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Reisen

Dienstag 30.09.

Fontanafredda, Serralunga, Monforte d'Alba, Castiglione Falletto

Nach unseren Einkäufen gestern fällt das heutige Frühstück nicht mehr so spartanisch aus. Wir haben noch genügend Schinken, Salami und Käse übrig. So gesättigt machen wir uns auf unsere zweite Tour. Erste Maßnahme ist ein Lokal für das Abendessen zu finden. Zunächst steuern wir die Trattoria nelle Vigne an. Das Lokal und das daneben befindliche Hotel liegt inmitten der Weinberge auf Halben Weg zwischen Diano d’Alba und Valle Talloria. Nach einigem Suchen finden wir auch jemanden und informieren uns über die Öffnungszeiten. Eine Speisekarte gibt es vor dem Lokal leider nicht. Anschließend fahren wir hinunter nach Valle Talloria und schauen uns das zweite Lokal an. Aufgrund der Lage entscheiden wir uns wir die Trattoria nelle Vigne, wo wir später auf dem Rückweg einen Tisch reservieren.

Zunächst geht es jedoch gemäß unserer gewählten Tour in Richtung Serralunga. Kurz hinter Gallo geht es erst einmal links ab zum Weingut Fontanafredda ( http://www.fontanafredda.it ). 

Fontanafredda

Das Weingut hat ähnliche Ausmaße wir Giordano, liegt allerdings Mitten in den Weinbergen. Wir stellen den Wagen auf dem Parkplatz ab und versuchen uns zu orientieren. Das Weingut besteht neben den Hallen mit dem eigentlichen „Weinkeller“ aus großen Verwaltungsbauten und auch Wohngebäuden für die Angestellten. Alle Gebäude sind in einer typischen Weise mit horizontalen Streifen in rot und gelb gestrichen. Die eigentliche Weinkellerei ist nur am Wochenende zu besichtigen. So machen wir uns auf die Suche, was es sonst noch zu sehen gibt. Etwas hinter den Hauptgebäuden steht das Jagdhaus der Bela Rosin, in dem sich ein Restaurant befindet. 

Jagdhaus der Bela Rosin

Dahinter wiederum beginnt der weinguteigene Park mit einem künstlichen, runden See. Direkt an diesem See werden gerade Zelte und Tische aufgebaut. Offensichtlich findet hier am Abend eine Veranstaltung statt. Da wir nicht so richtig wissen, ob wir einfach in dem Park spazieren gehen dürfen, kehren wir wieder um und suchen den Weinverkauf. Leider kann man hier nichts probieren. Ich beschränke meine Einkäufe daher auf jeweils eine Flasche Barolo und Barbaresco sowie eine Flasche Barolo Chinato, einem aromatisierten Barolo, der als Digestif getrunken wird.

Die Straße nach Serralunga zweigt ein kurzes Stück hinter Fontanafredda von der Straße im Tal nach links ab und windet sich die Hügel nach oben. An mehreren Stellen hat man eine gute Sicht über das Tal hinüber auf Castiglione Faletto. Hier, wie auch in den nächsten Tagen bringe ich meine Mitreisenden manchmal zur Verzweiflung, weil ich an geeigneten Stellen überraschend anhalte, um Bilder zu machen. Praktischerweise gibt es an die entsprechenden Aussichtspunkten auch Haltemöglichkeiten am Straßenrand.

Gerd Kuhn und Patric Steinbrenner

Serralunga liegt, wie die anderen Orte in dieser Gegend auch, auf der Spitze eines Hügels. Am höchsten Punkt erhebt sich das Kastell, der Ort zieht sich in zwei Ringen um das Kastell herum. 

Serralunga

Von der Hauptstrasse aus geht es ein steiles Sträßchen hinauf erst zum Kirchenvorplatz und dann durch ein Stadttor in den Kernort. Dieses letzte Stück ist mir allerdings zu steil. Wir stellen den Wagen daher direkt auf dem Kirchenvorplatz ab und gehen das letzte Stück zu Fuß hinauf zum Kastell.

Blick über den Ort und die Kirche vom Kastell aus

Das Kastell ist verschlossen, ein anderes Besucherpaar hat allerdings bereits geläutet und meint, dass der Kustode gleich käme. Tatsächlich öffnet sich kurze Zeit danach das Tor und der junge Mann, der wegen einer Beinverletzung an Krücken humpelt, lässt uns ein. Links vom Eingang steht das Haus des Kustoden, dahinter geht es auf eine Art Terrasse, von der aus man einen ersten Überblick über den Ort und die dahinter liegenden Weinberge gewinnen kann. Das Kastell hat eine ganze Reihe von Stockwerken, jeweils mit einem zentralen großen Raum und mehreren Seitenräumen, in denen sich auch die Verbindungsgänge zu den anderen Stockwerken befinden.

Von den höheren Stockwerken hat man einen sehr guten Blick auf die Landschaft rund um Serralunga. Ansonsten sind die Räume sehr schlicht. Allenfalls Kamine unterbrechen die kahlen Wände. Irgendwo auf den obersten beiden Stockwerken fangen wir (Karin, Patric und ich) an, Pläne für eine private Nutzung des Kastells zu entwickeln. Von einer großen Küche in dem Saal mit den Kaminen über einen Wellnessbereich im obersten Stockwerk oder alternativ einem großen Modelleisenbahnraum gehen die Ideen.

Zurück auf der Terrasse mache ich noch Bilder von dem dortigen Granatapfelbaum. 

Kastell von Serralunga

Nach der Besichtigung des Kastells beschließen wir, zunächst einmal etwas zu trinken. Direkt unterhalb des Kastells befindet sich eine kleine Bar mit einer Terrasse draußen in Richtung Kastell. Was uns später beim Bezahlen auffällt ist, dass Kaffee (in diesem Fall Capuccino) in Italien immer noch billig ist. Gerade mal 1 Euro kostet er.

Abschließend wandern wir noch auf der ringförmigen Dorfstraße einmal um das Kastell herum, bevor wir uns zum nächsten Ziel aufmachen.

Monforte d'Alba

In Monforte d’Alba stellen wir den Wagen auf einem Platz am Rand des Ortes ab, der zu anderer Zeit auch als Spielplatz für das heimische Ballspiel Pantalera dient. Über die Piazza Umberto I. suchen wir die im Reiseführer beschriebene Straße zur Spitze des Hügels hinauf. Während Papa, Patric und Karin vorausgehen, streikt Johanna ob der Steigung. Nach einiger Diskussion und mit dem Versprechen in 10min wieder zurück zu sein, hetze ich den Berg hinauf, mache ein paar Bilder von dem Glockenturm, des Oratoriums und der kleinen Kirche und eile wieder hinunter.

Chiesa dei Disciplinanti Bianchi (Sant' Agostino)

Mittelalterlicher Kirchturm

Auditorium und Oratorium Santa Elisabetta

Anschließend besichtigen wir noch die Kirche auf der anderen Seite der Piazza und stehen dann erst einmal eine Weile unschlüssig vor dem Kircheneingang herum. Schließlich können wir uns dazu durchringen, zurück zur Piazza zu gehen und in der kleinen Bar etwas zu trinken. Mein Versuch, einen Barolo Chinato zu bestellen, verläuft etwas zäh, da mich die Bedienung entweder nicht versteht oder tatsächlich nicht weiß, was das ist. Barolo Chinato wird verallgemeinert auch als vino aromatizzato bezeichnet. Darauf haben wir uns dann verständigt. Der Platz liegt leider direkt an der Durchgangsstrasse durch den Ort und der Bus- und LKW-Verkehr ist recht stark. Insofern hält es uns nicht allzu lange in der Bar.

Nächste Station auf unserer heutigen Tour ist schließlich Castiglione Falletto. Das dortige Kastell kann ebenfalls nicht besichtigt werden und so steuern wir direkt die daneben liegende Bottega Comunale del Vino an, die sich im Untergeschoss eines Hauses direkt neben dem Kastell befindet. 

Castiglione Falletto

Castiglione Falletto

Zuvor beobachten wir jedoch die Weinlese, die direkt daneben im vollem Gange ist. Mehrfach ist uns schon aufgefallen, dass die Zeilen hier parallel zum Hügel und nicht senkrecht dazu angelegt sind. Auch stehen die Leser nur auf der hügelaufwärts gerichteten Seite der Rebenzeile. Mein Vater und ich ergehen uns in wilde Spekulationen darüber, was die Gründe für die Anlage der Weinberge in dieser Form und der Vorgehensweise bei der Weinlese sein könnten. Schließlich zieht es uns aber doch in die Bottega. Hier haben wir nun endlich mal Glück mit einer Weinprobe. Auf einem Tisch sind verschiedene Weinsorten aufgebaut und eine Kreidetafel an der Wand soll über die Preise der Probe informieren. Tut sie aber nicht, jedenfalls wird nicht klar, was nun der Preis für die Probe einer Sorte oder mehrerer Sorten sein soll. Dies geht nicht nur uns so, sondern auch der netten jungen Frau, die die Probe betreut. Kurz entschlossen bietet sie uns eine Probe mit 6 Weinen für 5 Euro wann, was wir natürlich nicht ablehnen. Tatsächlich sind auch einige Weine dabei, die uns zum Kauf animieren. Zwischen den einzelnen Sorten bietet sich immer wieder Gelegenheit, verschiedene Fragen loszuwerden, was insbesondere mein Vater ausgiebig nutzt. Die Angestellte, obwohl selbst nicht aus der Gegend, bemüht sich redlich, unsere Neugierde zu befriedigen. Auch das Thema der Richtung der Rebenzeilen kommt wieder auf, kann aber selbst nach einer Ortsbesichtigung letztendlich nicht geklärt werden. Die ganze Diskussion findet ausnahmsweise in Englisch statt, was aber an meiner Rolle als ständiger Übersetzer auf der Reise nichts ändert. Schließlich sind alle Kartons gepackt und bezahlt und ich mache mich erst mal auf den Weg, das Auto zu holen. Das erweist sich als nicht ganz einfach, da die ebenfalls in der Nachbarschaft befindliche Schule gerade Unterrichtsende hat und sich nun zwei Busse, zwei oder drei PKWs und auch ich noch gleichzeitig versuchen, durch die enge Strasse zu kommen. Aber auch dieser Knoten löst sich und wir können mit dem Einladen beginnen. Dabei wäre ich fast noch meine Einkäufe wieder losgeworden, da es mich auf der Treppe fast hinlegt. Aber außer Hautabschürfungen gibt es keine Schäden, insbesondere nicht beim Wein.

Später am Abend laufen wir voller Erwartung in die Trattoria nelle Vigne ein. Im Hauptraum ist eine skandinavische Reisegruppe am tafeln, so haben wir das Glück, einen Tisch im Wintergarten zu bekommen. Das ist nun allerdings leider das einzige positive an diesem Abend. Eine Speisekarte gibt es nicht, nur eine Weinkarte, aus der wir, wie üblich, Weiß- und Rotwein bestellen. Ungefragt und unbestellt kommt dann die erste Vorspeise auf den Tisch. Jetzt hätte man ja vermuten können, dass es sich dabei um den Gruß aus der Küche handelt, dem war aber nicht so. Nacheinander kommt eine Vorspeise nach der anderen. Da wir alle es eigentlich eher gewohnt sind, unser Schicksal auch beim Essen selbst in die Hand zu nehmen, finden wir das Verfahren irgendwie nicht so gut. Was aber noch viel mehr zur zunehmend gedrückten Stimmung beiträgt, ist die Tatsache, dass die einzelnen Speisen nur auf eingeschränkte Gegenliebe bei wechselnden Gruppen am Tisch stoßen. Patric und Johanna sind überhaupt nicht auf Fisch eingestellt und selbst mir wiederstrebt die Fischsoße mit den vielen kleinen Gräten. Als wir dann geschlossen das zähe Carne Cruda zurück gehen lassen, ist der Wirt anscheinend völlig verzweifelt und traut sich kaum mehr an unseren Tisch. Immerhin gibt es dann bei den Nudeln zwei Sorten zur Auswahl. Obwohl wir uns eigentlich alle für die eine Sorte entscheiden, lässt es sich der Wirt nicht nehmen, uns auch von der anderen Sorte eine Schale auf den Tisch zu stellen. Die erweisen sich nun allerdings als ausgesprochen lecker. Zum Hauptgang schließlich gibt es einen Braten, dessen Soße leider zu stark mit Zimt und ähnlichem gewürzt ist.

Ziemlich frustriert ziehen wir am Ende wieder zurück nach Diano.