Nordküste und Oía

Freitag, 3. Juli 2009

Im Grund hatten wir hier im Hotel noch mehr Ruhe als auf Mykonos. Wenn da nicht unser kleiner gefiederter Freund gewesen wäre, der morgens etwa ab 6:00 Uhr anfing lautstark zu zwitschern. Sperlinge sind ja normalerweise immer zu mehreren unterwegs. Wahrscheinlich fühlte sich unserer einfach nur einsam. Er flog immer zwischen dem Gitter über dem Tor zum ehemaligen Weinkeller, dem Feigenbaum vorne im Hof und der Frühstücksterrasse hin und her. Erstaunlich, dass der Vogel nicht müde oder heiser zu werden schien. Das lautstarke Zwitschern hielt der Kleine nämlich stundenlang bis zum Nachmittag durch.

Zum Frühstück gab es heute neben den Grundlagen Salami, ganz kleine Würstchen, Croissants, Würstchen in Blätterteig, sowie eine große Schale Joghurt mit Honig und einer Art Nußmüsli. Zum Glück verspätete sich der Mann, der unseren Mietwagen brachte. So konnten wir unser Frühstück in Ruhe beenden. Das andere Pärchen, das gestern beim Informationsgespräch dabei war, hatte seinen Mietwagen schon gehabt und berichtet, dass sie nach Firá gebracht worden waren und das Auto von da aus zurück fuhren. Nun, der ältere Grieche, der die Treppe herab gestürmt kam und zunächst den Hotelhund Ira begrüßte, meinte, er hätte den Wagen schon gestern oben auf dem Parkplatz abgestellt. Wir bekamen einen kleinen Kia, zum Glück in Weiß.

Nordküste und Oía

Wir hatten eigentlich geplant, uns erst mal an der Nordküste etwas an einen der Strände zu legen und dann weiter nach Oía zu fahren. Wir fuhren also die steile Serpentinenstraße hinunter nach Vourvoulos, wo wir auf die Nordküstenstraße trafen. Was wir schon des öfteren festgestellt hatten, traf auch hier wieder zu. Die Landschaft ist recht zersiedelt. Häuser von Einwohnern, Appartementanlagen und jede Menge Baustellen, die wohl eher Bauruinen waren. Dazwischen auch immer wieder Weinanpflanzungen. Von Weinbergen kann man eigentlich nicht sprechen, da die Rebstöcke ganz flach am Boden gehalten werden. Keine Pfosten, Drähte etc. wie bei uns. Die Stöcke bilden eigentlich nicht mal Büsche aus, die einzelnen Ruten liegen praktisch am Boden, oftmals ist eine regelrechte Grube gebildet.

Weinberg
Weinberg

Weinberge nördlich von Voúrvoulos

Ein Stück weiter erreichten wir dann den Bereich mit den Stränden. Leider sind die hier nicht nur, wie erwartet, schwarz. Die Stelle, an der wir gehalten hatten und wo auch ein paar Leute waren, war eher geröllartig. Das machte uns nicht wirklich an. Auch konnten wir uns kaum vorstellen, dass man auf den Steinen und nur mit einem Handtuch irgendwie bequem liegen könnte. Kurzerhand strichen wir diesen Programmpunkt und fuhren direkt über Thólos hinauf nach Oía.

Baxédes oder Paradeisos Strand
Baxédes oder Paradeisos Strand

Auf dem Parkplatz unterhalb der Hauptkirche Panagiá fanden parkten wir unseren Wagen und ein paar Schritte später waren wir auf dem Kirchenvorplatz angelangt. Bereits hier wurden einige Unterschiede zu Fierá deutlich. Während dort mehrere Hauptgassen zwischen Durchgangsstraßen und Caldera laufen, ist es in Oía gerade mal eine. Die wirkte auf uns aber irgendwie freundlicher, was zum einen daran lag, dass die Häuser in aller Regel nur einstöckig waren. Der Boden der Gasse war außerdem in einem hellen Stein gehalten und, zumindest im Bereich zwischen dem östlichen Kirchenkomplex und dem Gemeindebüro, ist sie auch breiter als die Gassen in Fierá. Hinzu kam, dass hier deutlich weniger Touristen unterwegs waren, zumindest in der Zeit bis etwas zwei Stunden vor Sonnenuntergang.

Oía
Entlang der Hauptgasse von Oía
Oía
Vorrichtung mit Rad unbekannter Funktion

Oía

Wir schlenderten zunächst in östlicher Richtung, nahmen eine Erfrischung an einer der Bars und schauten uns die Geschäfte an. Während ich vor einem Kleidergeschäft auf Johanna wartete, die dort einige Zeit brauchte, um ein Shirt zu erstehen, „freundete“ ich mich mit den Hunden der Gegend an. Tatsächlich gibt es auf Santorini deutlich mehr Hunde als Katzen, anders als auf Mykonos.

Oía
Stadtteil am Calderarand

Der Hang an der Caldera ist natürlich auch hier in Oía stark bebaut, aber nicht komplett durchgängig. Einige Felsvorsprünge verhindern eine geschlossene Bebauung.

Bei den Geschäften waren zwei Punkte bemerkenswert. Zum einen war Johanna froh, mit ihrem Schmuckkauf nicht bis Santorini gewartet zu haben. Die Geschäfte boten praktisch alle das Standardprogramm an, das wir bereits von Mykonos kannten. Was wir nicht gefunden hatten, war ein Geschäft mit den besonderen, den Ausnahmestücken. Der zweite Punkt waren die zahlreichen Galerien mit Kunst und Kunsthandwerk. Die Galerie Wave Sculpture hatten wir ja auch auf Empfehlung von Sabine direkt angesteuert. Was uns dort besonders gefiel, waren die Schiffe. Einerseits gab es ein Ruderboot, dessen Rumpf aus Klarglas bestand. Die Ruder waren durch quer darüber liegende Bronzestäbe angedeutet und vorne auf dem Bug befand sich noch ein bronzener Kopf. Mir gefiel das Weinschiff am besten. Wieder ein Rumpf aus Klarglas, der allerdings in diesem Fall mit kleinen Tonamphoren gefüllt war. Der Mast war durch einen dreieckig gebogenen Bronzestab dargestellt. In anderen Galerien gab es immer wieder Skulpturen aus Metall und Glas. Beliebt ein Seepferdchen mit Kopf und Schwanz aus Metall und der Körper dazwischen aus fingerdicken grünlichen Glasplatten. Oder ein Fisch in ähnlicher Weise, der an einem Gestell aufgehängt war. Aber neben den Preisen war eben das Problem, dass die Sachen alle irgendwie nicht zu unserer Wohnungseinrichtung passten.

An der östlichen Kirchengruppe machten wir kehrt und spazierten nun die Gasse in die andere Richtung, wieder an der Kirche vorbei hinunter zum Kastell der Agýri. In diesem unteren Teil der Stadt, der zum Kastell hin abfällt, waren die Gassen auch deutlich enger und verwinkelter. Das Kastell selbst war nur noch eine Ruine, aber man hatte einen sehr schönen Blick über die Stadt und zwar auch den Teil oberhalb der Ammoúdi-Bucht. Wir hatten eigentlich geplant, zum Abendessen hinunter an den Ammoúdi-Hafen zu fahren. Vom Kastell aus konnte man allerdings erkennen, dass die Parkplatzsituation das schwierig machen würde. Und der Treppenweg schloss sich eigentlich auch aus. Also mussten Alternativen gefunden werden.

Oía
Kap Ágios Nikólaos mit Kapelle
Oía
Stadtteil oberhalb der Ammoúdi-Bucht

Während ich noch auf dem Kastell fotografierte, hatte Johanna ein paar Shirts bei einem Laden gekauft, der ein Label namens The Earth Company führte. Die Kleider bestehen dabei aus reinen Naturmaterialien. Ob allerdings die Herstellung in China ähnlichen hohen Ansprüchen bei den Arbeitsbedingungen genügt, so einmal dahin gestellt.

Im Reiseführer war ein Lokal namens Papagalos erwähnt, das wir ganz in der Nähe des Kastells fanden. Das Ambiente war weniger das einer klassischen Taverne, sondern war eher weiß und modern gehalten. Da wir wieder mal Durst hatten, nutzten wir die Möglichkeit der Flüssigkeitsaufnahme gleich zu einem Studium der Speisekarte. Nicht nur, dass die Gerichte darauf interessant klangen, drang auch aus der Küche ein verführerischer Duft. Zum Essen war es allerdings dann doch noch etwas früh. Da im Reiseführer noch ein anderes Lokal direkt an der Hauptkirche erwähnt war und ich außerdem noch auf Fototour durch die Teile der Stadt am Hang der Caldera wollte, vereinbarten wir, dass Johanna auf der Hauptgasse zurück zur Kirche laufen und dort schon mal die Speisekarte inspizieren sollte, während ich den Weg durch das Gassen und Treppengewirr unterhalb der Gasse nahm.

Oía
Balkon mit Sonnenschirm und Wäsche im Stadtviertel der Kapitänshäuser
Oía
Haus mit Balkon vor der Caldera

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Alter Mann vor seinem Haus im Stadtviertel der Kapitänshäuser
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Terrasse mit Sitzgruppe und Sonnenschirm vor der Caldera

Interessant dabei war, dass die Häuser und Wohnungen dort überwiegend keine Hotels oder Appartements, sondern normale Wohnhäuser sind. Dadurch konnte man auch einmal einen Eindruck davon erhalten, wie es aussieht, wenn nicht jeder einen Balkon mit Caldera-Blick und ein Schwimmbad vor der Haustür hat. Wie vereinbart traf ich Johanna wartend auf dem Platz. Auf der anderen Seite des Platzes machte ich noch einen kurzen Abstecher ein kleines Stück die Treppe zum Hafen hinunter. Johannas Kommentar zur Speisekarte des anderen Lokals war „Das Übliche“, worauf unser Entschluss feststand, doch das Papagalos zu probieren. Auf dem Weg zurück gingen wir noch in ein Kleidergeschäft, da mir irgendwie die weißen, weiten Herrenhemden gefielen, die ich schon das eine oder andere Mal gesehen hatte. Der Laden hatte nur eine kleine Auswahl, wobei da schon einige gewesen wären. Die Verkäuferin meinte, dass ich für das eine Hemd einen Sonderpreis von 40 € bekäme, da sie nur noch eine Größe da habe. Ich konnte mich noch nicht entscheiden und Johanna meinte, wir könnten ja in den Laden gehen, wo sie ihre Shirts gekauft hatte. In dem Laden wollte der Verkäufer für das gleiche Hemd 50 €. Wir meinten dann, dass wir es vorher für 40 € gesehen hätten, was er erst nicht glauben wollte, da der andere Laden auch ihm gehöre. Also rief er an und versicherte sich, dass die Verkäuferin uns das Sonderangebot gemacht hatte. Somit bekam ich dann zwei Hemden jeweils zu 40 € (das andere war eh billiger gewesen).

Oía
Glockengestühl einer Kapelle mit Pflanzen im Vordergrund
Oía
Kirchenkuppel mit rotblühenden Pflanzen im Vordergrund
Oía
Ladenschild mit der Skulptur eines roten Fahrrads
Oía
Terrasse mit Stuhl und Blumen vor der Caldera

So bepackt suchten wir uns dann im Papagalos einen Tisch an der Ecke des Restaurants mit direktem Blick auf die Kreuzung der Gassen. Auf dem brachliegenden Grundstück mit einem Mäuerchen davor hatte ein älteres griechisches Ehepaar inzwischen ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse aufgebaut. Neben Wein in einfachen Flaschen abgefüllt gab es Tütchen mit den kleinen Santorini-Tomaten, Gurken, Gläser mit Oliven, Kapern und, was wir noch nicht kannten, Gläser mit eingelegten Blättern vom Kapernbusch.

Oía
Pflanze auf einem Hausdach

Im Restaurant bestellten wir erst mal Fava mit süß marinierten Zwiebelringen, Pitta gefüllt mit Hähnchen und als Hauptgang teilten wir uns eine Kebab-Platte. Die Hähnchenstückchen in den gefüllten Pittabroten hatten ebenso einen orientalischen Anklang nach Curry und anderen Gewürzen wie die Fava mit den süßen Zwiebeln. Für den Kebabteller kam zunächst ein Teller mit einem tellergroßen flachen Pittabrot, darauf frittierte Kartoffelscheiben, Zwiebeln, Tzatziki und Hummus. Bei dem Kebab handelte es sich um die orientalische Variante, bei der Hackfleisch um einen Metallspieß gedrückt und dann gegrillt wird. Alle Gerichte waren echt was Besonderes und ausgesprochen lecker.

Vor dem Restaurant schwoll allmählich der Strom der Menschen an, die Richtung Landspitze eilten, um sich einen Platz für den Sonnenuntergang zu sicher. Bis zu diesem waren es wohl gemerkt noch fast zwei Stunden. Das mussten wir uns ja zum Glück nicht antun. Nachdem wir unser Abendessen beendet hatten, kauften wir uns bei dem „fliegenden Marktstand“ noch ein Tütchen Tomaten und kämpften und durch entgegen des Stromes zurück zum Parkplatz. Auch auf der Straße zurück Richtung Imerovígli kamen uns zahlreiche Busse, Autos, Roller und andere Fahrzeuge entgegen. In Anbetracht der Tatsache, dass es inzwischen „nur noch“ eine dreiviertel Stunde bis zum Zeitpunkt X war, kamen die Leute wohl eher zu spät, um noch einen Platz in der vordersten Reihe zu bekommen.

Wir dagegen saßen rechtzeitig auf unserer Hotelterrasse und konnten in aller Ruhe dem Farbenspiel zu schauen.


Und zum Abschluß noch mein absolutes Lieblingsbild des gesamten Urlaubs

Oía
Terrasse mit Sitzgruppen auf einer Felsnase