Bootsfahrt durch die Caldera

Montag, 6. Juli 2009

Da wir bereits um 10:30 Uhr an der Bushaltestelle sein mussten, gingen wir etwas früher als gewohnt frühstücken. Heute gab es Spiegeleier mit Speck und Obst, aber keine Aussicht. Eine ähnliche Wettersituation wie am Vortag abends hatten wir nun am Morgen. Die Caldera war überhaupt nicht zu sehen. Dafür die Dunstschwaden, die die Abbruchkante hinauf geweht wurden. Während des Frühstücks kam auch noch die Attika-Vertreterin vorbei um uns nochmal neue Voucher für die Bootsfahrt zu bringen und uns die Abholzeit für Mittwoch mitzuteilen.

An der Bushaltestelle wurden wir dann von einem Kleinbus abgeholt, der auf dem weiteren Weg zum Hafen Athiniós noch weitere Passagiere einsammelte, die aber überwiegend zu einer der Fähren unterwegs waren.

Am Hafen galt es dann erst einmal das richtige Ausflugsboot auszumachen. Bei der Buchung hatte die Attika-Mitarbeiterin erwähnt, dass es wahrscheinlich die Albatros sein würde. Dem war auch tatsächlich so und da wir zu den ersten eintreffenden Passagieren gehörten konnten wir uns einen Platz am Heck des Oberdecks sichern. Es sollte noch eine Weile dauern, bis wir endlich loskamen. Inzwischen waren mehrere andere Boote beladen worden und hatten abgelegt. Unseres gehörte zu den letzten, die den Hafen verließen, was sich aber im Nachhinein eher als positiv herausstellte. Die Ausflugsboote sind alle ein- oder zweimastigen Holzschiffen nachempfunden. Zwar sind sie tatsächlich überwiegend aus Holz. Die Masten, Takelage und Segel sind aber wohl eher Zierrat.

Calderarundfahrt

Kurz nach dem Ablegen erklärte eine Mann über Lautsprecher in Griechisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Italienisch den Ablauf der Reise. War das schon ungewöhnlich genug, stellte sich später heraus, dass der junge, auf beiden Schultern großflächig tätowierte Mann, ein wahres Allround-Talent war. Nicht nur diese erste Ansprache gab er in den genannten Sprachen ab, sondern auch alle weiteren Erklärungen sowie die Führung auf Néa Kaméni. Hinzu kam, dass er bei den heißen Quellen von Paléa Kaméni ins Wasser ging, um zunächst das Boot an einer der Bojen zu vertäuen und dann mit Rettungsschwimmerausrüstung auf die Schwimmer aufpasste. Und am Ende der Tour organisierte er auch noch für die verbliebenden Gäste die Busse zurück.

Néa Kaméni
Ausflugsschiffe an der Anlegestelle der Insel

Aber nacheinander. Erster Anlaufpunkt war die Vulkaninsel Néa Kaméni. Angesichts der 130 zu überwindenden Höhenmeter beschloss Johanna unten an der Anlegestelle zu bleiben, während ich mich an den Aufstieg machte. Unser Allrounder hatte auf dem Schiff schon eindringlich nahegelegt, Wasser mitzunehmen, also tat ich wie mir auch von Johanna geheißen. Erst an Land wurde klar, wie umfassend der Tourguide seine Aufgabe nahm, als er mehrsprachig etwas zur Insel erzählte und sich dann mit der Gruppe auf den Weg nach oben machte. Da war ich allerdings schon unterwegs. Nachdem ich die etwas langsameren Wanderer hinter mir gelassen hatte, kam ich auch zügig voran und war recht schnell oben an der höchsten Stelle am Doppelkrater des Vulkans. Der Weg hinauf ist von verschiedenen Sorten Vulkangestein bedeckt. Badelatschen, wie viele sie anhatten, waren für den Weg eigentlich überhaupt nicht geeignet. Aber Wanderstiefel, die der Passagier, der auf dem Schiff in unserer Ecke saß, anhatte, waren auch nicht notwendig.

Néa Kaméni
Lavaformationen
Néa Kaméni
Weg am Kraterrand entlang
Néa Kaméni
Laterne an einem Gebäude/KapelleKraterlandschaft
Néa Kaméni
Verschiedenfarbiges Vulkangestein

Interessant sind die verschiedenen Vulkangesteine auf der Insel. Unten am Meer die gebrochenen, aber auf einer Seite wie poliert wirkenden Brocken der erstarrten Lava. An anderer Stelle rote Schlacke oder grauer Bimsstein. Die beiden Vulkankrater waren vielleicht zehn Meter tiefe Kegel mit Hängen aus kleineren Geröllsteinen. Nur in eine Krater gab es eine größere Fläche, an der gelb und weiß Schwefel austrat und ein wenig dampfte. Da gab es auf Vulcano auf den Liparischen Inseln, wo ich vor Jahren im Rahmen einer Sizilien-Studienreise einmal war, deutlich mehr Aktivität.

Nächster Programmpunkt waren dann die warmen Quellen in einer Bucht von Paléa Kaméni. Dort ging das Boot vor Anker. Wobei das eigentlich der falsche Ausdruck ist, weil der Tourguide es an einer der Bojen vertäute. Zahlreiche Passagiere nutzen die Gelegenheit ins Wasser zu springen und die paar Meter bis dicht an der Insel zu schwimmen, wo sich die warmen Quellen auch optisch durch rot-braunes Wasser bemerkbar machten. Wir verzichteten auf das Bad und gönnten uns stattdessen ein Mythos-Bier an Deck.

Paléa Kaméni
Die Lagune mit dem warmen Quellen

Eine halbe Stunde später waren alle wieder an Bord und es ging weiter nach Thirasía, wo wir im Hafen Kórfos in der Nikólaos-Bucht anlegten. Das schmale Stück Land zwischen Meer und dem steilen Abbruchrand war angefüllt mit Tavernen, die auf die Ausflugsboote ausgerichtet waren. In den Auslagen hatten sich durchweg ansehnliche Spieße mit Oktopus, Scampis, Calamaris oder Fleisch. Für die meisten Gäste war dies auch der Aufenthaltsort für die nächsten zwei Stunden. Zwischen den Tavernen befanden sich kleine steinige Strandabschnitte, die von einigen für ein Bad in dem glasklaren Wasser genutzt wurden. Johanna und ich spazierten die Tavernen entlang bis zu der Stelle, wo die Treppenserpentine nach oben in den Ort Manolás führte. Dort waren auch die Mulis untergebracht, mit denen man nach oben reiten kann. Ich hatte mir allerdings vorgenommen, wenigstens mal eine der Treppen während unseres Aufenthaltes zu erobern. Ich verabredete mich mit Johanna also in einer der Tavernen und machte mich zu Fuß an den Aufstieg, zum Glück mit einer Flasche Wasser im Gepäck. Bei den 160 Höhenmetern in voller Sonne und zwischen Muli-Dung musste ich tatsächlich einige Male verschnaufen, bevor ich oben ankam. Dort erwartete mich eine tolle Aussicht hinunter auf die Bucht und hinüber auf Santorini. Das war es aber schon. Der Ort selbst besteht aus zwei oder drei Reihen Häusern parallel zur Abbruchkante. Bis auf ein paar Frauen, die Wäsche aufhingen, den beiden Jungen, die am Eingang des Lokals am Ende der Treppe auf Gäste warteten, und ein paar Touristen, die die zwei Stunden nicht am Hafen verbringen wollten, war niemand zu sehen. Außer der Aussicht und dem Gefühl, etwas für die Kondition getan zu haben, gibt es eigentlich keinen Grund, nach oben zu steigen.

Thirasía
Fischerboote im Hafen Kórfos in der Nikólaos-Bucht
Thirasía
Fischerboote und Ausflugsschiffe im Hafen Kórfos in der Nikólaos-Bucht

Thirasía
Kapelle des hl. Nikolaus (?) und Häuser in Manolás
Thirasía
Die Nikólaos-Bucht mit dem Hafen Kórfos
Thirasía
Die Caldera und die Abbruchkante der Insel von Manolás aus

Wieder unten traf ich Johanna in der vereinbarten Taverne, die mir, als sie mich auf dem Weg nach unten gesehen hatte, schon mal ein Mythos für mich bestellt hatte. Während sie die Zeit genutzt hatte, um sich einen Oktopus-Spieß schmecken zu lassen, war es für mich nun zu spät, um noch war zu essen. So beschränkte ich mich auf den Rest Tzatziki, den Johanna mir übrig gelassen hatte.

Nun ging es hinüber nach Oía, wo ein Großteil der Passagiere das Boot verließ, um sich zunächst an den Aufstieg zu machen und dann in das Getümmel um den Sonnenuntergang zu stürzen. Inzwischen war das Licht warm und rötlich geworden, so dass die Felsen vor uns in ihrer ganzen Farbenpracht leuchteten. Auch die Häuser unten im Hafen und oben am Rand des Felsabbruchs bekamen einen rötlichen Schimmer. Am Heck neben uns war die ganze Zeit ein junges arabisch sprechendes Pärchen, vermutlich Libanesen. Während sie relativ ruhig war, war er irgendwie bei allem dabei, von den warmen Quellen angefangen bis zu einem Bad im Meer in der Bucht von Thirasía in der letzten Minute vor der Abfahrt. Außerdem war er permanent mit seiner 450D am Bilder machen. Alles, was sich nicht wehrte, wurde auf den Chip gebannt. Nun waren Johanna und ich zwar auch heftig am fotografieren. Aber erstens muss man nicht alles ablichten und zweitens macht es keinen Sinn, eine Insel zu fotografieren, die im Dunst und bei Gegenlicht kaum zu erkennen ist. Während wir nun so auf Oía zu und dann wieder wegfuhren, bemerkte erst Johanna und dann ich, wie er immer öfters unsere Kameras musterte. Als ich dann auf der Höhe von Imerovígli auch noch mein Teleobjektiv aufsetzte, hörte ich, auch ohne arabisch zu verstehen, dass er seine Frau erst mal darauf hinwies. Kurze Zeit später sprach er mich dann an. Die Frage, was denn das beste Zoomobjektiv sei, konnte ich ihm in dieser Pauschalität natürlich nicht beantworten.

Oía
Oía und der Hafen in der Arméni-Bucht von der Caldera aus
Oía
Oía und der Hafen in der Arméni-Bucht

Das Boot machte einen weiteren Zwischenstopp im Hafen von Firá, womit wir den dann auch zu sehen bekommen hatten, ohne die Treppen laufen zu müssen. Das letzte Stück der Fahrt führte dann weiter nahe an den Felsen vorbei, wobei die Farbschichtung noch besser zu sehen war, als bisher. Aber auch die alten, wohl aufgegebenen Verladeanlagen, die sich niemand die Mühe macht, abzubauen. Oben, am Südrand von Firá auf einem Plateau direkt am Calderarand steht ein eine etwa dreistöckige Bauruine, die wie eine ehemalige Fabrik aussieht. Eigentlich unverständlich, dass man solche Bausünden nicht wieder beseitigt.

Firá
Die Abbruchkante mit Stadtteilen von Firá
Firá
Gebäude im Hafen Mésa Gialós

Im Athiniós-Hafen angekommen, verteilte der Tourguide die verbliebenen Passagiere auf die wartenden Busse, wobei es noch zu einer lautstarken, allerdings unverständlich auf Griechisch geführten Diskussion kam. Schließlich fanden wir auch unseren Bus. Dieses Mal einen großen Reisebus, in dem außer uns noch die beiden Männer saßen, die mit uns auch auf der Fähre von Mykonos waren. Auch der Tourguide fuhr noch ein Stück bis Firá mit und unterhielt sich dabei lebhaft mit dem jungen Busfahrer, der den Bus die engen Serpentinen hochsteuerte, während er neben der Unterhaltung auch noch mit seiner Musikanlage beschäftigt war.

Firá
Caldera
Caldera
Caldera

Zwischen Firá und Athiníos

Nachdem im Verlaufe des Tages mein Poloshirt mindestens zweimal klatschnass war, gingen wir nicht gleich zum Abendessen, sondern machten uns erst mal frisch. Wir blieben bei Bewährtem und fanden uns wieder bei Anestis ein. Johanna blieb auch bei Bewährtem und bestellte als Vorspeise Oktopus, allerdings kalt als Salat. Der Saganaki blieb weitestgehend für mich. Der Wirt hatte frische Doraden, so dass wir davon noch eine bestellten. Damit war es für heute aber auch gut. Leider hatten wir damit mal wieder den Sonnenuntergang verpasst. Inzwischen war auch wieder der Dunst aufgezogen, so dass man kaum noch etwas in der Caldera sehen konnte.

Thirasía
Schiff fährt von Firá Richtung Thirasía im Licht der untergehenden Sonne