Budapest

Auert/Kuhn Städtetouren 2013

Orientierung

Die Abflugzeit erforderte ein sehr frühes Aufstehen um 3:30 Uhr. Dabei hatte ich mich mit der Rückwärtsterminierung fast doch verkalkuliert. Stau hätte es in den Baustellen auf der A8 nicht geben dürfen. Jedenfalls setzte ich Johanna samt Gepäck am Terminal ab und bat sie zu versuchen, die Koffer schon mal einzuchecken. Währenddessen fuhr ich zum Parkhaus P2 und fand endlich im dritten Stock einen Parkplatz. Der Weg vom Parkhaus zu den Terminals wird zum Glück mittels Laufbändern beschleunigt. Johanna war gerade mit dem Einchecken fertig. Irgendwie wunderte es mich schon nicht mehr, dass bei der Sicherheitskontrolle meine Fototasche auf Sprengstoff untersucht wurde. Schließlich waren wir dann doch mehr als rechtzeitig am Gate. Da ich nur noch FT-Status und Johanna gar keinen mehr hatte, konnten wir auch nicht in die Lounge, sondern mussten die Zeit bis zum Abflug am Gate absitzen. Dass uns das sowieso wegen der Übergabe von Flugverbindungen von LH zu GermanWings nichts genutzt hätte, erfuhr ich erst bei einem dienstlichen Flug nach unserem Urlaub. Aber das ist eine andere Geschichte, auch wenn die Art und Weise, wie Lufthansa seine Stammpassagiere bei der Übergabe von Flugverbindungen an die GermanWings behandelte, bei mir immer noch den Blutdruck vor Ärger nach oben treibt. Da wir den Flug über LH gebucht hatten, bekamen wir immerhin ein Brötchen und einen Kaffee zum Frühstück. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass die verschiedenen Tarife einen unglaublichen Mehraufwand beim Service verursachen. Die Flugbegleiterin muss bei jedem Fluggast prüfen, ob er auf der Liste derjenigen steht, die etwas zu essen bekommen. Aber auch die müssen extra bezahlen, wenn sie mehr als das Brötchen und ein (in Worten „ein“) Getränk haben wollen. Alle anderen müssen dann gefragt werden, ob sie denn was wollen. Dann muss noch der entsprechende Betrag abkassiert werden. Sicherlich, Mehraufwand ist relativ, weil das Zeitfenster durch den Flug fix ist. Aber ob sich der Aufstand wirklich lohnt? Der Materialeinsatz eines Brötchens und eines Getränks kann doch eigentlich den Flugpreis nicht wirklich signifikant beeinflussen. Gerade auch, weil das Material sowieso vorgehalten werden muss. Diese „Geiz ist geil“ Mentalität auf der einen Seite und die Aufgabe jeglichen Kundenservicegedankens auf der anderen Seite kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Bei der Landung in Budapest war ersichtlich, dass es noch bis vor kurzem heftig geregnet haben musste. Der Regen war aber inzwischen vorbei. Nachdem wir unsere Koffer hatten, hielten wir uns an die Empfehlung von Reiseführer und Plakaten im Terminal und nahmen eines der offiziellen Taxis. Das lieferte uns nach etwas mehr als eine halbe Stunde und einer teilweise recht wilden Fahrt auch durch sehr schmale Straßen beim Hotel ab. Das Best Western Premier Parlament befindet sich in einem komplett sanierten kleinen Stadtpalast. Die gesamte Innenausstattung ist modern gehalten. Der Innenhof des Palastes ist mit einem Glasgewölbe überdacht und beherbergt im Untergeschoss den Frühstücksraum. Da die Wand des Nachbargebäudes wohl wenig ansehnlich ist, hat man diese mit einem Transparent verhängt, auf dem verschiedene Personen zu sehen sind. Irgendwie hatten wir es aber versäumt herauszufinden, wer die abgebildeten Menschen aus früheren Zeiten wohl waren. Trotz der frühen Stunde bekamen wir ein Zimmer, das zum Innenhof orientiert war. Dann warteten wir auf Auerts. Gegen 10:20 Uhr riefen wir an. Da warteten Annette und Fritz gerade auf ihre Koffer. Daher kalkulierten wir eine Ankunft im Hotel gegen 11:00 Uhr. Als sie gegen 11:30 Uhr noch immer nicht da waren, riefen wir wieder an. Zu diesem Zeitpunkt waren sie mit dem Airport Shuttle inzwischen in der Nähe des Hotels angelangt. Der Airport Shuttle ist das zweite empfohlene Verkehrsmittel, hält aber bei mehreren Hotels. Nach der Begrüßung beschlossen wir erst einmal, etwas essen zu gehen. Fritz und Annette hatten sich vom Fahrer ein Lokal schräg gegenüber empfehlen lassen. Das war auch gut so, weil gerade ein Regenguss nieder ging. Wie viele Geschäfte und Restaurants befand sich das Lokal im Souterrain und stellte sich als urige Kneipe heraus. Johanna und ich bestellten eine kleine Gulaschsuppe, Fritz eine Knoblauchcremesuppe. Als die Suppen kamen, vergewisserten wir uns erst einmal, dass es sich tatsächlich um die kleinen Suppen handelte. Johanna hatte zum Hauptgang ein Rindergulasch, das aber in Ungarn Pörkölt heißt und in diesem Fall ziemlich ohne Soße daherkam. Annette hatte ein Nudelgericht bestellt, mit dem sie aber nicht sehr zufrieden war. Fritz und ich bekamen Hähnchenbrust in einer Kartoffelhülle und einer recht knoblauchhaltigen weißen Soße. Eigentlich war ich nach der Suppe schon satt. Dann kam aber das Hauptgericht mit drei halben Hähnchenbrüsten in einer relativ dicken Kartoffelhülle! Ich war hinterher soo satt!! Während des Essens hatten wir unter Zuhilfenahme unseres kompletten technischen Equipments (Tabs, iPad Mini, Smartphone) beschlossen, das Thema „Shopping“ heute abzuhaken. Die West End Shopping Mall war nur ein paar Hundert Meter entfernt, weswegen wir dorthin liefen. Unterwegs zogen Fritz und ich noch Geld aus Automaten zweier verschiedener Banken. Die erste wollte irgendwie meine Karte nicht. Auf dem Weg stellten wir interessanterweise fest, dass die Map Apps auf unseren Tabs auch offline funktionieren. Es scheint, dass sich die App bei vorhandener Verbindung die lokalen Karten in einen Offline-Cache zieht. Sehr praktisch. Auch deshalb, weil bei meiner Reiseführer-App zwar die Offline-Karte gut funktionierte, die Kopplung zum GPS aber nicht. Wenn immer ich mir den aktuellen Standort anzeigen lassen wollte, stürzte die App ab. Bei der Mall angekommen, stellte ich mal wieder fest, wie sehr sich alle Malls dieser Welt ähneln. Allerdings war diese hier nicht klimatisiert, ganz im Unterschied zu den vergleichbaren Einrichtungen in USA oder Asien. Dadurch war es im Inneren unangenehm warm. Schließlich nahmen wir einen Kaffee im Starbucks draußen sitzend und entschlossen uns, zur Donau zu laufen. Das Stadtviertel, durch das wir kamen, war relativ alt und ein wenig heruntergekommen. Schöne, renovierte Stadthäuser waren hier keine zu finden. Aber auch hier gab es überall kleine Läden oder Handwerker im Souterrain. Irgendwie befürchtete ich schon, dass ganz Budapest so aussähe. Das bestätigte sich in den folgenden Stunden und Tagen zum Glück nicht. Auf der Höhe der Margareten-Insel erreichten wir schließlich die Donau. An der Ufermauer stehend, beratschlagten wir, wie wir die nächste Tage gestalten wollten, auch immer mit Blick auf die Wettervorhersage. Dann beschlossen wir spontan, zur Markhalle zu laufen. Nach ein paar dutzend Metern disponierten wir allerdings leicht um, weil die Markhalle, die ich auf meinem Plan gesehen hatte, nicht die zentrale Markthalle war. Diese war von unserem Standort zu weit weg zum Laufen. Daher hielten wir ein Taxi an. Auf dem Weg zur Markhalle konnten wir schon erste Eindrücke von der Donau, den Brücken und der Budaer Seite gewinnen. Das sah schon viel besser aus.

Markthalle
Zentrale Markthalle
Markthalle
Das Innere der Markthalle

Die Markhalle ist ein rot-gelber Klinkerbau, mit Majolikadächern. Innen mutet sie, ob der Gusseisenkonstruktion des Innenskeletts und des Daches, etwas wie eine Jugendstil-Bahnhofshalle an. Die zahlreichen Geschäfte boten hauptsächlich ungarische Salami, Gemüse und viel Hühner- und Schweinefleisch an. Nach einigem Stöbern kauften wir schon mal Schnaps für den Abend ein. An einem anderen Stand probierten wir verschiedene Salami und erwarben sowohl welche für die abendlichen Runden, als auch als Mitbringsel. Johanna erstand an einem anderen Stand noch Pferdesalami. Und nachdem Fritz die erste Flasche Schnaps eingekauft hatte, erwarben wir an einem anderen Stand nochmal eine andere Sorte.

Markthalle
Stand in der Zentrale Markthalle
Markthalle
Gänseleberstapel

Auf der oberen Galerie gab es hauptsächlich gestickte Tischwäsche und andere Textilien, sowie Reiseandenken. Den Teil brachten wir schnell hinter uns und kauften im Coop im Erdgeschoss noch Wasser ein.

Markthalle
Spezialitätenstand
Markthalle
Peperonis

Irgendwie wunderte mich, dass es nirgends Fischstände gab. Das klärte sich erst sehr viel später auf, als ich im Reiseführer über das Untergeschoss las. Das hatten wir irgendwie übersehen. Vollgepackt stiegen wir in ein Taxi ein, ohne darauf zu achten, ob es sich um ein offizielles handelte. Das rächte sich bei der Ankunft. Der Preis lag um ein Vielfaches über dem des ersten Taxis und auch der anderen, die wir in den folgenden Tagen benutzen sollten. Für das Abendessen empfahl uns die nette Dame an der Rezeption das Budapest Bistro ganz in der Nähe. Auf dem Weg dahin sahen wir einige nette Ecken und immer wieder kleine Plätze mit Skulpturen, meist aus Bronze. Überhaupt stehen um das Hotel viele Stadthäuser, die renoviert sind. Auch das Bistro erwies sich als sehr stylisch und modern in ein altes Gebäude eingebaut. Fritz bestellte Burger, Annette Tartar, Johanna klare Ochsenschwanzsuppe mit Erbsen und Kalbszunge und ich Lecho. Die Portion war zwar recht klein, aber nach dem Mittagessen genau das richtige. Dazu trank ich einen ungarischen Cabernet-Sauvignon. Zum Ende des Abends buchten wir an der Hotelrezeption noch eine Donaurundfahrt für den nächsten Tag. Dabei fragten wir auch, wie man am besten zur Anlegestelle käme. Da das nach Auskunft der Hotelangestellten am besten mit der Straßenbahn ginge, erwarben wir gleich noch einen Zehnerpack Tickets für die öffentlichen Verkehrsmittel. Den Abend ließen wir in unserem Hotelzimmer mit Marillen- und Zwetschgenschnaps, der scharfen Salami und der Salami aus dem Fleisch ungarischer Langhornrinder ausklingen.

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