Wadi Rum

Freitag, 14. Mai 2010

Heute hieß es dann Abschied nehmen von einem der faszinierendsten Orte dieser Welt. Damit es nicht ganz so schwer fiel, machten wir auf der Höhe oberhalb von Wadi Musa einen letzten Halt. Von hier aus waren noch mal der Weg vom Hotel zum Siq, der ungefähre Verlauf des Siq sowie der Talkessel von Petra und die einrahmenden Felszüge im Zusammenhang zu erkennen.

Bab es-Siq
Blick von der Anhöhe des Ortes Wadi Musa auf den Bab es-Siq
Jebel Harun
Jebel Harun mit dem moslemischen Heiligtum

Auf dem Weg in’s Wadi Rum gab Herr Flender eine Sammelumschlag für Abu Hamad in Umlauf. Als er auch noch die Fragebögen verteilte, erbat ich einen zusätzlichen Umschlag, den ich zum Sammeln für ihn in Umlauf brachte. Da wir mal wieder in der vordersten Reihe saßen, blieb nicht aus, dass beide Umschläge am Ende bei mir landeten. Alle Versuche in Folge, noch jemand anderen aus der Reisegruppe für die Übergabezeremonie zu gewinnen, blieben erfolglos. Alle waren irgendwie der Meinung, dass ich das wieder machen sollte. Also verbrachte ich den weiteren Weg zum Wadi Rum nicht nur mit Fotografieren und Filmen aus dem Bus heraus, sondern auch damit, mir eine unseren beiden tollen Reiseleitern angemessene Ansprache in Englisch und Deutsch zu überlegen.

Wadi Musa
Schaf- und Ziegenherde auf der Straße
Von Petra zum Wadi Rum
Auf dem Weg von Petra in das Wadi Rum

Auf dem Weg zum Gebiet des Wadi Rum sahen wir immer wieder auch Streckenabschnitte der Phosphat-Bahnlinie, die mit deutscher Hilfe zwischen el-Hesa und Aqaba gebaut worden war. Der Streckenverlauf ist aber nicht mit der ursprünglichen Hejaz-Bahn identische. An einer Station der Schmalspurstrecke stand ein Bauzug mit Schotterverteiler und Schotterwagen. Auch einen Phospat-Ganzzug sahen wir eine Weile später.

Beim Visitor Center stiegen wir dann von unserem Bus in eine Flotte alter klappriger Geländefahrzeuge um. Im Gegensatz zu dem nagelneuen Jeep, den Johanna am vorigen Tag zur Verfügung hatte, waren die Fahrzeuge hier tendenziell eher am Ende ihres Lebens angekommen. Tankdeckel hatten die wenigsten, stattdessen war der Tankstutzen mit Tüten zugestopft. Bei manchen fehlten große Teile des Armaturenbretts, bei unserem waren die Fenster halb geöffnet und ließen sich auch nicht weiter bewegen.

Wadi Rum

Anders als das Wadi el-Mujib, das wir einige Tage vorher durchquert hatten, ist das Wadi Rum Teil eines Sandsteingebietes. Auch ist die Talsohle flach, sehr viel breiter und eher mit Sand bedeckt. Am Talrand ragen die Felswände steil auf. Vom Wadi selbst gehen verschiedene Seitentäler aus. Insgesamt hat man viel weniger den Eindruck einer Schlucht.

Wadi Rum
Von Petra zum Wadi Rum

Felsformationen im Wadi Rum

Unser Konvoi der Geländefahrzeuge durchquerte erst das kleine Dorf Rum und jagte dann in wilder Fahrt über das Gelände. Nahe an den Felswänden machten wir einen ersten Stopp unterhalb der Quelle Ain esh-Shellaleh. Dort finden sich an den Felsen Inschriften in verschiedensten Sprachen und Zeiträumen. An einem der Felsen erläutere Herr Flender die Schriftzüge in nabatäisch, thamudisch, minäische und anderen Sprachen.

Wadi Rum
Graffitis aus unterschiedlichen Zeiten

Weiter ging es dann wieder mit den Wagen zu einer kleinen Schlucht, in der sich zahlreiche Petroglyphen fanden, also in den Stein eingravierte Schriften, aber auch Bilder von Menschen und Tieren.

Wadi Rum
Andromorphe Petroglyphen im Siq
Wadi Rum
Fuß-Petroglyphe im Siq

Wadi Rum
Roman auf dem Weg aus dem Siq
Wadi Rum
Einer der Jeeps vor dem Eingang zum Siq
Wadi Rum
Unsere Reiseleiter

In einem anderen Seitental, dem Wadi Umm Ishrinn, gab es noch etwas für die Stein- und Geröllwüste völlig Ungewöhnliches. Hinter einem Felsen lugte tatsächlich eine Düne aus rotem Sand hervor. So konnten schließlich doch noch „klassische“ Wüstenfotos geschossen werden.

Wadi Rum
Wadi Rum

Sanddüne am Jebel Faishiyya

Damit war unser kurzer Ausflug in’s Wadi Rum auch schon praktisch zu Ende. Zurück in Rum stiegen wir wieder in unseren Bus um. Am Parkplatz entdeckte ich, allerdings schon während der Bus fuhr, zwei alten Wagen der Hejaz-Bahn.

Wadi Rum
Schlafendes Kamel in der Ortschaft Rum
Wadi Rum
Alte Wagen der Hejaz-Bahn in der Ortschaft Rum

Zum Mittagessen fuhren wir hinüber zum Jabal Rum Camp. Dabei handelt es sich um ein Zeltcamp, wo man sich zum Übernachten eines der Zelte mieten kann. Neben dem Zeltdorf gibt es den zentralen „Festplatz“. Ein Kreis mit Sitzgelegenheiten umringt eine zentrale Feuerstelle. Darum herum wiederrum stehen an drei Seiten einseitig offene Langzelte. Sie dienen der Aufnahme der Gruppen, die wie wir zum Essen kommen. Jeweils an der hinteren Zeltwand sind Stühle mit Tischen davor aufgebaut. Davor stehen dann die Tische mit dem Buffet. Neben den gewohnten Bestandteilen des Buffets gab es hier nun endlich mal Mansaf, das Traditionsgericht. In unserem Fall war der Reis lediglich mit Mandelstiften versetzt. Große Brocken mitgegarten Lammfleisches lag obenauf. Auf den Schafsschädel, der traditionell mitgekocht und von dem Zunge, Augen und Hirn verspeist werden, verzichtete man hier aber.

Nachdem die Reiseleitung bereits am Beginn der Reise eine Runde Arrak ausgegeben hatte, schlossen wir den offiziellen Teil der gemeinsamen Reise ebenfalls mit einem Arrak ab, die meisten jedenfalls. Nach den Ansprachen von Herrn Flender und Abu Hamad, kam ich mit der Übergabe der Kuverts an die Reihe. Bei Abu Hamad betonte ich, dass er dazu beigetragen hatte, uns das Land und insbesondere die Menschen näher zu bringen. Bei Herrn Flender musste ich einfach erwähnen, wie viel Spaß mir die Unterhaltungen mit einem „echten“ Archäologen gemacht hatten. Außerdem hob ich seine Art der Erzählungen hervor, die es mir im Bus immer unmöglich gemacht hatten einzuschlafen, weil sie einfach zu interessant, spannend und durch ihre Bezüge zur Gegenwart fesselnd waren.

Wadi Rum
Die Reisegruppe beim Mittagessen im Jabal Rum Camp
Wadi Rum
Die Dankesreden und Übergabe der Geschenke

Dem Feedback sowohl der Reiseleiter als auch der Mitreisenden nach zu urteilen, hatte ich wohl die richtigen Worte gewählt.

Dann hieß es, sich von sechs unserer Mitreisenden zu verabschieden. Sie wurden von einem Kleinbus abgeholt und verbrachten die nächsten Tage in Aqabar.

Fahrstrecke 14. Mai

Für den Rest begann die lange Fahrt zurück nach Amman. Unterwegs telefonierte Abu Hamad wegen der verschiedenen Abholzeiten. Wir sollten erst um 12:30 Uhr an’s Tote Meer gebracht werden. Einen halben Tag im Le Meridien in Amman herum zu sitzen machte aber irgendwie keinen Sinn. Nach einigen Verhandlungen und weiteren Telefonaten konnten wir uns auf 10:00 Uhr einigen. Das andere Paar, das hinten im Bus saß und von den Aktivitäten nichts mitbekommen konnte, war aber mit dem Ergebnis auch einverstanden.

Wüstenstraße
Wüstenstraße

Auf der Wüstenstraße zurück vom Wadi Rum nach Amman

Kurz vor Amman hielten wir noch mal an einem Rasthof. Wie üblich schloss sich auch hier ein Souvenirladen an, der allerdings größer ausfiel, als die anderen, die wir bisher gesehen hatten.

Neben offenen Gewürzen, die allerdings nicht mehr frisch aussahen, Mosaiken, Wasserpfeifen etc. war das Highlight wohl in kleine bunte Flaschen abgefülltes „Heiliges Wasser“ aus dem Jordan.

In der Bücherabteilung fand ich einen zweibändigen Reprint der „Reise durch das Heilige Land“ von Roberts. Allerdings waren mir 125 JD dann doch zu teuer. Ich dachte, ich würde das Buch sicherlich zuhause über das Internet finden. Das sollte sich allerdings als Irrtum herausstellen.

Näher bei Amman sahen wir auch noch, wie man hier sein Wochenende verbringt. Zahlreiche Fahrzeuge hatten unmittelbar an der Autobahn auf dem Grünstreifen unter irgendwelchen Bäumen angehalten und die Menschen veranstalteten Picknick am Straßenrand. Jemand im Bus fiel der Vergleich zu Italien in früheren Jahren ein, wo man das auch beobachten konnte.

Etwas weiter, gerade als Herr Flender wieder eine Geschichte erzählte, gerieten wir in einen Verkehrstau. Verursacht wurde dieser durch einen Verkehrsunfall. Die Autobahn überquert hier eine andere Straße. Zwischen den Fahrstreifen der Autobahn befindet sich in der Mitte des Brückenbauwerks eine rechteckige Öffnung, die mit einer Brüstung umgeben ist. Alles was zu sehen war, war eine LKW-Achse, die über der Brüstung hing. Der Rest des LKWs musste genau durch diese Öffnung nach unten gestürzt sein. Feuerwehr, Polizei und Krankenwagen waren bereits vor Ort, Verletzte wurden versorgt. Was das Chaos aber eigentlich verursachte, waren die zahlreichen Schaulustigen, die kreuz und quer an und auf der Autobahn anhielten und zum Ort des Geschehens liefen. Zum Glück konnte sich unser Bus durch das Chaos schlängeln und wir unsere Fahrt fortsetzen.

In den Außenbezirken von Amman sahen wir auffällig viele neue Villen, zum Teil mit hohen Mauern umgeben und zwischen Mauer und Haus mit üppigem Grün ausgestattet. Auch einige der Stadtviertel, durch die wir auf dem Weg in unser Hotel kamen, sahen nach Geld aus.

Im Hotel angekommen und nach der Zimmerverteilung wollten wir wieder unsere Koffer selbst auf unser Zimmer bringen. Ich hatte noch gesehen, dass unsere Koffer durch den Scanner gefahren wurden, dann verlor ich allerdings ihre Spur. Ich erwartete eigentlich, dass sie durch den Seiteneingang zur Rezeption gebracht würden. Plötzlich war auch noch Johanna verschwunden. Schließlich fand ich sowohl Johanna als auch die Koffer eine Ebene unterhalb der Rezeption bei den Aufzügen. Irgendwie hatte ich mal wieder etwas nicht mitbekommen.

Johanna und ich hatten uns entschlossen, obwohl es der letzte Abend mit der Gruppe war, nicht in dem Buffetrestaurant essen zu gehen. Wir inspizierten erst das italienische Restaurant, gingen dann aber zu dem Steakrestaurant mit Bar. Die Steaks waren uns zu teuer, aber die kleinen Gerichte hörten sich gut an. An der Bar sitzend, bestellte Johanna erst mal Chicken Wings während ich mich für Chicorée mit Avocado entschied. Danach orderten wir noch eine Portion Quesadillas. Die Bar sollte an dem Abend Veranstaltungsort einer Party werden. Als zur Vorbereitung die Musikanlage aufgedreht wurde, gingen wir hinüber in das andere Restaurant, um uns vom Rest der Gruppe zu verabschieden. Mit einigen aus der Gruppe, die ihren Heimflug am gleichen Abend hatten, saßen wir dann noch in der Lounge-Bar zusammen.