Dienstag, 11. Mai 2010
Zu relativ vernünftiger Zeit verließen wir das Le Meridien und begannen unsere Fahrt Richtung Süden. Südlich von Amman waren durchaus des öfteren landwirtschaftliche Nutzflächen zu sehen. Wenn der Boden angeschnitten war, so war zu sehen, dass die Stärke des Bodens über dem Fels hier doch um einiges dicker ist, als in der Gegend, wo wir am vorigen Tag unterwegs waren.
Landschaft zwischen Madaba und dem Berg Nebo
Kinder in einem Ort zwischen Madaba und dem Berg Nebo
Madaba
Zu unserer ersten Station, der Stadt Madaba war es nicht sehr weit und auf dem dortigen Parkplatz am Visitor Center gehörten wir mal wieder zu den Ersten. Unser Besichtigungsprogramm in Madaba beschränkte sich allerdings auf das berühmte Palästina-Mosaik in der Georgskirche. Um dorthin zu kommen liefen wir erst mal einige hundert Meter durch den Ort vorbei an zu dieser Zeit noch meist geschlossenen Läden. Der Platz um die Kirche und die Räume, die für die Besuchergruppen vorgesehen sind, um dort anhand von Fotografien das Fußbodenmosaik zu erklären, füllten sich recht schnell. Obwohl der Innenraum der Kirche nicht sehr groß ist, war eigentlich genügend Platz, um die verbliebenen Teile des Mosaiks zu betrachten. Durch die vorangegangenen Erläuterungen konnten wir auch recht schnell die verschiedenen Orte auf der Karte Palästinas identifizieren und auch die Darstellung von Jerusalem nachvollziehen.
Auf unserem Weg zurück zum Bus waren die meisten der Läden geöffnet, wobei sich das Angebot allerdings stark auf die Standard-Souvenirs konzentrierte.
Auf dem Weg hinauf zum Berg Nebo deutete sich bereits an, dass diese Gegend einen Schwerpunkt des Mosaik-Kunsthandwerks darstellt. Überall sahen wir kleine Mosaik-Werkstätten.
Mount Nebo
Hinweisstele auf den Berg Nebo
Da es nun etwas später geworden war, waren wir beim Berg Nebo nicht mehr die
ersten. Zahlreiche Busse füllte den Parkplatz und die entsprechenden
Touristengruppen strömten von dort auf die Terrasse. Da sich der Schutzbau über
den Ruinen der Lot-und-Prokop-Kirche in komplettem Umbau befindet, konnte man
auf dem Weg zur Aussichtsterrasse lediglich einige Mosaiken anschauen, die man
in einem Zelt untergebracht hatte. Leider sind dort die Lichtverhältnisse und
die Besucherführung so, dass man eigentlich nur den vorderen Teil der
großflächigen Mosaike richtig sehen kann. Das mit dem Sehen war dann auch auf
der Aussichtsterrasse ein Problem. An diesem Tag war es recht dunstig, so dass
man die westliche Seite des Jordantals, also das Gelobte Land, das Noah von hier
aus angeblich gesehen hatte, lediglich erahnen konnte. Dennoch wurde natürlich
eifrig fotografiert. Das ergibt dann die Bilder mit dem Erklärungsbedarf „ja
wenn der Dunst nicht gewesen wäre, würde man da, wo man jetzt nichts sieht, die
Berge Israels sehen“.
Landschaft um den Berg Nebo
Mosaik mit Schaf aus der Lot-und-Prokop-Kirche
Mosaikwerkstatt
Da bei einer Gruppenreise natürlich ein entsprechender Besuch nicht fehlen
darf, steuerten wir als nächstes eine Mosaikwerkstatt an. Allerdings kein „nur“
kommerzieller Betrieb, sondern eine betreute Werkstatt, in der behinderte
Menschen arbeiten. Wir bekamen erst einmal von einer fast perfekt Deutsch
sprechenden Mitarbeiterin an den einzelnen Arbeitsplätzen das traditionelle und
das aktuelle Verfahren zur Mosaikherstellung erläutert. Ausgangsmaterial sind in
jedem Fall naturfarbene Steine. Im traditionellen Verfahren werden die
Mosaiksteinchen mit der Vorderseite auf einen Leinentuch geklebt. Auf diesem
wurde vorher das Muster aufgezeichnet. Als Kleber dient ein Stärkekleber, also
im Grunde Mehl und Wasser. Ist das Mosaik fertig, wird die Rückseite dann mit
dem eigentlichen Trägermaterial beschichtet, in der Regel Zement. Dadurch
entsteht ein starrer, haltbarer, aber auch schwerer Verbund.
Im modernen Verfahren nimmt man eine Kunststoff-Netz-Trägerfolie und klebt die
Steinchen mit der Rückseite unter Verwendung eines handelsüblichen Klebstoffs,
z.B. Patex auf den Träger. Das Ganze ist natürlich viel leichter, allerdings
nicht so widerstandsfähig. Andererseits kann man abgefallene Steinchen einfach
wieder aufkleben.
So umfassend informiert wurden wir in den Schau- und Verkaufsraum entlassen. Ein erster Eindruck ergab ziemlich viel Kitsch und recht hohe Preise. Ein schmiedeeiserner runder Mosaikterrassentisch kam schon mal auf 2000,- €, natürlich inklusive weltweitem Versand.
Wir suchten uns erst mal ein kleines rundes Mosaik in moderner Technik als Topfuntersetzer heraus. Während Johanna in die Abteilung mit den Totes-Meer-Kosmetika wechselte, fand ich beim Stöbern einige Mosaikbordüren, die eigentlich dafür gedacht sind in geflieste Wände oder Böden eingebaut zu werden. Plötzlich hatte ich die Idee, dass man damit ja eigentlich unseren Saunaraum verschönern könnte. Nun waren allerdings die meisten Streifen lediglich etwa 40-50 cm lang und passten auch nicht zum Farbton unserer Fliesen. Unter dem Regal fand ich aber einige ganze Rollen mit passenden Mustern. Mit einem der ebenfalls Deutsch sprechenden Verkäufer diskutierte ich, was wir den machen könnten, da ich nur etwa einen Meter haben wollte. Er meinte, in der Werkstatt abschneiden sei überhaupt kein Problem. Mit Hilfe seiner Kollegin nahm er Maß und rechnete einen ersten Preis aus. Ich wies darauf hin, dass sie mir das Röllchen nicht zuschicken müssten, da ich das problemlos in den Koffer packen könne. Damit reduzierte sich der Preis. Nächste Stufe war, dass er den Chef herbeirief, der dann einen weiteren Rabatt gab. Das war mit 250 JD zwar immer noch ein stolzer Preis, aber ein jordanisches Mosaik hat nicht jeder zuhause. Das Ablängen war wirklich innerhalb von ein paar Minuten erledigt, und zwar sauber. Zusammen mit den Tote-Meer-Kosmetika, die Johanna inzwischen eingesammelt hatte, und dem runden Mosaik konnten wir den Einkauf schließlich abschließen und stießen wieder zu unserer Gruppe.
Obst- und Gemüsestände an der Straße in Madaba
Wadi el-Mujib/Mittagessen
Danach ging es weiter Richtung Süden, wo wir nach einiger Zeit des Wadi el-Mujib erreichten. Bei einem ersten Stopp auf der Nordseite konnten wir die großartige Szenerie des 400 m tief eingeschnittenen Canyons von oben bewundern. In verschiedensten Farbtönen und terrassenförmigen Stufen fällt das Gelände relativ steil ab. Während der Canyon oben fast 4 km breit ist, ist der Fuß recht schmal. In eine Richtung konnten wir den Stausee ausmachen, zu dem hin und von dem weg sich die Straße an beiden Hangseiten hinauf bzw. hinunter schlängelt. Tatsächlich führt die Straße, wie wir später feststellten, direkt über die Staumauer. Unsere Mittagspause legten wir auf der anderen Seite am oberen Wadi-Rand ein, natürlich mit direktem Blick über die Landschaft.
Wadi el-Mujib und fliegender Teppichhandel
Kerak
Wieder etwas später erreichten wir Kerak. Die Ruinen der Kreuzritterburg liegen auf einem Bergrücken und sind umgeben von der modernen Stadt Kerak.
Ort und Kreuzritterburg Kerak
Durch die engen Gassen hinauf musste unser Busfahrer zeigen, was er konnte. Hinzu kam, dass wir auch hier nicht die einzigen Besucher waren. Mangels Platz besteht der Busparkplatz allerdings im Prinzip aus einer breiten Sackgasse direkt vor dem Burggraben. So kommt es, dass die Touristenbusse nicht nur nebeneinander sondern auch in drei oder vier Reihen hintereinander standen. Wollte der erste Bus wegfahren, musste umfänglich rangiert werden. Die Ruinen der Kreuzfahrerburg selbst sind relativ wenig spektakulär, wenn man die Burgen in der Pfalz oder am Rhein kennt. So war der Rundgang dann auch relativ schnell beendet.
Eigentlich interessanter war die Fahrt quer durch die engen
Straßen der Stadt wieder hinunter. Von der erhöhten Position im Bus aus konnten
wir einen Eindruck vom lebendigen Treiben in den Einkaufsstraßen von Kerak mit
all den kleinen Läden gewinnen.
Da wir unseren Bus während des Aufenthaltes in Petra ja nicht benötigten und nicht klar war, ob wir für die weitere Strecke wieder den selben Fahrer bekommen würden, bat uns Herr Flender auf dem Weg nach Petra für den Fahrer zu sammeln. Nachdem der Umschlag mit dem Trinkgeld wieder vorne angelangt war, suchte Herr Flender einen Freiwilligen zur späteren Übergabe. Als sich niemand meldete, wurde klar, dass die vorderste Reihe im Bus nicht immer von Vorteil ist. Kommentarlos bekam ich nämlich den Umschlag an den Sitz gesteckt. Und das, wo ich doch so gerne Ansprachen halte.
Shobeq
Shobeq
Um nach Shobeq zu kommen verließen wir die Hauptstraße und es ging durch einige kleine Täler über ziemlich schmale Straßen weiter, bis wir schließlich auf einer Anhöhe westlich des Burgberges auf freier Landschaft anhielten. Von hier aus lag die Burg leicht unter uns und im warmen Abendlicht. Abu Hamad packte bei der Gelegenheit auch seine bisher wohlbehütete Schachtel aus, die mit allerlei Süßigkeiten gefüllt war. So waren dann alle zwischen Landschaft, Burg und Süßigkeiten hin- und hergerissen.
Kurz bevor wir dann schließlich Petra erreichten hielten wir am Rand des Ortes Wadi Musa nochmals an, um Bilder vom Sonnenuntergang zu machen.
Sonnenuntergang bei Wadi Musa
Schließlich erreichten wir gegen 19:00 Uhr unser Hotel, das Guesthouse in Petra, wo ich mit einigen englischen Sätzen unserem netten Busfahrer den Umschlag überreichen durfte. Damit hatte ich allerdings auch gleich den Grundstein dafür gelegt, dass ich diesen Job am Ende der Reise auch wieder für unsere Reiseleiter übernehmen durfte. Irgendwie waren die Mitreisenden so angetan, dass ich mir das viele Lob richtig peinlich wurde.
Im Hotel waren bis auf fünf alle Zimmer inzwischen bezugsfertig. Die Zimmer im Guesthouse waren erst vor kurzem renoviert und eigentlich ganz nett. Außer dass sie viel kleiner waren, als die im Le Meridien. Auch ließ sich die Klimaanlage lediglich dazu überreden Luft zu pusten, aber keineswegs zu kühlen. Ein Problem, das auch andere Mitreisende hatten und das sich auch in den drei Nächten nicht änderte. Und schließlich registrierte ich bei meiner Suche nach dem Haarfön, dass es einen solchen im Zimmer nicht gab. Also wieder runter zur Rezeption, wo ich einen geliehen bekam. Diesen gab ich allerdings während unseres Aufenthaltes auch nicht wieder ab. Zum Glück, denn wie wir erfuhren stand nicht etwa für jedes Zimmer ein Fön zur Verfügung, so dass es durchaus zu Engpässen kam.
Nach dem üblichen Buffetabendessen zogen wir in die Bar des Hotels um. Die Besonderheit dabei ist, dass es sich hier um ein nabatäisches Grab, genannt el-Khan, handelt. Der Innenraum der Bar befindet sich tatsächlich im Grab selbst. Rechts und links neben der Grabfassade befinden sich zwei langgezogene und mit Säulen scheinbar gestützte Nischen, die nun den windgeschützten Außenbereich der Bar bilden. Auf dem Platz dazwischen gibt es natürlich ebenfalls Tische, aber in den Abendstunden hatte es doch etwas abgekühlt.