Rund um Matera
Bari, die Sassi von Matera, Alberobello und Ostuni
Bari
02. Mai 2023
{Noch etwas Zeit nach dem Frühstück}
Heute stand erst einmal Hotelwechsel an. Und wegen der Lage unseres nächsten Hotels in Matera, das nur fußläufig erreichbar ist, packten wir unsere Koffer entsprechend, damit wir nicht allzu viel werden tragen müssen. Die Koffer würden natürlich durch das Hotel beim Bus abgeholt werden.
Nach dem Frühstück blieb ob der späten Abfahrt nach Bari um 09:00 Uhr noch einige Zeit zum Ausruhen, Reisebericht schon mal schreiben. Oder einfach aus dem Fenster auf das Hafenrund von Trani zu schauen.
{Beim Warten auf das Abendprogramm}
Endlich mal etwas besseres Wetter. Während unseres Rundgangs durch Bari kam tatsächlich die Sonne raus und es wurde richtig warm. Bari war voll in den Vorbereitungen der Festa di San Nicola. Überall waren Aufbauen im Gange.
Wir starteten unseren Rundgang beim Kastell, das wir nur von außen anschauten und streiften dann durch die Öhrchengasse. Dort werden die berühmte Orechiette direkt an der Gasse verkauft und zumindest teilweise auch hergestellt. Natürlich nur der letzte Arbeitsschritt, das Schneiden von kleinen Stücken aus einer Teigwurst, die dann geschickt mit einem einzigen Messerstrich in die Öhrchenform gebracht werden. Neben der Originalvariante waren noch zahlreiche andere Varianten in verschiedenen Größen und Farbgebungen zu sehen. Als Mitbringsel taugen sie leider nicht. Da es um frischen, nur teilweise getrockneten Nudelteig handelt, würden sie wohl den Rest der Reise nicht erleben. Weiter über den Corso Vittorio Emanuele II (die Straße gibt es wahrscheinlich in jeder italienischen Stadt einer bestimmten Größe) erreichten wir die Piazza del Ferrarese. Dort war erst mal Zeit für Input/Output. Ein Teil der Gruppe folgte unserer Reiseleiterin zum "Fischmarkt". Unter der offenen Halle boten aber nur zwei (?) Stände irgendetwas an. Am ersten Stand öffneten zwei Männer Miesmuscheln, die man hier roh verzehrt. Ebenso wie Pulpostücke, Seeigel und Austern. Kurz überlegte ich mir letztere, ließ es aber doch bleiben.
Zurück auf der Piazza fand ich Johanna mit zwei Frauen aus unserer Gruppe bei einer Bar sitzen. Ein Café (Espresso für Touristen) kann nie schaden. Die Preise haben sich tatsächlich stabil gehalten über die Jahre. Teilweise zahlten wir den seit langem üblichen 1 €.
Wir folgten dann dem Weg parallel zum Lungomare (der Straße oberhalb des Meeres) bis zur Kirche des San Nicola, zu dessen Ehren nächste Woche das große Fest stattfinden würde. Was mir an den Kirchen hier in der Gegend gefällt, ist der helle Kalkstein, aus dem sie gebaut sind. Das gibt eine gewisse Leichtigkeit. Im Inneren von San Nicola hat man allerdings ziemlich herumgedoktert. Die barocken Elemente von früher waren alle entfernt worden. Nur die Decke nicht. Um Stabilität in das Gebäude zu bringen hatte man eine zweite Säulenreihe neben die vorhandenen gesetzt und diese mit massiven Bögen quer über das Hauptschiff verbunden. Irgendwie zeigt sich dabei, dass die Kirche nicht ganz symmetrisch ist. Einer der Bögen quert das Hauptschiff nicht in einem rechten Winkel. Der steinerne Baldachin über dem Altar war aber schon sehenswert. Inzwischen waren auch die Herde Radfahrer endlich weg, die ihre Räder einfach vor den Stufen der Kirche kreuz und quer hingeworfen hatten, so dass man kaum an eines der Portale herankam.
Die Kathedrale, die wir anschließend besuchten, steht gegenüber San Nicola deutlich zurück und ist innen noch etwas schlichter.
Damit war der offizielle Rundgang beendet und unsere Reiseleiterin bot sich an, die Gruppe zurück zur Piazza del Ferrarese zu begleiten. Wir bekamen unbeabsichtigt die Öhrchengasse nochmal zu sehen und auch das Kastell. Darüber hinaus aber noch einige der netten Gassen in der Altstadt.
Als wir kurz vor dem Corso waren, setzen wir uns in eine Trattoria an der Straße ab. Das Wetter war inzwischen so schön, dass wir auch draußen sitzen konnten.
Johanna nahm einen Salat mit Thunfisch. Ich konnte es, obwohl eigentlich keinen Hunger, nicht lasse und bestellte Capocollo mit Burrata und dann die Orechiette mit Rape. Capocollo ist, was ich aber zu dem Zeitpunkt nicht wusste, aus dem Nacken einer lokalen, teilweise freilaufenden Schweinerasse. Der Nacken wird mariniert in einem Traubenmost und auch noch geräuchert. Rape ist ein endemische Gemüse, dass Stängel-Brokkoli ähnelt. In der Soße sind dann auch Sardellen zur Würze drin, ähnlich der Gremolata beim Osso Bucco.
Pappsatt trafen wir die Gruppe auf der Piazza wieder und nun galt es, den Bus zu finden.
Johanna entdeckte ihn in einer Seitenstraße und wir konnten die Fahrt nach Matera beginnen.
Dass der Bus nicht bis zu unserem Hotel in den Sassi fahren konnte, war uns klar. Aber das wir gefühlt die halbe Neustadt durchliefen, bis wir überhaupt bei den Sassi ankamen, war etwas lästig. Unser Höhlenhotel "Hotel Sassi" liegt zum Glück am oberen Rand der Schlucht, so dass wir nur ein einigermaßen kurzes Stück die unebenen Treppen hinunter mussten.
Im Innen waren nochmals einige Treppen hinunter in den Gastraum zu überwinden, wo es einen Prosecco zur Begrüßung gab. Draußen wurden inzwischen die Koffer gebracht. Unser Zimmer lag zum Glück auf der Ebene der Rezeption, zu der es aber auch wieder eine Treppe vom Vorplatz des Hotels nach unten ging.
{Am Mittwoch vor dem Frühstück}
Dafür war das Zimmer winzig, hatte aber zumindest ein Fenster und auch in dem Badezimmer in der Größe eines doppelten Dixie-Klos eine Bohrung durch den Fels nach außen als Abzug. Aber Platz für zwei Koffer aufzuklappen? Fehlanzeige. Apropos zwei Koffer. Die Koffer waren auf die Zimmer gebracht worden, mein Koffer war da, Johannas Koffer fehlte. Da wir uns sicher waren, unsere Koffer in Trani an der Rezeption und später auch im Bus gesehen zu haben, musste er ja irgendwo sein. Die Hotelangestellten waren auch erst mal ratlos, aber bemühten sich zugleich um Aufklärung. Und tatsächlich, etwa 15 min später war der Koffer gefunden (wo auch immer) und wir beruhigt. So konnten wir uns wieder der Frage widmen, wie wir uns in den Räumlichkeiten mit den Koffern und sonstigem Gepäck organisieren wollten. Aber auch das bekamen wir schließlich gelöst.
Zum Abendessen ging es wieder raus aus den Sassi in ein nahegelegenes Lokal. Ich war immer noch satt vom Mittagessen in Bari. Da es aber vieles Neues zu entdecken gab, musste ich da durch. 5 Gänge am Abend ist aber doch anstrengend. Unsere Reiseleiterin versprach mit, den Menüplan auszudrucken. Aber ich versuche es mal aus dem Gedächtnis.
1) Ein lokales Grüngemüse auf einer Creme aus Saubohnen, ein Stück der getrockneten Spitzpaprika (muss ich unbedingt in dem Laden, an dem wir auf dem Weg zum Lokal vorbeigekommen waren, kaufen) und einem Brotchip
2) Capocollo und zwei Sorten Käse
3) Kurze dünne eingedrehte Nudeln mit einer Soße aus einer Erbsenart und etwas Tomate mit Pilzen
4) Ein Stück Schweinebraten auf einer Art Rösti
5) Zwei Stückchen Blätterteig mit Vanillecreme gefüllt
So halbwegs gesättigt (Smiley) schaften wir auch den Weg wieder zurück ins Hotel, aber nicht ohne ein paar Aufnahmen der nächtlich beleuchteten Sassi zu machen.
Die Bar hatte bereits um 20:00 Uhr zu gemacht, aber zwei Bier bekamen wir doch noch. Zusammen mit unserer einen Tischnachbarin setzten wir uns auf die Terrasse und plauderten noch ein wenig bis das Bier alle war und der Regen wieder anfing. Zwischendrin gestellte sich noch unsere Reiseleiterin zu uns, um die beiden Frauen mit den Informationen für den morgigen Tag zu versorgen. Die beiden hatten das Angebot angenommen, sich mit einem Dreirad durch Matera fahren zu lassen, statt mit dem Rest der Truppe Treppen zu steigen.
Reiseroute
Matera
03. Mai 2023
{Am späten Nachmittag}
Nach dem Frühstück erkundete ich erst einmal den Weg, den Johanna und ihre Begleiterin bei der geplante Ape Tour aus dem Hotel nehmen mussten.
Die Wettervorhersage für heute verhieß nichts Gutes. Und so war es leider auch. Bereits beim Aufbruch der Gruppe gegen 09:30 Uhr regnete es. Ich wollte eh meine Fototasche nicht mitnehmen und packte daher meine R5 unter meine Schöffel-Jacke.
So zog die Truppe dann los mit Kapuzen, Schirmen und natürlich Öhrchen. Auch unsere Reiseleiterin meinte, es gäbe Touren, die mehr Spaß machen als Matera bei Regen. Wir liefen über die Piazza San Giovanni und dann durch schmale Straßen und Wege hinüber zum Dom. Eine offizielle Besichtigung war nicht geplant, das blieb der Freizeit vorbehalten. Von dort aus ging es recht steil über Treppen bergab bis zum Rande der Schlucht der Gravina. Über die Piazza San Pietro Caveoso erreichten wir schließlich die Höhlenkirche Santa Lucia alle Malve, die wir auch besichtigten und dabei einige der wilden Geschichten um Märtyrerinnen erfuhren. Die zahlreichen Höhenmeter wieder hinauf zur Piazza del Sedile mussten wir über einen langen Treppenweg überwinden, auf dem uns das Wasser bachartig entgegenkam. Ober am Platz fanden sich auch Johanna und ihre Begleitung bei der Ape-Fahrt wieder an. Die beiden hatten sich inzwischen Impermeabili besorgt und Johanna war außerdem in einem Schmuckgeschäft fündig geworden.
Gemeinsam besichtigten wir eine der typischen Höhlenwohnungen, in denen die Bewohner der Sassi bis in die 60er, als die Bevölkerung in neugebaute Sozialwohnungen außerhalb der Altstadt umgesiedelt wurden gelebt hatten. Zwei Räume hinter dem Eingang, der neben einem Fenster die einzige natürliche Lichtquelle war. Im ersten Raum die Kochstelle, Truhen zur Aufbewahrung von Kleidern, aber auch Getreide, ein Doppelbett und fertig.Die Kinder schliefen im Elternbett, in einer Kommodenschublade und in einer Wiege. Der zweite Raum war dem Vieh vorbehalten.
Das war unser Höhlen-Hotel schon der absolute Luxus.
Eigentlich hatten wir uns vom Mittagessen abgemeldet. Da aber wegen des Regens aktuell kein Alternativprogramm möglich war, schlossen wir uns doch an. In dem Restaurant direkt neben der Höhlenwohnung, natürlich ebenfalls in einer Höhle, konnten wir uns insbesondere erst einmal aufwärmen. Einen Ventilator mit eingebautem Heizstrahler hatte ich auch noch nicht gesehen. Es gab diverse Antipasti: Zucchini-, Paprika- und Melanzane-Scheiben mit etwas Crunch bestreut und gebacken. Die in Öl frittierten Paprika, Ricotta in einen Crunchmantel, Capocollo-Röllchen, das Bohnenmus mit Anteilen des Gemüses, das wir auch gestern schon hatten und ganz zum Schluss noch ein Eis.
Und weil wir alles brav aufgegessen hatten, war auch der Regen verschwunden, als wir das Lokal verließen.
Auf dem Rückweg zog ich noch etwas Bargeld bei der Bank und im Anschluss entdeckte wir einen Feinkostladen. Damit war die Idee geboren, am Abend nicht nochmal ein Lokal zu suchen, sondern im Hotel zu vespern. Eine Flasche Rotwein (Cabernet - Merlot - Primitivo, 2018, 15,5%), ein kleines Fläschchen Grappe, ein paar Scheiben Mortadella und Prosciutto Cotto sowie etwas Capocollo und ein Stück Caciocavallo sollte für eine Vesper ausreichen. Im Laden nebenan erstand ich noch ein kleines Brot, das ich mir gleich aufschneiden ließ (hatte ich mir von der französischen Familie vor mir abgeschaut).
Im Hotel zog ich nur mein Hoodie über (weil meine Jacke doch noch recht feucht war), wechselte die Kamera und machte mich nochmal auf den Weg.
Vom Hotel aus nahm ich den Weg durch das Tal hinüber zum Dom. Der kostete Eintritt (wie anscheinend auch alle anderen Kirchen, an denen ich vorbei kam). Flüchtig schaute ich durch die Ausstellung mit Kirchenpreziosen bevor ich das Kircheninnere erreichte. Was für ein Unterschied zu den Kirchen bisher. Hier war volles Barock angesagt. Das waren mit die schlichten Innenräume, bei denen die Architektur voll zur Geltung kommt, schon lieber. Toll aber die Steinintarsien an den Altären. Die habe ich schon an anderer Stelle bewundert.
Mein Plan war dann, zum Ende der Sassi an der Kirche Sant'Agostino zu laufen. Der Plan, den man im Hotel mitnehmen konnte, spiegelt die Wirklichkeit leider nur andeutungsweise wieder. Aber so schwierig ist das auch nicht. Die Sassi sind nicht so weitläufig und mit etwas Orientierungssinn findet man den Weg. Der Aussichtspunkt bei Sant'Agostino war wohl der, den ich in einem Reiseführer gesehen hatte. Der Weg von da zurück zum Hotel war dann auch nicht so schwer und ich hatte noch ein paar schöne Aufnahmen auf der Speicherkarte.
Später schnappten wir uns im Frühstücksraum ein paar Teller und Gläser und ließen uns unsere Einkäufe munden.
Reiseroute
Alberobello
04. Mai 2023
{Spät am Abend nach einer geselligen Runde in der Bar des Hotels}
Der positive Wettertrend setze sich an diesem Morgen fort. Tatsächlich schien die Sonne und man war versucht, noch ein paar Bilder der Sassi in einer völlig anderen Lichtstimmung zu machen.
Aber schließlich mussten wir uns auf den langen Marsch zu unserem Bus machen. Die Koffer waren schon da und wir konnten losfahren.
Eine ganze Weile führt uns die Straße weiter durch die landwirtschaftlich intensiv genutzte Gegend. Irgendwann tauchten dann die ersten Trulli auf den Feldern auf. Diese dienten und dienen wohl weniger als Wohnungen denn als Unterstand oder Lager auf den Feldern, Sie sind auch durchweg aus einem grauen Gestein aufgebaut.
Alberobello ist quasi ein Freilichtmuseum für die Trullis. Wie schon von anderen Orten gewohnt, musste unser Bus draußen bleiben. Der Weg zum Ort des Geschehens rechtfertigte hier aber keinen Shuttle-Bus, sondern war zu Fuß zu bewältigen.
Das "Trulli-Freilichtmuseum" ist in zwei Teile links und rechts der Hauptstraße unterteilt. Wir nahmen uns zunächst den weniger überlaufenen Teil vor, wo wir die verschiedenen Arrangements der Trullis als alleinstehendes Gebäude, im Verbund mehrerer Trullis oder eingebunden in einen konventionellen Gebäudekomplex. Alles proper hergerichtet und weiß gestrichen mit Farbtupfern aus Blumen und anderem dazwischen. Die Besitzer der Trullis öffnen diese teilweise für interessierte Touristen und so schauten auch wir uns einen Doppel-Trulli an. Auf die Frage, wo wir den lieber übernachten würden, in einer Höhlenwohnung oder in einem Trulli, war die überwiegende Meinung, dass ein Trulli die angenehmere Option sei.
Zurück im Tal zwischen den Trulli-Ortsteilen ließ ich Johanna bei einer Bar zurück und begann die Erkundung der anderen Seite. Diese ist sehr stark kommerzialisiert. Fast in jedem Trulli ist irgendein Souvenirgeschäft, eine Bar oder ein Restaurant untergebracht. Aber ein paar schöner Aufnahmen gab es doch. Zurück bei Johanna und zwei anderen Gruppenmitgliedern gönnte ich mir noch einen Aperol Spritz. Es war ja immerhin schon kurz vor 12:00 Uhr.
Ostuni
04. Mai 2023
Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel verteilte unsere Reiseleiterin Geschenke in Form einer Packung Orechiette mit einem Küchenhandtuch mit Trullis. Und ich versuchte aus dem Bus Trullis auf den Feldern zu fotografieren.
Ostuni zeichnete sich schon aus einiger Entfernung auf einem Hügel ab und gab ihrer Bezeichnung als Weiße Stadt Sinn.
Der Weg hinauf auf die über drei Hügel gebaute Stadt, gestaltete sich erst einmal erträglich auf einer weiten steinernen Flaniermeile am Fuße des Stadthügels.
Als aber zum weitere Aufstieg steile Treppenstufen sichtbar wurden, stieg Johanna aus. Der Rest quälte sich mal wieder nach oben und erreichte an kleinen Restaurants und Cafés vorbei ein erstes Zwischenziel. Dort verteilte unsere Reiseleiterin erst einmal das typische Gebäck wahlweise mit Fenchel, Zwiebeln und Pistazien. Ein Teil der Gruppe war so gefangen, dass sie geflissentlich das Begehren einer Frau, die kurz zuvor ihren Hund in ihr Auto verladen hatte, das dabei einigermaßen in die Stoßdämpfer ging, aus der Parklücke zu fahren ignorierte. Die Frau, einigermaßen echauffiert, stieg wieder aus und wollte wissen, ob es denn einen italienisch sprechenden Tourguide gäbe, der der renitenten Gruppe erklären könnte, das Feld zu räumen und ihr die Ausfahrt zu ermöglichen. Auch mein Intervention wurde überhört. Erst der massivere Druck einen sich bewegenden Kleinwagens erzielte endlich Erfolg.
Ein Stück Straße hinauf, das wir uns zeitweise mit Autos teilen mussten, die gerade so zwischen den Mauern hindurch passten, erreichten wir den Vorplatz der Kathedrale, die ziemlich eingequetscht zwischen der übrigen Bebauung liegt und der der Bogen des Bischofs auch noch einen Teil der Schau stiehlt.
Unsere Reiseleiterin lud uns zu einem Eis in der direkt am Platz liegenden Gelateria ein. Damit war die Aufmerksamkeit unmittelbar von den kulturellen Genüssen hin zu den leiblichen verschoben. Das Eis schmeckte wirklich sehr gut.
Langsam bewegten wir uns durch die Gassen der hübschen Altstadt wieder nach unten Richtung Busparkplatz.
Ich vermutete Johanna im Bus, wo ich sie aber nicht fand. Auch der Busfahrer hatte keine Ahnung wo sie war. Meinte aber scherzhaft, wäre doch prima, wenn die Ehefrau verloren gegangen wären.
Johanna tauchte dann mit unserer Reiseleiterin auf. Sie hatte sich weiter hinten auf Steinstufen gesonnt und sich amüsiert, dass ich sie nicht gleich gesehen hatte.
Letzter Tagesordnungspunkt war eine Ölmühle.
{Nachdem ich gegen Mitternacht zu müde zum Schreiben war, der Rest des Tages vorm Frühstück am Freitag}
Das stellt man sich erst einmal etwas romantisierend vor. Tatsächlich handelte es sich um einen modernen Familienbetrieb, wo in der großen Maschinenhalle natürlich nichts los war. Ernte und damit Verarbeitungssaison für Oliven ist so zwischen November und Februar.
Wir bekamen die Maschinerie für die beiden gängigen Verarbeitungsweisen gezeigt und erklärt. Beim traditionellen Verfahren werden die Oliven auf zwar modernen Maschinen, aber dennoch mit klassischen steinernen Mühlsteinen im ganzen gemahlen. Eine moderne Edelstahlmaschinen, in der in einem Trog vier riesige steinerne Mühlsteine laufen, ist schon ein seltsamer Anblick. Beim neuen Verfahren, werden (nach Ausblasen von Blättern und Stängeln) die Oliven in einer rundlaufenden Reibe bearbeitet, so dass am Ende der saubere Kern übrigbleibt. In beiden Verfahren wird der Olivenmost auf runde Geflechte aufgebracht, diese auf einer Spindelpresse gestapelt und dann gepresst. Das Öl wird danach noch einer Schleuderfiltration unterzogen. Am Ende kommt das kaltgepresste Olivenöl sofort in die Flasche.
Der Begriff kaltgepresst bezieht sich tatsächlich auf die Temperatur, bei der der Pressvorgang durchgeführt wird. die sollte nur etwas über 20° betragen, weil das Öl sonst viele seiner Inhaltsstoffe verliert. Billige Öle werden bei weit höheren Temperaturen gepresst, was den Ertrag erhöht, aber die Qualität mindert. Den ausgepressten Rest verkauft der Betrieb hier als Viehfutter.
Bei der anschließenden Verkostung wurden die verschiedenen Sorten erklärt und mit und auf Brotstückchen verteilt. Das Brot übertünchte leider den Geschmack doch einigermaßen. Einige aus der Gruppe, so auch ich, probierten das Öl, das noch auf den Tellern (auf denen die Brotstückchen gelegen hatten) direkt durch Dippen mit dem Finger.
Im Verkaufsraum gab es schließlich noch Kosmetik mit Olivenöl zum Testen. Mit einigen Einkäufen bepackt waren wir bereit für unser nächstes Hotel.
Die Tenuta Moreno ist ein ehemaliger Gutshof, der sehr groß gewesen sein musste. Auf dem Weg dahin durch die Olivenhaine fielen uns die kranken Bäume auf, die von einem Bakterium namens Xylella fastidiosa befallen sind. Es wird von blattsaugenden Zikaden verbreitet. Das Bakterium verstopft die Wasserbahnen des Baumes, so dass er abstirbt. Das geht schon ein paar Jahre so und die Bäume sehen übel aus. Die Blätter sind wie eingeringelt.
Die Tenuta liegt auf einem sehr großen Grundstück und besteht aus einem zweistöckigen Haupthaus um einen netten Innenhof. Die Zimmer sind groß und modern. Eine Wohltat gegen unsere Höhle die letzten zwei Tage. Und es gab eine Bar mit normalen Baröffnungszeiten und einer guten Auswahl an Getränken. Nicht nur wir nahmen da einen Aperitif.
Für die nächsten Tage war Abendessen im Hotel angesagt, weil der Gutshof doch ein ganzes Stück außerhalb der nächsten Ortschaften liegt.
Nach frittiertem Gemüse (in einer Art Tempurateig und als Bällchen) gab es entweder Gnocchi in Tomatensoße oder die kurzen kleinen länglichen Nudel (hab leider schon wieder vergessen, wie die richtig heißen) mit einer Thunfisch, Kapern, Oliven Soße. Und als Hauptgang dann die Auswahl zwischen Fisch in Pergament und Rindfleischröllchen mit Käse und Rucola gefüllt mit Kartoffelecken. Beim Obstteller zum Nachtisch gab ich auf.
Ein Teil der Gruppe gesellte sich später zu uns an die Bar, wo Johanna schon den besten und wohl auch teuersten Grappa mit dem Barkeeper ausgesucht hatte. Dafür schenkte der aber großzügig ein. Wir fachsimpelten über Fotografieren, Diascannen (ja es gibt wohl noch mehr Leute, die das gemacht haben) und Urlaubserlebnisse. Witzig, dass es noch mehr Menschen mit ähnlichen Erfahrung wie ich gibt. Einer aus unserer Gruppe hatte früher auch zwei Gehäuse mit unterschiedlichen Diafilmen dabei. Auch ihm war auf einer Reise eine Kamera kaputt gegangen, konnte aber dank des zweiten Gehäuses weitermachen. Aber auch er wollte erst einmal heimfliegen. Kenne ich gut nach meiner Erfahrung in Singapore 2001.