Zurück nach Santorini

Mittwoch, 1. Juli 2009

Auch heute hieß es wieder etwas früher aufstehen. Unsere Fähre sollte gegen 10:00 Uhr gehen und wir sollten daher gegen 09:00 Uhr abgeholt werden. Unsere Koffer hatten wir weitestgehend am Vorabend schon gepackt, so dass an diesem Morgen nur noch die letzten Stücke verstaut werden mussten. Auf unserem Balkon stellte ich beim Warten auf Johanna fest, dass der Wind nun auf den normalen Nordwind gedreht hatte. Allerdings war er zu schwach, um wirklich Kühlung zu verschaffen. In der Nacht hatten wir auch wieder die Klimaanlage bemüht.

Auf dem Weg zum Frühstück trug ich schon mal Johannas Koffer nach unten. Die Rechnung lag auch schon an der Rezeption bereit und der Vertreter der Mietwagenfirma tauchte auf, als wir gerade unser Frühstück holten. Ich machte mich ihm also gleich wieder die Treppen hinauf, weil der Schlüssel im Zimmer lag und das Auto sowieso auf dem Platz hinter oder besser oberhalb des Hotels stand.

Somit waren die Formalien erledigt und wir konnten noch halbwegs in Ruhe frühstücken. Den Rest des Gepäcks schafften wir dann gemeinsam nach unten und kurz vor 09:00 Uhr kam auch der Bus, der uns zum Hafen bringen sollte. Dort kamen wir bereits zehn Minuten später an und warteten mit einer zunehmenden Zahl anderer Passagiere auf unsere Fähre. Da es unter dem Dach des Wartebereiches nicht nur heiß, sondern auch noch schwül war, zogen wir es vor, außerhalb in der Sonne zu warten. Dort ging wenigstens etwas Wind.

Die Flying Cat 3 traf auch fast pünktlich ein und eigentlich erwarteten wir nun eine gut gekühlte Passagierkabine, wie auf der Herfahrt. Doch weit gefehlt. Irgendwie war die Klimaanlage nicht wirklich in Betrieb. Johanna hatte wenigstens einen Platz in der ersten Reihe, während ich in der zweiten Reihe im Block nebenan untergebracht war. Während auf der Fahrt letzte Woche von Santorini der Wellengang recht hoch und damit die Fahrt zeitweise etwas unruhig war, war das Meer dieses Mal glatt und die Katamaranfähre konnte mit hohem Tempo und ruhig zuerst Naxos und dann Ios ansteuern, bevor wir schließlich an unserem Ziel in Santorini ankamen.

Dort erwartete uns ein Attika-Mitarbeiter und brachte uns zum Bus. Die beiden Männer, die auf der Fähre neben mit gesessen hatten und sich französisch unterhalten hatten waren ebenfalls mit Attika unterwegs. Zwei weitere Paare warteten bereits im Bus. Nach dem ich auf dem Serpentinenweg nach oben einige Aufnahmen mit dem Camcorder gemacht hatte, sprach mich überraschenderweise einer der beiden Männer auf Deutsch mit leichtem ostdeutschen Akzent an. Er erzählte, dass er die SD-Karte seines Camcorders verloren hätte und, obwohl dieser eigentlich auf DVD aufzeichnete, auf eine Karte beharrte. Versuche mit der SD-Karte der Fotokamera seien nicht erfolgreich gewesen und in einem Laden auf Mykonos, wo er vor der Abfahrt noch gefragt hatte, verlangte man für eine 2 GB-Karte sagenhafte 120,- €. Er meinte auch, dass er auf dem Schiff bemerkt hätte, dass ich meine Bilder auf dem Laptop habe. So unterhielten wir uns eine ganze Weile über die technischen Möglichkeiten des Fotografieren und Filmens. Inzwischen hatte der Bus Fierá erreicht. Durch den Trubel der Hauptstraße ging es weiter über Firostefáni und erreichten schließlich einen kleinen Parkplatz direkt an der Caldera in Imerovígli. Dort lud der Fahrer unsere Koffer aus, zeigte einen Weg entlang, meinte dort irgendwo wäre unser Hotel und verschwand. Wir befanden uns praktisch direkt an der Grenze zwischen der normalen Bebauung des Ortes und der Hotelanlagen, die sich etwas östlich des erwähnten Weges, aber im Wesentlichen hinunter Richtung Caldera erstreckten. Dabei meint Hotelanlagen hier eine Sammelsurium an einstöckigen Häuschen, entweder kubisch oder aber in der Mehrzahl tonnenförmig mit Aufsätzen auf dem Dach. Ob diese Aufsätze ursprünglich tatsächlich Kamine waren oder immer schon der Belüftung gedient hatten, war nicht klar. Dazwischen immer wieder kleine Terrassen mit mehr oder weniger kleinen Swimming Pools und alles mit zahllosen kleinen Wegen und Treppen verbunden. Die vorherrschenden Farben sind Weiß mit etwas Blau für Türen und Fenster. Viele der Flachdächer und Wege sind in einem mittleren Grau gestrichen, wobei auf den Naturpflasterböden die Fugen wiederum in Weiß abgesetzt sind. Dazwischen gibt es aber immer wieder auch Gebäude, die aus Vulkangestein gebaut sind. Diese sind nicht gestrichen. Ihr Farbenspiel kommt durch die Verwendung von schwarzem, rotem und grauen Gestein.  Zum Glück fanden wir auf einem der Dächer (ja Dächer, weil bereits eine Ebene hinunter) die Aufschrift Remezzo. Nun galt es nur noch herauszufinden welcher der Wege nun tatsächlich zu unserem Hotel führt. Die einzelnen Hotels gehen hier nämlich praktisch ineinander über. Wie wir auch später feststellen, ist nie ganz klar, welche Wohneinheiten nun wohin gehören. Außer das jeweilige Hotel ist komplett in einer anderen Farbe gehalten. Auch das gibt es, wobei oft beige-gelbe Pastelltöne zum Einsatz kommen.

Die Leute in der Freiluftrezeption des Nachbarhotels wollten uns gerade einen der Wege hinunter schicken, als ein dicklicher Mann auftauchte und uns den anderen Weg wies, wobei er Johannas Koffer trug. Er war der Kofferträger des Hotels und schleppte später auch beide Koffer zusammen weiter hinunter in unser Zimmer. Zwei Ebenen tiefer erreichten wir aber zunächst eine Terrasse hinter der die Rezeption in den Fels hinein gebaut war. Der junge Hotelbesitzer Vassilis begrüßte uns und bot uns etwas zu trinken an. So konnten wir erst einmal die Aussicht auf uns wirken lassen. Die Lage von Imerovígli ist eigentlich ideal, weil man fast das ganze Rund der Caldera vor Augen hat. Durch den vorgelagerten Skáros-Felsen kann man von unserem Standort zwar nicht nach Firá sehen, aber dafür den hat die anderen Inseln und Oía direkt vor sich, ohne dass irgendein Teil die Sicht dominiert oder verstellt. Das sollte sich auch abends zum Sonnenuntergang als optimal herausstellen.

Hotel Remezzo Villas
Roman auf der Terrasse vor der Rezeption im Hotel Remezzo Villas

Von der Terrasse an der Rezeption sieht man den Pool-Bereich wiederum eine Ebene tiefer. Davor läuft auch schon der Caledera-Wanderweg, von dem aus es noch zwei oder drei Ebenen, so genau lässt sich das nicht feststellen, nach unten geht.

Hotel Remezzo Villas
Poolterrasse Hotel Remezzo Villas in Imerovígli
Calderawanderweg
Calderawanderweg

Hotel Remezzo Villas
Teil des Hotels, der aus einem ehemaligen Weinkeller entstand

Nachdem wir unsere Getränke geleert hatten, brachte uns Vassilis zu unserer Unterkunft. Diese befand sich in einem recht außergewöhnlichen Teil der Anlage. Direkt am Weg befand sich nämlich ein für die Verhältnisse großer Hof vor der Felswand. Der Hof war durch ein niedriges Mäuerchen vom Weg getrennt und konnte durch ein eigentlich unnötig hohes Tor betreten werden. Die Hangseite war durch eine hohe Mauer mit zwei in Tiefe und Höhe abgestuften Vorsprüngen verblendet. In den linken, am weitesten hinten befindlichen Teil der Mauer war ein großes Holztor mit Fenstern direkt darüber und daneben. Vorne am Hof stand ein hohes tonnenförmiges Gebäude aus Vulkangestein mit einer Tür und einer Fensteröffnung. Das Gebäude war aus verschiedenen Vulkansteinen erbaut, der Hof ebenfalls mit groben geglätteten Steinen gepflastert. An der rechten Seite des Hofes, angelehnt an den dort vorspringenden Hang, befand sich ein längsreckteckiger Gebäudeteil, an dessen Hofseite eine breite Treppe in die Höhe führte. Der Bereich unter der Treppe war ebenfalls Bestandteil des Raumes. An der vorderen Schmalseite befand sich eine rechteckige doppelflügelige Tür, während an der Seite unter der Treppe eine Bogentür einen zweiten Eingang bildete.


Hotel Remezzo Villas
Teil des Hotels, der aus einem ehemaligen Weinkeller entstand mit unserem Zimmer

Links hinten an der hohen Mauer stand schließlich ein kleines tonnengewölbtes Häuschen mit zwei „Kaminen“ einigen Fensterchen und einer ebenfalls hellblauen Tür. Sowohl die der Bau rechts als auch das Häuschen waren Hotelzimmer und in einem gelb-beige gehalten. Auf dem Hof standen noch zwei Sonnenschirme mit jeweils zwei Liegen, vorne an der Mauer und vor dem Häuschen jeweils ein Tischchen mit zwei Stühlen. Dazu kamen dann noch verschiedene Accessoires. Irgendwie macht das Ganze den Eindruck eines Hofes einer Weinkellerei. Ein Blick durch das Tor in der Mauer vor der Felswand schien den Eindruck zu bestätigen. Das in den Felsen geschlagene Gewölbe war nämlich nicht nur ein Abstellraum, sondern es befanden sich auch eine Reihe alter Fässer darin.

Das Häuschen an der linken Seite des Hofes stellte sich als unser Zimmer heraus. Die korrekte Form zu beschreiben ist relativ schwierig. Der längsrechteckigen Grundkörper war mit einem Tonnengewölbe überdacht, das allerdings etwas schmäler war, als der Grundkörper. Die beiden „Kamine“ schienen wie aus mehreren geometrischen Elementen zusammen gesetzt. Die rechteckige, dreiflügelige Tür befand sich im hinteren Drittel des sichtbaren Baukörpers. Dreiflügelig, weil der rechte Flügel noch mal vertikal zweigeteilt war, etwa im obere Drittel. Ein bogenförmiges Fenster befand sich an der Stirnseite des Baus. Zwei weitere kleine Fenster mit Läden links und rechts im vorderen Viertel und eine weiteres, etwas größeres genau gegenüber der Tür.
Durch diese betrat man zunächst einen kleinen Raum mit einem Tisch und zwei Stühlen unter dem Fenster, einem Eckschrank rechts neben dem Fenster, in den ein kleiner Kühlschrank integriert war und ein Kleiderschrank direkt rechts neben der Tür. Vom Eingang aus rechts befand sich durch Wand und Tür getrennt das Badezimmer, das wohl schon ein Stück in den Fels hineinreichte. Im Badezimmer gegenüber der Tür befand sich das Waschbecken und dahinter eine bogengewölbte Nische mit einen mehrteiligen Spiegel. Rechts daneben in einer flachen, ebenfalls bogengewölbten Nische die Toilette. Der rechte Teil des Badezimmers wurde durch die bodengleiche Dusche eingenommen. Vom Vorraum aus nach links war der Schlafraum über einen bogengewölbten Durchgang zu erreichen. Der Raum war unwesentlich größer als das Bett darin. Im Vorraum und im Schlafraum waren Ablagen und Nachttisch aus Hölzern und Wurzeln eingearbeitet. Verschiedene Lampen schufen ein stimmungsvolles Licht. Die Lampen in den „Kaminen“ bewirkten, dass die Kamine von außen leuchteten, sobald das Licht eingeschaltet wurde.

Nachdem wir unsere Sachen verstaut und die ersten Bilder geschossen hatten, legten wir zunächst eine Erholungspause auf unseren Liegen im Hof ein.

Später machten wir uns dann auf den Weg, um den Ort zu erkunden und ein Restaurant zum Abendessen zu finden. Ein Stück hinter der engen Zugangsstraße, am „Sportplatz“ vorbei fanden wir einen Mini-Markt, wo wir erst einmal Wasser, eine Flasche Roséwein und eine kleine Flasche Ouzo einkauften. Johanna durchstöberte die anliegenden Geschäfte während ich die Einkäufe zurück in unser Zimmer brachte und bei der Gelegenheit auch gleich Eiswürfel ansetzte. Wieder zurück fand ich Johanna in einem der Geschäfte, wo sie einen Sonnenschutz erstanden hatte. In dem Laden gab es auch Nachbildungen der kykladischen Idole, von denen wir bereits eines in weißem Stein zu Hause hatten. Hier gab es welche in schwarzem Lavastein. Den Einkauf stellten wir erst einmal zurück. Wir waren ja noch ein paar Tage hier.

Anschließend inspizierten wir die Restaurants des Ortes. Die Taverne Imerovígli und ein weiteres Restaurant an der Caldera sahen schon nicht schlecht aus. In der Mitte des Ortes gab es noch eine Pizzeria in mit umlaufenden Glasscheiben direkt an einem zentralen Parkplatz. Direkt an der Hauptstraße befand sich eine weitere Taverne, deren Speisekarte ok und günstig aussah. Lediglich die Lage direkt an der Durchgangsstraße nach Oía fand ich etwas abschreckend. Allerdings drehte sich auf dem Grill eine Lammkeule. Schließlich entschlossen wir uns doch hier zu Abend zu essen. Fava und Tzatziki als Vorspeise waren schon mal nicht schlecht. Johanna hatte zum Hauptgang Gyros. Leider brauchte die Lammkeule noch 1,5 Stunden, so dass ich Lammkottelets bestellte. Dazu hatten wir noch einen griechischen Salat. Das Essen war gut und günstig. Und tatsächlich erzählte uns das deutsche Ehepaar, die seit Jahren hierher kommen, dass dies die Taverne der Wahl ist.

Auf dem Rückweg nahmen wir dann den Calderawanderweg, zumindest teilweise. Schließlich erreichten wir aber doch noch unser Hotel und konnten unseren ersten Sonnenuntergang auf der Terrasse vor der Rezeption genießen. Wir hatten von unserem Hotel, wie wohl insgesamt von Imerovígli aus, eigentlich die ideale Lage dafür. Die Sonne ging während unserer Anwesenheit direkt zwischen Thirasía und Oía unter. Dagegen schien uns die Oía-Perspektive deutlich unattraktiver. Von dort aus ging sie nämlich nördlich unter, also „nur“ mit dem Meer als Kulisse. Egal aber von welcher Seite, das Farbenspiel ist schon beeindruckend. Kurz vor dem endgültigen Versinken nimmt die Sonne ein extrem starkes Orange-Rot an. Im Vergleich zur Äquatornähe bleibt sie allerdings relativ klein. Spannend ist bei diesen Sonnenuntergängen auch immer, wie nahe sie dem Meer kommt, bevor sie verschwindet. Das hängt von der Dicke der jeweiligen Dunstschicht über dem Meer ab. An diesem Tag war auch bereits etwas über der Meer Schluss. Ein weiteres Glas Wein auf der Bank vor unserem Zimmer, danach fielen wir schließlich in unser Bett.

Hotel Remezzo Villas
Unser Hof bei Nacht