Wanderung im Anaga-Gebirge

Samstag, 12.07.2014

Sehr pünktlich gegen 8:30 Uhr wurde ich zur Wandertour ins Anaga-Gebirge abgeholt. Der spanische Guide meinte, wir wären gerade mal acht Leute und daher reiche auch der kleine Bus. Im Riu Palace nebenan sammelten wir ein wohl aus Bayern stammendes junges Pärchen ein und in Las Americas einen jungen Liechtensteiner (dessen Freundin unpässlich war und wir deshalb nur sieben) und eine Familie aus Dresden, die schon ein wenig dem Ossi-Klischee entsprachen. Aber alle nett. Wenig später stoppten wir noch bei der Werkstatt von Diga Sports, um die Teilnehmer, die noch nicht das richtige Schuhwerk hatten, mit Wanderschuhen zu versorgen. Dabei schlug der Guide ein etwas anderes Programm vor, weil wegen des Scirocco das Wetter schon etwas drückend war. Da die Dresdener aber unbedingt das Höhlendorf Chinamaga sehen wollten, blieb es beim ursprünglichen Plan. Was für mich auch absolut ok war. Wir waren selbst schon in der Situation, dass ein Tourguide eine Alternative vorgeschlagen hatte, die genau den Programmpunkt ausgelassen hätte, den wir sehen wollten.

So ging es dann über die Autobahn bis nach La Laguna, der zweitgrößten Stadt auf Teneriffa, die auch die Universität beherbergt. Die Stadt ist wirklich schön mit ihrem gepflegten spanischen Stil. Wir hielten an der Plaza del Adelantado. Hauptsächlich um in den Markthallen entweder nochmal die Toiletten aufzusuchen, oder einen Kaffee zu trinken. Und natürlich, um ein paar Bilder zu machen. Das kann ich mir ja in Markthallen nie verkneifen.

Anaga
Anaga-Gebirge
San Cristóbal de La Laguna
San Cristóbal de La Laguna - Muräne auf einem Fischstand in der Markthalle
San Cristóbal de La Laguna
San Cristóbal de La Laguna - Speck auf einem Stand in der Markthalle

San Cristóbal de La Laguna
San Cristóbal de La Laguna - Convento San Francisco oder Real Santuario del Cristo de La Laguna

An der anderen Seite des Platzes schauten wir uns noch das Ensemble aus Convento San Francisco und Militärgebäude an, wobei der ebenfalls im spanischen Stil gehaltene Militärgebäude die kleine Kapelle geradezu einrahmt.


Unser Guide erzählte auch noch die Geschichte des Silberaltars mit dem Gekreuzigten in der Kapelle. Der war ein Geschenk aus Belgien. Wobei eine belgische Abordnung von Zeit zu Zeit nach La Laguna kommt, den Altar komplett abbaut, aufpoliert und wieder aufbaut.

Durch das kleine Dorf Las Mercedes, in dem sich früher viele Professoren der Uni angesiedelt hatten, ging es hinauf in die Lorbeerwälder des Anaga-Gebirges. Durch die teilweise geöffneten Autofenster drang ein ganz intensiver und aromatischer Duft des Waldes herein. Der war so ganz anders, als der typische Geruch unserer Laub-, Nadel- oder Mischwälder.

Irgendwo im Wald stellte der Guide den Bus am Beginn eines Waldpfades ab, wo unsere kleine Wanderung beginnen sollte. Die Frage, wer denn Wanderstöcke haben möchte, bejahte komischerweise nur ich. Was ich auch überhaupt nicht bereut habe. Auf den paar schmalen und steilen Abstiegen geben Wanderstöcke einfach ein Mehr an Sicherheit.

Anaga
Anaga-Gebirge

Immer wieder rupfte unser Guide Blättchen von Kräutern ab. Zitronenmelisse, Pfefferminze, Oregano, Wermut, wilder Fenchel und natürlich auch Gewürzlorbeer bekamen wir zu riechen. Der Wald selbst besteht aus über 20 verschiedenen Lorbeersorten. Der in der Küche verwendete ist nur einer davon.

Anaga
Blick von der TF-12 auf die Landschaft und den Ort Las Mercedes
Anaga
Im Lorbeerwald des Anaga-Gebirges

Im Wald und an den Berghängen sieht man auch überall kleine mit Steinen aufgebaute Terrassen. Viele der winzigen landwirtschaftlichen Anbauflächen sind heute überwuchert. Allerdings auch sehr viele wieder in ihre ursprüngliche Funktion gebracht. Die Menschen aus den Städten besinnen sich teilweise aus wirtschaftlicher Notwendigkeit, teilweise auf der Suche nach Erholung auf die Feldwirtschaft, renovieren die verfallenen Bauernkaten und pflanzen auf den Terrassen Kartoffeln, Mais, Kürbisse und anderes Gemüse an.

An einer Stelle stiegen wir an einem renovierten Bauerhäuschen vorbei hinunter zu einer der aufgelassenen Höhlenwohnungen, von denen es gerade hier im Anaga-Gebirge sehr viele gibt, bzw. gab. Die von uns besuchte war wohl die letzte, die von ihren Bewohnern verlassen worden war, irgendwann in den 70ern. Irgendwie war das fast etwas unheimlich. Nicht weil die Höhlenwohnung nun tatsächlich teilweise in den Felsen gehauen und dann mit einer vorspringenden Mauerfront geschlossen wurde, sondern weil die ehemaligen Bewohner der drei oder vier winzigen Zimmer ihre Behausung scheinbar fluchtartig verlassen hatten. Überall lagen noch Alltagsgegenstände herum. Selbst die Vorhänge an den Fenstern und die Bettbezüge waren noch vorhanden.

Anaga
Aufgelassene Höhlenwohnung
Anaga
Zimmer in einer aufgelassenen Höhlenwohnung

Nachdem wir etwa 130 Höhenmeter nach oben gestiegen waren, konnten wir auf der anderen Seite des Bergrundes bereits die wenigen Häuser von Chinamaga erkennen. Unser Guide schlug vor, dass wir ohne ihn den Höhenweg bis zum Dorf laufen könnten, während er den Bus holen würde. Gesagt, getan.

Fast am Ende der Strecke öffnete sich dann der Blick über den Berghang hinunter auf das tiefblaue mehr. In Chinamaga gingen vier von uns gleich weiter an den Höhlenwohnungen vorbei zum Mirador de Aguaide. Von dort aus hatten wir einen fantastischen Blick über die Klippen zum Meer und hinüber nach Punta del Hidalgo.

Anaga
An der Steilküste bei Chinamada
Anaga
Höhlenwohnung

Die wenigen Höhlenwohnungen in dem kleinen Dorf schienen alle liebevoll gepflegt zu sein. Auch das Restaurant, in dem ich nach der Rückkehr unseren Guide beim Essen traf, war teilweise in den Fels gehauen. Später zeigte er mir noch, dass das Restaurant ein paar Appartement-Höhlenwohnungen angelegt hatte. Bei Bier, Mojo, Fenchelbrot und ich mit Ziegenkäse beschlossen wir den interessanten Ausflug. Über enge Serpentinenstraßen fuhren wir wieder Richtung Autobahn und zurück in unsere Feriendomizile.

Abends gingen Johanna und ich ein letztes Mal ins Kamakura. Johanna aß wie üblich Miso-Suppe und Sushi/Sashimi. Ich entschied mit für Spicy Tuna Sushi (Thunfisch-Sushi Röllchen mit Roggen vom Fliegenden Fisch umgeben und mit Flöckchen aus der Tempura-Masse bekrönt. Gefolgt von gemischtem Tempura (Garnelen, Fisch, Gemüse) und gebratenen Nudeln.

An der Bar bekamen wir aus den Augenwinkeln noch etwas vom Spiel um den dritten Platz zwischen Brasilien und Holland mit. Die Brasilianer schienen schon wieder keine guten Karten zu haben.

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Pooltag

Sonntag, 13.07.2014

Über den Pooltag gibt es eigentlich nicht viel zu berichten, außer dass ich über längere Zeit einfach nur mit geschlossenen Augen vor mich hindöste, ohne aber schlafen zu können.

Abends aßen wir im El Parador, wo es italienisches Buffet gab. Während Johanna nur ganz wenig zu sich nahm, probierte ich mich doch etwas mehr durch die Auswahl.

An der Bar war natürlich um 20:00 Uhr einiges los, weil gerade das WM-Endspiel Deutschland gegen Argentinien lief. Wir zogen uns aber auf unsere Terrasse zurück, um endlich mal die angebrochene Flasche Rotwein auszutrinken. Und dann geschah das Unglaubliche. Johanna, die sich ja noch weniger für Fußball interessiert als ich, schaltete den Fernseher ein. So bekamen wir wenigstens akustisch etwas vom Geschehen mit. Johanna schlief dann aber friedlich ein, während ich ohne Kontaktlinsen auch hauptsächlich auf die Kommentare angewiesen war. Den deutschen Siegtreffer kurz vor Ende habe ich aber wenigstens halbwegs gesehen.

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Masca-Schlucht

Montag, 14.07.2014

Um 09:00 Uhr wurde ich zur Masca-Schlucht-Wanderung abgeholt. Dieses Mal waren es etwas über 20 Teilnehmer, die der schweizer Wanderführer Fred, sein kolumbianischer Kollege Luiz und unser Busfahrer in dem Bus versammelten. Die Strecke bis Santiago del Teide kannte ich ja schon zur Genüge. Auf den Weg über den Bergkamm hinunter nach Masca war ich schon gefahren. Allerdings ist es ein Unterschied, ob man (wie vor zwei Jahren) mit geländegängigen Jeeps die Serpentinen hinauf und hinunter fährt, oder mit einem Bus. Meist schaffte unser Busfahrer die Haarnadelkurven tatsächlich im ersten Anlauf. Zwei oder drei Mal musste er allerdings nochmal nachkorrigieren. Trotzdem, ein gewisser Nervenkitzel ist da schon dabei.

Masca
Auf der Straße von Santiago del Teide nach Masca
Masca
Häuser und landwirtschaftliche Flächen ziehen sich den Berghang hinauf

In Masca angekommen wurden zunächst wie üblich Schuhe und Stöcke verteilt. In einem kleinen Lokal bekamen wir noch unsere Sandwiches, tranken einen letzten Kaffee, entsorgten zuvor getrunkenen Kaffee und machten uns schließlich auf den Weg.

Masca
Die Wandergruppe vor dem Aufbruch in die Masca-Schlucht

Zunächst ging es recht steil über einen sandigen Pfad durch die landwirtschaftliche genutzten Flächen um Masca. Fred fragte immer wieder, ob es auch allen gut ginge, ob es keinem zu schwierig sei etc. Nach etwa einer halben Stunde dann der letzte Check, ob sich auch alle sicher seien, dass sie weitermachen wollten. Erst danach rief Fred beim Busfahrer an, dass er von Masca nach Los Gigantes fahren könne, wo wir später mit dem Boot ankommen sollten.

Die Gärten gingen schnell in die eigentliche Schlucht über, die Felswände rückten zusammen und wir bewegten uns am Boden der V-förmigen Schlucht im Bachbett. Der Bach führte allerdings kaum Wasser, lediglich ein paar Rinnsale und öfter mal ein Tümpel waren zu überqueren oder zu passieren. Immer wieder tauchten wir auch in das Dickicht des mehr als mannhohen Riesenschilfs ein. Der Weg war eigentlich nicht schwierig oder anstrengend. Mit guten Schuhwerk und Wanderstöcken kommt man ziemlich flott voran. Allerdings hatte ich die Nacht zuvor nur sehr schlecht geschlafen. Nach zwei Stunden Wanderung bemerkte ich das deutlich an meinem Kreislauf. Zum Glück halfen Wasser und das trockene Sandwich. Danach ging es deutlich besser.

Masca
Felsformationen am Rande der Schlucht
Masca
In der Schlucht

Die Gruppe wäre wahrscheinlich recht schnell unten gewesen, nach der ersten halben Stunde hatte Fred mit 3,5 Stunden kalkuliert. Allerdings hatten wir eine Frau dabei, die schon große Schwierigkeiten mit der Trittsicherheit hatte. Ihr Mann musste ihr immer wieder helfen und ihr die richtigen Schritte zeigen. Ein Teil der Truppe setzte sich daher nach vorne ab und ging unabhängig weiter durch die Schlucht. Nachdem mein Kreislaufthema überwunden war, lief ich mit ein paar anderen Wanderern an der Spitze der Gruppe. Nur dass wir es uns immer bei schattigen Plätzchen machten und auf die anderen warteten.

Zu Anfang hatte ich mir schon etwas Sorgen gemacht, weil Fred Anweisungen gab, wie schwierige Stellen zu überwinden seien (Stock Richtung Abgrund, auf der anderen Seite am Fels festhalten und sich immer Richtung Fels lehnen). Solche Stellen mag ich ja gar nicht. Allerdings waren die entsprechenden Stellen hier völlig harmlos. Selbst die Stelle mit dem an einer Felsschräge befestigten Stahlseil, an dem man sich entlang hangeln musste, war easy.

Ich fand es schon erstaunlich, wie viele Leute in der Schlucht mit leichtem Schuhwerk und ebenso leichter Bekleidung unterwegs waren. So harmlos ist das Ganze dann doch wieder nicht. Ebenso erstaunlich fand ich, wie viele Leute den umgekehrten Weg gingen. Zwar verteilen sich die 600 Höhenmeter auf insgesamt 9 km Strecke, aber ob man sich das wirklich bergauf antun muss?

Bei unserer Halbzeitpause besuchte uns auch der fast zahme Rabe Pancho, der die Wanderer um Anteile an den trockenen Sandwiches anbettelte. Das funktionierte in der Regel auch.

Masca
Die Wandergruppe in der Schlucht
Masca
Felsentor

Im oberen Teil der Schlucht stehen die Felswände sehr eng zusammen und man hatte oft den Eindruck, dass es nach der nächste Biegung eigentlich gar nicht mehr weitergehen könne. Immer wieder auch schön zu sehen waren die Basaltspalten. Hier war das Vulkangestein irgendwann mal auseinander geklafft und von unten hatte sich der Basalt in die Spalten hineingedrückt. Im oberen Teil der Schlucht war teilweise das umgebende Gestein wegerodiert, so dass der Basalt aussah wie künstlich angelegte Mauern.

Auf dem letzten Stück weitete sich das Bachbett, was aber die Fortbewegung nicht unbedingt einfacher machte, da man nun über die großen Geröllsteine im Bachbett nach unten klettern musste.

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Das meerseitige Ende der Schlucht
Masca
Die Bucht vor der Playa de Masca

Schließlich blitze das Meer am Ende der Schlucht auf, die sich in eine Bucht umgeben von den mehrere hundert Meter hohen Klippen der Los Gigantes öffnet. Es war inzwischen 15:05, womit wir etwas über vier Stunden unterwegs gewesen waren.

In der Bucht tummelten sich einige Ausflugsboote, an dem kleinen Strand waren ein paar Leute im Wasser. Fred riet allerdings vom Baden ab, da es momentan zu viele Quallen gäbe. Ansonsten standen am Ende der Schlucht noch zwei Stände, wo man Bootstickets zurück nach Los Gigantes kaufen konnte (für alle, die das nicht schon vorher erledigt hatte oder mit einer Gruppe unterwegs waren) und einen spanisches Aussteiger-Typ, der unter seinem Sonnenschirm saß und aus einer Kühlbox Fanta, Cola und Bier verkaufte. Nachdem ich etwas ausgeruht hatte, genehmigte ich mir tatsächlich ein Bierchen, bevor es dann mit dem Boot zurück nach Los Gigantes ging.

Masca
Boote und Felsformationen um die Bucht vor der Masca Schlucht
Masca
Felsformationen um die Bucht vor der Masca Schlucht

Dort steuerten wir allerdings nicht direkt den Bus an, sondern erst mal ein kleines Lokal, das die wahrscheinlich italienischen Besitzer nach dem Kaffee Barraquito benannt hatten. Hier gab es aber erst mal zur Feier des Tages Cava für alle. Nach dem obligatorischen Abschluss-Gruppenfoto wurden wir schließlich wieder auf die Hotels verteilt. Auf dem Weg zurück kamen wir auch am Abama Resort vorbei. Das Luxushotel wurde vom selben Architekten gebaut wie unser Sheraton und hat auch einen ähnlichen Baustil und gleiche Farbgebung. Direkt zum Hotel gehört ein 27-Loch-Golfplatz. Das ist wohl der teuerste Golfplatz auf der ganzen Insel. Für einmal Greenfee hier, kann man gleich drei oder vier andere Plätze spielen. Da frage ich mich schon, wie das gerechtfertigt ist. Ansonsten liegt das Resort inmitten von Bananenplantagen. Ansonsten gibt es außen herum über einige Kilometer einfach nichts.

Masca
Die Klippen bei Los Gigantes
Masca
Die Wandergruppe vor dem Café Barraquito

Den Tag beschlossen wir in der Cafeteria Seven und an der Hotelbar.

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