30. April 2002

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Stadtrundfahrt Hanoi und Fahrt nach Ha Long

Am Morgen beenden wir das am Vorabend begonnene Umpacken. Die Koffer sollen nämlich im Hotel bleiben, da wir nur für eine Nacht in Ha Long bleiben werden. Da unsere Rücksäcke eh schon relativ voll sind, packen wir nur das Allernotwendigste ein.

Nach dem Frühstück geht es zur Stadtrundfahrt durch Hanoi. Nach einem kurzen Fotostopp bei der Oper geht es weiter zum Ho Chi Minh-Mausoleum. Der kubische Marmorklotz steht, wie es für einen richtigen kommunistischen Staat gehört an einem großen Platz mit breiter Paradestraße und ist von den Tribünen für die Parteioberen flankiert. 

Die Oper von Hanoi

Auch wenn das frühere kommunistische Brimborium nicht mehr die große Rolle spielt, so wird Ho Chi Minh nach wie vor von sehr vielen Vietnamesen verehrt. Das zeigt sich auch an der mehrere hundert Meter langen Schlange, die sich aus einer Seitenstraße an der Paradestraße entlang zum Eingang des Mausoleums zieht. Um die Besucher etwas vor der Sonne zu schützen, wird der Weg von einem blauen Sonnendach geschützt. 

Das Ho Chi Minh-Mausoleum

Was einem sofort an alte kommunistische/sozialistische Ideale erinnert, ist die Regel, dass alle Menschen gleich sind. Daher werden wir und andere Touristen, nach Abgabe aller Taschen und Kameras, erst etwa 100 Meter vor dem Eingang in die Schlange eingeschleust. Und da machen Menschen gleicher sind als andere, gibt es auch noch spezielle Gruppen, die direkt zum Eingang geführt werden. Aber auch wir kommen nach einer Weile an den Eingang. Im Inneren des Gebäudes befindet sich ein weiterer Kubus, um den an beiden Seiten herum Treppen nach oben führen. Man steigt die linke Treppe hinauf und betritt den inneren Kubus praktisch von der Rückseite. In diesem inneren Kubus verläuft der Weg als Galerie an drei Seiten entlang. Die vierte Seite wird von der vietnamesischen und der kommunistischen Flagge, beide ebenfalls in Stein gestaltet eingenommen. Vertieft unterhalb der Galerie steht der Sarkophag mit den Glaswänden, in dem der konservierte Leichnam Ho Chi Minhs liegt und von einem gelblichen Licht beleuchtet wird. Um den Sarkophag halten vier Soldaten in weißen Uniformen die Ehrenwache. Die Menschen gehen schweigend an den drei Seiten vorbei, bevor sie über die rechte Treppe und einen Seitenausgang das Gebäude wieder verlassen. Was wohl der als bescheiden gegoltene Ho Chi Minh von diesem Kult gehalten hätte?

Am Ausgang stellt sich nun die Frage, wo den unser Reiseleiter und der Beifahrer wohl auf uns warten. Sie hatten nur gesagt, dass sie mit unseren Kameras „hinten“ auf uns warten würden. Zunächst ist sich die Gruppe einig, dass „hinten“ nun tatsächlich hinter dem Mausoleum meint. Dort ist aber kein Reiseleiter zu sehen. Während nun der Großteil der Gruppe der Meinung ist, oder sich dieser anschließt, dass es irgendwie noch weiter hinten sein müsse, meint die Minderheit, dass der Ausgang aber an der Seite sei und wir dorthin sollten, da ja noch „Fotografieren von vorne“ geplant war. In typischer gruppendynamischer Art trauen sich einige derjenigen, die dieser Meinung sind, nicht, sie auch durchzusetzen. In meiner ebenfalls typisch sturen Art gehe ich dann los und kann immerhin Johanna und noch ein paar weitere Leute mitziehen. Und tatsächlich, am Ende des Weges warten unser Reiseleiter und der Beifahrer. Der Reiseleiter muss nun erst einmal los, um die anderen wieder zu suchen. Nachdem die Gruppe wieder vereint ist und jeder seine Aufnahmen von der Vorderseite des Mausoleums gemacht hat, besichtigen wir den Präsidentenpalast, das Steinhaus und das Holzhaus, in denen Ho Chi Minh mehrere Jahre gelebt hat. Um einen Blick in das obere Stockwerk des Holzhauses mit dem Arbeits- und dem Schlafzimmer aus Edelhölzern zu werfen, stellen sich wieder alle geduldig in eine Schlange.

Der ehemalige Palast des französischen Generalgouverneurs

Holzbungalow und Fischteich Ho Chi Minhs

Ebenfalls in dem Areal um das Mausoleum befinden sich die Einsäulenpagode und das Ho Chi Minh-Museum. Letzteres schauen wir uns nur von außen an. 

Ho Chi Minh-Mausoleum

Einsäulenpagode (Chua Mot Cot)

Anschließend geht es dann weiter zum Literaturtempel. Der hat im Grunde nichts mit Literatur zu tun. Vielmehr wurden hier früher die Staatsbeamten geschult und geprüft. Die Prüfung bestand aus dem wortgenauen rezitieren der Gesetzestexte, daher der Name. Der Tempel liegt ebenfalls mitten in der Stadt, ist aber durch eine Mauer vom Verkehrslärm getrennt. Im Inneren zwischen den vier Eingangstoren befinden sich Grünanlagen und Teiche. 

Tor der Großen Mitte (Dao Trung Mon)

Tor Khue Van Cac Mon 

See des himmlischen Lichtes (Thien Quang Tinh)

Die eigentlichen Klassenzimmer liegen hinter dem Tempel für Konfuzius und wurden erst in den letzten Jahren wieder aufgebaut. Zunächst scheint mir die Zeit, die uns unser Reiseleiter bis zur Weiterfahrt zusteht, ausreichend, um Bilder und Videoaufnahmen zu machen. Allerdings verbringe ich etwa zehn Minuten mit dem Warten auf ein „freies Schussfeld“ im vierten Hof. Schließlich komme ich zwei Minuten nach dem vereinbarten Zeitpunkt wieder beim Bus an, natürlich als letzter.

Vierter Hof mit Blick zum Tor des guten Erfolgs 
(Dai Thanh Mon)

 

Tempel zu Ehren des Konfuzius
Altar im Haus der Zeremonien (Bai Duong)

 

Tempel zu Ehren des Konfuzius
Pflanze vor dem Haus der großen Synthese (Dai Thanh Dien)

Tempel zu Ehren des Konfuzius
Altar im Haus der großen Synthese (Dai Thanh Dien)

Da die Frage, ob wir uns vor der mehrstündigen Fahrt nach Ha Long noch eine Nudelsuppe gönnen wollen, von den meisten mit „ja“ beantwortet wird, hält der Bus in einer Straße mit Restaurant, die nun allerdings eher seltener Touristen sehen. Das kleine Lokal ist ebenfalls in dem 4m-Baustil gehalten. Vorbei an der Spüle (d.h. einige Mädchen waschen das Geschirr am Boden in einem Behälter mit Wasser) geht es in das klimatisierte obere Stockwerk, wo lediglich zwei oder drei andere Gäste sitzen. Die Nudelsuppe mit Gemüse und Hühnerfleisch erweist sich trotz des wenig einladenden Ambientes als ausgesprochen lecker und einige der Mitreisenden machen zum ersten Mal die Erfahrung, eine Nudelsuppe mit Stäbchen zu essen.

So gestärkt machen wir uns schließlich auf den langen Weg nach Ha Long.

Zunächst geht es die N1 ein Stück Richtung Norden. In den Außenbezirken fallen zahlreiche Joint-Venture-Betriebe auch, wobei in der für uns leserlichen Beschriftung oft mehr Wert auf die Tatsache gelegt wird, dass es sich um ein Joint-Venture handelt, als auf eine Aussage darüber, was in dem entsprechenden Betrieb überhaupt hergestellt wird.

Von der N1 biegen wir dann auf die N5 Richtung Küste ab. Immer wieder sieht man Stellen, an denen die Reisfelder zugeschüttet werden, um die Grundlage für Industriebetriebe zu schaffen. Aber ansonsten dominiert schon das Bild der Reisfelder. Die vielen Mopedfahrer fahren auch außerhalb Hanois ziemlich chaotisch. Immer wieder muss der Busfahren stark abbremsen oder ausweichen, auch weil ihm auf einer eigentlich durch eine Mittelabsperrung in zwei Fahrrichtungen getrennte Straße auf unserer Seite Mopeds entgegenkommen. Auch die N5 verlassen wir schließlich, um auf einer Nebenstraße weiter Richtung Ha Long zu fahren. Zwischen den Reisfeldern auch immer wieder kleine Friedhöfe oder auch nur Ansammlungen einiger weniger Gräber. Auch hier in Nordvietnam war und ist es zum Teil noch üblich, die Toten zunächst in einem einfachen Grab zu bestatten. Nach drei Jahren werden die Knochen dann wieder ausgegraben, gereinigt und in, je nach Reichtum der Familie, mehr oder weniger aufwendigen Grabanlagen zu bestatten. Diese können sich irgendwo befindet, also auch auf den Reisfeldern. Inzwischen ist dies jedoch nicht mehr erlaubt. Die Bestattung muss auf einem Friedhof erfolgen.

An einer Stelle mit einem kleinen Friedhof auf der einen und ein paar Wasserbüffel auf der andern Seite halten wir schließlich zum obligatorischen Fotostopp. Statt jedoch einen richtigen vietnamesischen BMW (Bauer mit Wasserbüffel) zu sehen, sind schnell ein paar Kinder herbeigerannt, haben die Wasserbüffel aus dem Wasser oder Reisfeld gezogen und stellen sich fotogen in Positur. Ich sehe mich daher erst mal auf dem kleinen Friedhof um.

Fiedhof auf einem Reisfeld

Kinder mit Wasserbüffeln

In einem kleinen Ort sollten wir die Gelegenheit haben die Befreiungshalle aufzusuchen, sprich eine saubere Toilette. Aber auch hier sieht man wieder, dass es mit der touristischen Erschließung Vietnams „Fortschritte“ gemacht hat. In dem Ort befindet sich eine Behindertenwerkstätte, in der Kinder arbeiten, die Behinderungen als Spätfolgen des Dioxin- und Agent Orange-Einsatzes haben. In der Werkstätte werden Kleider, Schmuck und gestickte Bilder angeboten. Zumindest die Kleider und die Bilder werden auch tatsächlich von den Kindern angefertigt. Im Hof der Werkstätte stehen bereits einige andere Busse...

Auch das Verfahren, dass man einem Besucher einen Betreuer an die Fersen heftet, kennt man hier schon. Johanna überlegt sich kurz, ob sie sich eines der Kleider zulegen soll, da diese aber angefertigt werden müssen, entscheidet sie sich, im Gegensatz zu einer anderen Mitreisenden, dagegen. Wir erwerben immerhin zwei kleine Bilder als Mitbringsel. Die Verhandlungen um einen kleinen Jadeanhänger brechen wir ab, da sich die Qualität der Jade nicht ermitteln lässt und der Preis nicht um mehr als 10% herunter handelbar ist. Schließlich nehmen wir noch eine kleine Schale des sehr bitteren grünes Tees, den man nur mit etwas Süßigkeiten trinken kann. Die Bohnenkuchen bröseln zwar ziemlich, schmecken aber nicht uninteressant.

Geflügeltransport Vietnamesischer Lastwagen

Je näher wir der Küste kommen desto gebirgiger wird das Land. Auch fahren wir immer häufiger durch kleinere Dörfer. Am späten Nachmittag kommen wir schließlich in Ha Long an. Aufgrund des Feiertages ist an der Strandpromenade und am Strand selbst die Hölle los.

Ha Long

Unser Hotel liegt auf der anderen Seite der am Meer entlangführenden Straße etwas am Hang. Es ist das zweite eines aus vier Gebäuden und wahrscheinlich auch Bauabschnitten bestehenden Hotels. Die Zimmer sind zwar alle auf das Meer hin ausgerichtet, aber damit haben sich die Annehmlichkeiten schon. Zuerst einmal werfe ich verzweifelt die Klimaanlage an. Da die Balkontür und die Balkonfenster nicht richtig dicht sind und das Zimmer außerdem ziemlich klein ist (auch so ein Zimmer vom Typ „So groß wie das Badezimmer im Park Royal in Delhi“) staut sich die Luft. Nächste Herausforderung ist dann die Suche nach dem Bettlaken. Gewohnheitsmäßig schlage ich die Tagesdecke zurück und stelle fest, dass dann irgendwie nichts mehr zu zudecken da ist. In einem Schrank befinden sich zwar vier dicke Wolldecken, die scheinen mir aber dann doch zu dick. Johanna löst schließlich das Geheimnis, da sie die Tagesdecke sowieso auf den Boden wirft. Darunter kommt dann ein zusammengefaltetes Laken zum Vorschein. Also heißt es auch noch Betten machen.

Eingedenk der Temperaturen beschließe ich das Duschen erst einmal auf den späteren Abend zu verschieben. Da es in dem Zimmer auch keinen Safe gibt, nehmen wir unseren Wertsachen mit und laufen zum Strand. Dort sieht man fast nichts vom Sand oder Wasser. Da Flut herrscht, ist der Strand nur wenige Meter breit und diese kurze Stück ist voller Menschen. Ebenfalls sind recht viele im Wasser. Wir laufen also die Strandpromenade entlang bis wir zu einer Strandbar kommen. Dort sitzen zwei Kakadus auf Kletterbäumen, was Johanna natürlich sofort anzieht. Umso mehr, als zwei kleine Jungs mit Spielzeugschwertern einen der Kakadus ärgern. Da mussten wir natürlich einschreiten. Auf jeden Fall entscheiden wir uns, nicht weiter zu laufen, sondern uns in dem Lokal die Meeresbrise um die Nase wehen zu lassen und ein Bier zu trinken. Damit verbringen wir die Zeit bis kurz vor dem angesetzten Termin für das Abendessen. Das findet in einem Restaurant ebenfalls am Strand statt. Begleitet von einer vietnamesischen Musikerin löffeln wir eine ziemlich fade Gemüsecremesuppe. Der Versuch, die Suppe mit Salz aufzuwerten, scheitert zunächst, da aus den Salzstreuern kein Salz kommt und das Öffnen ergibt, dass sich in dem Streuer mehr Reiskörner als Salz befindet. Die übrigen Gänge (Rindfleisch, Shrimps süß-sauer, Tintenfisch, Fischstücke in Paprikagemüse, gebratenes Gemüse) sind zwar nicht schlecht, aber das Essen in Hanoi am Abend zuvor hatte mir besser geschmeckt. Irgendwie bin ich kein Freund der süß-sauren Zubereitung.

Nach dem Essen beschließt ein Teil der Gruppe in die Bar bei unserem Hotel einzufallen. Dabei stellt sich zunächst das Problem, dass nicht ausreichend Platz für alle an einer Stelle ist, da die Bar stark von vietnamesischen Jugendlichen bevölkert wird. Die Bedienungen scheinen auch nur selten mit Touristen in Kontakt zu kommen, jedenfalls sind ihre Englischkenntnisse praktisch nicht vorhanden. Uns gelingt es gerade noch ein paar Bier zu bestellen. Den Versuch, Reisschnaps zu ordern gibt selbst Johanna nach einer visuellen Inspektion einiger der Flaschen an der Bar auf. Zwei Damen in unserer Gruppe sich inzwischen für Kaffee bzw. Orangensaft entschieden. Eine Weile später kam dann der Kaffee in einer für uns ungewohnten Darreichungsform: in einer Schale mit heißem Wasser steht ein Glas. Auf dem Glas befindet sich ein metallener Filteraufsatz, aus dem gemächlich der Kaffee in das Glas tropft. Bis es der Frau dann auch noch gelingt Milch, allerdings gesüßte Kondensmilch, zu bekommen, ist der Kaffee wahrscheinlich schon wieder fast kalt. Schlimmer geht es der anderen Mitreisenden. Sie hatte Orangensaft ohne Eis bestellt. Worauf sie ebenfalls eine Schale mit heißem Wasser und darin ein Glas Orangensaft mit Röhrchen bekommt.

Aufgrund der Wärme in der Bar lässt der Elan in der Gruppe spürbar nach. Eines der Ehepaare verlangt schließlich die Rechnung, die sie kurze Zeit später auch bekommen, allerdings für alle Getränke zusammen. Bei dem Versuch, einerseits die Rechnung auseinander zu dividieren und gleichzeitig noch ein Bier zu bestellen, scheitert ein weiterer Mitreisender an den Bedienungen.

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