Montag, 22.04.2024

Vorgeschichte und Montmartre

  • Vorgeschichte
  • Montmartre
  • Sacré-Coeur

Kurz nach 7:30 Uhr am Montag. Nach einem Spurt über den Bahnsteig in Karlsruhe, weil die Wagenreihung mal wieder nicht stimmte, sitzen wir jetzt im TGV nach Paris.
Zuvor waren wir mit dem Taxi nach Bruchsal zum Bahnhof gefahren und dort mit einer der S-Bahnen nach Karlsruhe. Damit beginnt unser erster diesjähriger Urlaub, eine Woche Paris.
Lange hatte ich letztes Jahr überlegt, was ich Johanna zu ihrem runden Geburtstag schenken sollte. Immer wieder hatte sie in den letzten Jahren geäußert, dass sie mal nach Paris wollte. Der letzte Aufenthalt war 1984. Ich war zwar beruflich 2 oder 3 Mal in Paris, aber auch das war lange her und außer an den Arc de Triomphe und La Défense kann ich mich auch an nichts mehr erinnern. Das letzte Mal im Februar war ich eh nur in den Außenbezirken.
Also erschien mir das ein gutes Geschenk. Nun wollte ich aber nicht einfach einen Gutschein überreichen. Johanna hatte mal vor einiger Zeit ein 3D-Puzzle des Eiffelturms gekauft (allerdings nie zusammengesetzt). Aus der gleichen Serie besorgte ich den Triumphbogen mit Beleuchtung. Gutschein und das zusammengebaute Puzzle überreichte ich bei der mitternächtlichen Geburtstagfeier (wo traditionell unsere Nachbarn dem Geburtstagskind gratulieren).
Bis zur Einlösung des Gutscheins sollte es noch eine Weile dauern. Wir kamen überein, den Parisaufenthalt ins Frühjahr 2024 zu legen. Allerdings noch rechtzeitig vor der Olympiade.
Im Herbst sammelten wir aus verschiedenen Quellen Informationen über unser Reiseziel. In unserem Bekanntenkreis gibt es einige Paris-Experten, was sehr hilfreich war. Insbesondere hinsichtlich eines Hotels. Sonst fällt es uns nicht schwer, an einem Reiseziel ein passendes Hotel zu finden. Aber beim Surfen durch verschiedene Hotelportale waren wir echt überfordert. Zu berücksichtigen war auch, dass in Paris die Hotelzimmer tendenziell eher klein sind. Schließlich bekamen wir einen Tipp von Oliver über ein kleines Hotel im Opernbezirk. Das sah ganz nett aus und hat tatsächlich auch etwas größere Zimmer, die auch mit einem geöffneten Koffer auf dem Boden noch Bewegungsspielraum bieten. Also buchten wir im Herbst das Zimmer (übrigens zugleich mit unserer zweiten Reise in 2024, aber das ist eine andere Geschichte).
Etwa auch zu der Zeit waren wir wieder einmal in Kontakt mit Fritz und Annette (Erfahrene Leser meiner Webseite wissen es schon: Auert-Kuhn-Städtetouren). Und tatsächlich waren sie einverstanden, unsere Tradition, die während der Pandemie stark gelitten hatte, wieder aufleben zu lassen. Auch wenn die beiden schon einige Male in Paris waren. Damit waren die ersten Reisevorbereitungen erst mal abgeschlossen.
Die weiteren Vorbereitungen begannen erst im Frühjahr 2024. Ich war erst davon ausgegangen, mit dem Auto nach Karlsruhe zu fahren und es dort auf einen der Parkplätze beim Bahnhof abzustellen. Aber die Verbindungen zwischen Bruchsal und Karlsruhe sind so zahlreich, dass es einfacher war, direkt ab Bruchsal zu fahren. Also war auch der Zug gebucht. Und weil wir unbedingt mal TGV fahren wollten, auch beide Strecken mit eben diesem in der 1. Klasse. Nach einem Anruf von Annette, ob wir uns schon überlegt hätten, was wir anschauen wollten, begann ich endlich, die schon eine Weile zuvor erworbenen Paris-Reiseführer zu lesen. Museen schlossen wir wie üblich erst einmal aus. Als Paris-Neulinge wollten wir zunächst die Stadt kennen lernen. Besuche im Louvre und Versailles würden ja bereits zwei unserer knapp fünf Tage aufbrauchen. Die beiden Paris-Reiseführer sind nach Tagestouren bzw. Arrondissments geordnet. Da die Wettervorhersage nicht sehr vielversprechend aussah (kalt und etwas regnerisch) würde es wohl besser sein, das Tagesprogramm jeweils spontan festzulegen und sich grundsätzlich an den Touren zu orientieren. Was wir aber nach einem intensiven E-Mail Austausch zwischen Annette und mir buchten, war eine Dinner-Cruise auf der Seine für den Dienstag.
Da die anderen nicht auf den Eiffelturm wollten und es eine Woche vor Reiseantritt nur noch wenige Termine gab, verzichtete ich schließlich darauf.
Und so sitzen wir jetzt im Zug bei etwas über 300 km/h.
Vor Paris gab es etwas Verzögerung wegen Stau in den Gare de l'Est. Aber mit nur 10 min Verspätung kamen wir an, nahmen ein Taxi und erreichten kurze Zeit später unser Hotel in einer kleinen Seitenstraße. Und unser Zimmer war auch bereits bezugsfertig. Zum Glück hatten wir uns die etwas größere Variante gegönnt. Das war nun für ein Pariser Stadthotel durchaus groß mit einer großen Couch für die abendlichen Absacker.
Jetzt hieß es nur noch, auf Fritz und Annette warten. Das sollte aber noch eine Weile dauern.
Schließlich so gegen 14:00 Uhr riefen wir einen Uber und ließen uns zur Talstation der Standseilbahn zur Sacré-Coeur bringen.
Ein Stück davor gab der Fahrer auf. Bereits zuvor waren wir ständig hinter einem Bus hängen geblieben und das letzte Stück durch eine verkehrsberuhigte Zone war auch nicht einfach. Touristen in Massen.
Nach einem Rundgang durch die auch im Inneren eher kühl wirkende Kirche galt es zu überlegen, was als nächstes auf dem Programm stünde. Den Aufstieg auf die Kuppel mit über 200 Stufen schenkte ich mir. Durch das bewölkte Wetter hätte auch der höhere Standort keine Besserung beim Blick über Paris gebracht. Bei Sonnenschein hätte das wahrscheinlich anders ausgesehen.
Wir liefen das kurze Stück hinüber zur Place du Tertre, wo sich bekanntermaßen die Straßenmaler rund um den Platz in Position bringen. Es schien mir allerdings, dass dort nur verkauft wird. Malen habe ich niemanden gesehen.
Über steile Treppen stiegen wir wieder hinab und steuerten die Place des Abbesses an, laut Reiseführer das eigentliche Zentrum von Montmartre. Aber bis auf ein Kinderkarussell war hier nicht viel los.
Aber es war Zeit für eine Pause. Die legten wir in einem der zahlreichen Bistros ein, wo sich Johanna und ich ein Croques Madame teilten.
Le Mur des je t'aime, die blaue Mauer, auf der in 300 Varianten "Ich liebe Dich" geschrieben steht, liegt in einem kleinen Park, allerdings durch Bauzäune abgesperrt.
Rund um die Halle Saint Pierre finden sich zahllose Stoffgeschäfte. Während ich Blickachsen zur Sacré-Coeur suchte, war meine Reisegruppe verschwunden. Erst nach einen Anruf bei Fritz fand ich den Rest der Gruppe bei einem Stoffgeschäft wieder.
Warum auch immer machten wir uns zu Fuß auf den Heimweg, nicht aber, ohne in einem Supermarkt Vorräte für die abendlichen Absacker einzukaufen. Gegen 18 Uhr kamen wir endlich wieder im Hotel an. Wenigstens noch etwas ausruhen bis zum Abendessen. Dafür hatten wir uns. während wir auf Fritz und Annette warteten, mit dem Concierge beraten, der uns einen Tisch im Bistro Rougemont reserviert hatte.
Das kleine Bistro liegt gleich um die Ecke und war bald nach unserer Ankunft brechend voll, meist Touristen. Die Internet-Speisekarte erwies sich als irreführend. Das Bistro war dazu übergegangen, die tagesaktuellen Gerichte auf Schiefertafeln zu präsentieren. Und die unterlagen auch noch diversen Abwandlungen. Dadurch wurde es etwas schwierig. Schließlich bestellte Johanna, mehr mangels Alternativen denn aus Überzeugung, das Steak well done. Da ich wusste, was kommen würde und, wie wir alle, nach dem späten Mittagessen keinen richtigen Hunger hatte, Ravioli mit Trüffel/Pilz-Füllung. Nicht schlecht. Johannas Steak kam mit einer Chimichurri, die sehr gut war (habe ich doch oft mit der Soße etwas Probleme).
Zurück im Hotel beendeten wir den Abend wie üblich mit dem Absacker auf unserem Zimmer.

Dienstag, 23.04.2024

Eiffelturm und Invalides

  • Palais Chaillot
  • Tour Eiffel
  • Les Invalides und Dôme des Invalides
  • Dinner Cruise

Das Frühstück im Hotel war überraschend gut, in der Art klein aber fein. Die Sachen, die wir probierten, waren alle frisch, bis zum frisch gepressten Grapefruitsaft. Das hätten wir tatsächlich nicht erwartet.
In Anbetracht der Wettervorhersage entschieden wir uns für den Eiffelturm und Les Invalides als Programm für den heutigen Tag. Fritz kam auf die Idee, mit der Metro zu fahren. Die nächste Metrostation ist nicht weit weg vom Hotel und einer der Linien geht tatsächlich bis zum Trocadéro.
Nur, dass die Metrostationen nicht barrierefrei sind. Hinab geht es nur über steile Treppen. Wenigstens kamen wir beim Trocadéro über Rolltreppen wieder an die Oberfläche.
Das Palais de Chaillot war nun der eigentliche Startpunkt der Tour. Nicht wegen des dortigen Museums, sondern wegen des herrlichen Blicks auf den Eiffelturm, allerdings um die Uhrzeit natürlich im Gegenlicht. Aber auch das Palais gibt wegen seiner Monumentalität einiges her. Der Blick von der Seine war leider durch eine im Aufbau befindliche Tribüne verstellt. Das sollten wir noch an einigen anderen Stellen erfahren. Die Vorbereitungen für irgendwelche Veranstaltungen zur Olympiade waren im vollem Gange.
Ob die Sicherungsmaßnahmen um den Eiffelturm schon länger vorhanden sind oder erst in jüngster Zeit errichtet wurden, wussten wir nicht. Aber das Gelände ist von hohen Glaswänden umgeben und Zugang bekam man nur nach einer Sicherheitskontrolle an einigen wenigen Schleussen. Beeindruckend ist der gewaltige Turm aber natürlich immer noch. Erst aus der Nähe erkennt man die filigranen Strukturen der Eisenstreben und die Verzierungen. Völlig neu war für mich, dass es an der Seite einen kleinen Park gibt, von dem aus sich schöne Perspektiven auf den Turm ergeben.
Wieder draußen war der Plan gewesen, über das Marsfeld zu laufen. Aber auch das war weitestgehend abgesperrt und entlang der noch offenen Wege gibt es keinerlei Sitzgelegenheiten. Auf einer Parkbank überlegten wir die weitere Route, wobei wir amüsiert den Hütchenspieler mit seiner Bande beobachteten (nicht der einzige hier). Schon erstaunlich, dass es immer noch Menschen gibt, die darauf hereinfallen. Auch interessant, mit welchen Einsätzen da gespielt wird. Unter 50 € machte es der Gauner nicht.
Endlich machten wir uns wieder auf den Weg und liefen die Av. de la Bourdonnaise entlang. Die Bistros hier haben alle ein deutlich höheres Preisniveau als die Bistros um unser Hotel. Aber schließlich kehrten wir doch in eines ein und aßen und tranken etwas. Zum Glück kontrollierte Fritz die Rechnung, bei der der Kellner das Trinkgeld versehentlich (?) um 35 € erhöht hatte. Die Differenz zahlte er bar zurück, die letzten 5 € aber auch erst nach Aufforderung. Keine Ahnung ob das Versehen oder Absicht war.
Einige Zeit später standen wir vor dem Gebäudekomplex Les Invalides und dem Invalidendom. Das Eintrittsgeld schließt den Zugang zu den verschiedenen Museen ein, war damit aber für uns verschwendet. Der Dom alleine ist aber schon höchst beeindruckend. Das riesige Grab Napoleons I. in einer Art offener Krypta und die Seitenkapellen mit Gräbern bekannter Militärs aus napoleonischen Zeit erinnert stark an den römischen Kaiserkult mit seinen Vergöttlichungen der verstorbenen Imperatoren.
Entlang der Seitenarkaden des großen Innenhofs hinter dem Dom sind zahlreiche Kanonenrohre aus dem 15. bis 19. Jhdt. ausgestellt, auch ein kleiner Panzer aus dem 1. Weltkrieg.
Dann trennten sich erst mal die Wege der Reisegruppe. Während Annette und Fritz noch bis zur Champs Élysées liefen, nahmen wir einen Uber zurück zum Hotel. Dabei kamen wir am Grand Palais, der Place de la Concorde und der La Madeleine vorbei.
Irgendwie hatten wir Durst und kehrten daher in das Bistro beim Hotel ein. Kurze Zeit später kamen Auerts vorbei und die Reisegruppe war wieder vereint.
Für unsere Dinner-Bootsfahrt auf der Seine mussten wir wieder zurück zur Anlegestelle am Eiffelturm. Mit scheinbar recht gutem Zeitpuffer fuhren wir mit unserem Uber los. Dieser steckte allerdings nach kurzer Fahrt im völlig chaotischen Pariser Abendverkehr fest. Einige Baustellen mitten auf den Hauptstraßen und die Fahrweise der Pariser, egal ob mit Auto, schwerem Motorroller oder Fahrrad machten ein Fortkommen zum Glücksfall. Unser Fahrer bemühte sich redlich, trotzdem lief die Zeit davon. Aber endlich waren wir durch das dickste Getümmel und am Ende wurden wir sogar direkt an die Anlegestelle gebracht. Einchecken und Boarden gingen professionell und problemlos und an unserem Tisch konnten wir erst mal etwas zur Ruhe kommen, bevor die schweren Entscheidungen hinsichtlich Wein, Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch anstanden. Gleich zu Anfang wurde klar, dass es auf der Fahrt recht laut zugehen würde. Das Boot ist mit einer Glaskuppel gedeckt, was wenig schallschluckende Eigenschaften hat. Die Gespräche der Passagiere und die Musik (zum Teil mit Live-Sängerin) verursachten einen recht hohen Lärmpegel. Nach dem Begrüßungschampagner entschieden wir uns für einen Rotwein und einen Rosé. Zwei Flaschen Wein für vier Personen sollten uns über den Abend bringen.
Bei der Essensauswahl blieb Johanna eher konservativ mit Enten Foie-gras und Kalb. Ich war experimentierfreudiger. Die Vorspeise bestand aus einem dünnen Teigring. Darin eine cremige Mischung aus Schnecken und Pulposcheiben mit Gemüse, u.a. Fenchel. Sehr ungewöhnlich. Die Schnecken mal nicht in Knoblauch ertränkt, sondern mit sehr viel Eigengeschmack, der mich an irgendetwas erinnerte. Ich kam allerdings nicht drauf, was es war. Auch der Hauptgang war sozusagen Surf and Turf. Maishähnchenbrust mit Flusskrebsen. In der Soße waren noch Pilze und Silberzwiebeln. Dazu Gnocchi. Beide Gerichte sehr interessant und lecker. Und wieder hatte ich das Glück, dass jemand Hähnchenbrust auch zart hinbekommt. Johanna und ich nahmen beide Käse zum Nachtisch, wobei Johanna der Weichkäse (vermutlich ein Schafskäse) zu streng war.
Währenddessen glitt die Stadt bei zunehmender Dunkelheit an uns vorbei und wir konnten u.a. den Louvre und die Baustelle der Notre Dame sehen. Auf dem Achterdeck hat das Boot einen kleinen Außenbereich, auf dem sich immer mehr Leute tummelten. Auch ich zwängte mich einige Male hinaus, um wenigsten ein paar Nachtaufnahmen zu machen. Fast 2,5 Stunden später legten wir wieder an und suchten nach einer Möglichkeit, wieder zurück ins Hotel zu kommen. Dabei bemerkten wir einen Tumult unter einer Gruppe von Leuten direkt an der Kaimauer. Einen davon verschlug es dabei in die Seine. Später beobachteten wir vom gewählten Abholort Feuerwehr und Krankenwagen.
An der Anlegestelle gab es zwar jede Menge Taxis, aber als wir einen Taxifahrer nach dem Preis für die Fahrt fragten und 40,- € als unglaubliche Antwort bekamen, kam nur noch Uber als Alternative infrage. Um dem Chaos an der Anlagestelle zu entgehen, suchten wir uns oben an der Straße neben einem Bistro und einer Bushaltestelle einen Platz, an dem der Fahrer auch halten konnte. Es dauerte dieses Mal recht lange, bis wir einen Fahrer gebucht bekamen, der uns durch das immer noch volle nächtliche Paris zurück zum Hotel brachte. wo wir gegen Mitternacht eintrafen.

Mittwoch, 24.04.2024

Markt und Konsumtempel

  • Marché Couvert des Enfants Rouges
  • La Madeleine
  • Printemps
  • Galeries Lafayette

Schwieriger Tag. Wir wollten heute mal die Kultur Kultur sein lassen und auch andere Seiten von Paris kennen lernen. Bereits bei er Vorplanung hatten wir uns nach Märkten umgesehen, wo man auch etwas essen kann. Die Wahl fiel auf den in den Reiseführen erwähnten Marché Couvert des Enfants Rouges. Und damit wir nach dem Frühstück wenigstens etwas Hunger bekämen, marschierten wir zu Fuß von unserem Hotel zum Markt. Auf dem Weg dorthin kamen wir durch Straßen und Viertel der "normalen" Pariser Innenstadt. Die Wohnbebauung ist aber immer noch die typisch Pariser, die Häuser mit Eisengittern vor den Fenstern bzw. Balkonen, die bekannten Mansarden und Dachformen. Die Läden sind eher solche für Einwohner denn für Touristen. Wobei wir uns schon fragten, wie so manche Boutique oder auch andere Läden überleben können.
Den Eingang des Marktes übersieht man leicht und der Markt selbst hat nichts (mehr) mit einem typischen Markt oder der Mischung aus Markt und Essensständen zu tun. Der überwiegende Teil sind eben Imbissstände. Diese waren gerade erst dabei, den Tag vorzubereiten. Die meisten Leute, die jetzt schon aßen, waren eher die Angestellten. Nicht nur weil wir so bald nach dem Frühstück keinen Hunger hatten, sondern auch, weil uns weder das Angebot noch die Gerüche aus den Ständen so richtig Appetit machten, verzichteten wir auf ein zweites Frühstück. Allenfalls die Austern am Fischstand (der auch sonst ganz einladend aussah) hätte mich noch angemacht.
Ich traf die anderen nach einem kurzen Fotorundgang an einem Bistro am Rande des Markts und mit Bier versorgt. Die nette skandinavische Bedienung empfahl mir einen Schaumwein Les Temps Est Bon. Das war eine gute Empfehlung. Ein leichter frischer Schaumwein am späten Vormittag geht gut.
Wie üblich riefen wir einen Uber, um zum nächsten Ziel, der Village Royal zu kommen. Und wie üblich steckten wir im Verkehrsstau und waren wieder einmal fassungslos ob der rücksichtslosen Fahrweise aller Verkehrsteilnehmer. Aber wenigstens kann man so im Sitzen und im Warmen in Ruhe etwas von der Stadt sehen.
Die Village Royal war eine Enttäuschung. Eine kleine Straße mit einer Reihe von kleinen meist geschlossenen Luxusgeschäften. Das wars. Das ist sicher keinen Besuch wert.
Nachdem Annette in einer edlen Pâtisserie eingekauft hatte, war es Zeit für Mittagessen. Wir fanden ein kleines Bistro in einer Ecke gegenüber der La Madeleine. Ich ließ die anderen schon mal vorgehen und schaute mir erst die einem riesigen griechischen Tempel ähnelnde Kirche an.
Ziemlich groß und massiver Neoklassizismus. Dazu recht düster, weil Licht nur durch drei runde Fenster in der Decke in das Innere fällt.
Im Bistro stellten wir mal wieder fest, dass die Preise im Zentrum von Paris ziemlich horrend sind. Aber in dem Bistro waren nicht etwa viele Touristen, sondern hauptsächlich Einheimische.
Annette hatte etwas Pech mit ihrem Cesars Salad, weil das Hähnchen trocken und kalt war und sie dann auch noch für etwas nachgeorderte Sauce 4 € zahlen sollte. Das konnte abgewendet werden. Fritz Croque Monsieur, Johannas Tartar und mein Avocado Toast waren ok, aber auch ziemlich überpreist. Das französische Ehepaar am Nachbatisch hatten u.a. einen Salatkopf (ja, genau so sah es auch. Und angemacht schien der auch nicht zu sein). Für diesen rohen Salat wurden auf der Karte 15 € aufgerufen!
Am La Printemps trennte sich die Reisegruppe. Johanna und ich streiften durch das Luxuskaufhaus. Dabei waren die bunte Glaskuppel und die Terrasse am interessantesten.
Weiter in den Galeries Lafayette hielten wir uns eine ganze Weile bei den Juwelierständen auf. Ob hier tatsächlich mal jemand etwas kauft? Oder werden die Stände von den Firmen unter Marketingkosten abgeschrieben?
Auch auf den anderen Stockwerken gibt es ausschließlich Luxusware. Faszinierend aber der innere Aufbau des zentralen Baus (La Coupole), der fast wie ein Theater mit Logen wirkt, überdeckt von einer weiteren bunten Glaskuppel. Von der Terrasse des La Fayette hat man einen noch bessren Überblock über das Palais Garnier (die Oper) und über die Stadt bis zum Eiffelturm.
Dann war aber genug mit "Window-Shopping" und wir machten uns auf den Rückweg. Nach dem ersten Stück legten wir aber eine Erholungspause in einem Bistro ein und bekamen wegen der Happy Hour das Bier sogar zu einem vernünftigen Preis.
Eine ausgedehnte Happy Hour gab es auch im Bistro Le Petit Cadet, bei dem wir einen Tisch für das Abendessen gebucht hatten. Entsprechend voll war es gerade im Außenbereich. Aber auf der Empore waren wir erst einmal alleine, was sich aber später änderte.
Auf jeden Fall reichte die Happy Hour bis zum Ende unseres Abendessens, was zwar keine Auswirkung auf die Reisekasse, wohl aber auf die Menge der konsumierten Getränke hatte.
Ich konnte seit Ewigkeiten mal wieder eine französische Zwiebelsuppe genießen und ließ Fish&Chips folgen, mit einem sehr zarten und saftigen Fisch.
Johanna und Annette hatten sich schon bei der Buchung auf die gebratene Blutwurst mit karamellisierten Zwiebeln und Kartoffelbrei festgelegt und waren damit sehr zufrieden. Fritz' Tartar war komplett anders angemacht als Johannas zu Mittag. Während mittags Senf dominiert hatte, war mir das jetzt zu säuerlich, hervorgerufen durch die sauren Gurken. Aber alles in allem ist das Bistro auf jeden Fall eine Empfehlung wert.
Und natürlich beendeten wir den Abend auf unserem Zimmer mit dem einen oder anderen Glas Whiskey und Wein.

Donnerstag, 25.04.2024

Entlang der Seine

  • Centre Pompidou
  • Hôtel de Ville
  • Notre Dame
  • Bastille
  • Place des Vosges

Irgendwie tat die Pariser Luft (und insbesondere die Temperaturen) einem Teil der Reisegruppe nicht gut. Sowohl Johanna als auch Fritz waren angeschlagen.
Natürlich starteten wir das Besichtigungsprogramm, das nach einer Fahrt mit der Metro am Centre Pompidou begann. Ich dachte eigentlich immer, dass das Gebäude frei auf einem großen Platz steht. Dem ich aber nicht so. Die bekannte Seite mit den bunten, außenliegenden Versorgungsleitungen liegt direkt an einer (natürlich vielbefahrenen) Straße. An der Rückseite, die von dem stufigen, wie eine riesige silberne Röhre wirkenden Aufgang in die oberste Etage dominiert wird. befindet sich ein zum Gebäude hin abfallender Platz. Auf dem standen noch die Einrichtungen eines Events (zukünftig oder vergangen) herum. Und den Stravinsky-Brunnen mit den z.T. bewegten Skulpturen von Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely schließlich entdeckten wir an der südlichen Schmalseite.
Meine Reisegruppe war nicht so sehr von moderner Architektur zu begeistern, weswegen sie am Rand des Brunnens sitzen blieben, während ich Fotomotive suchte (und fand).
Am Hôtel de Ville verschwanden Johanna und Annette im Geox-Laden am Rande des Vorplatzes. Fritz und ich fragten uns, warum man ein solches Gebäude unbedingt mit riesigen Werbeplakaten für die Olympiade verschandeln muss. Aber immerhin haben die Fotos zumindest Dokumentationscharakter. Vom Platz vor dem Hôtel de Ville aus kann man bereits die Türme der Notre Dame sehen. Aber unsere Besichtigungstour sollte die Sainte-Chapelle einschließen. Also ging es weiter bis zur nächsten Brücke auf die Île de la Cité, von der aus die Conciergerie, der Justizpalast und die Turmspitze der Kapelle zu sehen sind.
Wenn man nicht wüsste, dass das riesige Gebäude der Justizpalast ist, hören konnte man es zumindest. Ständig waren irgendwelche Fahrzeuge mit Blaulicht und Sirene auf den umliegenden Straßen unterwegs.
Die lange Menschenschlange vor einem Gebäude war nicht, wie zunächst befürchtet, die Besucherschlange für die Sainte-Chapelle, sondern die vor der Ausländerbehörde der Polizei. Die Schlange zum Eingang des Gebäudekomplexes mit der Sainte-Chapelle war allerdings nur unwesentlich kürzer.
Da die Sonne gerade schien, suchten wir uns einen Platz im Bistro an der Ecke. Und endlich konnte auch die Pflichtportion Crêpes (klar, flambiert mit Grand Marnier) bestellt werden.
Dass die Sainte-Chapelle Eintritt kostet, wusste ich. Dass das aber auch langes Anstehen bedeuten würde, nicht. Ein Blick auf den Stadtplan ergab auch, dass die Kirche so in den Gebäudekomplex eingebettet ist, dass man von außen nichts sehen kann (bis auf die filigrane Turmspitze). Als musste der Besuch der Sehenswürdigkeit auf den nächsten Trip nach Paris verschoben werden.
Nächste Station auf unserem heutigen Rundgang war eine der bekanntesten Baustellen der Welt. Sehen Portal und Türme der Notre Dame aus wie frisch gereinigt, ist dahinter nur noch das dichte Skelett des stählernen Baugerüstes zu sehen. Dazu mehrere Kräne und hochgebaute Materialplattformen, die offensichtlich auch direkt von Transportbooten von der Seine aus beliefert werden. Aus dem Stahlskelett ragt der wiederauferstandene Vierungsturm hoch heraus. Ein schönes Zeichen, dass es voran geht mit dem Wiederaufbau. Aber dennoch ist es nur schwer vorstellbar, dass bereits Ende 2024 die Wiedereröffnung möglich sein soll.
Meine Planung sah vor, von der Notre Dame aus weiter über die Île de la Cité und die Île St-Louis zu laufen und von dort aus weiter zum Place de la Bastille.
Der direkte Weg entlang der Seine war aber wegen der Baustelle gesperrt, weswegen wir auf die Südseite wechselten. Nach einer ganzen Strecke machten sich bei einem Teil der Gruppe Erschöpfungssymptome bemerkbar. Und die nächste Metro-Station war noch ein ganzes Stück entfernt. Kurz entschlossen bestellte Fritz einen Uber zurück zum Hotel und ich setzte die Wanderung alleine fort.
Diese führte mich zunächst auf die Place de la Bastille mit der Colonne de Juillet und der modernen Nationaloper. Im Reiseführer schaute ich, ob es in der Nähe noch etwas zu sehen gäbe. Für eine direkte Rückfahrt war es noch viel zu früh.
Die Coulée Verte René-Dumont wäre interessant gewesen, führt aber in die falsche Richtung und ich hätte wieder zurück laufen müssen.
Die beiden Passagen Cour Damoye und Passage du Chaval Blanc erschienen mir aber machbar. Den Eingang zur Passage du Cheval Bland fand ich schnell. Aber außer einer ruhigen und engen Straße zwischen den Gebäuden fand ich nichts Interessantes. Damit hatte ich auch etwas die Lust verloren, die zweite Passage zu suchen und machte mich stattdessen auf den kurzen Weg zur Place des Vosges. Der Name des Platzes ist ein gutes Beispiel, warum ich mit der französischen Sprache meine Probleme habe. Dass die Vogesen gemeint sind, hatte ich mir gedacht. Aber wie spricht sich das aus? Zum Glück kann man sich die Aussprache im Internet vorsprechen lassen. Und da haben wir es! Was hat die Aussprache mit dem geschriebenen Wort zu tun? Gibt es eine Logik mit der man von der Schrift auf die Aussprache schließen lässt? Aber kommen wir zurück zum Platz.
Ob das nun der schönste Platz der Welt ist, wie in Reiseführern behauptet, lasse ich jetzt mal dahingestellt. Da fallen mir einige Plätze in Italien ein, die eher in diese Kategorie passen.
Aber schön ist es schon hier. Inmitten der Großstadt eine quadratische Insel. Außen die niedrigen Häuser aus gelben und roten Backstein mit den typischen Schiefer-Mansarden. Diese sind wie eine Mauer gegen den Rest der Stadt. Das Straßenkarree zwischen den Häuserzeilen und dem eigentlichen Platz ist nur an drei Stellen zugänglich. Rechts und links an der Nordseite und durch einen Torbogen im Zentrum der Südseite. Das begrenzt den Verkehr, schafft ihn aber nicht ab. Der eigentliche Platz ist achsensymmetrisch mit Wegen und Rasen, vier Brunnen in den Quadranten und einem Mini-Wäldchen mit Bronzestatue in der Mitte.
Der Platz war recht belebt Touristen, Einheimische, Pärchen und Kindergruppen.
Einige Bilder später setze ich meinen Spaziergang durch das Marais fort. Ziel war die Metro Saint Paul, benannt nach der Paroisse St.-Paul-St.-Louis. Die Straße dahin ist eine richtige Flaniermeile (trotz Autoverkehr). Nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass zahlreiche Delikatessenläden die Straße säumen. Insbesondere Käse- und Weinläden. Einer der Käseläden hatte eine Vitrine draußen stehen und darin u.a. verschiedene Blätterteigteilchen mit Käse gefüllt. Das musste sein und so mümmelte ich etwas später auf einer Bank vor der Kirche ein Teilchen gefüllt mit Roquefort.
In die Kirche warf ich nur einen längeren Blick bevor ich den Rückweg mit der Metro antrat.
Johanna fand ich erholt auf dem Zimmer und nach einer Ruhepause brachen wir nochmal auf. Ein Kosmetikladen, ein Weinladen und ein Supermarkt dienten dem Auffüllen benötigter Vorräte. In einem Bistro gönnten wir uns vor dem Abendessen noch ein Bierchen bzw. einen Pastis (womit endlich das nächste Must-Do abgearbeitet war).
Die Restaurantempfehlungen des Hotels für den Abend hatten uns nicht recht überzeugt, weswegen wir nochmals im Le Petit Cadet reservierten.
Ich nahm die Terrine als Vorspeise. Diese erinnerte an die leckeren Terrinen, die wir immer im Elsass einkaufen. Dreimal die Blaue Schnur des Kadetten (so die deutsche Übersetzung von Cordon Bleu) und französischen Burger für Johanna bildeten die Hauptgerichte. Das Cordon Bleu war mit Hähnchenfleisch zubereitet. Aber nicht auf die übliche Art, bei der man eine Hähnchenbrust aufschneidet und mit Schinken und Käse bestückt. Vielmehr war es von der Grundform eine Roulade aus dünnem Hähnchenfleisch mit Schinken und Käse als weiteren Schichten. Diese Roulade war dünn und knusprig paniert und dann in Röllchen geschnitten. Dazu eine cremige Champignonsauce. Sehr lecker!
Das französische an Johannas Burger waren nicht nur die karamellisierten roten Zwiebeln sondern insbesondere die Scheibe Fois gras. Die brachte den Geschmack richtig nach vorne.
Pappsatt und rundum zufrieden beendeten wir dann den Abend in unserem Zimmer und vernichteten die diversen Getränkevorräte. Leider war wohl eine der Flaschen der am Nachmittag gekauften Craft Biere nicht mehr gut. Als Johanna die Flasche öffnete, schoss der Inhalte sprudelnd heraus und verteilte sich über das halbe Zimmer.

Freitag, 26.04.2024

Champs-Élysées und Louvre

  • Arc de Triomphe
  • Avenue des Champs-Èlysées
  • Louvre
  • Heimreise

Noch ein letztes Mal frühstückte die Reisegruppe, bevor sich unsere Wege trennten. Fritz ging es immer noch nicht gut und die beiden hatten auch einen recht frühen Rückflug. Daher brachen Johanna und ich alleine zu einer letzten Besichtigungstour auf.
Die Metro brachte uns bis direkt an den Arc de Triomphe, wo wir auf einer Bank am Rande der Champs Élysées das Geschehen beobachteten. Der berühmte vielspurige Kreisverkehr um den Triumphbogen war zwar recht voll, aber der Verkehr floss zumindest. Zwischen den Fahrspuren des Boulevard schien es ein Fußgängerpodest, ausgehend von dem wie üblich mit zwei Ampeln geteilten Fußgängerüberweg, zu geben. Vom Fußgängerüberweg bis zum Rande des Platzes waren ständig Touristen unterwegs. Das schien tatsächlich eine gute Position zum Fotografieren zu sein. Gerade um diese Uhrzeit mit der Sonne im Rücken.
Schnell bemerkte ich, dass es mitnichten so etwas wie ein Podest oder einen erhöhten Weg gab. Lediglich zwei weiße Streifen im Abstand von vielleicht einem Meter trennte die Menschen vom rechts und links vorbeitobenden Verkehr. Aber dafür stellten sich alle brav an. Die vordersten machten ihre Bilder, ließen sich von den nächsten in der Reihe fotografieren und machten dann Platz. So kam ich auch zu ein paar guten Bildern im besten Licht vom Arc de Triomphe. Sogar weitestgehend ohne Fahrzeuge direkt davor.
Johanna blieb weiterhin auf der Bank sitzen, ich wollte aber zumindest unmittelbar an den Bogen, wenn schon nicht hinauf. In der Unterführung fing irgendwann die Schlange vor der Ticketkasse an. Die Situation nicht richtig interpretierend lief ich weiter und fand mich schließlich auf der anderen Seite des Platzes. Sollte man etwas auch für das Betreten des Bereichs direkt am Bogen Eintritt zahlen müssen?
Nein, nur die Treppe hoch, direkt neben dem Ticketschalten, enthielt keinen Hinweis darauf. Oben angekommen sah ich die nächste Schlange derjenigen, die nun mit Ticket auf den Einlass zur Plattform oben warteten. Ich streifte und fotografierte noch eine Weile um den Triumphbogen herum, bevor ich wieder zu Johanna zurückkehrte.
Von da aus bummelten wir die Avenue de Champs-Élysées hinunter. Einen Einkaufsstopp legten wir tatsächlich nur im Pandora-Laden ein. Die anderen Luxusgeschäfte waren dieselben wie im Printemps und den Galeries Lafayette.
Schließlich erreichten wir den Platz Franklin D. Roosevelt. Um den Platz herum stehen sehr moderne Brunnen. An einer zentrale Säule ist ein zeltartiges sich drehendes Gestänge aufgehängt und das Wasser kommt aus den unteren Ende der drei Eckrohre und fällt von da aus ins Brunnenbecken.
Von hier aus war bereits die Place de la Concorde zu sehen. Aber irgendwie war es mit Bummeln jetzt auch genug. Und außerdem Zeit für eine Getränkepause.
Direkt am Platz gibt es keine Bistros, das nächste fanden wir in der Av. Matignon. Das war aber wohl genau eines der Lokale, die ich schon bei der vorherigen Recherche als hochpreisig gefunden hatte. Ein Blick auf die Karte bestätigte das. Der halbe Liter Bier sollte hier stolze 19,- € (in Worten neunzehn) kosten. Man kann es echt auch völlig übertreiben.
Zum Glück fand Johanna in einer Seitenstraße ein kleines Bistro, das recht voll war mit Einheimischen und Touristen beim Mittagessen. Hier konnte man sich getrost niederlassen. Eigentlich hatten wir keinen Hunger, aber eine kleine Käseplatte bestellte ich dann doch. Das waren zwar am Ende zwei Portionen, aber sehr gut.
Den Einstieg zu Metro am Platz mussten wir erst einmal suchen. Anders als an anderen Stellen, gibt es hier nur einen Zugang zur Metro und der liegt etwas versteckt auf dem Grünstreifen zwischen dem inneren und äußeren Fahrbahnbereich.
Letzte Station sollte nun noch der Louvre sein. Natürlich ohne Besichtigung, auch diese hoben wir uns für einen nächsten Aufenthalt in Paris auf. Aber den Innenhof mit den Glaspyramiden und das Gebäude als solches wollten wir schon sehen. Vom offenen Durchgang zum Innenhof konnte man zumindest einen Blick auf die weitläufigen und, wegen Glasdächern, hellen Ausstellungsbereiche der antiken Statuen sehen.
Was ich nicht wusste, im Innenhof gibt es nicht nur die große Glaspyramide, die den Eingangsbereich zu den Ausstellungen birgt. Sondern an drei Seiten darum jeweils noch eine kleine Pyramide. Aber wo spielte die Schlussszene aus "Sakrileg"? Weder eine umgedrehte Pyramide noch die kleine steinerne Pyramide darunter konnten wir entdecken. Da hätte ich doch besser in der Vorbereitung nachlesen sollen.
Die umgedrehte Pyramide liegt inmitten der dem Innenhof angrenzenden Place du Carrousel. Das fand ich aber erst zuhause heraus.
Hier am Rande eines der (leider leeren) Brunnenbecken an der Glaspyramide zu sitzen, war schon spannend. Neben den zahlreichen normalen Touristen, die über den Platz schlenderten oder eilten waren mehrere chinesische Hochzeitspaare und die zugehörigen Fotografen zu beobachten. Ich hatte mal einen Bericht gesehen. Dabei ging es um die bei vielen chinesischen Paaren mit etwas Geld beliebten Hochzeitsfototouren nach Europa. Man bucht ein Komplettpaket mit Reise, Fotograf und Hochzeitskleider an einen fotogenen Ort, hauptsächlich in Europa. Keine Ahnung, was der Spaß kostet. Auf jeden Fall waren die Paare, die wir beobachten konnte, sehr steif und ernst in ihren Posen. Oftmals auch mehr als Armlänge Entfernung zueinander stehend. Was mussten das für langweilige Bilder geben, trotz der berühmten Location.
Die zweite interessante Gruppe Menschen auf dem Platz waren die Instagrammer. Entweder alleine oder zu zweit. Mit Selfiestick oder sich gegenseitig knipsend (mit Fotografie hat das in meinen Augen nichts zu tun). In irgendwelchen Posen oder einfach nur mit dem eigenen Körper die interessanten Gebäude verdeckend. Ich werde wohl nicht mehr verstehen, was Menschen dazu treibt. Und noch unverständlicher, wer sich das hinterher anschaut. Aber wenn's Spaß macht. Wir hatten jedenfalls unser Vergnügen.
Zurück im Hotel tranken wir noch etwas und bestellten einen Uber zum Bahnhof, weil wir noch etwas zum Essen für die Fahrt einkaufen wollten.
Am Bahnhof angekommen fielen uns die zahlreichen Menschen, die auf die Anzeigetafeln starten, nicht gleich auf. Leider scheint es üblich zu sein, dass immer nur die nächsten paar Züge angezeigt werden und das Gleis erst kurz vor der Einfahrt des Zuges bekannt gegeben wird.
Dann fiel uns aber auf, dass die ganzen TGVs zum Teil mehrere Stunden Verspätung hatten. Informationen zu unserem Zug waren nicht zu bekommen. Weder vom Personal am Bahnhof noch von der DB App. Teilweise wurden dann Gleise für Züge angezeigt, die schon vor fünf Stunden hätten fahren sollen. Weitere Recherchen ergaben, dass es früher am Tag einen Oberleitungsschaden kurz hinter Strasbourg gegeben hatte, der repariert werden musste. Davon waren alle TGVs betroffen, die über Strasbourg fuhren. Einzige Hoffnung war, dass die Verspätungszeiten abnehmen. Das schien aber etwas Tarnung zu sein. Man fing immer erst mal mit einer Stunde Verspätung an.
Irgendwann zeigte die App auch für unseren Zug eine Stunde Verspätung. Und während dies die Auskunft an den Anzeigetafeln war, bekamen wir über die DB App die Info, dass der Zug storniert und die Zugbindung aufgehoben sei. Nun war guter Rat teuer.
Wir versuchten es am Gleis für den Zug nach München über Karlsruhe und Stuttgart. Der stand zwar am Gleis, aber der Bahnsteig war gesperrt. Informationen über Alternativen gab es keine.
Plötzlich wurde dann angezeigt, dass die beiden ursprünglich am Mittag nach Stuttgart und Colmar gehenden Züge zusammengelegt worden waren, dass es ein Gleis gäbe und der Zug fahren würden. Im Strom der anderen Fahrgäste eilten wir einmal quer durch den Bahnhof uns stiegen gleich in den ersten Wagen 11 mit 1. Klasse ein und standen mit anderen im Eingangsbereich. Im angrenzende Abteil waren tatsächlich sogar noch Plätze frei (Da es den Zug eigentlich gar nicht gab, gab es auch keine Sitzplatzreservierungen mehr). Also hatten wir zumindest mal einen Platz. Weil sich das Abteil rasch füllte, war es etwas schwierig, das Gepäck unterzubringen. Die Gepäckfächer im Abteil waren voll und in die Ablagen über den Sitzen bekommt man allenfalls ein paar flache Taschen.
Es verging noch mehr als eine halbe Stunde, bis sich der Zug tatsächlich in Bewegung setzte. Die spärlichen Informationen über Lautsprecher gab es leider überwiegend in Französisch. Soviel verstanden wir aber doch. Der Zug würde nur bis Strasbourg fahren. Von da aus musste man sehen, wie man weiterkäme.
Grundsätzlich kommt man von Strasbourg nach Offenburg und von da aus mit irgendwas, was auf der Rheinstrecke fährt, nach Karlsruhe. Irgendwann wurde aber auch ein ICE angezeigt, der verspätet nach Frankfurt fahren sollte. Abfahrtszeit 22:00 Uhr. Wir kamen um 22:00 Uhr in Strasbourg an. Und hier wieder ein ähnliches Bild: zahlreiche Menschen, die auf die Monitore starrten. Der ICE war noch gar nicht da, kam aber ein paar Minuten später. Also wieder über den Bahnsteig rennen und einen Platz suchen. Was uns tatsächlich in der 1. Klasse auch gelang.
Der ICE war der, der schon mittags von Paris nach Frankfurt gehen sollte. Der muss wohl, während wir im TGV auf die Abfahrt warteten, oder kurze Zeit später in Paris eingetroffen und fast im Blockabstand hinter uns hergefahren sein. Glück gehabt. Von Karlsruhe aus waren noch zwei S-Bahnen nach Graben-Neudorf und schließlich nach Bruchsal zu nehmen, wo uns ein Taxi nach Hause brachte, wo wir gegen 0:20 Uhr ankamen. Wir hatten fast schon nicht mehr damit gerechnet.
Somit endete unser sonst sehr schöner und erlebnisreicher Ausflug nach Paris doch noch im Guten.

Fazit

Johanna hatte sich sehr auf diese Reise gefreut, weil sie schon seit langem mal nach Paris wollte. Ich weiß nicht warum, aber ich war im Vorfeld etwas skeptisch gewesen, was uns in Paris erwarten würde. Johanna hatte es auf jeden Fall gefallen. Und auch ich war sehr positiv überrascht. Ich fand die Stadt offen und irgendwie großzügig. Der Verkehr ist zwar übel, das ist er aber woanders auch. Dafür ist die Metro sehr effizient, wenn auch anstrengend wegen der weiten Wege und der fehlenden Rolltreppen.
Das Hotel ist ein kleines Juwel, das man in der unscheinbaren Seitenstraße auch nicht vermutet hätte. Die zahlreichen Bistros und Cafés schaffen ein charakteristisches Flair, das die Stadt wesentlich ausmacht. Wermutstropfen dabei sind natürlich die horrenden Getränkepreise. Aber man will ja in Paris nicht nur Wasser trinken.
Wir hatten uns bewusst nur eine begrenzte Anzahl von Sehenswürdigkeiten vorgenommen und auch auf den Besuch von Museen etc. verzichtet. Für einen ersten Eindruck von der Stadt was das die richtige Entscheidung. Die Details konnten wir bei zukünftigen Aufenthalten immer noch ins Programm nehmen.
Und schließlich war es super, endlich mal wieder mit Annette und Fritz unsere Städtetouren-Tradition wieder aufzunehmen.
Also in Summe eine, bis auf die Rückreise und die Erkältungen, die wir uns noch eingesammelt hatten, rundum gelungene Städtereise mit Appetit auf mehr.