Anreise

  • Kreuz und quer durch die Schweiz
  • Millimeterarbeit
  • Milaneser Küche

Immer mal wieder war Mailand auf der Liste möglicher Ziele für unsere Städtetouren gestanden und war bisher jedes Mal gegenüber anderen Zielen ins Hintertreffen geraten. Aber in diesem Jahr sollte es endlich soweit sein. Warum wir uns aber nur so wenig Zeit gönnten, konnte ich im Nachhinein nicht mehr nachvollziehen.
Novum auch, dass wir zu sechst unterwegs waren. Auf ausdrücklichen Wunsch bleiben unsere Mitreisenden anonym.
Wir hatten uns entschieden, die vermeintlich kurze Strecke nach Mailand zu fahren. Nun ja, auch kurze Strecken können ihre Zeit brauchen. Bereits zwischen Offenburg und Lahr fuhren wir eine ganze Weile über Land, um einen Unfallstau auf der A5 zu umgehen. Unser traditionelles Frühstück in der Raststätte Bad Bellingen musste aber sein.
In der Schweiz war die Hauptroute zum Gotthard bereits an den Autobahnschildern mit einer Umleitung über Zürich versehen. Unser Navi schickte uns noch einen weiteren Umweg aufgrund der aktuellen Verkehrslage. An einer der Autobahndreiecke trafen wir unser drittes Paar, das offensichtlich eine etwas andere Strecke gefahren war. In Bellinzona legten wir noch einen kurzen Stopp ein, bevor es auf das letzte Wegstück ging. Insgesamt zog sich das alles ziemlich hin, wobei sich Auerts zwischendurch meldeten, als ihr Flug aus Berlin in Mailand angekommen war.
So gegen 15:30 Uhr fuhren wir am Hotel vorbei, konnten aber weder eine Garageneinfahrt sehen, noch auf die andere Straßenseite wechseln. Also drehten wir eine große Schleife, bevor wir wieder vorm Hotel standen, wo auch unsere anderen Mitreisenden angekommen waren. Fritz brachte mir die Wegbeschreibung zur Tiefgarage, die ein Stück weg war, und nahm unser Gepäck mit. Die Anfahrtsbeschreibung war etwas verzwickt und ich drehte zwei weitere Runden, bis ich die Einfahrt endlich fand. Im dritten Untergeschoß gab es dann zwei lange Reihen Garagen mit Toren. Schließlich fand ich die Box mit meiner Nummer. Es bedurfte Millimeterarbeit mit zum Teil eingeklappten Außenspiegeln, um in die enge Box zu kommen und dann auch noch aus dem Auto aussteigen zu können. Dem zweiten Fahrer half ich bei seinem Einparkmanöver in die Box daneben. Schließlich trafen sich alle zum Bierchen in der Passage, in der sich auch der Eingang des Hotels befand. An der Rezeption buchten wir Frühstück für alle (4,- €), ein Restaurant zum Abendessen und auch ein Restaurant bei den Navigli für Samstag. In einem nahen Supermarkt deckten wir uns wie üblich mit Getränken und Knabberzeug für die Abende ein.
Nach einem Schaufensterbummel entlang des Corso Buenos Aires suchten wir unser gebuchtes Lokal, das wir nach einiger Verwirrung auch fanden.
Das Mamma Rossa gab sich edel, inklusive Prosecco zum Willkommen, Gruß aus der Küche (umgedrehtes Tomaten Bruschetta) und später Limoncello zum Abschluss. Der Service war leider etwas zu hektisch und unorganisiert. Johanna probierte Ossobuco mit Risotto, von dem sie großzügig verteilte, weil die Portion recht groß war. Das Risotto war sehr gut. Das Ossobuco eher in einer Rahmsoße, also ganz anders, als wir es machen. Ich nahm ein Tartar von Gamberetti Rosse und dann Mailander Kotelett. Das stellte sich praktisch als Wiener Schnitzel mit einem Knochen dran heraus. Muss mal sehen, ob das die Idee des Gerichts ist. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen. Zum Glück war bei unserem Rückweg der Regen nicht mehr so stark, so dass wir nicht ganz so nass wurden, bis wir ins Hotel kamen. Den Absacker nahm die "Originalrunde" auf unserem Zimmer.

Freitag, 06.09.2019

Stadtrundgang Teil 1

  • Duomo Santa Maria Nacente
  • Teatro della Scala
  • Santa Maria delle Grazie und Abendmahl
  • Klasse Pizza

Noch vor dem Frühstück machte ich mich im Internet mit der Mailänder U-Bahn vertraut und buchte auch gleich für Johanna und mich entsprechende Tickets.
Das Frühstück war für den Preis nicht schlecht und so gestärkt brach die Reisegruppe auf. In der nahegelegenen U-Bahnstation erstand der Rest der Gruppe in einem kleinen Laden ihre Tickets während ich beim Ausdruck unserer Fahrscheine Hilfe bei einem Angestellten einholte. Das lag aber daran, das der erste Automat, an dem ich es versuchte, nicht drucken konnte. Aber nur auf die App der U-Bahn und damit auf eine Internetverbindung wollte ich mich auch nicht verlassen. Wenig später stiegen wir auf dem Domplatz wieder ans Licht und ließen erst einmal die beeindruckende Kulisse auf uns wirken.
Es war schon einiges los, was aber auch nicht anders zu erwarten war. Am Eingang der Galleria prangte ein riesiges Plakat des Camparino, wo wir später unbedingt einen Campari zu uns nehmen wollten. Leider stellte sich heraus, dass sich die berühmte Bar derzeit im Umbau befand und daher geschlossen war. Wir sollten es auch während unseres restlichen Aufenthaltes in Mailand nicht schaffen, mal einen Campari zu trinken.
Nach einer Weile des Umschauens und Suchens fanden wir endlich in einem Gebäude gegenüber der Seitenfront des Doms das Informationsbüro, wo wir uns für unsere Führung zu melden hatten.
Als die Gruppe beisammen und alle mit einem Headset ausgestattet waren, begann die Führung um, in, unter und auf dem Dom. Die Italienerin machte in einem ziemlich guten Englisch eine interessante Führung, die auf der Plattform vor dem Eingang des Domes begann. Dort sind in die Steinplatten auch die Umrisse des früheren Baptisteriums zu sehen, dessen Reste wir später besichtigen konnten.
Große Teile der Domfassade waren wohl erst vor relativ kurzer Zeit gereinigt worden, was die Kirche strahlen ließ. Um alle Details der feingliedrigen Fassade zu entdecken, hätte man sicherlich noch mehr Zeit benötigt. Aber es ging ja um einen ersten Eindruck. Das Innere der Kirche konnten wir nur durch eine Seitentür und nach einer intensiven Sicherheitskontrolle betreten.
Der riesige Innenraum ist kaum richtig zu erfassen, was durch den Chor in der Vierung und die mächtigen Säulen, die die fünf Schiffe bilden, verursacht wird.
Die Krypta konnten wir nicht besichtigen, wohl aber die Glasfenster in der Apsis mit der Darstellung von Altem- und neuem Testament und der Apokalypse.
An der vorderen Innenfassade führt eine Treppe unter den Dom, bzw. unter die Plattform vor dem Dom. Hier befinden sich die Überreste der Vorgängerkirchen und des Baptisteriums, dessen Umrisse auf der Plattform eingelassen sind.
Am seitlichen Ausgang der Kirche fällt die makabre Statue des gehäuteten Bartholomäus auf. Letzter Abschnitt der Besichtigung war das Dach des Doms. Hierzu musste man einen anderen, ebenfalls bewachten Eingang zum Turm mit dem Aufzug nehmen. Dort gefiel einem der Sicherheitsbeamten mein Garmin GPS-Logger auf und er meinte, dass man das nicht mit auf das Dach nehmen dürfe. Warum das so sein sollte, konnte er mir aber nicht erklären und rief erst einmal seinen Chef an. Der kam nach einer Weile, schaute kurz auf das Gerät und winkte mich und Johanna durch.
Das Dach des Mailänder Doms mit seinem Umgang ist schon etwas Besonderes. Zwar war einiges eingerüstet, was aber den Eindruck nur leicht schmälerte. Johanna und Annette hatten wohl geahnt, dass der Umgang nicht durchgehend einfach zu begehen ist. Einige steilere Treppenabschnitte waren schon zu bewältigen. Jedenfalls blieben die beiden am Anfang des Rundwegs zurück.
Immer wieder gab es auf dem Weg Blicke hinunter auf den Domplatz und die Galleria. Auch die engen Folgen der Strebebögen und der Fialen ergaben tolle Perspektiven.
Aber schließlich waren alle wieder unten und wir setzen unseren Stadtrundgang in Richtung der Galleria fort. Bevor wir allerdings das Innere ausführlicher in Augenschein nahmen, suchten wir erst einmal einen Ort zum Ausruhen und zur Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Es war Mittagszeit und nicht nur die Touristen waren hungrig, sondern auch die Angestellten der umliegenden Geschäfte und Firmen. Trotzdem fanden wir auf der Rückseite der Galleria ein Lokal und darin auch einen freien Tisch. Für die zentrale Örtlichkeit waren die Preise durchaus human. Der Kellner versuchte uns zwar zur Bestellung eines Einheitsgerichtes zu überreden, hatte aber bei unserer Gruppe damit kein Glück.
Nach der Stärkung wollten wir uns doch noch die Galleria etwas genauer anschauen. Johanna entdeckte ein Swarovski-Geschäft, wo wir tatsächlich zwei neue Sterne fanden, während der Rest der Gruppe etwas verloren draußen herum stand.
Auf der Piazza della Scala lümmelten wir eine Weile in dem kleinen Park rund um die Statue von Leonardo da Vinci herum. Die berühmte Scala gibt architektonisch und fotografisch nicht so viel her.
Wir hatten immer noch Zeit bis zu unserem Termin zur Besichtigung von da Vinci's Abendmahl. Also versuchten wir den Feinkostladen Peck zu finden. Als wir schließlich beim Domplatz angekommen waren, fehlte uns doch etwas die Zeit und wir fuhren mit der U-Bahn Richtung Conciliazione und liefen von dort aus das Stück zur Santa Maria delle Grazie. Wir waren etwas zu früh und kurz nach unserer Ankunft fing es auch an zu regnen. Wir versuchten herauszubekommen, wir das nun mit der Führung funktionieren würde. Neben dem Klosterkomplex gab es ein Gebäude mit dem Ticketschalter (der aber wegen mehrtägigen Ausverkaufs sowieso nichts brachte) und Schließfächern. Zur Besichtigung des Abendmahls durfte man nämlich keine Taschen mitnehmen. Das war aber auch das Einzige, was wir in Erfahrung bringen konnten. Die Angestellte scheuchte uns mehr oder weniger wieder hinaus, ohne dass sie uns verständlich erklären konnte, wie das Prozedere denn nun wäre. Wir schauten uns schon mal etwas in der Kirche um bevor wir dann zusammen mit anderen Touristen auf dem wenigen Platz im Trockenen vor der Kirche auf unseren Guide warteten. Ich versuchte nochmals, meine Fototasche unterzubringen. In nahezu unverständlichem Englisch machte mir die Angestellte klar, dass nach einer bestimmten Zeit (die kürzer war, als die Dauer der vorgesehenen Führung) die Schließfächer automatisch sich öffnen würden. Einigermaßen verwirrt gesellte ich mich wieder zu den anderen.
Nach einer Weile fand sich dann der Guide auf der anderen Seite des Platzes ein. Dort drängten wir uns in der Einfahrt eines offiziellen Gebäudes, um nicht im Regen zu stehen. Von dort wurden wir von einem Wachmann verscheucht. Zum Glück hatte der Regen inzwischen aufgehört. Nun klärte sich auch das Thema der Schließfächer. Erst nach der Besichtigung der Kirche und vor der Besichtigung des Abendmahls musste man dort seine Taschen einschließen. So geschah es dann auch. Nach der Besichtigung der Kirche deponierten wir die Taschen und wurden in den Klosterbereich eingelassen.
Über mehrere Räume mit Sicherheitsschleusen und Erklärungen gelangten wir schließlich in das ehemalige Refektorium. Schlecht vorbereitet wie ich war, war ich völlig überrascht ob der Größe des nach der Bombenzerstörung restaurierten Raumes. An der einen Schmalseite des sonst sehr kahlen Raumes befindet sich das Wandgemälde einer Kreuzigungsszene von Giovanni Donato da Montorfano. Die andere Schmalseite wird von da Vinci's Abendmahl bestimmt. Ich hatte irgendwie immer die Vorstellung dass das Bild so etwa badehandtuchgroß sich im Inneren eines kleinen düsteren Raumes befinden würde. Welch ein (vermeidbarer) Irrtum. Der Tisch mit Jesus und den Aposteln dominiert den Raum, sowohl durch die überhöhte Perspektive als auch durch die Größe der Figuren. Als Besucher, die immer nur in Gruppen in den Raum gelassen werden, wird man zwar durch eine Absperrung auf Distanz von der Wand gehalten. Ich hätte aber eine massivere Sicherung wie eine Panzerglasscheibe o.ä. erwartet.
Bei der Betrachtung des Secco-Gemäldes geht einem natürlich die Interpretation in Dan Browns da Vinci Code durch den Sinn, die man nun am echten Objekt nachvollziehen kann und die auf eigentümliche Weise nachvollziehbar erscheinen. Johannes sieht tatsächlich einer jungen Frau ähnlicher als einem Mann.
Stark beeindruckt machten wir uns auf den Rückweg zu unserem Hotel.
Zum Abendessen gingen wir in das Lokal, das wir uns ursprünglich schon am Vorabend herausgesucht hatten, bevor uns der Rezeptionist das andere Lokal empfohlen hatte. Die Pizzeria kam weniger ambitioniert daher, das Essen war dafür hervorragend. Ich nahm einen kleinen Teller vom Antipasti-Buffet bevor ich mich an meine Calzone machte. Die Pizzatasche esse ich eigentlich recht selten, weil man sich oft sehr viel Teig mit sehr wenig Füllung gegenübersieht. Diese hier war aber wohl die Beste, die ich jemals gegessen hatte. Auch Johannas Pizza, von der ich noch ein großes Stück abbekam, stand dem nicht nach.
Mit dem üblichen Absacker endete der erlebnisreiche Tag in Mailand.

Samstag, 07.09.2019

Stadtrundgang Teil 2

  • Castello Sforzeco
  • Parco Sempione
  • Basilica di Sant'Ambrogio
  • Navigli
  • Cimitero Monumentale
  • Urige Trattoria

Erste Anlaufstelle der heutigen Besichtigungstour war das Castello Sforzesco. Schon auf dem Weg von der U-Bahn-Station über den vorgelagerten Platz mit Brunnen wird klar, wie groß das Bauwerk ist. Durch das Eingangstor im Torre dell'Orologio erreichten wir den weitläufigen früheren Exerzierplatz, den Cortile delle Milizie. Dahinter liegt der recht eng wirkende Bereich des Corte Ducale. Und dann ist man auch schon wieder draußen, bzw. auf der Brücke über den hinteren Wassergraben. Insofern war das eine recht kurze Besichtigung. Allerdings gibt es im Castello eine Reihe von Museen, zum Zeitpunkt unseres Besuchs auch mit da Vinci-Sonderausstellungen. Da hätte man schon längere Zeit verbringen können. Aber Museen vermeiden wir bei unseren kurzen Städtetouren in der Regel.
Anschließend schlenderten wir durch den weitläufigen Parco Sempione, bis wir in der Bar Bianco im Park gemütlich etwas tranken.
Zu unserem nächsten Ziel, die Basilica di Sant'Ambrogio, machten wir uns zunächst zu Fuß auf den Weg. An der nächsten U-Bahn-Station trennte sich dann die Gruppe in die Wanderer und die Fahrer. An der Kirche trafen wir uns alle wieder. Wir kamen erst einmal nur bis zu dem der Kirche vorgelagerten Innenhof. In der Kirche kam nämlich gerade eine Hochzeit zum Abschluss. Ich betrat den Innenraum schon mal über ein Seitenportal, währen die Hochzeitsgesellschaft die Kirche allmählich durch das Hauptportal verließ.
Der Innenraum hat einiges zu bieten. Neben dem Apsismosaik prangt unter einem steinernen Baldachin der Goldaltar Paliotto. Und die Marmorkanzel erhebt sich über einem Sarkophag aus dem 4. Jh.
Nachdem wir mit der U-Bahn wieder zurück zu Domplatz gefahren waren, fanden wir endlich auch das Feinkostgeschäft Peck. Die zahlreichen Leckereien lachten einem richtig an. Leider war in der Imbissecke kein Platz mehr frei und das Restaurant im Obergeschoss war uns für einen Mittagssnack etwas zu viel. Ich hatte eigentlich schon ein Glas mit eingelegten Miniartischocken in der Hand. Bis ich dann den Preis entdeckte. Rund 50,- € wollte ich dann doch nicht ausgeben. Aber wenigstens Risottoreis kaufte ich ein. Im Untergeschoss fand sich die Weinabteilung. Die hatte einiges zu bieten. Alles, was so an italienischen und französischen Weingütern Rang und Namen hat, war dort vertreten. Insbesondere beeindruckte mich die große Zahl an Magnum-, Doppelmagnum und noch größere Flaschen.
Während ich noch stöberte war der Rest der Gruppe bereits weitergezogen und hatte ein kleines Café-Restaurant gefunden, wo wir unseren Mittagssnack einnahmen.
Danach trennte sich die Gruppe. Annette und Johanna wollten noch in der Gegend um unser Hotel shoppen.
Der Rest fuhr zu den Navigli, wo wir uns auch unser Restaurant für den Abend anschauen wollten. Nachdem die Hotelempfehlung für den ersten Abend nicht so richtig gezündet hatte, wollten wir für heute sicher gehen.
Der Naviglio Grande, den wir entlang spazierten, zieht sich als steingefasster Kanal schnurgerade durch das Stadtviertel. Die breiten Flanierwege zu beiden Seiten sind gesäumt von zahlreichen Restaurants. Ab und zu quert eine Brücke den Kanal. Jetzt am Nachmittag war es noch recht ruhig. Das sollte sich am Abend deutlich anders darstellen.
Am Ende des Kanals fanden wir auch das Restaurant für den Abend, die Trattoria Milanese. Sah gar nicht schlecht aus, auch die Speisekarte.
Den verbleibenden Nachmittag wollten wir nutzen, um noch den Cimitero Monumentale anzuschauen. Nach intensiver Inspektion der Straßenbahnpläne stellte sich heraus, dass direkt gegenüber am Darsena eine Straßenbahn ohne Umsteigen bis zum Mailänder Friedhof fährt. Wir wählten dann auch noch einen der historischen Straßenbahnwagen und rummelten so gemütlich durch die Stadt bis wir beim Friedhof ankamen.
Bereits da Eingangsbauwerk mit seinem hoch aufragenden Mittelbau und den weit ausgreifenden Flügeln aus weißem Marmor mit dunklen Bändern zeigt, dass man hier die Unbescheidenheit über den Tod hinaus lebte und lebt.
Die Grabmäler auf dem Friedhof zeigten ebenfalls, dass die reichen Bürger Mailands das Schaulaufen des Reichtums hier munter weiter trieben. Zwischen den zum Teil haushohen Grabbauten fanden sich zwar auch "normale" Gräber, aber zumindest in dem Mittelteil des Friedhofs sind diese eher in der Minderheit (oder fielen einfach nicht auf). Es war schon interessant, durch die "Straßenschluchten" zu schlendern und die verschiedenen Baustile der Grabmale zu vergleichen. Auch fotografisch fanden sich zahlreiche Motive.
Aber schließlich war es auch genug. Für den Rückweg wählten wir die U-Bahn, deren Station direkt neben dem Friedhofseingang liegt. Irgendwie hatte mich mein Orientierungssinn im Stich gelassen. Oder mein Bestreben, bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel immer die Variante mit den wenigsten Umsteigepunkten zu wählen, führte dazu, dass wir mitnichten die kürzeste Strecke fuhren, sondern eine ausführliche Tour durch das untergründige Mailand machten. Im Hotel sammelten wir die beiden Shopperinnen ein und fuhren mit der U-Bahn wieder zu den Navigli. Wegen Bauarbeiten war die Anschluss-Straßenbahn ein ganzes Stück weg von der U-Bahn-Station. Und auch die Zielhaltestelle war mitnichten in diese Richtung gegenüber unseres Restaurants, sondern ein Stück weiter die Straße entlang. Von dort mussten wir uns den Weg zurück durch die Menschenmassen, die sich hier zum Samstagabend an den Navigli einfanden, kämpfen. Das Getrubel war so groß, dass schon zu diesem Zeitpunkt in der Reisegruppe die stillschweigende Übereinkunft herrschte, dass wir uns nach dem Abendessen eher nicht in das Nachtleben stürzen würden.
Von der Reservierung wusste das Restaurant irgendwie nichts. Trotzdem bekamen wir einen Tisch, auch wenn es in dem kleinen Lokal etwas eng zuging. Leider gab es das Risotto, das ich gerne probiert hätte, nicht mehr. Aber das stattdessen gewählte, war auch sehr gut. Insgesamt ein durchaus empfehlenswertes Lokal mit typischer Milaneser Küche.
Inzwischen hatten wir auch genug von öffentlichen Verkehrsmitteln. Unser Tageskarten hatten wir ausgiebig genutzt. Also ließen wir vom Restaurant zwei Taxis rufen.
Den Abend klang dann im Hotel aus.

Sonntag, 08.09.2019

Rückfahrt

  • Neue Route über den San Bernadino

Und damit war unser Kurztrip nach Mailand auch schon wieder an seinem Ende angekommen. Nach einem gemütlichen Frühstück hieß es erst mal unsere Autos wiederzufinden und aus den engen Boxen zu manövrieren. Die Tiefgarage hat tatsächlich einen Personeneingang, auf den uns ein Einheimischer hinwies.
Danach trennten sich die Wege der Reisegruppe. Auerts hatten noch etwas Zeit bis sie zum Flughafen mussten. Unsere anderen Mitreisenden fuhren weiter nach Venedig und wir machten uns auf den Heimweg. Über Nacht hatte es ziemlich stark geregnet, so dass wir auf dem Weg aus Mailand heraus mehrfach tiefe Wasserflächen auf den Straßen umfahren oder vorsichtig durchqueren mussten.
Unterwegs bekamen wir in den Verkehrsnachrichten mit, dass sich ein längerer Stau vor dem Gotthard-Tunnel gebildet hatte. Also zweigten wir die San Bernadino-Route. Mein Navi sträubte sich lange, die neue Strecke anzunehmen. Den Weg fanden wir trotzdem. Der Tunnel liegt gut 600 m weiter oben als der Gotthard-Tunnel. Die Strecke hinauf zieht sich in weiten Serpentinen. Irgendwann bequemte sich auch mein Navi, die eigenmächtige Streckenänderung anzuerkennen. Landschaftlich fand ich die Route über den San Bernadino deutlich reizvoller als die Gotthard-Strecke.
Erst gegen Abend erreichten wir wieder das heimatliche Forst und schauten direkt beim Kaiserpalast zu Abendessen vorbei.