Reiseplanung

Ich weiß irgendwie nicht, wie ich anfangen soll. Der Beginn dieses / dieser Reiseberichte/ Reiseberichtes datiert auf Ende Juni, kurz vor unserem langersehnten Urlaub am geliebten Achensee.

Bis hierhin war es jedoch ein harter Weg in den letzten sechs Monaten. Ende Januar war völlig unerwartet mein Vater gestorben. Neben dem Schock als solchem und der Erkenntnis, wie sehr mir mein Vater in den letzten Jahren ans Herz gewachsen war, kamen die vielfältigen Aktivitäten zur Regelung des Nachlasses. Insbesondere die Auflösung des Hauses in Offenbach und des damit verbundenen Managements von Makler, Firmen und Verwandten kosteten uns viele Wochenenden.

Jetzt, Ende Juni, dachten wir, dass sich endlich ein Ende dieser Phase abzeichnen würde.

Parallel dazu stieg der Stress im Beruf und dem Projekt in der Schweiz massiv an. Johanna und ich zählten fast die Stunden bis zu dem leider nur einwöchigen Urlaub.

Ich weiß gar nicht, wie wir es in der letzten Zeit überhaupt fertig bekommen hatten, unsere Urlaube zu planen.

Die Woche Alpenrose war dabei noch am einfachsten. Wir wollten das Jazz-Festival in Montreux vermeiden und buchten daher online bei der Alpenrose die erste Juliwoche.

Mit Auerts, unseren Freunden aus dem Großraum Berlin und treuen Freunden bei den „Auert/Kuhn Städtetouren“ und auch dazwischen, hatten wir bei der letzten Tour bereits das heimische Bayern ins Auge gefasst.

Zur Besichtigung unserer Immobilieninvestition in Köpenick nutzen wir die Gelegenheit, uns mit unseren Freunden zu treffen. Am Nachmittag nach der Besichtigung der Wohnung zusammen mit Fritz, der uns vom Flughafen abgeholt und weiter chauffiert hatte, organisierten wir auf der Terrasse der beiden den September-Ausflug nach Bayern. Ein Hotel in Füssen war relativ schnell gefunden. In Andechs hatten wir mehr Probleme. Erst im Verlauf einiger Telefonate wurde klar, dass unser Ausflugswochenende mit dem Beginn des Oktoberfestes in München zusammen fiel. Glücklicherweise fand sich aber doch noch eine bezahlbare Unterkunft in Andechs.

Unser großer Urlaub bereitete schließlich die meisten Probleme. Myanmar, eines der Traumziele auf unserer nicht kurzen Liste, sollte es dieses Jahr sein. Aber nach einigem Hin- und Her, insbesondere wegen der Flüge, war auch das organisiert.

Zurück zu den Auert/Kuhn Städtetouren.

So während des Sommers starteten wir parallel die weiteren Planungen der vier Tage in Bayern.

Annette kümmerte sich um die Besichtigung von Neuschwanstein, wofür wir den Samstag einplanten.

Meine Suche nach Reiseführern im Internet und bei Thalia in Karlsruhe führte irgendwie nicht weiter. Das Verhältnis zwischen den Orten, die wir ansteuern wollten, und all den anderen war einfach zu ungünstig. Also baute ich auf andere Quellen.

Unsere erste Station sollte das Kloster Andechs sein. Eine Brauereibesichtigung gab es am Freitag leider nicht. Also fragte ich die Verkostung in der Brennerei und die Privatführung in der Klosterkirche an. Kaum hatte ich an einem Samstag die Anfrage an die Brennerei losgeschickt, meldete sich einen Tag später auch jemand und der Termin war fix. Egal, dass die private Gruppenführung/-verkostung eigentlich für 10 Personen ausgelegt und bepreist ist. Müssen wir halt ein paar Schnäpse mehr trinken.

Wegen der Besichtigung der Klosterkirche rief ich ein paar Tage später an. Irgendwie war unsere diesbezügliche Anfrage untergegangen. Aber auch so war an dem Freitag am Nachmittag keine geführte Besichtigung mehr möglich, weil die Vorbereitungen für ein Kirchenfest am Samstag da schon laufen sollten. Im Online-Shop des Klosters wollte ich dann wenigstens ein Büchlein bestellen. Allerdings gibt es einen Mindestbestellwert, weswegen ich auch noch den ausführlichen Band bestellte. Als es auch nach einigen Tagen keine Lieferung gab, fiel mir auf, dass Vorkasse gefragt war. Schließlich kamen die beiden Bändchen doch noch an.

Die Gestaltung von Sonntag und Montag ließen wir erst einmal offen. Optionen waren zum einen eine Fahrt auf dem Forggensee. Zum anderen wäre natürlich auch ein Ausflug nach Ettal geplant, mit Kloster und Linderhof. Die Entscheidung, was und ob wir am Sonntag und Montag machen wollten, verschoben wir auf das tatsächliche Wochenende. Wobei mich die Bilder von Linderhof schon begeisterten.

Mit dem Packen würde es eng werden. Es sollte ja schon am Freitag am Morgen losgehen, während wir beide wie üblich erst am Donnerstag früher oder später heimkommen würden. Vorbereitungen am Wochenende davor war zumindest für mich auch keine Option. Zwischen Donnerstagabend und Sonntag Spätnachmittag hielt ich mich im Wesentlichen auf dem Golfplatz in St. Leon-Rot auf. Nein, nicht um zu spielen, sondern als Zuschauer beim Solheim Cup. In der verbleibenden Zeit am Abend hatte ich noch ein paar andere Sachen zu erledigen. Es half auch nicht, dass wir am Montag erst am Nachmittag in die Schweiz fuhren (es war Feiertag in Vaud). Der Morgen war mit Arbeit gefüllt.

Langsam begann ich mir zu überlegen, ob ich auf das Rotary-Meeting am Donnerstag verzichten sollte, um meinen Koffer zu packen. Die aktuelle Wettervorhersage jetzt im Frühherbst war entscheidend für die Kofferinhalte.

Schließlich entschied ich mich am Donnerstag auf dem Heimweg am Abend doch Koffer zu packen.

Freitag, 25.09.2015 - Anreise und Andechs

Vor der Abfahrt drehte ich noch die Samstag-Runde durch den Ort. Kurz nach 9 Uhr kamen wir dann los. Selbst um Karlsruhe und Stuttgart herum war der Verkehr unkritisch, so dass wir annahmen, gegen 12:30 Uhr bei unserem Hotel in Herrsching anzukommen. Dann aber standen wir vor Ulm im Stau, der sich auch in die Baustelle hineinzog. Da war wohl ein Bus auf einen LKW aufgefahren. Der Bus stand noch da und Glasscherben lagen auf der Straße. Aber in einer Baustelle führt selbst der kleinste Unfall wie üblich zum Verkehrsinfarkt. Wegen weiterer Probleme schickte uns das Navi dann über die A7 und die A96.

Inzwischen hatte sich so gegen 12:00 Uhr Fritz gemeldet. Die beiden waren bereits beim Hotel angekommen und wollten erst mal etwas Essen gehen.

Wir legten noch einen kurzen Boxenstopp ein und waren endlich gegen 13:30 Uhr im Hotel Piushof in Herrsching. Nachdem wir unser Gepäck über eine Wendeltreppe zwei Stockwerke nach oben geschafft hatten, machten wir uns telefonisch auf die Suche nach Auerts, die sich von zwei Zimmer nebenan meldeten.

Nach kurzer Organisationspause holten wir ein Taxi, das vier Personen und einen Hund fassen musste, und ließen uns zum Kloster Andechs bringen.

Die Klosteranlage zieht sich doch ziemlich steil den Berg hinauf. Meine ursprüngliche Planung sah ja erst Besichtigung, dann die Schnapsprobe und schließlich Abendessen im Klosterrestaurant vor. Das sah ich bereits bei der Anfahrt mit dem Taxi kritisch.

Viel mehr als die Klosterkirche konnte man nicht besichtigen. Annette blieb mit Ami eh draußen und Johanna gesellte sich bald zu ihr. Während ich noch Bilder der im Rokoko-Stil ausgestalteten Kirche machte, hatte Fritz herausgefunden, dass man auf den Kirchturm steigen konnte. Das musste natürlich sein. Auf Höhe der umlaufenden Galerie mussten wir erst mal das Drehkreuz mit einem Euro bestechen.

Ich habe nun schon diverse Türme bestiegen. Aber dieser hier hatte es schon in sich. Die Holzstiege wurde nach oben hin immer schmaler und steiler. In der Breite hatte ich da schon mal Bedenken, dass meine Fototasche hindurch passt (ok, das Problem wäre eher ich gewesen). Aber auch nach oben hin musste man aufpassen, um sich bei den Durchstiegen nicht den Kopf anzuhauen. Beim Passieren der fünf Glocken meinten wir noch, dass es wohl nicht gut wäre, sich während des Geläuts hier aufzuhalten. Na ja, wir sollten das noch erleben.

Schließlich erreichten wir den achteckigen Bereich zwischen Zwiebelkuppel und Laterne auf fast 60 m Höhe.

Durch vier kleine, leider teilweise mit Maschendraht bedeckte Fenster, eröffnete sich der Blick auf die Terrasse des Bräustüberl, auf den Ammersee und die Landschaft um das Kloster.

Einige Bilder später machten wir uns an den Abstieg, teilweise im Rückwärtsgang. Inzwischen wurde es 15:00 Uhr.

Normalerweise hätte man nun die vier Schläge zur vollen Stunde und die drei oder fünfzehn Schläge zur Uhrzeit erwartet. Mitnichten. Ein Geläut setzte ein, das gar nicht aufhören wollte. Wir standen direkt über der obersten Glocke und konnten nicht weiter, weil wir beiden Hände benötigten, um uns die Ohren zuzuhalten. Der Glöckner, sofern es sich tatsächlich um einen menschlichen und nicht um einen Automaten handelte, tat sein Bestes. Für die Besucher des Turmes stellte sich allerdings die Frage, ob es für das Gehör schlimmer wäre, neben einem Lautsprecherturm eines Rockkonzerts oder im Glockenturm des Klosters zu stehen. Noch unangenehmer empfand ich allerdings, dass der Holzboden, der wohl direkt über der Aufhängung der obersten Glocke montiert war, spürbar schwankte. So muss es sich anfühlen, wenn man während eines Erdbebens irgendwo auf einem oberen Stockwerk eines Hauses festhängt. (Hier klicken, um einen Eindruck vom Glockengeläut zu bekommen)

Nach einer ganzen Weile machte sich Fritz, immer noch mit beiden Händen an die Ohren gepresst, an den Abstieg. Ich benötigten meine Hände, um mich mit meiner Fototasche nach unten zu bringen. Allerdings ließ der Geräuschorkan langsam nach.

Auf der Ebene der Galerie schauten wir nochmal in das Kircheninnere. Noch ein paar Bilder von außen, dann machten wir uns auf der Suche nach den Mädels. Die fanden wir im Hof des Bräustüberl. Dort war es allerdings ziemlich laut. Irgendwie schienen jede Menge Gäste einen Zwischenstopp auf dem Weg zum Oktoberfest hier in Andechs einzulegen. Dabei natürlich mit Outfits, die die verschiedenen internationalen Besuchergruppen für bayerisch hielten.

Wallfahrts- und Klosterkirche

Ein paar Meter die Treppe runter befand sich noch ein kleiner Biergarten, der fast leer war. Als Besonderheit gab es dort eine Steckerlfischbraterei. Annette und ich inspizierten noch den Biergarten des Klostergasthofs, der allerdings ziemlich besetzt und außerdem eher der Außenbereich des Restaurants war.

Also zurück zum Biergarten, einen der zahlreichen leeren Tische ausgewählt und dann Verpflegung geholt. Für Johanna besorgte ich eine Portion Obatzter. Ich selbst holte mir einen Bachsaibling-Steckerlfisch, der zwar sehr groß und auch nicht gerade ein Schnäppchen, dafür aber sehr lecker war.

Die Idee, im Klosterhof zu Abend zu essen, hatten wir schon abgehakt, so dass Auerts Reservierung im Restaurant Zur Post in Herrsching Gültigkeit behielt.

Klosterbrennerei

Aber zunächst stand ja noch die Klosterbrennerei an. Bis dahin hatten wir noch Zeit, die wir plaudernd in dem kleinen Biergarten verbrachten, der aber auch gerade am Schließen war.

Das Gebäude, in dem die Schnapsverkostung stattfinden sollte, fand sich direkt an der Zufahrtsschranke zum Klostergelände. Die eigentliche Brennerei war in einem Gebäude nebenan untergebracht. Neben einer Verkaufstheke und Sitzbänken befanden sich in dem Gebäude auch die Anlagen zum Ansetzen von Schnäpsen. Die beiden destillierten Schnäpse wurden in einem anderen Gebäude hergestellt. Die Zutaten (Schnaps und Kräuter oder Früchte) für die Ansatzschnäpse bezieht die Klosterbrennerei von Lieferanten und setzt sie in den entsprechenden Behältern an. Der Ansatz wird anschließend auf den Zielalkoholgehalt eingestellt.

Eine nette Dame (mit Porsche Cayenne vor der Tür) erklärte uns die verschiedenen Herstellungsverfahren, die Herkünfte der Zutaten und die Herstellung der sechs verschiedenen Schnäpse der Klosterbrennerei, die wir auch alle verkosteten (und wir den Obstler und den Grünen vom Heiligen Berg einkauften).

So schon gut eingestimmt nahmen wir das Taxi zurück zum Hotel und spazierten etwas später das kurze Stück zum Restaurant „Zur Post“. Das Restaurant machte einen wirklichen netten Eindruck und war auch bald nach unserer Ankunft gut gefüllt. Nach dem späten Imbiss im Kloster hielt sich unser Hunger in Grenzen. Während Johanna gesottene Ochsenbrust bestellte, orderte der Rest ein Brotzeitbretl. Diese hätte allerdings durchaus für noch weitere Gäste ausgereicht. Was wir noch nie erlebt hatten, hier gab es sogar eine Hundespeisekarte. Die haben wir natürlich gleich mitgenommen und später unserer Kollegin Valetta geschickt.

Auerts hatten in unserem Hotel erreicht, dass das Licht in einer Stube angelassen und Gläser bereitgestellt waren. Die Biere entnahmen wir unseren Minibars. Und damit beschlossen wir doch etwas geschafft unseren ersten Ausflugstag.

Samstag, 26.09.2015 - Schloss Neuschwanstein

Im Frühstückraum tummelte sich allerlei Volk offensichtlich in Einstimmung auf das Oktoberfest in München. Immer wieder nett zu bewundern, was Leute unter bayerischer Tracht verstehen. Offensichtlich gibt es da eine gewisse Diskrepanz zwischen echter Tracht und Wiesn-Outfit.

Wir genossen jedenfalls erst mal das Frühstück bevor wir wieder unser Gepäck verstauten und uns auf den Weg nach Füssen machten.

Nach einer kurzen Strecke trennten sich unsere Wege, was wohl den leicht unterschiedlichen Optimierungsalgorithmen der Navigationssysteme bei VW und Mercedes geschuldet war. Unser Navi schickte uns auf landschaftlich reizvoller Strecke durch das Allgäu. Ich fand es toll, Johanna ob der kurvenreichen Strecke weniger.

Ein Stück vor Füssen passierten wir den Abzweig zur Wieskirche. Das hatte ich bei den wenig intensiven Vorbereitungen total übersehen. Sonst hätte ich einen Zwischenstopp bei der berühmten Wallfahrtskirche eingeplant. Aber noch war ja nicht aller Tage Abend, bzw. der endgültige Besichtigungsplan unsere Tour finalisiert.

Auerts trafen wir im Getümmel im Ort Hohenschwangau beim Ticket-Center wieder. Fritz und ich warteten auf dem Hotelparkplatz nebenbei, während sich die Mädels um die Tickets kümmerten. Währenddessen fluteten Besuchergruppen zu Fuß, in Bussen, Privat-PKWs und Kutschen in alle Richtungen. Annette hatte die Benutzung des Aufzuges bestellt, was aber irgendwie schief gegangen war. Schließlich hatten die beiden die Tickets und wir fuhren schon mal los. Kurz nachdem wir den Ort verlassen hatten, konnten wir wieder umkehren. Annette hatte wegen des Aufzugs nicht nachgelassen und eine neue Tour-Zeit bekommen. Dazu mussten aber auch unsere Tickets wieder umgebucht werden. Also wieder zurück in das Chaos. Schließlich fuhren wir dann doch Richtung Füssen.

Unser Hotel, das Vitalhotel Wiedemann, lag am Rande von Füssen im Faulenbacher Tal. Durch eine kleine Schlucht gelangten wir in den Vorort und schließlich über Wege, die wahrscheinlich die Fußwege und nicht die Straße waren, zum Hotel. Unser Zimmer lag im Erdgeschoß mit großer Terrasse, die bei wärmeren Temperaturen sicherlich einen Ausklang am Abend im Freien erlaubt hätte. Auch weil Auerts das Zimmer direkt neben uns hatten. Die Zimmer waren modern renoviert und trafen damit voll unseren Geschmack.

Da wir noch etwas Zeit bis zu unserem Besichtigungstermin hatten, nahmen wir einen kleinen Imbiss und holten an der Rezeption Vorschläge für das Abendessen ein. Im Hotel hätte es zwar auch Buffet gegeben, aber die Restaurantvorschläge waren zu überzeugend. Deswegen ließen wir einen Tisch im nahegelegenen Restaurant Frühlingsgarten reservieren.

Wir waren schon wieder unterwegs nach Hohenschwangau als Auerts anriefen und mitteilten, dass wir den Tisch erst später bekommen könnten. Obwohl wir normalerweise spätes Abendessen nicht mögen, gaben wir unser ok.

Schloss Neuschwanstein

Nach kurzer Fahrt fanden wir einen Platz auf dem hinteren Parkareal. Schon merkwürdig, dass die Infrastruktur an einer der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands so einigermaßen unprofessionell wirkt. Kurze Zeit später waren auch Auerts da und während Fritz noch einen Parkplatz suchte, kümmerte sich Annette um die Kutsche. Ob ihres Behindertenausweises wurden wir ganz vorne in die Schlange eingereiht und überholten damit auch eine Gruppe, die den Junggesellenabschied eines Mädchens feierten. Sie mühten sich redlich, verschiedene Gegenstände zu verkaufen, schienen aber keinen großen Erfolg zu haben. Während wir warteten strömten beständig Besucher aus aller Herren Länder durch die Straßen. Dazwischen kurvten PKW und viele Reisebusse. Schließlich konnten wir mit einigen anderen Besuchern eine der Zweispänner besteigen und es ging den Berg hinauf. Einigermaßen steil war das schon. Es war doch ganz gut, dass Fritz und ich beschlossen hatten, unsere Frauen in der Kutsche zu begleiten. Die Endstation der kurzweiligen Fahrt durch den Wald war noch ein gutes Stück unterhalb des Schlosses. Aber endlich hatten wir den Aufstieg doch überwunden und Johanna und Annette suchten den Eingang auf, von dem aus es mit dem Aufzug für sie weitergehen sollte.

Fritz und ich nutzten die Zeit bis zu unserer Tour um uns den Schlosseingang und den Schlosshof anzusehen und ich um Bilder zu machen. Ich hatte gefragt, ob ich meine Fototasche abgeben müsse, was aber verneint wurde. Fotografieren durfte man im Inneren des Schlosses eh nicht. Während der Weg vom Ort hinauf etwas unprofessionell, bzw. unorganisiert verläuft, schlägt hier oben deutsche Gründlichkeit wieder zu. An Monitoren ist jeweils abzulesen, wann die Führung für welche Ticketserie beginnt und welches Viehgatter, bzw. Drehkreuz zu benutzen ist.

Aber vielleicht noch einen Eindruck vom Äußeren des Schlosses, der möglicherweise vom trüben Wetter beeinflusst sein mag. Das Grau des Mauerwerks machte auf mich einen recht kalten und abweisenden Eindruck. Keine Spur von Leichtigkeit und Lebenslust, sondern eher Introversion und Trutzigkeit.

Am Ende der Führung schauten wir uns noch die Simulation an, die beschreibt, wie das Schloss mit den noch geplanten Erweiterungen ausgesehen hätte. Auch das konnte meinen Eindruck nicht ändern.

Oberer Hof mit Kemenate, Ritterhaus und Palas

Das Innere, von dem nur ein geringer Teil wirklich ausgebaut ist, was die Führung auch recht kurz werden ließ, macht einen anderen Eindruck. Keineswegs aber einen besseren. Der völlig überladene Rokokostil ist ebenso bedrückend, wie das Äußere, wenn auch auf eine völlig andere Art. Möglicherweise trägt negativ dazu bei, dass die Fenster alle mit Vorhängen verhängt sind, weswegen es nicht richtig hell wird. Aber das Übermaß an Dekoration gepaart mit relativ kleinen Räumen, gerade in den privaten Bereichen, fand ich schon wieder beengend. Aufgelöst wurde das eigentlich nur an einer Stelle, nämlich in der Küche, die groß, funktionell, strukturiert und, für die Zeit, hochmodern daher kommt.

Nordseite mit achteckigem Treppenturm und Nordfront des Thronsaals

Johanna und Annette waren nach der ersten Besichtigungsstation auch zu uns gestoßen. Dennoch waren einige Treppen zu überwinden. Also so richtig barrierefrei waren der Weg zum Schloss und das Schloss selbst mitnichten.

Sehr interessant fand ich am Ende noch den Informationsfilm über den Bau des Schlosses und die nicht mehr durchgeführten Erweiterungen. Und schließlich der Blick von einem Balkon auf die Landschaft, den See und das Schloss Hohenschwangau.

Es war zwar nicht gerade warm, aber wir ließen es uns dennoch nicht nehmen, in dem auf dem Weg zur Kutschen-Wendestelle liegenden Schloss-Restaurant im Freien zu sitzen und eine Stärkung zu uns zu nehmen.

Während Johanna und Annette wieder die Kutsche nahmen, gingen Fritz und ich zu Fuß. Dabei wichen wir aber von der Straße ab und gingen einen Waldweg, der uns auf die Höhe der Kreuzung im Ortsinneren brachte. An der Kutschen-Haltestelle mussten wir noch eine ganze Weile auf unsere Frauen warten.

Am Abend gingen wir die paar Schritte zum Hotel-Restaurant Frühlingsgarten, wo es zunächst mal etwas Verwirrung wegen unserer Reservierung gab. Es war erst nicht ganz klar, ob unser Hotel nun einen Tisch zum späteren Zeitpunkt reserviert hatte oder nicht. Aber das klärte sich rasch auf und wir konnten den Abend bei sehr leckerem Essen genießen.

Vor dem Aufbruch hatten wir das Restaurant in unserem Hotel überzeugt, noch einige Getränke für uns zu richten. Die bekamen wir nach unserer Rückkehr dann auf ein Zimmer gebracht und setzen unsere Tradition mit Absackern fort.

Sonntag, 27.09.2015 - Schloss Linderhof und Wieskirche

Irgendwie machte uns der Nebel bei der weiteren Planung zu schaffen. Eigentlich hatten wir eine Schifffahrt auf dem Foggensee geplant und einen Besuch von Linderhof. Schifffahren bei trübem Wetter macht aber überhaupt keinen Spaß, weswegen wir flexibel umplanten und erst einmal Linderhof ansteuerten. Wir wollten dann später entscheiden, ob wir den Foggensee am Nachmittag machen könnten. Von Füssen nach Linderhof führen verschiedene Wege. Nach kurzer Beratung entschieden wir uns für den Weg über Österreich. Während wir so mit Auerts Wagen aus Füssen herausfuhren, erzählte ich von meinen wenigen Erinnerungen an den Besuch mit meinen Eltern in der Gegend vor einigen Jahrzehnten und dem Lechfall. Kaum erzählt, wies ein Schild am Straßenrand auf selbigen hin, worauf wir einen Zwischenstopp einlegten.

Lech beim Lechfall

Nach dem kurzen Ausflug nach Österreich verlief die Strecke am Plansee entlang und wand sich dann entlang von Ammerwald und Linder. Landschaftlich äußerst reizvoll, aber auch sehr kurvig.

Vom Parkplatz aus und an Restaurant und Ticket- und Souvenirständen vorbei war es nur noch ein kurzes Stück durch den Wald (eigentlich schon der Wald um das Schloss) bis wir das Kernstück des Landschafts- und Gebäudeensembles erreichten.

Lech beim Lechfall

Das gefiel mir schon deutlich besser, als Neuschwanstein. Eingebettet in den waldartigen Park erstreckt sich das Gesamtensemble zwischen zwei Hügeln. Der tiefste Punkt zwischen den Hügeln wird dabei nicht etwa vom Schloss selbst eingenommen, sondern von der sogenannte Wasserparterre, einem flachen Wasserbassin mit einer vergoldeten Figurengruppe „Flora und Putten“ darin. Das Schloss selbst steht am Fuß des nördlichen Hangs. Hinter dem Schloss kommen die Wasserkaskade herunter, wobei der nördliche Hügel vom Musikpavillon gekrönt ist. Südlich des Wasserbassins steigt die zweiflüglige Treppenanlage den Hügel hinauf bis zum Venustempel.

Von den anderen Anlagen im Park sah man erst einmal nichts, lediglich das westliche und das östliche Parterre. Das sind zwei längliche Gartenanlagen, die rechts und links des Schlosses in den Parkwald hineinragen und dabei auch den Zugang zum Park und zum Aufstieg auf den nördlichen Hügel, den Hennenkopf.

Die Anlage hatte für mich einen eher leichten, verspielten und, ob der Lage im Wald, einen fast schon intimen Charakter.

Während Annette mit Amy am Wasserbassin warten wollten, reihten wir uns in die Warteschlange zur Schlossführung ein. Wie bei Neuschwanstein wurde auf dem Ticket signalisiert, in welche der „Viehgatter“ man sich stellen musste. Die Führung konzentrierte sich im wesentlichen auf die Wohnbereiche im Obergeschoß. Auch hier wieder alles im überladenen Rokoko-Stil. Ich könnte mich da nie wohlfühlen. Die Fülle von Gold, Stuck, Samt und Verzierungen erschlägt einem geradezu, wozu die geringe Größe der Räume noch beiträgt. Lediglich im Spiegelsaal, der durch die geniale Anordnung der riesigen Spiegel fast unendlich wirkt, ließ die beklemmende Enge etwas nach.

Die Mädels wollten uns irgendwie nicht bei der weiteren Erkundung des Parks begleiten und kehrten zurück zum Restaurant. Währenddessen stiegen Fritz und ich über den Weg durch einen Laubengang hinauf zur Venusgrotte. Das Umfeld der künstlichen Grotte wurde restauriert, so dass es ein wenig nach Baustelle aussah. Das Innere war schon etwas merkwürdig. Einerseits die Inszenierung eines Wagner-Bühnenbildes (Tannhäuser). Andererseits dieses aber in Betonoptik mit damals moderner Beleuchtungstechnik. Einerseits Romantik mit einem vergoldeten Kahn und einer kleinen Grotte mit dem kristallenen Schatz. Andererseits ein einschaltbarer Wasserfall.

Anschließend besuchten wir noch den Maurischen Kiosk, der nach der Weltausstellung 1876 in Paris hierher verbracht worden war. Das Innere schwelgt im bunten Orientalismus, erschien mir aber weniger überladen als die Innenräume des Schlosses. Leider konnte man den Kiosk nicht so richtig in Ruhe genießen, weil er von einer schwäbischen Reisegruppe belagert wurde, die wenig Rücksicht auf den Rest der Besucher nahmen.

Bevor wir uns wieder an den Abstieg machten, schauten Fritz und ich uns noch den Muskipavillon am oberen Ende der Kaskade an. Von dort aus hatte man auch einen sehr schönen Blick hinunter auf das Schloss, das Wasserpaterre und die gegenüberliegenden Terrassengärten.

Östliches Parterre mit Figurengruppe 'Venus und Adonis'

Wasserparterre, Treppengärten und Venustempel

Während ich noch trotz der vielen Besucher versuchte, Bilder rund um das Schloss, im östlichen und westlichen Parterre und vor der Kaskade zu machen, hatte Fritz bereits die Treppen hinauf zum Venustempel erklommen, wo er auf mich wartete.

Wir waren bereits wieder auf dem Rückweg (und gerieten schon wieder in die oben erwähnte Reisegruppe), als wir die Fontäne im Bassin beobachten konnten, die sich fast 22 m hoch erhebt. Beeindruckend, was so ein artesischer Brunnen leisten kann.

Die Mädels trafen wir in der Gaststätte, wo wir uns etwas zu essen und trinken gönnten und über die weitere Vorgehensweise beratschlagten. Das Wetter war immer noch recht trübe, was die geplante Schifffahrt nicht unbedingt erstrebenswert machte. Wir beschlossen schließlich, die andere Route zurück nach Füssen zu nehmen und dabei einen Abstecher zur Wieskirche zu machen.

Auch diese hatte ich mit meinen Eltern als Kind schon mal besucht, hatte aber auch keine Erinnerung mehr daran.

Von der Hauptstraße nach Füssen durchquerten wir ein kleines Waldstück. Dahinter erhob sich die Wallfahrtkirche inmitten einiger weniger anderer Gebäude auf einem Wiesenstück zwischen den Wäldchen. So groß hatte ich mir die Kirche gar nicht vorgestellt, oder gar in Erinnerung. Obwohl eigentlich kein Freund von Barockkirchen, fand ich den Innenraum der Kirche schön. Trotz des typischen Barockschmucks machte alles einen leichten und eher verspielten Eindruck. Während ich noch am Schauen war, wechselte der Rest der Gruppe hinüber zu einem Pferdemarkt, der allerdings gerade am Schließen war.

Die Wies

Auf dem Rückweg machten wir kurz vor Füssen noch Halt bei einem Riesenstapel mit Zierkürbissen. Die konnte man sich heraussuchen und hinterlegte das Geld in einer Box. Sowohl Johanna als auch Fritz und Annette kauften einige große und kleine Kürbisse als Herbstdekoration für zuhause.

Zurück im Hotel trennte sich wieder einmal unsere Wege. Johanna und Annette hatten Behandlungen in der Hotel Spa gebucht. Fritz und ich wollten noch ein wenig die Innenstadt von Füssen erkunden und etwas trinken gehen. Bei den Diskussionen mit dem Hotelpersonal hatten diese Fritz und Annette ein paar Lokale in der Altstadt empfohlen. Die brauchten wir zwar nicht mehr, weil wir ja wieder in den Frühlingsgarten wollten, aber anschauen wollten wir sie uns schon.

Wir nahmen den Weg am Fluss entlang, zweigten dann aber auf den Weg hinauf zum Kloster St. Mang und dem Hohen Schloss ab. Da der Weg ziemlich steil bergan ging, entschieden wir, am nächsten Morgen auf einen Parkplatz bei der Stadt zu fahren und von dort aus die Stadtbesichtigung zu machen. Allerdings hatten wir übersehen, dass der Weg am Fluss flach bis zur Brücke und damit bis zum Eingang in die Innenstadt gegangen wäre.

Beim ehemaligen Benediktinerkloster St. Mang machten wir eine kurze Besichtigung der barocken Stadtpfarrkirche, bevor wir in der Innenstadt nach den Lokalen suchten. Wir fanden alle drei. Zwei davon waren geeignet, einfach ein Bierchen zu trinken. Was wir natürlich auch taten.

Das Abendessen genossen wir wieder im Restaurant/Hotel Frühlingsgarten, wobei es uns irgendwie gestern besser geschmeckt hatte.

Manchmal lässt mich mein Gedächtnis doch etwas im Stich. Ein Teil dieses Reiseberichtes entstand erst drei Monate nach den Ereignissen. Daher weiß ich leider nicht mehr, ob wir am ersten oder zweiten Abend in der Gaststätte die Wirtsfrau getroffen hatten. Erst während des Gesprächs stellte sich heraus, dass das Hotel Wiedemann quasi traditionell von den Frauen geführt wird. Wir unterhielten uns eine ganze Weile über das Hotel, Füssen, den Trubel, und warum der Lech so blau ist.

Montag,28.09.2015 - Füssen und Heimreise

Nachdem die Verwirrung beim Auschecken ob zuviel berechneter Wellness-Anwendungen geklärt waren und wir auch noch ein Gruppenbild mit Hund gemacht hatten, fuhren wir auf die andere Seite der „Schlucht“ und parkten die Autos auf dem großen Parkplatz am Rand der Füssener Innenstadt.

Auf dem zentralen Platz angekommen, trennten sich mal wieder Männlein und Weiblein. Während Johanna und Annette die Shopping-Möglichkeiten in Füssen erkunden wollten, widmeten Fritz und ich mich der Kultur. Die kleine Spitalkirche mit ihrer Rokokofassade hatten wir gestern schon gesehen, heute schauten wir uns auch noch das barocke Innere an.

Das ehemalige Kloster St. Mang beherbergt heute das Rathaus und das Stadtmuseum. Daher drehten wir nur eine Runde durch den Innenhof, wo ich natürlich ein paar Aufnahmen machte. Irgendeine japanisch-deutsche Aktion war gerade im Gange, weswegen nicht nur die deutsche und die Füssener Flagge, sondern auch die Japanische Flagge an der Fassade hing.

Ehem. Benediktinerkloster St. Mang

Giebel am Hohen Schloss

Der Aufweg zum Hohen Schloss führte uns an den ehemaligen Wehranlagen vorbei in den Innenhof. Die Gebäude selbst beherbergen einen Teil der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, die wir uns aber auch sparten. Aber auch die Illusionsmalereien an den Fassaden der Gebäude und der Türme waren durchaus sehenswert.

Wieder zurück auf dem zentralen Platz mit Geschäften und Brunnen war von unseren Frauen noch nichts zu sehen. Fritz wollte nach Amy schauen, die im Wagen zurückgeblieben war. Währenddessen streifte ich noch ein wenig durch die Fußgängerzone, um ein paar Aufnahmen der schön restaurierten Häuser zu machen.

Nachdem schließlich alle wieder zueinander gefunden hatten, beendeten wir unsere diesjährige Städtetour, weil Auerts ja immerhin noch ein ganzes Stück weiter zu fahren hatten, als wir.

Der Hochnebel hatte sich inzwischen etwas gelichtet, weswegen Johanna und ich doch noch mal Richtung Schwangau fuhren, weil ich unbedingt noch Aufnahmen vom Schloss Neuschwanstein aus Richtung der Talstation der Tegelbergbahn machen wollte. Vom Parkplatz war ich schnell durch das kleine Wäldchen hinüber Richtung Reith-Alpe gelaufen. Von dort hat man eigentlich einen tollen Blick auf das Schloss. Nur leider zog ein Wolkenband genau zwischen Sonne und Schloss entlang. Ich wartete eine ganze Weile auf eine Wolkenlücke, es stellte sich aber keine richtige ein. Wenigstens mit ein paar halbwegs brauchbaren Bildern kehrte ich zurück und wir machten uns auch auf den Heimweg.

 

Ein Ziel für den Ausflug 2016 hatten wir noch nicht richtig festgelegt. Rügen war im Gespräch. Aber schließlich verschoben wir die Diskussion auf Anfang 2016.