Der Südwesten

Samstag, 4. Juli 2009

Schinken-Käse-Toast und Pfirsiche bildeten das Special of the Day beim heutigen Frühstück. Da die Tour an die Südspitze nicht so lange sein würde, nahmen wir nach dem Frühstück erst noch ein Sonnenbad auf unseren Liegen. Kurz nach Mittag brachen wir dann auf.

Der Südwesten

Megalochóri zieht sich den Hang hinunter und die Hauptstraße verläuft vom Parkplatz aus schräg hangabwärts. Neben der ursprünglichen Bebauung sind hier die beiden die Straße überspannenden Glockenträger der Kirchen interessant. Einer überspannte die Straße mit einem Spitzbogen. Darüber befanden sich drei Etagen mit Glocken. Wobei in der unteren drei, in der mittleren zwei und in der oberen eine Glocke hingen. Der zweite Glockenträger an der zur Platía führenden Straße bestand aus zwei Teilen. Der untere Teil bildete eine Plattform auf einem Kreuzgewölbe und vier rechteckige Säulen an den Ecken. Diese Konstruktion ergab eine große Durchfahrtshöhe. Auf der Plattform, die von einer Balustrade umgeben war, erhob sich der eigentliche Glockenträger als rechteckiger, dreistufiger luftig wirkender Turm. Glocken hingen nur in den unteren beiden Stufen. Den oberen Aufsatz nahm eine Uhr ein.

Glockenträger der Kirche Ag. Anárgiri
Glockenträger der Kirche Ag. Anárgiri
Glockenträger dfer Panagiá-Kirche
Glockenträger der Panagiá-Kirche

Mit den beiden Glockenträgern hatten wir auch schon alles gesehen und ein Stück weiter war dann auch das Ende des Kernortes erreicht. Auf dem dortigen Parkplatz ließ ich Johanna zurück und lief durch die kleineren Gassen wieder nach oben, um den Wagen zu holen.

Wir wussten zwar, dass die Ausgrabungen von Akrotíri wegen des Neubaus des Daches geschlossen waren, dennoch fuhren wir als nächstes dort hin. Einerseits in der Hoffnung, dass man vielleicht irgendetwas sehen könnte. Andererseits aber, um auch mal den Strandabschnitt dort anzuschauen. Die Ausgrabungen waren tatsächlich weiträumig am Fuß des Hügels abgesperrt. Die Straße endete direkt am Meer. Links befand sich eine Taverne und rechts am Strand entlang Richtung der Felsnase, die den Strand von Akrotíri vom berühmten Roten Strand trennt, waren ebenfalls einige Tavernen auszumachen.

Akrotíri Strand
Akrotíri Strand
Akrotíri Strand
Roman in einer Taverne am Akrotíri Strand

Die erste sah bereits ganz nett aus, also setzten wir uns dort gleich hin, eigentlich nur, um etwas zu trinken. Der Wirt, ein Mann schätzungsweise um die 40, erzählte, dass er frischen Fisch hätte. Eigentlich hatten wir ja keinen Hunger, als lehnte ich erst mal dankend ab. Wir blätterten dann in der Speisekarte herum, wobei auffiel, dass ein Glas Vinsanto für 2 € und Fisch für eine Person für 10 € angeboten wurde. Ich fragte Johanna, ob sie etwas essen wolle, worauf sie mit „Gelüste“ antwortete. Also fragte ich den Wirt nochmal nach dem Fisch und entschied mich für eine Dorade. Dazu bestellten wir dann noch einen griechischen Salat. Auf meine Frage nach dem Vinsanto meinte der Wirt, dass sein Vater den selbst macht. Das musste ich auch probieren. Am Nachbartisch hatte inzwischen die Mutter des Wirtes begonnen, das Mittagessen für die Familie aufzutragen. Auf dem Salat dort fielen uns wieder die Kapernblätter auf. Wir fragten, ob es sich denn tatsächlich um eingelegte Kapernblättern handele, was bejaht wurde und wir auch gleich ein paar zum Probieren bekamen. Bei unserem griechischen Salat waren dann auch welche dabei. Die Blätter sind rundlich und haben etwas 3-4 Zentimeter Durchmesser. Sie sind eingelegt, dadurch weich und haben das Aroma der Kapernbeeren. Der Vinsanto war auch für mich etwas Neues. Von der Konsistenz her eher zähflüssig, ölig. Die Farbe rötlich braun. Der Geschmack einerseits süß, aber auf der Zungenspitze trocken und mit einem scharfen, pfeffrigen Abgang. Unsere Dorade war prima gegrillt. Während wir uns unser Essen schmecken ließen, aß die Familie am Nachbartisch ebenfalls. Von irgendwo her waren noch vier Kinder aufgetaucht. Das Essen sah nach einem Berg Makkaroniauflauf aus und hatte wahrscheinlich so viele Kohlenhydrate, wie ich in den letzten zwei Monaten zusammen zu mir genommen hatte.

Später fuhren wir dann weiter zur äußersten Spitze von Santorini, zum Kap Akrotíri mit dem Leuchtturm Fáros. Auf dem Weg dorthin war es erschreckend zu sehen, wie viele Bauruinen in oft prominenter Lage die Landschaft verschandeln. Das letzte Stückchen zum Leuchtturm muss man über einen steinigen Pfad klettern und erreicht damit den Felsenvorsprung zwischen Leuchtturm und Meer. Die Bauweise des Fáros ähnelte dem auf Mykonos. Im Gegensatz zu dort ist der Leuchtturm hier aber noch in Betrieb und mit Stacheldraht abgesperrt.

Kap Akrotíri
Der Leuchtturm (Fáros) auf dem Kap Akrotíri
Südküste
Das Meer und die südliche Steilküste beim Kap Akrotíri

Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Stopp direkt in Akrotíri. Direkt unterhalb der Stadtburg La Ponte parkten wir unser Auto an einer Straßengabelung direkt vor einem Müllcontainer. Mit einem Kleinwagen ist man hier echt im Vorteil. Wir nahmen kaum mehr Platz ein, als der Container.

Die Stadtburg ist eine ziemliche Ruine und lohnt eigentlich nur wegen der Aussicht von hier oben. Johanna fing in Folge damit an, mich spöttisch auf jede Ruine und Windmühle hinzuweisen, die ich noch nicht fotografiert hätte.

In Emborió hielten wir nur ganz kurz an, stellten fest, dass es außer dem Wohnturm am Hang oben auch nicht viel gab und fuhren weiter.

Blick Richtung Vlicháda
Blick Richtung Vlicháda

Die ursprüngliche Idee für den Abend war, entweder in Vlicháda oder am Kap Exomítis zu Abend zu essen. Allerdings war es hierfür doch noch etwas zu früh und nach unserem ungeplanten Mittagessen waren wir auch noch nicht hungrig. Auf dem Weg zum Kap Exomítis nahmen wir auch eine zu frühe Abzweigung und landeten schließlich am Strand östlich des Kaps. Der Strand hier war sehr gepflegt und es gab auch wieder Sonnenschirme und Liegestühle, von den angrenzenden Tavernen versorgt. Nur hatten wir heute keine Badesachen mit. Also gönnten wir uns nur etwas zu Trinken in einer der Tavernen und machten uns wieder auf den Rückweg.

Zum Abendessen landeten wir wieder in der Taverne Anestis in Imerovígli. Dort drehte sich ein Fleischspieß auf dem Grill, der schon mal sehr gut roch. Das Auberginenpüree als Vorspeise hatte irgendwie mehr Knoblauch, als jeder Tzatziki, den wir bisher gegessen hatten. Die mit Spinat und Käse gefüllten Teigtaschen waren prima.

Johanna hatte als Hauptgang Kalb-Stifado. Dazu werden Kalbfleischstücke und ganze kleine Zwiebeln in einer Tomatensoße geschmort und im Tontöpfchen serviert. Ich probierte natürlich den Schweinekebab vom Grill. Beides war ausgesprochen gut und wir wieder mal mehr als satt.

Während wir so beim Essen saßen, konnte wir beobachten, wie auf dem kleinen Platz gegenüber, der als Parkplatz benutzt wird und von wo aus man auch an den Calderarand gelangt. Die Gäste einer Hochzeitgesellschaft umher wuselten. Es war für uns nicht klar, ob die Leute nun ankamen und die Örtlichkeit für die Feier suchten, oder von der Trauung kamen und nun den Ort für die Feier am suchen waren. Jedenfalls wirkten sie alle ziemlich orientierungslos. Die Frauen außerdem durch ihr Schuhwerk gehandicapt, was manche veranlasste, einfach barfuß zu gehen. Das Brautpaar war allerdings nirgends auszumachen. Der Wirt erzählte uns zwischendrin, dass die Hochzeitsgesellschaft tatsächlich auf dem Weg in eine Taverne in Monólithos war. Eine zweite, kleinere Hochzeitsgesellschaft, die kurze Zeit später ebenfalls von irgendwo her auftauchte, war deutlich unauffälliger.

Auf unserer Hotelterrasse konnten wir später ein interessantes Naturphänomen beobachten. Unten auf dem Wasser der Caldera bildeten sich ständig Dunstschwaden, die dann mit unglaublicher Geschwindigkeit den Hang hinaufschossen und dabei so niedrig waren, dass man sie teilweise vor und zwischen den Häusern vorbei und hindurch ziehen saß. Manchmal waren die Schwaden so dicht, dass Thirasía und Oía überhaupt nicht mehr zu sehen waren. Nur Sekunden oder Minuten später war dann wieder völlig klare Sicht.