Chóra

Freitag, 26. Juni 2009

Nach Frühstück und Sonnenbad auf dem Sun Deck unseres Hotels wollten wir dann am Nachmittag hinüber zur Chóra, also der Inselhauptstadt. Dort hatten wir am Abend vorher von der Rezeption auch einen Tisch im Restaurant Blu buchen lassen, was uns Stavros, der Attika-Mitarbeiter empfohlen hatte. Dort wollten wir bei einem gemütlichen Abendessen mit Sonnenuntergang unseren Hochzeitstag feiern.

Chóra

Aber erst hieß es mal in die Stadt zu kommen. An der Rezeption meinte man, dass gerade kein Taxi in der Nähe sei, aber der Chef des Hotels eh gerade an den Fährhafen müsse, könnten wir einfach mitfahren. Einer der Hotelangestellten holte den Wagen und so kamen wir dann zu einer kostenlosen Fahrt zum Hafen. Von der Stelle aus, an der wir bei der Ankunft auf den Bus warten mussten machten wir uns dann auf den im Reiseführer vorgeschlagenen Weg. Bereits in der parallel zum Ufer laufenden Straße gibt es zahlreiche Geschäfte, wobei Johanna natürlich bei den Schmuckgeschäften hängen blieb. In einem Schaufenster fand sie einen Armreif mit dem gleichen Motiv des Ringes, den sie bei unserem letzten Griechenlandaufenthalt gekauft hatte. Das Stück stellte sich dann auch nach einem ersten Rabatt als zu teuer heraus. Außerdem war Johanna nicht wirklich auf der Suche nach einem Armreif. Trotzdem blieben wir noch eine ganze Weile in dem Laden. Der Besitzer war nämlich halb Deutscher und bat uns noch etwas zu bleiben, damit er sein Deutsch wieder auffrischen könne. Wegen seines kranken Vaters käme er nun schon seit einigen Jahren nicht mehr nach Deutschland und mit den normalen Verkaufsgesprächen lässt sich der Wortschatz nicht unbedingt aktiv halten. Er erzählte uns auch, dass gegen 17:00 Uhr mehrere Kreuzfahrtschiffe einlaufen würden und wir uns dann besser von den Hauptstraßen fernhalten sollten, um nicht von der Touristen-Stampede überrannt zu werden.

Platía Mantó Mavrogénous
Platía Mantó Mavrogénous

Schließlich machten wir uns wieder auf den Weg. An der Strandpromenade entlang kamen wir an der Platía Mantó Mavrogénous, einem der zentralen Plätze, vorbei und erreichten dann den Bereich um das Rathaus und der direkt an der Hafenmauer gelegenen Kirche Ágios Nikólaos. Während ich fotografierte, inspizierte Johanna die verschiedenen Juweliergeschäfte am Platz. Schließlich winkte sie mich zu einem heran, in dessen Auslage einige interessante Anhänger zu sehen waren. Einer mit einem großen blassblauen länglichen Stein und ein ovaler Anhänger der eigentlich aus einer das Oval umschreibenden Einfassung aus Gold mit Mäandermuster bestand. Entlang des inneren Randes war er mit kleinen Diamanten besetzt.


Ágios Nikólaos und Ágios Nikólaos tou Agera
Die Kirchen Ágios Nikólaos und Ágios Nikólaos tou Agera am Hafen

Das Innere des Ovals blieb leer. Nun ja, dieser Anhänger war nach erster Preisansage im unteren vierstelligen Bereich. Der Stein des anderen Anhängers war ein wohl extrem seltener Halbedelstein, weswegen sich die Preisansage auf 22.000,- € belief. Der Juwelier erwähnte dann noch, dass sie ein weiteres Ladengeschäft in der Nähe des Zentralplatzes hätten. Das sollte für später noch Folgen haben.


Chóra Hafen
Ticket-Büro am Hafen der Chóra
Chóra Hafen
Telefonzelle und Schubkarre am Hafen der Chóra
Stadtviertel Kástro
Stadtviertel Kástro - Gebäude beim Folklore Museum
Fischer
Fischer beim Putzen des Fangs

Gleich um die Ecke trafen wir dann auf den Kirchenkomplex der Panagía Paraportianí, mit ihren fünf einzelnen Kirchen. Im Meer direkt davor tummelten sich etliche Möwen, was darauf zurückzuführen war, dass ein junger bärtiger Mann auf einem Felsen sitzend Fische ausnahm.

Wir machten uns nun getrennt auf Fotopirsch rund um die Kirche, wobei ich auf die Felsen im Meer kletterte, was noch mal eine ganz andere Perspektive brachte. Von da aus hatte man auch einen direkten Blick auf die 5 Windmühlen und konnte außerdem eine Ecke von Klein-Venedig sehen. Hier unten bekam man auch einen Eindruck vom nächtlichen Treiben. Während des Tages wurden wohl kaum die Flaschen zerbrochen oder die Kondome benutzt.

Kirche Panagía Paraportianí
Kirche Panagía Paraportianí
Kirche Panagía Paraportianí
Kirche Panagía Paraportianí

Kirche Panagía Paraportianí

Der Rückweg war etwas einfacher, als ich feststellte, dass eine kleine Treppe an einer winzigen Bar vorbei wieder hinauf führte. Dort wartete auch schon Johanna. Hier begegneten wir auch praktisch erstmalig einer geführten Reisegruppe, in diesem Fall mit Amerikanern. Denen folgten wir dann in die Gassen des Venetia und Alefkándra Viertels. In den schmalen Gassen reihen sich Geschäfte, Bars und Restaurants aneinander. Und man verliert schnell den Überblick. Aber alles ist herausgeputzt, die Häuser weiß getüncht und die Laden, Balkone und Treppen in verschiedenen, aber immer kräftigen Farben gestrichen. Das dunkle Blau dominiert dabei nicht unbedingt. Auch tiefes Rot oder Hellblau und Gelb findet man immer wieder.

Stadtviertel Venetía
Ecke im Stadtviertel Venetía
Stadtviertel Venetía und Alefkándra
Balkon in den Gassen der Stadtviertel Venetía und Alefkándra

Stadtviertel Venetía und Alefkándra
In den Gassen der Stadtviertel Venetía und Alefkándra
Terrasse
Terrasse mit rotem Geländer und Bougainville

Durch eine kleine Seitengasse gelangt man an den schmalen Weg am Meer. Den Blick auf die Häuserzeile von Klein-Venedig lassen sich die Restaurants, deren Tische den Weg komplett belegen, einigermaßen bezahlen.

Stadtviertel Venetía
Klein-Venedig

Schließlich erreichten wir den kleinen Strand unterhalb der Windmühlen.

Die fünf Windmühlen

Eine der fünf Windmühlen
Eine der fünf Windmühlen

Die fünf Windmühlen

Von da bogen wir dann aber in das Stadtinnere ab. An einer der Bars machten wir erst mal Pause und gönnten uns ein Bier. Da das mit der Orientierung hier wirklich schwierig ist, fragten wir, wo wir uns den befänden. Überraschend auch, wie schnell man auf dem Stadtplan scheinbar größere Entfernungen zurück legt.

Haus
Haus mit hellblauen Fensterläden und Balkongeländer
Wandschmuck aus Muscheln
Wandschmuck aus Muscheln

Den Weg zurück zur Hafenpromenade fanden wir dann einigermaßen schnell. Nun begann die Suche nach dem zweiten Juweliergeschäft. Direkt am Platz war es nicht, auch nicht in der Straße, die wieder ins Innere des Häusermeeres führt. Fündig wurden wir schließlich in der Straße wo wir bereits Stunden vorher bei dem anderen Juwelier saßen.

Inzwischen lagen draußen im Hafen zwei kleiner Kreuzfahrtschiffe und die Gassen begannen sich von mit Landgängern zu füllen.

Im Laden trafen wir auf den Besitzer, der Johanna sofort auf ihren Anhänger ansprach, den sie witziger weise bei Christ für relativ wenig Geld gekauft hatte. Außerdem bekundete er seine Vorliebe für Rotgold, was ja auch auf Johannas Kette und Anhänger zutraf. Da Johanna immer auf der Suche nach eher ungewöhnlichen Schmuckstücken ist, zeigte er erst einmal einige Ringe die mit Perlmutt-Stücken belegt waren. Dabei handelte es sich um das Perlmutt einer besonderen Muschel. Die Farben spielten zwischen pink, violett und einem eher Grauton, der allerdings, je nach Lichteinfall, zwischen violett und grün chargierte. Nachdem schon ein Dutzend Ringe auf dem Tisch lagen, kam er dann mit einem ganz anderen Stück. Einem scheibenförmigen, etwa 4-5 cm durchmessenden Anhänger mit mäanderförmigen Durchbrüchen. Etwa auf halben Radius befand sich ein Ring kleiner Diamanten und ein etwas größerer saß in einer Fassung in der Mitte der Scheibe. Damit aber nicht genug. Die Scheibe hing an einer Öse zusammen mit einer zweiten Scheibe aus schwarzem Onyx. Beide Scheiben waren nicht fest miteinander verbunden, sondern nur in die Öse eingehängt. Somit bestand die Möglichkeit, beide Teile entweder zusammen oder jeweils getrennt zu tragen.

Damit begannen die Preisverhandlungen. Der Juwelier machte zunächst einen Paketpreis für Ring und Anhänger, was sich bei erster Ansage auf 3.600,-€ belaufen hätte, Johanna wollte aber einen Einzelpreis für den Anhänger. Hier lag dann sein erster Angebot bei 2.600,-€. Nach einigen Verhandlungen und der üblichen Frage, wie man zu zahlen gedenke und dass er doch auch etwas verdienen müsse, lagen wir dann eigentlich bei 2.050€ Euro. Nun ging es ums bezahlen. Bei dem Betrag war eine telefonische Rückbestätigung bei MasterCard erforderlich. Allerdings ging das in diesem Fall wohl nicht automatisch. Also musste ich erst dem Bankmitarbeiter am Telefon unsere Adresse durchsagen, damit der wiederum sich mit der deutschen Bank in Verbindung setzen konnte. Dies dauerte dann seine Zeit. Inzwischen bekamen wir ein großes Glas Ouzo und der Juwelier holte zu unserem Zeitvertreib das eine oder andere Stück aus seinen Vitrinen, polierte Johannas Ohrringe auf und unterhielt sich mit uns. Ein Diskussionspunkt war dabei sein englischer Akzent. Zwischendrin erwähnte er nämlich, dass er in Südafrika aufgewachsen sei. Nun klang sein Englisch überhaupt nicht Südafrikanisch. Das läge daran, dass er keine Afrikaans-, sondern eine englische Schule besucht hätte. So verging die Zeit und wir wurden schon etwas nervös wegen unserer Tischreservierung um 19:00 Uhr. Aber dann kam der Rückruf doch noch rechtzeitig und ein paar Minuten später waren wir dann auch im Restaurant Blu, direkt zwischen Fährhafen und Strandpromenade. Da wir erst die zweiten Gäste waren, konnten wir uns den Tisch auf dem Balkon aussuchen. Da die Vorspeisenkarte sehr interessant aussah, verzichteten wir in der ersten Runde auf die sofortige Bestellung eines Hauptgangs. Wir begannen unser Hochzeitstagsabendessen stattdessen mit Fischroggencreme, süß-sauer mariniertem lauwarmem Oktopus und mit Gemüse scharf angebratenen Schweinefiletstücken, dazu natürlich Brot, Oliven (für mich) und (nach dem Bier gegen den Durst) einen weißen Paraportianó. Der Service in dem Lokal war superfreundlich und das Essen ausgesprochen gut. Fischroggencreme hört sich erst mal wild an, ist aber eine angenehm salzig, fischig beige Creme, die man gut auf Brot streichen kann. Die Oktopusstücke waren im Wesentlichen in Honig mit Thymian mariniert und hatten dazu noch eine leichte säuerliche Note, wahrscheinlich durch den Essig der Marinade. Das Schweinefilet war zwar von der Zubereitung her total einfach, kam aber in einer heißen Gusseisenpfanne ähnlich einer Fajita auf den Tisch.

Währenddessen konnten wir beobachten, wie ein Boot nach dem anderen von den beiden Kreuzfahrtschiffen Gäste vom Schiff zur Insel oder bereits wieder zurück brachten. Hinzu kamen Ströme weiterer Touristen, die mit Bussen von der Anlagestelle in Ágios Stéfanos her gebracht wurden.

Da wir bereits nach den Vorspeisen ziemlich satt waren, bestellten wir als Hauptgang gemeinsam ein Risotto mit Pulpo und anderen Zutaten. Inzwischen war auch die Sonne am Untergehen und wir konnten von unserem Logenplatz aus in die eine Richtung Sonnenuntergang und in die andere Richtung die Chóra im Abendlicht fotografieren. Als Digestiv probierten wir an diesem Abend den griechischen Tresterschnaps Tsípouro, der hier sehr aromatisch und mild war.

Sonnenuntergang
Sonnenuntergang

Sonnenuntergang in der Bucht der Chóra

Ein Taxi brachte uns schließlich zurück zum Hotel und ein letzter Schluck auf der Hotelterrasse beendete unseren 17. Hochzeitstag.

Ornos und Chóra
Ornos und die Bucht vor der Chóra bei Nacht