ecken und, besonders deprimierend, eine Unzahl von Bauruinen in oftmals landschaftlich reizvoller Lage. Das trübt eben das Gesamtbild von Santorini.

Mykonos ist zwar ziemlich zersiedelt. Aber die Wohnbebauung und natürlich die Ferienhäuser wirken durchweg proper. Sicherlich gibt es auch Baustellen, wo neue Anlagen und Häuser entstehen, aber Bauruinen sind uns dabei keine aufgefallen. Negativ wäre auf Mykonos allenfalls das etwa 20-30% höhere Preisniveau in den Restaurants im Vergleich zu Santorini zu bemerken.

Wie es mit dem Nachtleben jenseits des Abendessens aussieht und welche Insel da im Vorteil wäre, können wir nicht beurteilen. Da saßen wir lieber auf unseren jeweiligen Terrassen, Balkonen oder Höfen und hatten die Abendruhe genossen.