Blumberg - Schattenmühle

22. Juli 2008

Morgens beim Frühstück fand ich eigentlich nur bekannte Gesichter in der Gaststube. Sowohl die 7er Gruppe, als auch die beiden Paare waren da. Aber auch das Ehepaar mit der Mutter, die gestern in der Gaststätte gegenüber gegessen hatten, waren beim Frühstück. Mit der Wirtin klärte ich zwischen Brötchen und Joghurt die weitere Vorgehensweise, also was mit unserem Gepäck geschehen würde und wie wir in das nächste Hotel kommen würden, da dort am heutigen Dienstag Ruhetag angesagt war.

Nachdem wir anschließend an das Frühstück unser Gepäck zum Weitertransport bereitgestellt hatten, warteten wir erst mal noch den Regenschauer ab, bevor wir Blumberg in Richtung des Schleifebächle verließen. Auf dem Weg begegneten wir dann auch der Familie (Eltern mit Tochter), die ebenfalls gestern im Gasthof zu Abend gegessen hatten. Zeitlich also nur um wenige Minuten versetzt setzten sich die verschiedenen Wandergruppen in Bewegung.

Kurz hinter Blumberg ging es dann auch schon in eine kleine Schlucht und nach einem Abstieg über eine Leiter konnte man von der anschließenden Brücke die Wasserfälle bewundern.

Auf der anderen Seite ging es dann auch wieder zügig nach oben. Die Idylle wurde dort allerdings durch einen Bautrupp mit LKW, Bagger, Betonmischer und Kompressor gestört, die einen abrutschenden Hang befestigten. Unvermittelt tritt der Weg aus dem Wald auf eine offene Feld- und Wiesenlandschaft, wo in kurzer Entfernung bereits Achdorf zu sehen war. An einem geeigneten Fotopunkt legten wir erst mal eine Wartepause auf die Sonne ein. Erst als die Wolken weitergezogen waren, hatte ich das richtige Licht, um Bilder zu machen.

Achdorf und das anschließende Aselfingen, das wir nach einem kurzen Weg über eine Wiese erreichten, erwiesen sich als nette kleine Dörfchen.

Hinter Aselfingen winkte uns eine Frau aus einem entgegenkommenden Wagen. Tatsächlich war es die Mitarbeiterin aus dem Hotel Hirschen. Unser Gepäck war wohl bereits an seinem nächsten Bestimmungsort.

Hinter Aselfingen zieht sich der Weg in der Nähe der Wutach entweder im Wald oder zwischen Wiese und Wald entlang. Am Übergang von der Strasse über die Wutach zum Wanderweg hatten wir eine kurze Pause eingelegt, um Schuhe und Wandersocken nochmals zu richten. Bei der Gelegenheit wurden wir mal wieder von den beiden Paaren überholt. Weiter oben auf dem Weg schien allerdings die eine Frau der Gruppe Probleme zu haben. Jedenfalls hielt die Gruppe an einem Holzstapel an und das war das letzte Mal, dass wir die vier an diesem Tag zu sehen bekamen. Nun wussten wir zwar, dass deren Übernachtungsziel nicht Bonndorf, sondern Löffingen war. Aber bei dem Tempo, das die vier bis dahin eigentlich zurückgelegt hatten, hätten wir sie spätestens bei der Schattenmühle wieder sehen müssen. Das Rätsel über den Verbleib der Wanderer blieb jedenfalls für diesen Tag ungelöst.

Kurz vor der Wutachmühle hatten wir die 7er Gruppe einige Dutzend Meter vor uns. Mir fiel ein Etui am Boden auf, das Handy oder Kamera enthielt. Mit einiger Mühe machten wir die vor uns Laufenden auf uns aufmerksam. Und tatsächlich gehörte das Etui einem aus der Gruppe. Er fragte uns anschließend, ob wir unten bei der Wutachmühle einkehren würden. Eingedenk der Uhrzeit verneinten wir und wiesen aber darauf hin, dass wir uns wohl am Abend in Bonndorf wiedersehen würden. Nun, es dauerte nicht bis Bonndorf, sondern lediglich bis zum neuen Restaurant bei der Schattenmühle. Dazu jedoch später noch etwas mehr.

Bei der Wutachmühle ging es dann entgültig und für längere Zeit nahe an den Fluss. Das Sägewerk lieferte wohl auch gerade das Material für die neue Dachkonstruktion des Hauptgebäudes. Mehrere Zimmerleute turnten jedenfalls auf dem First herum und brachten die Lattung für das neue Dach an. Währenddessen beobachteten wir einen Mitarbeiter, der dicke Holzbalken, die locker 5-6 m lang waren in Bündeln von 4-6 Stück mit einem Greifer-Stapler von einem Lagerplatz auf eine Rollvorrichtung transportierte. Der Stapler schwankte wegen Länge und Gewicht der Balken so stark, dass der Fahrer wohl alle Mühe hatte, das Ding nicht umzuwerfen. Damit nicht genug fuhr er mit seiner Ladung immer an die Rollvorrichtung heran, verließ sein Fahrzeug, lief bedenklich nahe an, wenn nicht unter der Ladung hindurch (natürlich ohne Schutzhelm) zum Schuppen, um dort die bereits auf der Rollvorrichtung befindlichen Balken ein Stück nach vorne zu verfahren, damit die neue Ladung dann abgeladen werden konnte. Also entweder hat das ja alles seine Ordnung und wir kennen uns nur mit den Arbeitsbedingungen nicht aus. Oder aber der Arbeitsschutz und die Berufsgenossenschaft waren schon lange nicht mehr vor Ort.

Die nächsten Stunden waren dann geprägt durch die Wutach und ihre Schlucht, bzw. dem Wanderweg in der Schlucht. Die Entfernung zur Wutach in dieser Zeit bemaß sich eher in Höhenmetern, denn in Distanz. Der Weg ändert ständig seinen Charakter. Mal relativ breiter Waldweg in einiger Entfernung vom Fluss. Mal auf schmalem Steig die Felswand hinauf, wo man aus mindestens 20m Höhe hinunter auf die Wutach schauen konnte. Nur um kurz danach wieder nach unten zu laufen und, immer noch direkt an der Felswand, neben sich den Fluss auf gleicher Höhe zu haben. Der Grund der Schlucht ist außerhalb des Flussbettes stark bewachsen, hauptsächlich fast mannshoher Pestwurz. Waren die Begegnungen mit anderen Wanderern auf den bisherigen Abschnitten des Weges in der Regel auf „alte Bekannte“ begrenzt, so hatten wir es hier fast schon mit einem Massenauflauf zu tun. Selbst spanische und italienische Reisegruppen fanden sich auf dem Weg. Wobei die spanische Gruppe allerdings eher nach Sonntagsausflüglern aussah, während die Italiener eher zu den Profiwanderern zu zählen waren. Und es sich außerdem nicht nehmen ließen, am ehemaligen Badhof italienische Lieder mehrstimmig zu intonieren.

Schwierig an dem gesamten Weg waren eigentlich weniger die ständigen Höhenunterschiede, sondern die starke Durchsetzung des Bodens mit Brocken aus dem hier anstehenden Kalkgestein. Bei der vorherrschenden Nässe sind die Steine recht rutschig, so dass wir über unsere Wanderstöcke mehr als froh waren.

Rümmele-Steg

Was mir im Laufe des Tages immer mehr zu schaffen machte, waren meine Schmerzen im linken Oberschenkel. Die hatten irgendwie schon in Stühlingen bei Beginn der Wanderung aus unerfindlichen Gründen eingesetzt. Zwischenzeitlich fast vergessen, breitete sich der Schmerz auf den letzten Kilometern vor der Schattenmühle von der Ursprungslinie quer zum Muskel am Beinansatz über den ganzen Oberschenkel aus.

Kapelle beim ehem. Badhof

Die letzten 3 km zwischen dem ehem. Bad Boll und der Schattenmühle, die wie gewohnt ständig hoch und runter gingen, waren daher besonders anstrengend. Umso erfreulicher war es dann aber, dass die Schattenmühle nicht nur mit einem Mühlenbetrieb und einem Bauernhof aufwartete, sondern mit einem richtigen, nagelneuen Restaurant mit Sonnenterrasse. Wenn man so den Pfälzer Wald gewohnt ist, wo es fast an jedem zweiten Baum eine Einkehrmöglichkeit gibt, ist die Gegend hier schon eher Diaspora. Die Hütten entlang des Weges sind allesamt nur Schutz- oder Grillhütten. Nicht dass wir wirklich Hunger gehabt hätten. Auch mit Getränken waren wir eigentlich versorgt. Aber so gegen Ende der Wanderung würde man doch gerne das gesunde Sportgetränkt gegen ein mindestens ebenso gesundes Tannenzäpfle ersetzen.

Das war uns nun tatsächlich bei der Schattenmühle vergönnt, auch wenn es bei mir ein Weizenbier war, allerdings natürlich auch von Rothaus. Auf der Terrasse fanden sich dann auch wieder bekannte Gesichter, unter anderen auch die 7er Gruppe. Der Wanderer aus der Gruppe, dessen Handy/Kamera wir gefunden hatten, übernahm dann auch unsere beiden Biere.

Von der Schattenmühle aus hatten wir nun noch die Herausforderung nach Bonndorf zu kommen. Der Wanderbus fährt ja nur am Wochenende und an Feiertagen. Wir mussten also auf jeden Fall die Lotenbachklamm hinauf, wo oben an der Landstraße die Bushaltestelle zu finden ist. Die Entfernung war mit 1,4 km angegeben und der Bus fährt nur stündlich. Also hieß es im Eilmarsch die Klamm hinauf, zwischendrin noch ein paar Bilder machen, um ja den Bus nicht zu verpassen. Denn das hätte bedeutet, entweder eine weitere Stunde warten oder noch mal 4 km.

Aber wir schafften es rechtzeitig und fuhren entspannt in Richtung unseres Nachtlagers. Zum Glück befindet sich die Bushaltestelle direkt gegenüber des Hotels. Auch wenn am Dienstag dort Ruhetag ist, hatte man für die Wandergäste vorgesorgt, das Gepäck bereit gestellt und mit Zetteln auf die Zimmer hingewiesen. Witzigerweise war die 7er Gruppe bereits da, obwohl wir vor ihnen von der Schattenmühle aufgebrochen waren. Des Rätsels Lösung war recht einfach. Auch in dieser Gegend gibt es Taxis!

Nachdem sich mein Vater und ich bereits mittags auf Pizza für den Abend geeinigt hatten, recherchierte ich nach dem Beziehen des Zimmers erst mal mit Mobiltelefon und Internet das nächstgelegene italienische Restaurant. Das fand sich wirklich nahe, höchstens 100 m von unserem Hotel weg. Auf dem Weg dorthin machte ich noch einen kurzen Abstecher zum Schloss von Bonndorf. Für den japanischen Garten hat es nicht mehr gereicht. Außerdem war es empfindlich kalt geworden. So beschlossen wir den Tag mit Bier aus dem Hochschwarzwald und einer leckeren Pizza. Das brachte mir zwar beim Telefonat mit Johanna eine Rüge ein, wegen Verstoßes gegen unseren kohlehydratarmen Speiseplan. Aber immerhin hatte ich ja die letzten zwei Tage auch einiges verbrannt. Auf dem Rückweg versuchte ich noch den Busfahrplan zu entziffern. Allerdings war es um die Haltestelle recht dunkel und außerdem war es mittlerweile dermaßen kalt geworden, dass ich selbst auf dem Zimmer noch fror.

 

Statistik:
Kilometer: 24,8
Zeit, gesamt: 8:37 h
Gehzeit: 6:17 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 3,95 km/h
Max. Höhe: 702 m
Min. Höhe: 522 m

 

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