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Reisen

Montag 29.09.

Alba, Grinzane Cavour, Giordano

Für die Zubereitung des Frühstücks ist die Tochter des Hauses zuständig. Wie wir später erfahren, managt sie alles rund um die Zimmervermietung. Wie sich auch herausstellt, spricht auch sie weder deutsch noch englisch. Die Faxe, die wir zur Buchung ausgetauscht hatten, hatte ihr Mann geschrieben. Wenn ich sie richtig verstanden habe, ist er im Geschäft mit Nudelmaschinen tätig und befindet sich während unseres Aufenthaltes gerade in Düsseldorf.

Das Frühstück gibt es im Wintergarten, wo es auch um 9:00 Uhr noch recht kühl und zugig ist. Außerdem besteht es, wie befürchtet, aus Milchkaffe, Weißbrot, Butter, Marmelade und eingepackten süßen Teilchen. Nichts also, was mich besonders anmacht.

Inzwischen haben wir auch die anderen Gäste kennen gelernt. Im Haus wohnt noch ein Ehepaar aus der Tübinger Gegend, die allerdings nun bereits die zweite Woche da sind.

Eigentlich war ja mein Vater beauftragt gewesen, einen Besichtigungsplan zu erstellen. Er hatte sich zwar die verschiedenen Reiseführer durchgelesen, aber ein Plan war daraus nicht entstanden. Auch die anderen drei hatten keine Vorstellung was wann gemacht werden sollte. Zum Glück hatte mir mein Kollege Joachim seine vor der Abreise seine beiden Reiseführer mitgebracht. Dabei war einer über Barolo und Barbaresco, der mehrere Rundtouren um Alba beschreibt. Auch kurze Wander- und Fahrradtouren sind darin beschrieben, was allerdings zumindest für Teile unserer Reisegruppe das falsche Angebot ist. Wir beschließen also am heutigen Montag mit einer Stadtbesichtigung von Alba zu beginnen, was den Mädels gleich wieder glänzende Augen verschafft. Allerdings haben wir irgendwie nicht mit den Öffnungsregeln italienischer Geschäfte gerechnet. Nachdem wir in Alba angekommen sind und den Wagen geparkt haben, spazieren wir durch die zentrale Straße, die Mitten durch den Kern Albas hindurchführt. Dabei stellt sich heraus, dass entweder grundsätzlich oder möglicherweise wegen des gestrigen Weinfestes die meisten Läden geschlossen haben. Zum Glück nehmen das Karin und Johanna nicht zu tragisch. Stil und Preise der Kleidergeschäfte sagen ihnen offensichtlich nicht sehr zu. Auf unserem Spaziergang schauen wir uns die alten Häuser, die zwei kleinen Kirchen und die Spezialitätengeschäfte an. In verschiedenen Läden werden die billigeren schwarzen und die teuren weißen Trüffel angeboten. Daneben wieder diverser Verarbeitungsformen von Haselnüssen, getrocknete Steinpilze, frische Nudeln und immer wieder natürlich Wein. Praktisch jedes Geschäft, unabhängig vom Angebot hat zumindest einige Weinflaschen im Schaufenster stehen.

Via Vittorio Emanuele II; Eingangsgebäude zum Trüffelmarkt

Palazzo in einer Seitenstraße

Santa Maria Maddalena

Auf dem Platz vor dem Dom ist gerade eine Aktion zur Verkehrserziehung im Gange. Verschiedene Informationsstände, eine Vorrichtung, mit der ein Aufprall bei geringer Geschwindigkeit simuliert wird etc. füllen den Platz. Offensichtlich haben auch einige Schulklassen Verkehrserziehung verordnet bekommen. Wir durchstreifen schließlich noch die Gebiete östlich des Platzes und überlegen uns, wie es jetzt weitergehen soll. Zunächst kommen wir mal auf die Idee, am Abend nicht in ein Restaurant zu gehen, sondern Brot, Käse und Wurst einzukaufen und zu vespern. Das mit dem Brot schaffen wir noch, bevor die Läden schließen. Für Käse und Wurst müssen wir uns etwas anderes überlegen.

Piazza Risorgimento mit Palazzo Comunale und Torre Sineo

 Torre Artesiano und Torre Paruzza

 

Palazzo del Comune

 

Seitenfront des Doms Cattedrale di San Lorenzo

Ausschnitt des Chorgestühls
(computergrafisch aufbereitet)

Da wir nach dem kargen Frühstück irgendwie Appetit haben, suchen wir ein Lokal zum Mittagessen. Direkt an der Kirche werden wir zwar fündig, Mittagessen gibt es aber erst ab 12:30 Uhr. Also drehen wir noch eine Runde durch die Straßen und laufen schließlich wieder in dem Lokal ein. Zum Glück muss man nicht immer gleich ein ganzes Menü bestellen. So begnügen wir uns alle erst einmal mit einem Nudelgericht und einer Flasche Wein. Allerdings fällt Johanna die Vitrine mit den Antipasti auf, darin auch eine Art Tatar. Also ordern wir noch einen großen Teller Antipasti für alle zusammen. Neben dem Carne Cruda gibt es noch gekochte halbe Eier mit Tunfischsoße, ein Karotten-Spinat-Flan und eine Art Quiche, jedes einzelne davon richtig lecker. Die Nudeln sind dann eher noch zum Stattwerden.

Teatro Sociale

Nach dem Essen haben natürlich die wenigen Lebensmittelläden, die heute überhaupt offen haben, ihre Mittagspause. Also beschließen wir erst einmal zurück nach Diano zu fahren. Die Toiletten in unserem Mittagslokal waren die klassische Hockvariante, was für einige von uns nicht akzeptabel war.

Von der Terrasse aus ist der Blick nun deutlich anders als bei der Ankunft gestern oder im Nebel heute morgen. Man kann jetzt die ganzen Ortschaften im Umkreis mit ihren Türmen und Kastellen erkennen. Also entscheiden wir, einen Teil des für Dienstag geplanten Ausfluges bereits heute zu machen und fahren nach Grinzane Cavour. 

Grinzane Cavour

Das dortige Kastell ist von Diano aus überdeutlich zu sehen. Der Ort selber besteht aus nur wenigen Häusern mehr. Das Kastell mitsamt seiner näheren Umgebung ist ausgesprochen gut restauriert und gestaltet. Im Inneren des Kastells befindet sich ein Restaurant und die regionale Önothek. Das Kastell selbst kann nur im Rahmen von geführten Rundgängen besichtigt werden, deren nächste erst in etwa einer Stunde stattfindet. Die Geduld bringt unsere Reisegruppe nicht auf. In der Weinhandlung verschaffen wir uns nur einen Überblick über das Angebot. Weine kann man hier gegen Gebühr verkosten. Das erscheint uns erst einmal ungewöhnlich, scheint aber in der Gegend, sofern man überhaupt etwas probieren kann, die Regel zu sein. Irgendwie haben wir auch keine Lust auf Weinprobe.

Kastell von Grinzane Cavour

Kastell von Grinzane Cavour

Landschaft südlich von Grinzane Cavour

Am Parkplatz unterhalb des Kastells befindet sich eine Landkarte der Umgebung auf der ich schließlich finde, was ich nun schon seit zwei Wochen suche.

Vor einigen Wochen hatte ich einen Anruf bekommen, bei dem mir von einem Weingut Giordano aus dem Piemont ein Probepaket angeboten worden war. Da ich mit solchen Probepaketen grundsätzlich etwas vorsichtig bin und wir ja ohnehin in die Gegend kommen wollten, hatte ich während des Telefonats auch gefragt, ob man denn das Weingut auch direkt besuchen und dort kaufen könne. Dies wurde mir bestätigt. Ich hatte mich in der letzten Woche nochmals per mail vergewissert, dass das auch stimmt. Allerdings konnte ich nie richtig ermitteln, wo sich das Weingut genau befindet. Ähnlich wie bei Recherchen nach anderen Weingütern im Vorfeld unseres Urlaubs war auch hier die von den Routenplanern gelieferten Beschreibungen einfach nicht genau genug. Auf der Landkarte hatte ich dann ganz in der Nähe von Grinzane den Vermerk Valle Talloria entdeckt, was aber auch die Adresse von Giordano sein sollte. Hier nun auf der Landkarte am Parkplatz ist nicht nur der Ortsteil Valle Taloria eingezeichnet, sonder ich finde auch die Bestätigung, dass sich Giordano hier befindet. Mein Vorschlag, dorthin zu fahren wird vom Rest der Gemeinschaft angenommen und so fahren wir nun abwärts in Tal, eben nach Valle Talloria. Giordano ( http://www.giordanoweine.de ) ist dort überhaupt nicht zu verfehlen. Direkt an der Hauptstraße befindet sich ein großes Auslieferungslager, von dem aus die Ware mit Firmeneigenen Sattelzügen ausgefahren wird. Das eigentliche Weingut erreicht man über eine kurze Seitenstrasse. 

Weingut Giordano

Das Gelände ist riesig und die verschiedenen Gebäude einheitlich in einem dunkleren Rot gestrichen. Mit Ausnahme einer gelben Villa oben auf dem Hügel, von der wir aber nicht feststellen können, ob sie noch zu Giordano gehört. An der Pforte mit Schranke erhalten wir ein Blatt mit einem in Deutsch gehaltenen Hinweis, dass wir hinter der Schranke nach links in den Hof fahren sollen. Dort befindet sich der Direktverkauf. Allerdings gelangen wir nicht sofort in den Verkaufsbereich. Eine deutsch mit Schweizer Akzent sprechende Angestellte bietet uns erst einen kleinen Kellereirundgang an. Dankbar nehmen wir das Angebot an. Nun wird auch klar, was sich in den flachen, aber weitläufigen Gebäuden der Kellerei verbirgt: endlose Reihen von Weinfässern. Wir bekommen verschiedene Bereiche zu sehen, in denen sich normale Eichenfässer verschiedener Größe, aber auch Barriquefässer in langen Reihen, zum Teil auch zweireihig übereinander befinden.

Giordano stellt nicht nur örtliche Weinsorten her, sondern auch Weine aus anderen Regionen Italiens. Die einfachen Qualitäten werden in Edelstahltanks gelagert. Im Falle Giordano handelt es sich dabei um haushohe Tanks mit mehreren 10000 Litern Fassungsvermögen. In einer Halle stehen davon mindestens 35!

Im Laden decken sowohl das bevorstehende Abendessen, als auch für den heimischen Weinkeller ein. Auch einige Dosen und Gläser mit Pilzen, Tunfisch etc. wandert in den Einkaufskorb. Der im Barrique gereifte Barolo-Grappa, den wir ebenfalls mitnehmen, erweist sich später als ausgesprochener Glücksgriff. Als Bonus für den Einkauf bekommen wir schließlich noch zwei Flaschen Wein geschenkt. Die Angestellte erklärt uns schließlich noch, wo wir eine Metzgerei in Gallo finden können. Wir sind uns zwar nicht sicher, ob sie tatsächlich die gemeint hat, in der wir schließlich landen, aber ein Fehler war das auf keinen Fall. Beim Nachlesen im Reiseführer am Abend stelle ich fest, dass dort auch genau diese Metzgerei empfohlen wird. Jedenfalls war das auch nicht unser letzter Einkauf dort. Mit einem großen Paket rohem und gekochtem Schinken sowie diverser Salami-Sorten (und das alles zu einem erstaunlich günstigen Preis) verlassen wir den Laden und machen uns auf den Weg zurück nach Diano. Dort heißt es erst einmal Kofferraum ausladen und die Einkäufe auf die verschiedenen Zimmer verteilen. Eine Übung die wir in den folgenden Tagen noch mehrmals machen sollten.

Mein Vater und ich beschließen vor dem Abendessen noch hinauf auf die Aussichtsplattform bei der Kirche zu laufen. Schon nach ein paar Minuten sind wir oben und winken Johanna zu, die gerade aus dem Fenster unseres Zimmers schaut. 

Gerd und Roman Kuhn auf dem Belvedere von Diano d'Alba

War schon die Aussicht von unserer Terrasse nicht schlecht, so hat man von hier oben wirklich einen grandiosen Rundblick. Vom Platz des ehemaligen Kastells von Diano d’Alba aus, von dem heute nichts mehr vorhanden ist, kann man sowohl über die Landschaft in Richtung Alba, als auch weit über die Hügel im Westen schauen. 

Blick über Diano d'Alba vom Belvedere aus

Dabei scheint das Gelände unmittelbar östlich von Diano, also um Alba herum, etwas flachen, als in die andere Richtung. Insgesamt finde ich die Landschaft dort ausgesprochen schön. Interessant wäre es noch etwas später im Herbst. Jetzt ist das Laub der Weinreben noch satt grün. Allerdings ist die Gefahr, dass man überhaupt nichts sieht, recht groß. Einen solchen klaren Blick wie am heutigen Tag sollten wir in den nächsten Tagen praktisch nicht mehr haben. 

Als wir zurück kommen, ist der Tisch im Wintergarten bereits gedeckt und wir machen uns mit großem Appetit über unsere Einkäufe her. Bei gutem Wein sitzen wir noch eine ganze Weile zusammen bis wir den zweiten Tag unseres Urlaubs beschließen.