Ausflüge im tiefen Süden

Otranto, Lecce, Brindisi, Gallipoli und Rückreise

Otranto

05. Mai 2023


{Am späten Abend nach einer weiteren geselligen Runde in der Bar. Mal sehen, wie lange ich durchhalte.}
Nach einem relativ kurzen Frühstück begann die heutige Tour bei sonnigem Wetter. Die Welt sieht einfach anders aus, wenn die Sonne scheint. Auch wenn die Temperaturen noch recht frühlingshaft waren.
Otranto war unser erster Zielort, allerdings eine schöne Fahrstrecke von unserem Hotel weg. Leider sahen wir auch hier wieder die abgestorbenen Olivenbäume. Das war schon etwas deprimierend und man empfand Mit-Leid mit den betroffenen Olivenbauern.
In Otranto entließ uns unser Bus direkt am Hafen. Das zu einem Kunstobjekt umgewandelte Migrantenschiff regte zum Nachdenken über die Situation in Europa bzw. der Welt, aus der all die Flüchtlinge und Migranten kommen. Aber, ehrlich gesagt, erfreute der strahlende Sonnenschein und das in blau und türkis leuchtende Meerwasser die Sinne und machte Laune auf den heutigen Tag.
Die Stahltreppe hinauf zur Altstadt war für alle überwindbar und wir konnten uns in das Gewirr der Altstadtgassen des netten kleinen Städtchens stürzen. Natürlich ist hier vieles, um nicht zu sagen alles auf den Tourismus abgestimmt. Aber schön ist es trotzdem. Gerade auch, wenn man von einer der Terrassen auf die in unverschämtem Blau schimmernde Bucht vor dem Ort schauen kann. Auch dem Kastell von Otranto wurde wenig Aufmerksamkeit geschenkt und wir bewegten uns stattdessen in Richtung Dom. Aufgrund der definierten Einlasszeiten für unsere Gruppe drehten wir noch eine kleine Runde durch die Gassen und an einer kleinen Kirche vorbei, die leider geschlossen war.
Nach einer Einstimmung auf das Fußbodenmosaik im Dom mussten wir noch an dem "Drachen" vorbei und konnten uns dann voll auf das den gesamten Fußboden der Kirche bedeckende Mosaik widmen. Der Rest der Kirche trat dabei völlig in den Hintergrund. Das Mosaik ist nun nicht wirklich die künstlerisch bedeutendste Arbeit. Aber die Art der Darstellung macht es so besonders. Zahllose Tiere, die nur mit Mühe zu identifizieren sind und eine eigene Symbolik haben. Geschichten, die nur bedingt oder nichts mit der christlichen Mythologie zu tun haben und andere Kuriositäten lassen einen staunen. Zum Glück gibt es eine hervorragende Webseite, auf der die Motive alle im Detail erklärt werde (https://www.mosaicodiotranto.com).
Nach dieser eindrucksvollen Besichtigung gab es erst einmal Freizeit. Johanna und ich entschieden uns für ein kleines Lokal an der Terrasse über der Bucht. Zum draußen sitzen war es leider zu windig. Wir teilten uns erst eine Vorspeise aus Pulpo und Gemüse und dann eine Pizza.
Auf dem Rückweg durch die Gasse mit Souvenirläden ging ich doch noch in einen Laden, der mir bereits am Anfang des Rundgangs aufgefallen war. Dort wurde weiße Kleidung aus ägyptischer Baumwolle verkauft. Ich entschied mich für ein Hemd und eine Base-Cap. Trotzdem pünktlich trafen wir beim Rest der Gruppe ein.
Den weiteren Nachmittag fuhren wir die Küstenstraße Richtung Süden.
{Ich muss das Weitere auf morgen früh verschieben. Mir fallen kurz vor Mitternacht die Augen zu}
{Am Samstagmorgen vor dem Frühstück}
Italien at its best. Das Meer, das zwischen tiefblau und türkis chargiert. Blauer Himmel. Und zwischen der Küstenstraße und dem Meer der zu großen Teilen steile Küstenstreifen, auf dem Kalkfelsen und -steine weiß zwischen den grünen, mit zahlreichen Wiesenblumen durchsetztem Gras hervorlugen.
Ein Stück außerhalb von Otranto konnte auch der Bus an einem halb-zerfallenen Turm (Torre Minervino) zu einem Fotostopp halten. Während der größte Teil der Gruppe auf den Turm zu marschierte, zogen die Fotografen einen etwas weiter davon gelegenen Standort vor. Von diesem konnte man nämlich Blumenwiese, Turm, Küste und Meer in den Sucher bekommen. Dann hieß es aber warten, bis die anderen endlich das Feld geräumt hatten. Irgendwelche Touris will man ja nicht auf dem Bild haben.
Einen weiteren Stopp legten wir in einem kleinen Örtchen Santa Cesarea Terme ein, das aufgrund seiner Heilschlämme bekannt, aber im Winter völlig ausgestorben ist. Das ist ein typischer kleiner Kurort mit einem dazu passenden Baustil der Häuser.
Endpunkt der heutigen Tour war bei Castro. Unsere Reiseleiterin hatte gestern vorgeschlagen, eine kleine Bootstour entlang der Küste zu unternehmen. Ob des frischen Windes heute stellte sich seit Otranto immer wieder die Frage, ob die Tour möglich oder ob der Wellengang nicht zu heftig wäre. Aber es sah schließlich gut aus. Zwar war immer noch etwas Wellengang, aber das sollten auch eingefleischte Landratten verkraften können. Die meisten aus der Gruppe bestiegen daher frohgemut das kleine Boot, das der Steuermann in Zentimeterarbeit aus seinem Liegeplatz und dem Hafen heraus aufs Meer brachte.
Von da aus war sehr gut die Steilküste zu sehen, auch die Treppen, die Anwohner oberhalb in den Fels geschlagen hatten, um ans Meer zu kommen. Natürlich sind die Klippen hier nicht ganz so hoch wie die Los Gigantes auf Teneriffa, aber das tat der Sache keinen Abbruch. Die Besonderheit hier an der Küste ist, dass es einige Höhlen auf Meeresniveau im Fels gibt, in die man auch mit dem Boot hineinfahren kann. Nicht ganz so berühmt und überlaufen, wie die Blaue Grotte auf Capri, aber immerhin. In eine der kleinen Höhlen fuhren wir tatsächlich hinein. Sie war gerade groß genug, um das Boot aufzunehmen. Der Steuermann musste, wieder in Zentimeterarbeit, rückwärts wieder hinausfahren, weil kein Platz zum Wenden war. Die Grotta Zinzulusa ist auf den ersten Blick eine zum Meer offene Halbkuppel. In die Grotte führt ein Weg aus dem Ort und man kann erkennen, dass es noch recht weit in den Fels hinein geht. Wir kreuzten eine Weile vor der Grotte. Dann war es aber Zeit für den Rückweg.
Die lange Fahrt nutzte unsere Reiseleiterin, um ein paar Kostproben apulischen Musikschaffens über die Jahre zu geben. Tatsächlich kommen auch Al Bano und Romina Power aus Apulien. Auch interessant war, dass es in Apulien Nachkommen der frühen Einwanderer aus dem alten Griechenland gibt, die sich auch heute noch als Griechen verstehen und eine eigene Sprache sprechen. Ähnliches, wenn auch aus jüngerer Vergangenheit, gilt für die Einwanderer aus dem nahegelegenen Albanien.
Im Hotel gab es zum Abendessen heute Focaccia, dann Maccheroncini mit Pesto und Gamberetti für mich bzw. Tomatensuppe für Johanna. Und als Hauptgang Fisch unter einer Zucchini Decke für mich und Schweinfleischröllchen (Bombette) auf einem Spieß für Johanna (und für mich). Auf den Nachtisch verzichteten wir beide. Eine heute noch etwas größere Gruppe traf sich zum Absacker an der Bar.

Reiseroute

Lecce

06. Mai 2023


{Echt spät am Abend, kurz vor Mitternacht}
Heute war mal "Ausschlafen" angesagt. Erst um 09:30 Uhr ging es los Richtung Lecce. Beim Obelisken verließen wir erst einmal den Bus und erhielten Instruktionen über den geplanten Rundgang anhand des verteilten Stadtplans. Auf Aufnahmen von der Porta Napoli verzichtete ich erst einmal, die Sonne stand direkt dagegen. Und die Stadtseite des Tores war wie so oft bei effekthascherischen Bauten komplett kahl.
In der Altstadt von Lecce müssen sich Autos, Touristengruppen und Einheimische die Straße teilen. Die sind zwar breiter als ihre Schwestern in den Orten, die wir während der letzten Tage besucht hatten. Aber es wirkte alles noch quirliger und unruhiger. Lecce hat ein komplett anderes Erscheinungsbild als die anderen besuchten Orte. Die Altstadt ähnelt viel mehr den Orten und Städten mit "mondänerer" Architektur aus der Vergangenheit.
Der Bereich des Domes ist ein Kuriosum. Das beginnt schon mit dem Zugang. Zwei massive Mauer- oder Gebäuderiegel engen den Blick auf den Domplatz ein. Hier fehlt nur doch ein riesiges bronzenes Tor.
Dahinter der weitläufige Domplatz mit der Fassade des Doms. Aber nein, der Dom ist wie üblich geostet. Das Schauportal befindet sich aber an der Nordseite. Im Westen gibt es noch ein zweites Portal. Der Campanile steht wie üblich daneben. Leider nutzte ich nicht die Möglichkeit, hinauf zu fahren. Wir warfen noch einen Blick in den Innenhof des Palazzo del Seminario mit dem kleinen Seminarbrunnen. In den Dom selbst konnten wir nicht. Hier war eine Hochzeit angesagt und die Kirche daher für Besucher gesperrt.
{Am Sonntag vor dem Frühstück}
Vorbei an der eingerüsteten Sant'Irene, wo allerdings ein Vorhang die Fassade der Kirche zeigte, schlängelten wir uns an Geschäften vorbei, durch andere Gruppen hindurch und um Autos herum Richtung Piazza Sant'Oronzo. Es gibt sicherlich schönere Plätze in italienischen Städten. Nicht nur ist der Platz unregelmäßig geschnitten. Lediglich das mit einem anderen Steinmaterial abgesetzte Oval mit dem Stadtwappen in der Mitte hat eine geometrische Grundform. Ansonsten reihen sich an drei Seiten des Platzes Paläste aus dem 18. und 1). 9. Jh. neben Neubauten (aus mussolinischer Zeit). An einer Seite findet sich das Sedila (Palazzo del Seggio) aus dem 16. Jh. und gleich dahinter bzw. daneben war erst einmal nur ein großer Bauzaun zu sehen. Dahinter verbarg sich das römische Amphitheater, das gerade restauriert wird Zum Glück konnte man auf der anderen Seite ohne Bauzaun das Theater anschauen. Aber Amphitheater? Eigentlich sah das eher nach einem Theater mit einer schmucklosen scaenae frons aus. Das liegt aber daran, dass man unter Mussolini nur ein Viertel des Amphitheaters ausgegraben hatte und die senkrechte Wand einfach der Abstützung gegen das umliegende Gelände darstellt. In dem Amphitheater hatte einer der Auslands-Recalls von DSDS stattgefunden.
Auf dem offiziellen Studiosus Programm war der Besuch eines berühmten Cafés beim Amphitheater und Verkostung des bekannten Caffé Leccese, einem Eiskaffee mit Mandelmilch oder Mandelsirup vorgesehen. Ob der Enge des Cafés und der Größe der Gruppe verzichteten wir darauf und unsere Reiseleiter überließ es jedem, das in der Freizeit selbst zu probieren, wobei sie vom Service in dem Café eh nicht begeistert war. Nun, Kaffee mit Milch und dann auch noch sehr süß machten Johanna und mich auch nicht an, wodurch wir um eine Erfahrung ärmer diesen Urlaub beenden würden. Wir hatten allerdings nicht das Gefühl, etwas versäumt zu haben.
Letzte Station des offiziellen Rundgangs war die Santa Groce mit ihrer reichlich verzierten Fassade, natürlich hier in Lecce Barock. Hier konnten wir auch wieder einen Blick in das Innere werfen, das einen starken Kontrast zum Äußeren aufweist und eher schlicht ist (sofern man bei Barock von Schlichtheit reden kann).
Beim benachbarten Palazzo del Celestini (einem ehem. Zölestinerkonvent und jetzigem Sitz der Provinzialregierung) zeigte uns unsere Reiseleiterin am Eingang im oberen Bereich der linken Portalsäule ihr Lieblings-Engelchen, das dort, in einer kleinen Gruppe stehend, ein ansehnliches Bäuchlein vorreckt.
Damit war der offizielle Rundgang beendet und der Freigang konnte starten.
Zielstrebig eilten wir über die Piazza Sant'Oronzo zurück zu dem Lederwarengeschäft, das Johanna auf dem Herweg entdeckt hatte. Die knallgelbe Handtasche hatte es ihr angetan, wozu dann noch zwei Geldbeutel in Kontrastfarben kamen. Ich hatte inzwischen in einem Nebenraum Gürtel entdeckt und kaufte schließlich auch einen. Die Männerhandtaschen beachtete ich nur am Rande.
{Nach der Rückkehr von Brindisi am Sonntag}
Schräg gegenüber hatte ich ebenfalls auf dem Herweg einen Laden mit den kleinen Kekskringeln, den Tarallini gesehen. Ich kaufte jeweils eine Tüte mit Zwiebeln und eine mit Fenchel. Eine der Tüten wird sicher wieder ein Mitbringsel. Wir fanden auf dem Weg zurück ein kleines Lokal, das etwas zurückgesetzt in der Nische liegt und daher nicht dem Trubel auf dem Hauptweg ausgesetzt ist. Die hatten eine spezielle Sorte belegter Brötchen. Wobei das Brötchen etwa so groß ist wie ein Burgerbrötchen, aber sehr dünn und knusprig. Wir wählten zwei Varianten mit Gelbflossen-Thunfischtartar. Der Thunfisch war sehr frisch und in etwa Zentimeter große Würfel geschnitten. Variante 1 war mit Rucola-Salat und Limonenöl (mindestens). Variante zwei mit klein geschnittenem Salat, Guacamole und Burrata. Beides sehr lecker. Inzwischen war es deutlich ruhiger geworden. Die meisten Läden hatten zu und die Touristen waren beim Essen. Gemütlich schlenderten wir zurück Richtung Porta Napoli und nahmen kurz vorher noch ein Eis mit. Die Idee mit den Waffeln, nahm ich mir vor, würde ich beim nächsten Eis bleiben lassen. Irgendwann tropfte das Joghurteis über mein Polo und die Hose. Aus einem Automaten holte ich mir eine Flasche Wasser und mit ein paar Tempos nahmen wir erste Reinigungsmaßnahmen vor. Dann blieb auch noch Zeit das Stadttor im rechten Licht zu fotografieren.
Einige Kilometer außerhalb von Lecce liegt die Abteikirche Santa Maria di Cerrate aus dem 12. Jh. mitten in der Landschaft. Das ehemalige Basilianerkloster wird zusammen mit den umgebenden Wirtschaftsgebäuden restauriert. Die abgenommenen Fresken befinden sich daher im kleinen Museum, das in einem der Wirtschaftsgebäude untergebracht ist. In dessen Keller kann man eine historische Ölmühle bewundern. Im Keller wegen der beim Pressen der Oliven notwendigen niedrigen Temperaturen.
Bevor es noch am Bus eine Überraschung gab, wollte ich die kranken Olivenbäume auf der anderen Straßenseite fotografieren und überraschte wohl dabei unseren Busfahrer, der aus einem Fiat 500 mit einer rothaarigen Frau sprang...
Als Überraschung gab es den Caffé Leccese in alkoholischer Form. Schmeckte etwas wie Baileys.
Zurück im Hotel blieb nicht viel Zeit bis sich ein Teil der Runde im Außenbereich der Bar zum Aperitiv traf. Dabei begannen auch die vorbereitenden Gespräche hinsichtlich Trinkgeld für Reiseleiterin und Busfahrer. Während wir uns schnell (bei Abwesenheit des Betroffenen) einig war, wer denn die Übergabe machen solle, gab es zur Höhe des Trinkgelds an den verschiedenen Tischen durchaus sehr unterschiedliche Meinungen. Das hatte ich so auch nicht erlebt. Zum Abendessen gab es erst eine Art Gemüseflan. Johanna nahm Gemüsesuppe, ich mit Käse gefüllte Nudeln mit Pilzsoße. Und beide dann das gegrillte Stück Schweinefleisch, das natürlich wieder mit Kartoffelecken kam. Und sogar das Obst zum Nachtisch aßen wir auf. Nachdem mein Rosé gestern leer geworden war, machte ich heute mit Rotwein weiter, eine 2013er Cuveé aus Negroamaro und Malvalsia.
Die meisten hatten sich wohl schon beim Aperitif verausgabt, so dass wir an der Bar später nur zu viert waren. Nebenan fand wieder eine Hochzeit statt.

Reiseroute

Brindisi

07. Mai 2023


{Immer noch nach der Rückkehr von Brindisi}
Aus logistischen Gründen drehte unsere Reiseleitern das Programm um und wir steuerten zunächst den Naturpark Torre Guaceto an. Der liegt direkt am Meer, ja schließt sogar ein Stück Meer ein. Auch das landwirtschaftlich genutzte Gelände auf der anderen Seite der Autostrada gehört dazu. Die Führung hier machte eine Deutsche, die seit Jahren vor Ort lebt. Der Weg war sehr abwechslungsreich und führte durch hohes Buschwerk, Sandufer des Meeres entlang, erhöht durch die Macchia-Landschaft und schließlich durch Sumpfgebiet. Auch hier blühte vieles und meine Pflanzenbestimmungs-App war Gold wert.
Was uns schon bei unserer Fahrt entlang der Küste bei Otranto aufgefallen war, traf auch hier wieder zu. Das Meerwasser ist kristallklar und leuchtet in verschiedenen Blau- und Türkistönen. Der Naturpark ist wohl ein beliebtes Ziel für Spaziergänge oder Fahrradtouren. Je später der Morgen, desto mehr Leute waren unterwegs. Nicht aber, dass es wirklich voll gewesen werde.
An einer Stelle am Strand lag, bereits mit Stöcken gekennzeichnet eine tote Meeresschildkröte. Unserer Nationalparkführerin meinte, das müsse immer gemeldet werden und das tote Tier würde dann auch abgeholt werden. Nach einem kurzen Boxenstopp an einer Tankstelle fuhren wir zum Hafen von Brindisi und legten dort erst einmal unsere Mittagspause ein. Johanna, ich und ein paar andere machten nicht lange herum und vielen in das Lokal direkt am Treffpunkt ein. Unter dem Zelt im Freien war es auch angenehm schattig. Nach Salat und Pizza, was wir uns beides teilten, spurtete ich nach entsprechender Recherche erst einmal los, um einen Geldautomaten um einen Teil seines Inhalts zu erleichtern. Irgendwie braucht man hier mehr Bargeld als ich gedacht hatte.
Direkt vor der großen Freitreppe mit der Säule am Ende der antiken Via Appia lag eine Super-Yacht vor Anker, die New Secret, eine 47m Yacht, die einer brasilianischen Familie gehört.
Nur ein Teil der Gruppe konnte sich aufraffen, den kleinen Rundgang durch die Altstadt von Brindisi mitzumachen. Die Freitreppe hinauf, an der Säule der Via Appia vorbei (die andere Säule, die an Lecce verschenkt worden war, hatten wir dort gesehen) erreichten wir den Dom, an dem über lange Zeit bis zur jüngeren Vergangenheit herumgebastelt wurde und daher ein recht uneinheitliches Bild abgibt.
Ursprünglicher ist der daneben liegende Portikus der Templer, die Loggia Belsamo in der anschließenden Straße und die kleine Rundkirche (beziehungsweise hufeisenförmig) San Giovanni al Sepolcro. Die verfügt sogar noch über einen kleinen Garten, der umgeben ist von den Wohnhäusern des Ortes.
Zurück im Hotel lief ich gleich wieder los, weil ich noch Wiesenblumen fotografieren wollte, von denen es auf der Zufahrt zum Hotel jede Menge gab, und zwar in der Mischform, was ein besonders farbenfrohes Bild ergibt.
{Vor dem Frühstück am Montag}
Beim für mich kurzen Aperitif und später beim Abendessen ließ eine unserer Mitreisenden die selbst gemachte Karte für die Reiseleiterin zur Unterschrift kreisen.
Das Abendmenü war für mich etwas zwiespältig. Capocollo und Käse vorneweg, prima. Trofiette mit Garnelen für mich und wieder Gemüsesuppe für Johanna, ok.
Johannas Schweinesteak mit Zitronensoße und verschiedenen Gemüsen, prima. Ich hatte den gegrillten Schwertfisch bestellt und mich darauf gefreut. Das dünne Stück war komplett durch und damit trocken wie eine Scheibe altes Brot. Geht leider gar nicht und habe ich auch nicht aufgegessen.
Zum Nachtisch überraschte uns die Küchencrew mit einer Abschiedstorte. Viereckig mit zwei Lagen Biskuit, der mit irgendwas getränkt war und darauf, darunter und drumherum viel Sahne. Begleitet wurde die Überraschung mit einem Klingelkörbchen für jeden Tisch.
Die Absacker-Runde danach in der Bar löste sich erst kurz vor Mitternacht auf.

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Gallipoli

08. Mai 2023


{Nach der Rückkehr vom heutigen Ausflug}
Die Sonne verbarg sich heute hinter einer dünnen Wolkendecke. Es war zwar nicht kalt, aber leider eben auch kein blauer Himmel mehr.
Eine längere Fahrt führte uns heute nach Gallipoli am Golf von Tarent. Die Altstadt liegt praktisch auf einer vorgelagerten Insel, die über eine kurze Straßenbrücke mit dem Festland und der Neustadt verbunden ist. Den Übergang bewacht ein Kastell, das wir uns natürlich nur von außen anschauten. Dafür ergab sich aber eine malerische Perspektive vom Festlandufer aus mit Fischerbooten, Netzen, den vielen Booten und eben dem Kastell. Neben dem Parkplatz durchquerten wir einen kleinen Fischmarkt- und -restaurantbereich, wo man das frisch gefangene Meerestier essen hätte können. Aber wir hatten ja ein Mittagessen mit Weinprobe auf dem Programm.
Unsere Reiseleiterin führte uns auf dem Lungomare dreiviertel um die Altstadtinsel herum. Wobei irgendwie die Abstimmung der Tempi von Reiseleiterin und Gruppe heute überhaupt nicht mehr zusammenpasste. Manchmal riess sogar die Funkverbindung zu unseren Öhrchen ab, weil sie der Gruppe vorausgeeilt war. Am letzten Tag der Reise machte sich selbst bei den Standhaftesten etwas die Ermüdung breit.
Nachdem wir auch den kleinen Sandstrand gesehen hatten, bogen wir in die Altstadt ein und kamen schließlich bei der Basilica Concattedrale di Sant'Agata an. Von außen war nicht viel zu sehen, weil die Fassade gerade eingerüstet war. Im Inneren entfaltet sich ein opulentes Bildprogramm mit christlicher Malerei.
Zum letzten Teil des offiziellen Besichtigungsprogramms konnte sich nur noch ein Teil der Gruppe durchringen. Unsere Reiseleiterin hatte bereits an anderer Stelle angemerkt, dass man eigentlich nicht mehrfach unterirdische Ölmühlen besichtigen müssen.
Johanna und ich schlenderten entlang der Souvenirläden, Johanna kaufte noch Untersetzer aus Muscheln. Und ich war immer noch erfolglos mit meinem Versuch, apulisches Salz zu kaufen. Normale Lebensmittelgeschäfte gibt es anscheinend in den von uns besuchten Stadtteilen nicht. Und die Delikatessenläden führte so etwas Simples wir Salz nicht.
Wieder am Kastell angekommen entschlossen wir uns, die verbleibende Zeit zu nutzen und noch ein Eis zu essen. Diesmal nicht aus der Waffel, sondern in einem Café, das auch eine große Auswahl an süßen Teilchen im Angebot hatte. Nicht wenige aus unserer Gruppe hatten sich dort bereits eingefunden.
Von Gallipoli ging die Fahrt weiter in das nahegelegene Nardò und dort zur Weinkellerei Schola Sarmenti (www.scholasarmenti.it). Das Gebäude der Weinkellerei ist zwar recht alt, aber die Räumlichkeiten modern und der Probenraum richtig stylisch. Es gab ein Mittagessen mit begleitender Weinprobe. Nach Antipasti wie Focaccia, Bruschetta mit Tapanade, Käse, Capocollo, rohem Schinken und Brot mit Oliven und Rotweinzwiebeln folgten Orecchiette mit Tomatensoße und Stracciatella. Und zum Abschluss ein Rosinenbrot. Die begleitenden Weine waren ein weißer Malvasia, ein Negroamaro rosato und eine Cuveé aus Negroamaro und Primitivo. Der rote Dessertwein, ein Primitivo passito, war die Überraschung. Einen roten Dessertwein hatten wir schon lange nicht mehr. Zuletzt vor vielen Jahren vom Karstadt in Karlsruhe der Aleatico.
So ausreichend vorbereitet besichtigten wir die eigentliche Kellerei. Tatsächlich gab es hier früher "Weinzisternen". Unterirdische Betonkuben, in die der Wein zu Lagerung durch ein Loch in der Decke eingefüllt worden war. Heute sind die Speicherräume durch Türen verbunden und nehmen die Holzfässer für die fassgelagerten Weine, aber auch einige Etageren in denen Weinflaschen kopfunter zur Reifung stecken.
Abschließend schauten wir uns noch die kleine Abfüllanlage an. Wein kaufen wäre vor Ort zwar möglich gewesen, aber wegen unseres Reisemittels nach Hause schwierig. Die deutsche Angestellte, die den Wein besprochen und uns durch die Kellerei geführt hatte, meinte aber, die Weine seien in einigen Läden oder Online auch in Deutschland zu bekommen.
Auf dem Weg zurück zum Hotel dösten die meisten vor sich hin. Wir hatten schließlich noch ein Abend-Zusatzprogramm, das unsere Reiseleiterin dankenswerterweise organisiert hatte. Allerdings sollte es auch wieder Antipasti, Pasta und Nachtisch geben. Ich freute mich so allmählich wieder auf einen richtigen Hauptgang zu Hause.
{Am Morgen des Abreisetags}
Ein letztes Mal fand sich die Kurzzeit-Gemeinschaft beim Bus zusammen. Einige im vorderen Bereich des Busses waren etwas amüsiert-überrascht, dass ich nun wieder vorne bei Johanna saß. Während der letzten Tage hatte ich es mir auf der Rückbank mit meiner Fototasche und was sonst ab und an noch dabei war bequem gemacht.
Das nahegelegene Mesagne ist ein kleines echt italienisches Städtchen mit echten Italienern. Das fiel schon bei dem kurzen Gang zu unserer Trattoria auf. Was für ein Unterschied zu den stark touristisch geprägten Innenstädten, die wir in den letzten Tagen durchstreift hatten. Natürlich gibt es auch hier ein Kastell, das wir natürlich auch nicht besichtigten. Aber das war ja auch nicht der Anlass unserer abendlichen Tour.
Die kleine Osteria del Leone, ein Familienbetrieb mit, wie sollte es auch anders sein, der Mama als Chefin, war gerade groß genug für unsere Gruppe. Den Start des wilden Reigens machte eine Rohkost-Schüssel mit Kürbisgurken, Radieschen und roten Karotten. Danach kamen in sehr schneller Folge eine Unmenge verschiedener Antipasti. Ich bin mir nicht sicher, ob ich alles noch zusammen bekomme: Focaccia, Vitello Tonnato, Hackfleischbällchen, Weichkäse, gebackene Artischocken, frittierte Zucchini, Bresaola, Bruschetta mit Spinat und Käse überbacken, Bruschetta mit roten und gelben Tomaten. Und mehr fällt mir jetzt nicht mehr ein.
Als Primo gab es mit Pilzen gefüllte Nudel mit einer Pilz-Speck-Soße und schleiß ein Nachtisch aus Pudding und Sahne. Café und Limoncello rundeten das Ganze ab.
Die Gelegenheit war dann auch perfekt für die Abschlussrede und die Trinkgeldübergabe. Unser zwei Tage vorher "gewählter" Mitreisender hielt zunächst eine kurze Ansprache auf italienisch für unseren Busfahrer Nicola, wobei der dessen ruhige und souveräne Fahrweise hervor hob. Die Dankesrede für Reiseleiterin Kirsten rankte sich um das Motto der Reise "Apulien umfassend erleben".
Zurück im Hotel stürmten wir ein letztes Mal die Bar, bevor sich alle auf den Tag der Abreise vorbereiteten.

Reiseroute

Rückreise

09. Mai 2023


Der Transfer zurück zum Flughafen in Bari erfolgte in mehreren Tranchen, wir waren bei der ersten.
Die Fahrt dauerte tatsächlich fast zwei Stunden für die 130 km. Aber wir hatten ja genügend Zeit. Check-in und Sicherheitskontrolle gingen sehr zügig und das Abflug-Gate befand sich direkt hinter der Sicherheitskontrolle. Leider ermittelte ich dann über die Lufthansa-App, dass das hereinkommende Flugzeug 20 min Verspätung hatte und ich machte mir schon über unsere Zugverbindungen Sorge. Als wir dann ich München angekommen noch eine Außenposition und die auch noch ganz am Ende der Parkpositionen erhielten, hatte ich nur noch wenig Hoffnung auf eine Problemlose Rückreise. Tatsächlich lieferte uns der Bus in der Nähe der Gepäckausgabe ab. Unsere Koffer kamen dann innerhalb von 10 min und zur S-Bahn-Haltestelle mussten wir nur den Vorplatz vor dem Terminalgebäude überqueren. Dadurch erwischten wir sogar noch die frühere S-Bahn direkt nach München-Pasing.
Später stellte sich heraus, dass die spätere S-Bahn-Verbindung mit einmal Umsteigen den fragilen Zeitplan über den Haufen geworfen hätte. Die hatte nämlich Verspätung, so dass wir unseren ICE nicht mehr erreicht hätten. So waren wir sogar locker 20 min vor unserem ICE nach Bruchsal um Umsteigepunkt. Im Zug gab es dieses Mal auch genügend Platz für das Gepäck. Und es kam sogar ein Bahnmitarbeiter vorbei und nahm Bestellungen für das Bistro auf. Das mit Schinken und Mozzarella belegte Brötchen in Bari war zwar mächtig gewesen, aber das war nun auch schon ein paar Stunden her.
Also ließen wir uns Weizenbier, Flammkuchen (Johanna) und Linseneintopf (ich) schmecken.
Aber anscheinend gibt es keine Bahnreise ohne Probleme. In Günzburg hielt der Zug und der Zugleiter verkündete, dass es "Gegenstände im Gleis" gäbe. Wir würden daher ein oder zwei Gegenzüge abwarten und dann auf dem Nebengleis an der Stelle vorbei fahren. Das handelte uns etwa 25 min Verspätung ein. Aber zum Glück hatten wir ja nichts zu versäumen.
In Bruchsal regnete es, so dass wir mal wieder nass wurden, bis wir im Taxi waren.
Nach insgesamt 11 Stunden unterwegs waren wir gegen 20:00 Uhr wieder zu Hause.