Inselrundfahrt 2. Teil

Montag, 29. Juni 2009

Inselrundfahrt 2

Heute wollten wir nach Áno Merá und dann weiter zu den östlicheren Stränden an der Südküste. Da laut Reiseführer die Klöster während der Mittagszeit geschlossen sind, verkürzten wir unser Frühstück ein wenig. Und nachdem am gestrigen Sonntag auch die Tankstellen geschlossen hatten, mussten wir auch diesen Tagesordnungspunkt heute einplanen. Zum Glück lag eine Shell-Tankstelle an unserem Weg in die kleine Ortschaft im Inneren der Insel. Und außerdem hatten wir gestern bereits das Hinweisschild zum Kloster Paleókastro . Was bereits gestern bei dem kurzen Stopp an der Ágios Pandeleimonas gesehen hatten, ist der burgartige Charakter der Klöster hier. Die Mauern sind so hoch, dass man gerade noch den oberen Teil der Kirchenkuppel und die Spitze des Glockenträgers erkennen kann. So auch hier beim Kloster Paleókastro. Aber hier war die Eingangstür geöffnet und so betraten wir das Innere, wo eine kleine, ganz in schwarz gekleidete und wohl noch recht junge Nonne (oder Novizin) den Innenhof kehrte. Sie begrüßte uns freundlich, erklärte uns, dass wir uns umschauen dürften. Fotografieren sei allerdings nicht erlaubt. An dem langgezogenen Innenhof befinden sich rechts und links zunächst die Klosterzellen. Der Hof weitet sich in hinteren Bereich. Am Ende befinden sich dann an der rechten Seite der podiumsartige Wasserspeicher, am hinteren Abschluss des Hofes befinden sich, etwas erhöht über Treppen erreichbar, weitere Räume. Auf der rechten Seite steht die Kapelle. In diese konnte man durch die Türen hineinschauen. Der kleine Hauptraum war geschmückt, aber nun nicht überreichlich. Links daneben gab es noch einen zweiten Raum, mit dem ersten durch einen Gewölbedurchbruch in der Mauer verbunden. Auch dort waren Stühle aufgestellt. Möglicherweise war das der Bereich für Gäste oder Novizinnen.

Alle Türen und Fenster im Innenhof waren in einem tiefen Rot gehalten. Einige Bänke luden zum Verweilen im Innenhof ein, in dem mehrere gedrungen wirkende Bäume Schatten spenden. Dazwischen und auf der Empore am hinteren Teil des Innenhofs standen zahlreiche, ebenfalls rote Blumentöpfe mit zumeist rot blühenden Blumen.

Kloster Paleókastro
Kloster Paleókastro

Kloster Paleókastro in Áno Merá

Die Nonne fragte uns, ob wir noch etwas Schokolade oder Wasser haben möchten, was wir aber dankend ablehnten. Ich fragte sie dann, wie viele Nonnen den noch im Kloster lebten. Zu unserem Erstaunen teilte sie uns mit, dass sie hier alleine ist. Sie käme selbst nicht aus Mykonos, sondern wurde vor einem Jahr hierher beordert, um auf das Kloster aufzupassen. Sie habe es relativ heruntergekommen vorgefunden und habe dann angefangen, den Müll zu beseitigen, die Zellen wieder herzurichten, ja selbst die Farbe zu erneuern. Auch die Pflanzen seien völlig vertrocknet gewesen. Tief beeindruckt verließen wir das Kloster.

Während Johanna am Auto zurückblieb, stieg ich das kurze Stück hinauf zu den Ruinen der alten Festung. Da gibt es zwar außer einem niedrigen Mauerkranz und natürlich einer Kapelle neueren Datums nichts mehr zu besichtigen, aber immerhin hat man eine gute Aussicht und kann einen Blick von oben in das Kloster erhaschen.

Kapelle
Kapelle auf dem Gelände der Festung aus venezianischer Zeit in Áno Merá

Mauerreste
Mauerreste der Festung aus byzantinischer Zeit in Áno Merá
Kirche
Kirche am Hügel der Festung aus venezianischer Zeit in Áno Merá

Weiter ging es nun in das „Zentrum“ des kleinen Ortes Áno Merá, wo wir das Auto in Sichtweite des Klosters Panagía Tourlinaí beim Dorfplatz abstellten und die paar Schritte hinliefen.

Kloster Panagía Tourlianí
Eingang des Kloster Panagía Tourlianí in Áno Merá

Auch dieses Kloster gibt sich nach außen hin wehrhaft mit einer hohen, blendend weißen Mauer und einer Pechnase über der Eingangstür. Wir trafen dort gleichzeitig mit einer Gruppe aus etwa 15 Asiaten ein, die ich erst für Japaner hielt. Später stellte sich allerdings heraus, dass sie aus HongKong waren. Viel entscheidender war jedoch, dass es sich wohl um einen Fotoclub gehandelt haben muss. Jedenfalls war jeder mit gleich zwei Spiegelreflexkameras behängt, meist Canon. Weder die Gehäuse noch die Objektive waren dabei von der einfachen Sorte. In der Regel befand sich an mindestens einem Gehäuse ein Objektiv in L-Ausführung. An eine ruhige Besichtigung war also erst mal nicht zu denken. Wir setzten uns daher erst mal auf zwei Bänke im Kirchenvorhof und beobachteten das Geschehen. Ein Kustode passte auf, dass die Gruppe nicht allzu viel Durcheinander brachte. Der Mönch, der „malerisch“ in der typischen orthodoxen Tracht mit langer dunkelgrauer Kutte, Kappe und Vollbad auf einer Bank saß, nahm das Treiben ebenfalls gelassen hin und ließ sich bereitwillig fotografieren. Lediglich als einer der Fotografen fragte, ob er sich nicht unter den riesigen Bougainville-Busch an der Seite des Innenhofs stellen könnte, lehnte er mit Hinweis auf sein Knie ab.

Fotoclub aus HongKong
Klosterbruder

Der Klosterbruder auf der Bank als Motiv des Fotoclubs aus Hong Kong

Währenddessen hatten wir genügend Zeit auch den Vorhof der Kirche auf uns wirken zu lassen. Während im Nonnenkloster die Kapelle stark in den Hintergrund getreten war und der baumbestandene Innenhof die Szene beherrschte, dominiert hier ganz klar die Kirche. Dabei ist es gar nicht so sehr die Kirchenfront, sondern der dreifache Glockenträger und der Turm der Kirche, in dem ebenfalls Glocken hängen und der mit religiösen, aber auch alltäglichen Reliefszenen geschmückt ist. Ansonsten bildet natürlich die Bougainville einen starken Kontrast zu den weißen Wänden, die zwei Stockwerke hoch aufragen. Weitere kleinere Dinge, wie alte Gussglocken, Bänke und natürlich wieder tiefrote Türen und Fenster fangen den Blick ein. Das Innere der Kirche ist überreich geschmückt mit Wandbildern, Ikonen, einer Kanzel und einer holzgeschnitzten Ikonostase.

Vom Vorhof führen zwei schmale Durchgänge in den restlichen Bereich des Klosters. Dort befinden sich auf zwei Ebenen Zellen, aber anscheinend auch richtige Wohnungen. Hinter der Kirche liegt ein weiterer Hof, dieser allerdings baumbestanden. Im 1. Geschoss leben tatsächlich Leute.

Roman
Roman beim Fotografieren der Bougainville im Kloster Panagía Tourlianí in Áno Merá
Glockenturm
Glockenturm des Klosters Panagía Tourlianí

Wieder zurück auf dem kleinen Dorfplatz entschieden wir uns, in einer der Tavernen erst mal was zu trinken. Die von uns ausgesuchte ist auch im Merian-Reiseführer erwähnt, dort allerdings falsch geschrieben. Während wir unseren Durst löschten konnten wir andere Touristen beobachten, die sich etwas von den Speisen gönnten. Traditionsgemäß waren hier in einer Schau-Kühltruhe die verschiedenen kalten Speisen ausgestellt und man konnte sich das Gewünschte aussuchen. Daneben drehten sich auf einem großen Holzkohlegrill lange Spieße mit verschiedenen Fleischsorten. Das alles sah so lecker aus, dass wir uns ernsthaft überlegten, am Abend hierher zu kommen, statt in die Chóra zu fahren.

Nach einem kurzen Rundgang um den Platz und das Kloster machten wir uns auf den Weg an’s Meer.

Das nächste Hinweisschild ging nach Kaló Livádi. Der Strand dort hat inzwischen auch seine Tavernen, Sonnenschirme und Liegestühle. Trotzdem machte er einen relativ ruhigen Eindruck, so dass wir unsere Badehandtücher aus dem Auto holten und es uns gemütlich machten. Obwohl eher abgelegen, gab es hier pure HighTech. Die junge Frau, die das Geld für Liegen und Schirm kassierte, notierte die Belegung auf einem PDA, während bei Eliá der dortige Kassierer noch mit einem Bogen Papier und einer riesigen Rechenmaschine herum lief. An den Pfosten jedes Schirmes befindet sich ein Knopf, der drahtlos den Kellner herbeiruft.

Am Strand von Kaló Livadí
Am Strand von Kaló Livadí

Aber immerhin blieb die Musik aus der Taverne, wenn überhaupt hörbar, dezent im Hintergrund. Die lautesten Geräusche kamen einerseits von den Bau-LKWs die sich ab und zu die steile Straße zur Baustelle eines weiteren Hauses hinauf oder hinunter quälten. Außerdem befindet sich am östlichen Ende der Bucht am Berg ein kleiner Erzabbau mit einer Zerkleinerungsanlage und einer Verladung auf die wartenden Frachtschiffe. Aber weder das gelegentliche Hämmern aus dem Erzabbau noch die beiden kleinen Frachter störten die Ruhe hier. Das Wasser war ebenfalls glasklar und angenehm erfrischend.

Fischerdorf
Fischerdorf auf der Halbinsel Divoúnia

Einige Stunden später hatten wir genug vom Sonnenbaden und so fuhren wir die Küstenstrasse entlang hinüber zur Halbinsel Divoúnia mit den beiden Stränden Agía Ánna und Kalafáti. Auf der Halbinsel befindet sich ein kleines Fischerdorf. Die Leute hier scheinen aber auch Großgeflügel zu halten. Jedenfalls rannte ein Truthahn und anderes Geflügel umher.

Eigentlich wollten wir nun über Áno Merá die Straße über Ágia Ánna zurück nehmen. In Áno Merá bogen wir jedoch in Richtung Eliá ab, was ja bekanntlich eine Sackgasse ist. Das bemerkten wir glücklicherweise früh genug und kehrten wieder mal um. Allerdings fanden wir die andere Abzweigung nicht, so dass wir schließlich wieder den üblichen Weg zurück fuhren. Ein späteres Studium der Karte ergab, dass wir in Áno Merá durch das Ortsinnere hätten fahren müssen.


Wieder im Hotel angekommen hatten wir einige Zeit, um uns auszuruhen und zu entscheiden, was denn nun mit dem Abendessen werden sollte. Nach einigen Überlegungen und da wir uns schon noch mal etwas in der Chóra umschauen wollten, entschieden wir uns schließlich doch in die Stadt zu fahren. Im Reiseführer hatte ich über zwei Lokale in der Nähe des Hafens gelesen, die wir uns anschauen wollten.

Zuvor jedoch blieben wir noch an dem Juweliergeschäft hängen, wo wir am Samstag schon mal waren. Der Mitarbeiter erkannte uns wieder und auch den Anhänger, den Johanna in der anderen Filiale gekauft hatte. Er erzählte uns, dass der ovale Anhänger, den er uns gezeigt hatte, inzwischen verkauft sei.

Das Fischlokal war in einer ganz engen Gasse beim Rathaus zu finden, die Tische standen zum Teil auf der Gasse, zum Teil in einem winzigen Garten und zum Teil im Gebäude im ersten Stock. Da die letzten Tage kaum Wind ging, war es auch in den Gassen schwül-warm. Gerade einmal zwei Ecken weiter fanden vor Niko’s Taverne, die sich zwar ein einer belebten Durchgangsgasse, aber auch direkt unterhalb des Platzes an der Agía Moní. Auch hier verteilten sich die Tische über jeden verfügbaren Platz direkt bei der Taverne, auf dem höher gelegenen Platz, ja selbst auf einem kleinen Vorsprung am Gebäude gegenüber. Die Speisekarte stellte sich als außerordentlich umfangreich heraus und die Preise waren die günstigsten, die wir bisher gesehen hatten. Eigentlich wäre das auch der Platz gewesen, um Fisch zu essen. Der frische Fisch ging nicht nur kiloweise, sondern es waren auch frische Fischgerichte zum Fixpreis auf der Karte. Aber nach dem Besuch in der Taverne am Mittag hatte ich irgendwie Appetit auf Fleisch. Tzatziki und gefüllte Champignons gab es als Vorspeise. Johanna entschied sich wieder mal für Kopffüßler, dieses Mal in Tomatensoße. Ich nahm Lamm, das zusammen mit Kartoffeln, Mohrrüben und Zwiebeln in Alufolie gegart war. An einem der Nachbartische hatte sich auch der HongKonger Fotoclub eingefunden und irgendwann später bemerkte Johanna weiter hinten einen der Pelikane, die als Maskottchen die Nachfolge des berühmten Pétros angetreten hatten. Unsere Aufmerksamkeit erregte auch eine Familie, die sich am Nachbartisch niedergelassen hatte. Eltern, zwei kleine Mädchen samt asiatischem Kindermädchen. Die beiden Mädchen fingen sofort an, die Salz- und Pfefferstreuer herum zu werfen, auszuschütten und auch die Servierten zu verteilen. Weder Eltern noch Kindermädchen focht das sonderlich an, letzteres schien eh irgendwie überflüssig und versuchte später lediglich den Fisch für das kleinere Mädchen zu entgräten und ihm dann die Stücke hinterher zu tragen. Was mich außerdem wunderte, war, dass die Eltern meist französisch, dann aber wieder mit englischen und insbesondere arabischen Einlagen sprachen. Als irgendwann das Stichwort Beirut fiel, vermutete ich, dass die Familie libanesischer Herkunft sein könnte. Auf jeden Fall ging dann recht hektisch die Diskussion mit den Kellnern wegen der Essensbestellung los. Was die Mutter damit meinte, ob ein bestimmter Fisch gut für die Kinder sei, wurde uns nicht klar.

Als dann ein großer Salat und zwei große Teller mit frittierten Meeresfrüchten auf den Tisch kam, wurde das Drama noch schlimmer. Die Mutter verabschiedete sich nach etwas Salat, weil sie wohl noch irgendwo etwas kaufen wollte. Der Vater und das größere Mädchen aßen etwas von dem einen Meeresfrüchte-Teller. Gleichzeitig versuchte der Vater das kleinere Mädchen ständig zum Essen zu animieren, aber kleine Stücke zu nehmen und gut zu kauen. Letztlich ging aber der zweite Teller fast unberührt zurück. Die Annahme, dass das nun genug sei, stellte sich allerdings als falsch heraus. Nachdem die Teller abgeräumt waren, kam die Fischplatte mit einem ganzen großen Fisch und einem weiteren Stück eines festfleischigen Fisches. Irgendwann kam auch die Mutter wieder zurück und aß auch ein wenig. Insgesamt tat es einem aber um das Essen und die Fische leid, wenn man beobachten musste, wie nachlässig und verschwenderisch damit von den Leuten umgegangen wurde. Irgendwann wurde dann bezahlt und gegangen. Mit dem, was zurück in die Küche gegangen war, hätten noch zwei Leute satt werden können.

Nach dem Essen streiften wir noch etwas durch die Gassen und fanden vorne am Hafen auch den einen Pelikan mit seinem Betreuer wieder. Der Vogel hatte es sich auf einem Stuhl bei einem Restaurant gemütlich gemacht und ließ sich bewundern. So glatt und gepflegt sein leicht rosafarbenes Gefieder aussah, musste er sich wohl normalerweise nicht von Fischabfällen am Strand ernähren. Leider hatten wie unsere Kameras nicht mit, so dass diese Begegnung fotografisch undokumentiert bleiben musste.

Mit unserem  „traditionellen“ Abschluss im Hotel beendeten wir den Tag.