28./29. April 2002

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Flug nach Hanoi und erste Besichtigungen

Der Morgen der Abreise beginnt eigentlich ziemlich geruhsam, bis wir unsere beiden Koffer auf die Waage stellten und feststellen, dass meiner ca. 2 kg und Johannas Koffer fast 8 kg zu viel hatte. Dabei hatten wir uns so gefreut, dass man in Johannas Koffer so richtig hineinladen kann...

Ein Anruf bei Lufthansa ergibt, dass die 40 kg Regelung für Frequent Traveller leider nicht für Singapore Airlines gilt. Also müssen noch ein paar Sachen aus dem Koffer ins Handgepäck.

Mein Vater bringt uns dann nach Frankfurt wo schließlich der Flug mit kurzer Verspätung Richtung Singapore los geht.

Die mehr als 11 Stunden vergehen quälend langsam. Alles, was in dem eigentlich sehr guten Videoprogramm der Singapore Airlines geboten wird, hatte ich schon mal gesehen oder interessiert mich nicht sonderlich. Zum Lesen habe ich irgendwie auch keine Lust. Einzig den Beginn dieses Reiseberichtes zu schreiben kann ich mich aufraffen. Bei einem zurückgeklappten Vordersitz gestaltet sich das allerdings selbst mit meinem kleinen Laptop schwierig.

So döse ich mehr oder weniger die ganze Zeit vor mich, gerade noch ein paar Spiele auf dem Videoprogramm lenken ein wenig ab.

Morgens um 6:00 Uhr kommen wir schließlich in Singapore an. Nach einem kurzen Ausflug Johannas in den Duty Free, begeben wir uns zielstrebig zur Silver Kriss Lounge, wo wir ja eigentlich mit unseren Frequent Traveller Karten hineinkommen sollten. Allein, man erklärt uns, dass man als Economy-Passagier schon eine Star Alliance Gold Karte braucht. Worauf ich etwas frustriert beschließe, zuhause bei Lufthansa nachzufragen, was man denn mit der Frequent Traveller Karte überhaupt anfangen kann.

Wir ziehen daher die nächsten vier Stunden von einer Sitzecke zur nächsten. Zum Glück gibt es auf dem Changi-Airport ausreichend Sitzgelegenheiten.

Um 11:30 geht es dann endlich Richtung Hanoi weiter. Am Gate bin ich doch recht überrascht über die Zusammensetzung der Passagiere. Ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass die Mehrzahl Asiaten sein und nur ein paar Touristen darunter. Aber im Gegenteil, die meisten Fluggäste der nicht voll ausgebuchten Boeing 777 sind Touristen, darunter mindestens zwei französische Reisegruppen. Immerhin haben wir eine Dreierreihe für uns alleine und im Halbschlaf versuche ich noch etwas von „A Beautyful Mind“ mitzubekommen. Diese Maschine hat nämlich bereits das Mai-Programm in ihrer Entertainment-Anlage.

Da wir, im Gegensatz zum Flug nach Singapore mit Reihe 58, auf dem Flug nach Hanoi mit Reihe 38 ziemlich weit vorne sitzen, sind wir unter den ersten an der Zollkontrolle, wo ich mich bei einem Beamten erkundige, wo ich den nun mein Visa bekäme. Das gestaltet sich erfreulich unproblematisch. Er nahm meinen Pass, das Passbild und die verschiedenen Formulare entgegen, bedeutet mir mitzukommen und liefert die Unterlagen bei seinem Kollegen ab, der das Visum in den Pass klebt und die 25 USD kassiert. Inzwischen ist, natürlich der Rest des Flugzeug vor der Passkontrolle angelangt, so dass wir nun die letzten in der Reihe sind. In der Reihe neben stehen die meisten der anderen Mitreisenden aus unserer Gruppe und schließlich kommen auch noch unser Reiseleiter herein, um uns zu begrüßen.

Nach der Passkontrolle gilt es dann schließlich noch auf die Koffer zu warten, die sind nämlich bei der letzten Gruppe. Damit des Wartens nicht genug, als wir mit der Gruppe und dem Reiseleiter am Bus ankommen, fehlt nämlich der Busfahrer. Nach weiteren 10 min konnten wir endlich Richtung Stadt und Hotel aufbrechen. 

Bei der Fahrt Richtung Hanoi fällt sofort die agrarische Struktur des Landes auf. Rechts und links der Schnellstraße sattgrüne Reisefelder, allenfalls unterbrochen von kleinen Feldern mit anderem Gemüse.

Unser Reiseleiter erzählt uns, dass er in den 80er Jahren in Gotha studiert hat und dort auch Deutsch gelernt hat. An einem der Folgetage fügt er die Geschichte hinzu, wie er am Wochenende und in der Freizeit schwarz als Erntehelfer gearbeitet hat, die Ostmark sofort in DM umgetauscht hat und damit in der Lage war, in den Intershop-Läden einzukaufen, was im natürlich Fragen seiner Kommilitonen eintrug. Mit dem ersparten Geld war er sogar in der Lage, eine Zweitaktmoped und eine Pfaff-Nähmaschine kaufen und nach Vietnam schicken konnte. Damit war er wohl einer der ersten in Hanoi, die über ein motorisiertes Zweirad verfügte. Dieses Privileg hielt allerdings nicht lange. Kurze Zeit später kamen die Viertaktmopeds auf und er hatte damit das veraltete Modell.

Hanoi selbst macht nun tatsächlich einen anderen Eindruck als andere Großstädte im asiatischen Raum. Bei den wenigen Hochhäusern, die uns auf der Fahrt begegnen, handelt es sich in aller Regel um relativ neue Hotels. Die übrige Bebauung besteht aus kleinen, schmalen zwei- bis dreistöckigen Häusern. Die Aufteilung in Geschäftsbereich (Laden oder Werkstatt) unten und Wohnbereich oben findet man in vielen Städten Asiens. Interessant ist hier jedoch der Baustil, der irgendwie überhaupt nicht richtig einzuordnen ist. Türmchen, Erker und Balustraden passen irgendwie nicht in Bild. Hier scheint es sich um die Hinterlassenschaft insbesondere der französischen Kolonialzeit zu handeln. Den Grund für die schmale Bauweise liegt in der Regelung für die Grundstückspreise begründet, wie wir vom Reiseleiter am nächsten Tag erfahren. Je weiter weg man von der Straße ist, desto geringer ist der Preis des Grundstücks. Also baut man gerade einmal 3-4m breit, dafür aber tief und hoch.

Das Hotel steht in der Nähe des Hoan Kiem Sees.

Blick über Hanoi vom Hotel aus

Typische Wohnbebauung in Hanoi

Nach einer kurzen Erfrischungspause geht es dann auch schon los zu einem ersten Rundgang am Hoan Kiem See und durch die Altstadt mit den Märkten. Bei dieser Gelegenheit treffen wir auch auf den Teil der Reisegruppe, der über Bangkok angereist war. Insgesamt sind wir nun 25 Personen.

Brücke zum Jadebergtempel

Der Jadebergtempel auf dem See ist nun allerdings bereits geschlossen. Das Personal will sich auf den Befreiungstag vorbereiten (30.04. Befreiung von Saigon 1975). Unser Reiseführer hat sich inzwischen um einen Termin für das Wasserpuppentheater gekümmert, das sich direkt am See befindet. Der Erwerb der Karten für die richtige Vorstellung am 01. Mai verläuft etwas chaotisch, aber schließlich hat jeder der Reisegruppe seine Karten und die zugehörige  Musikkassette.

Anschließend machen wir dann einen Rundgang durch die Marktstraßen der Altstadt. Jede Straße hat ihre feste Zuordnung zu einem bestimmten Produkt. So gibt es eine Schuhstraße, eine Kleiderstraße etc. Am interessantesten ist allerdings der Lebensmittelmarkt. Gemüsestände, Stände mit frisch geschlachtetem Geflügel, Schweinfleisch frisch und gebraten, verschiedenste Arten von Meerestieren wie Fische, Schnecken, Tintenfische, Krabben und Garnelen bilden ein buntes Bild. Und vor allem: alles wirkt sehr frisch. Keine unangenehmen Gerüche, keine Fliegen am Fleisch etc.

In den Straßen von Hanoi

Plötzlich auf in einer der Straßen helle Aufregung, zwei Männer gehen plötzlich aufeinander los. Der eine mit irgendeinem schwarzen länglichen Gegenstand, der andere mit zwei längeren Stangen. Als er diese verliert, rennt er sofort zu einem Laden, greift sich zwei weitere Stangen und geht damit auf den anderen los, der allerdings den Angriff pariert. Ringsumher ziemliche Aufregung. Auch für die Einheimischen ist das wohl kein alltäglicher Vorgang. Unser Reiseleiter erzählt später etwas von Auseinandersetzungen die wegen Drogen oder Glücksspiel geführt werden. Genaues weiß er natürlich auch nicht.

Zurück am Bus geht es dann zu einem Restaurant, wo wir das Abendessen einnehmen. Das Restaurant wird von einer Familie geführt und ist wohl auch, aber nicht nur auf Touristen eingerichtet. Neben Reisnudelsuppe mit Gemüse, chao tom (geschälter Zuckerrohrstengel, der mit fein gestampftem Garnelenfleisch umfüllt und über einer Holzkohlenglut geröstet wird), gibt es gebratenes Schweinefleisch, Entenfleisch in Kokosmilch und Drachenaugen (einer Lychee-Art) serviert in einer Kokosnuss und noch ein paar andere Sachen. Insgesamt sehr lecker!

Nach einem Bier an der Hotelbar geht dieser lange erste, oder besser die beiden langen ersten Tage zu Ende.

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