Inselrundfahrt - 1. Teil

Sonntag, 28. Juni 2009

Nach der anfänglichen Diskussion mit dem Attika-Vertreter hatten wir ja unseren Mietwagen auf heute umgebucht. Gegen 10:00 Uhr bemerkte ich ein Auto vorm Hotel, dem eine Frau mit Mietwagenschildern entstieg. Also ging ich gleich mal hinunter. Unser Wagen war allerdings schon früher da gewesen. Ebenso wie eine weitere Vertreterin der Mietwagenunternehmen. Nun bin ich ja eigentlich schon ein Freund größerer Autos, für Mykonos war mir der Renault Megane allerdings fast schon eine Nummer zu groß. Wie sich später heraus stellte, wäre vielleicht ein kleinerer Wagen, dafür aber ein größerer Motor hilfreicher gewesen.

Nach Klärung der Formalitäten und nachdem wir dann unser Frühstück beendet hatten, erkundigte ich mich an der Rezeption, wie man den auf den „Parkplatz“ unmittelbar hinter unserem Zimmer kommen könnte. Morgens hatte ich von oben schon mal versucht, den Weg zu finden, was mir aber nicht gelungen war.

Der Hotelmitarbeiter an der Rezeption erklärte uns, dass man dazu durch den Ort, den Hügel hinauf und dann rechts fahren müsse. Also wirklich mit der Kirche ums Dorf herum. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fanden wir den Weg hinauf zu unserem Zimmer tatsächlich. Das letzte steile Stück hinunter traute ich mich dann doch nicht zu fahren. Der 1,4l-Motor des Wagens hat nämlich bergauf schon seine Probleme. Selbst auf der Hauptstraße kam er im zweiten Gang kaum die Steigung hinauf.

Inselrundfahrt 1

Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass man am Strand von Ágios Ioánnis eine nette Taverne finden würde und von dort aus, man ahnt es schon, einen schönen Sonnenuntergang bewundern könne.

Daher kam die Idee auf, dort am heutigen Sonntag zu Abend zu essen. Vorher wollten wir uns das aber erst mal anschauen. Also führte uns unser erster Weg hinüber auf die andere Seite der Halbinsel. Allerdings verpassten wir erst mal die Abfahrt zur Taverne und hielten erst praktisch am Ende der Straße am Kai und der obligatorischen Kapelle.

Kapelle
Kapelle in Ágios Ióannis

Ein paar Fotos später suchten wir dann weiter nach dem Weg zum Strand und der Taverne Sunset. Wenn man der Beschilderung folgt, ist das eigentlich auch gar nicht schwierig. Von einem der Mitarbeiter in der Taverne ließen wir uns in die Speisekarte zeigen. Nach der Versicherung, dass der Oktopus, wie anderer Dinge auf der Speisekarte auch, gerade frisch gefangen würden, war für uns die Entscheidung für diesen Abend gefallen.

Nächstes Ziel unserer ersten Inselrundfahrt sollten nun Toúrlos und Ágios Stéphanos sein.

Am neuen Fährhafen lag zu diesem Zeitpunkt ein riesiges Kreuzfahrtschiff, die Ruby Princess. Auf den Kahn passen wahrscheinlich mehr Passagiere und Besatzungsmitglieder, als Mykonos in der Regel Einwohner hat.

Ruby Princess
Ruby Princess im Hafen von Toúrlos

Hinter dem Fährhafen fuhren wir dann weiter die Küste entlang, wobei die Straße immer schmäler wird und man nie so richtig weiß, ob es jetzt noch weiter geht oder nicht. Verstreut liegen immer wieder Hotels oder Privatanwesen. Die Straße klettert immer weiter den Berg hinauf und wir vermuteten schon, dass wir uns auf dem nicht empfohlenen Weg zum Kap Armenistís befanden. Allerdings müssen wir wohl irgendeine Abfahrt verpasst haben. Jedenfalls gaben wir an einem steil nach unten führenden und offensichtlich an einem Privatanwesen endenden Straßenstück auf und fuhren wieder zurück. Nun stellte sich allerdings die Frage, wo die andere Abzweigung in Richtung Leuchtturm ist. Meine Vermutung war direkt am Fährhafen, da es dort ein Straßenschild ebenfalls Richtung Ágios Stéphanos. Aber auch das stellte sich als Irrtum heraus. Mitten in einer steil nach oben gehenden Sackgasse machten wir wieder kehrt. An der großen Kreuzung kurz vor der Chóra zogen wir noch mal die Karte zu Rate, was allerdings nicht wirklich weiter half. Wir beschlossen also wieder auf die Ringstraße zu fahren und dort nach einem Abzweig Ausschau zu halten. Kurz danach ging eine kleine Straße nach Norden ab, die mit einigen Hinweisschildern versehen war. Darauf war zwar keiner der Namen, die auf einer unserer Karten verzeichnet gewesen wäre. Aber dennoch stellte sich diese Entscheidung endlich als die richtige heraus. Oben auf den Hügeln entlang ging es immer weiter nach Norden, an zahlreichen in der Landschaft verteilten Häusern oder Baustellen von solchen herbei. Das freie Gelände dazwischen wurde durch Trockenmauern durchzogen. Die Landschaft ist mit niedrigem Gestrüpp bewachsen, das irgendwo zwischen Grau, Grün und Blau schimmert.

Kap Armenistís
Kap Armenistís

Beim Kap Armenistís mit der Insel Tínos im Hintergrund
Schließlich tauchte der Leuchtturm von Kap Armenistís vor uns auf. Der Turm steht auf einem rechteckigen Unterbau. Fensterrahmen, Läden und das Metall des Turmes sind in Grün gehalten. Allerdings ist der Leuchtturm heute wohl nicht mehr in Betrieb. Aber von hier oben hatten wir einen guten Rundblick über die Nordspitze der Insel, sowie auf Tínos und Rénia. Aufgrund des leichten Dunstes waren aber selbst die nahen Insel nur verschwommen zu erkennen.

Der Leuchtturm am Kap Armenistís
Der Leuchtturm am Kap Armenistís
Toúrlos-Bucht
Blick über die Toúrlos-Bucht mit Fährschiff, Toúrlos und die Chóra

Nun ging es die ganze Strecke wieder zurück zur Hauptstraße. Von dort aus suchten wir die nächste Abzweigung Richtung Ágios Sóstis und Pánormos, die wir dieses Mal auch recht schnell fanden, wenn auch die Straße nicht der in den Karten dargestellte Hauptweg war. Das merkten wir aber erst, als wir an einer Straßenkreuzung schließlich auf die Hauptstraße einbogen. Der Strand von Ágios Sóstis liegt ein ganzes Stück unterhalb der Straße.

Bucht von Ágios Sóstis
Die Bucht von Ágios Sóstis mit Segel- und Motorjachten

Leider war jedes Stück der Straße bis fast hinein in den Ort mit den Wagen der Badegäste belegt, so dass wir nur einen kurzen Fotostopp einlegten und dann wieder zurück zum Strand von Pánormos fuhren.

Strand von Pánormos
Taverne am Strand von Pánormos

Dort konnte man direkt bei einer der Strandtavernen parken. In der Bucht waren zahlreiche Jachten vor Anker gegangen. Nicht die ganz großen, aber immerhin eine recht große Segeljacht. Die Taverne machte eher den Eindruck eines Nobel-Strandclubs als einer urigen griechischen Strandtaverne, aber letztere gibt es wohl auf Mykonos sowieso eher nicht. Das Publikum hier am Strand bestand weitestgehend aus anscheinend wohlhabenden Griechen, die entweder von ihren Jachten oder ihren Ferienhäusern rund um die Bucht hierhergekommen waren. Die Taverne war ganz in Weiß gehalten, alle Tische zum Essen eingedeckt und reserviert. Im Couch-Bereich durften wir uns aber hinsetzen. Bei Limonensaft beobachteten wir das Treiben der Leute hier.
Schließlich brachen wir wieder auf, um auch noch den letzten Strand an der Pánormos-Bucht zu suchen. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen kurzen Stopp am Kloster Ágios Pandeleímonas.

Kloster Ágios Pandeleímonas
Kloster Ágios Pandeleímonas

Kloster Ágios Pandeleímonas

Der Strand war dann zwar von der Hauptstraße nach Áno Mená aus zu sehen, als wir aber den Ort erreichten, wussten wir, dass wir wieder mal eine Abzweigung übersehen hatten. Die fanden wir wieder in die andere Richtung fahrend durch einen der Tanklastwagen, die die ganze Insel ständig durchstreifen. Wir vermuteten bei dieser Gelegenheit, dass es sich um Wassertankwagen handelt. Bei der Zersiedelung kann eigentlich nicht jedes Haus an der Wasserversorgung angeschlossen sein.

Strand von Fteliá
Am Strand von Fteliá am südlichen Ende der Bucht von Pánormos

Das letzte Stück zum Strand ging es dann über eine unbefestigte Piste. Spätestens jetzt wurde klar, warum hier alle Autos mit einer dicken Staubschicht bedeckt sind. Der Strand von Fteliá gilt eigentlich als Surfparadies, wenn denn der eigentlich normale Nordwind weht. Seit Tagen hatten wir aber Südwind und so war es hier in der Bucht praktisch windstill. An diesem Strand gibt es keine organisierten Sonnenliegen und –schirme. Lediglich einige Badegäste verteilten sich mit eigenem Equipment auf dem Halbrund. Eigentlich ein idealer Platz um in Ruhe etwas die Sonne zu genießen. Leider hatte Johanna vorher schon ziemliche Probleme mit ihrem Kreislauf bekommen. Nachdem sie sich im Auto sitzend wieder halbwegs gefangen hatte, beschlossen wir die Tour abzubrechen und zurück zum Hotel zu fahren.

Nach einer Erholungspause fuhren wir wieder hinüber nach Ágios Ioánnis. War es am Morgen dort am Strand noch relativ problemlos gewesen, einen Parkplatz zu bekommen, war inzwischen alles voll. Nach Rücksprache mit den Leuten in der Taverne (der Mann, mit dem wir morgens diskutiert hatten, erkannte uns wieder) durften wir dann hinter der Taverne in der Einfahrt parken. Wobei das Einparken in die letzte verbleibende Lücke zwischen Autos, Mauer, Treppe zu dem kleinen Hotel, und Wasserkisten mit einem Wagen ohne Einparkhilfe und ausgeleiertem Getriebe eine gewisse Herausforderung darstellte.

Taverne Sunset
Auf der Terrasse der Taverne Sunset in Ágios Ióannis

Zum Abendessen bestellten wir dann gegrillten Feta und ein Gericht, das ähnlich einer Bruschetta mit sehr dickem Brot war. Dazu kamen dann in der Schalte gegrillte „rote“ Muscheln und gegrillter Oktopus. Da die Portionen nicht besonders groß, dafür aber lecker waren, orderten wir noch eine zweite Portion Oktopus hinterher. Auch in dieser Taverne war einiges an betuchterem Publikum unterwegs. Zu Anfang die Leute, die am Ende eines Strandtages erst mal eine Kleinigkeit essen. Später dann, als wir bereits wieder aufbrachen, die Leute, die zum Abendessen hierher kamen. Neben uns hatten sich eine junge Frau (in Begleitung eines älteren Mannes) mit einer anderen Frau (Künstlerin nach eigenen Angaben) getroffen und anlässlich der Wiedersehensfreude erst mal eine Flasche Moet & Chandon geordert.


Währenddessen mühte sich unten im Wasser ein Taucher mit seinem Equipment und seinem Boot. Uns wurde nicht so ganz klar, was er da eigentlich trieb. Ich hatte nicht bemerkt, woher er eigentlich kam in seinem tarnfarbenen Tauchanzug. Jedenfalls schleppte er einen blauen Kanister, eine Harpune und etwas, das ich zunächst für eine Sauerstoffflasche hielt, auf die steinerne Mole. Von dort erst auf ein großes Schlauchboot und von diesem auf ein kleines Holzboot. Da die beiden Boote zusammen an einer Boje befestigt waren, mühte er sich als nächstes damit ab, sein Boot zu lösen. Und dann begann das eigentliche Drama. Immer wieder versuchte er, den Motor mit dem Seilstarter in Gang zu setzen, was irgendwie nicht gelingen wollte. Schließlich muss er es doch geschafft haben, denn das Boot setzte sich in Bewegung. Der Motor machte aber weiterhin Probleme. Immer wieder ging der pendelte er zwischen dem Motor und der Steuerung in der Mitte des Bootes hin und her. Und immer wieder warf er den Motor wieder an. Manchmal hatte man auch den Eindruck, dass er versuchte, mit Leuten am Strand sich zu verständigen. Das führte aber nie zu irgendwelchen Aktionen. Schließlich bugsierte er das Boot wieder an die Boje und vertäute es wieder. Aber auch diese Aktion sah für mich als Laien ziemlich umständlich oder aufwändig aus. Als nächstes warf er dann seine Ausrüstung mit einer Leine gesichert über Bord, zog seine Taucherbrille mit Schnorchel und seine Schwimmflossen an, die ich bisher gar nicht bemerkt hatte und die in ihrer Länge fast seine Beinlänge erreichten, und sprang ins Wasser. Was ich bisher für eine Sauerstoffflasche gehalten hatte, stellte sich nun als eine Art Boje heraus, die wohl den Schnorchler vor dem Überfahrenwerden schützen soll. So ausgerüstet schwamm er dann Richtung Osten und ward nicht mehr gesehen.

Sonnenuntergang
Sonnenuntergang bei der Taverne Sunset in Ágios Ióannis

Inzwischen füllte sich die Taverne allmählich mit Gästen und wir beschlossen, den Untergang der Sonne hinter dem vorspringenden Berg vom Strand aus zu beobachten. Einige Bilder später ging es dann daran, unser Auto wieder auszuparken. Inzwischen war die Einfahrt in den Bereich zwischen Taverne und Hotel nämlich durch andere Autos weitestgehend zugeparkt. Fast zentimeterweise manövrierte ich den Wagen hinaus, unterstützt von Johanna als menschlichem Abstandswarnsystem. Aber schließlich bekamen wir den Wagen frei und konnten zurück in unser Hotel fahren. Den zweistufigen Ausklang dort kennen wir ja schon.