Ha Long

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Bootsfahrt durch die Ha Long Bucht und Rückfahrt nach Hanoi

Nach dem wir uns durch das Bad gequält haben (bei nicht ganz geöffneter Tür kommt man nicht zwischen Tür und Waschbecken hindurch und bei sitzender Benutzung der Toilette sieht man sich zwischen Spülkasten im Rücken und Badewanne an den Knien eingeklemmt), gehen wir erwartungsfroh zum Frühstück, wo wir dann den vorerst letzten negativen Eindruck des Hotels gewinnen. Auf den Tischen stehen schon mal Teller mit Weißbrot, das sich den Produkten amerikanischer Großbäckereien durchaus konkurrenzfähig erweist. Dazu gibt es Butter und ein rotes Zeug, das wohl Marmelade sein soll. Von der Bedienung bekommt man drei abgezählte kleine Stücke Schinken auf den Teller gelegt. Ein 10x10 cm großes Stück flachen Rühreis muss man dann schon gesondert ordern. Das Frühstück fällt daher recht kurz aus.

Der Himmel heute ist stark wolkenverhangen, irgendwie sieht es nach Regen aus. Mit dem Bus fahren wir nun in Richtung Hafen. Dort tummeln sich schon eine ganze Menge anderer Touristen, darunter aber auch viele Asiaten, bei denen ich nicht feststellen kann, ob es sich um vietnamesische Touristen handelt. Selbst zur Überraschung unseres Reiseführers ist am heutigen Tag der Arbeit der Ausflug kostenlos. Uns Schiff ist eine natürlich motorisierte Dschunke, auf deren Oberdeck wir es uns in winzigen Korbsesseln gemütlich machen. Die Schiffe liegen hier so dicht beieinander, dass das Ablegen schon ein wenig schwierig ausfällt. Punkt 8:00 Uhr geht die Stampede in Richtung der nächstgelegenen Insel los. Zwischen den zahlreichen Ausflugsschiffen immer wieder kleine Boote mit Gemüse oder Obst, die ihre Ware an die Passagiere der Schiffe verkaufen wollen.

Dschunken im Hafen von Ha Long

Auf unserer Dschunke in der Ha Long-Bucht

Die erste Station ist die Insel mit der angekündigten Tropfsteinhöhle. Die Schiffe legen auf der rechten Seite der flachen Bucht an, um ihre Passagiere an Land zu lassen. Sofort legen sie dann wieder ab, damit die nachfolgenden Schiffe Platz haben, und fahren zur auf der linken Seite gelegenen Abholstelle. Dabei wird beim An- und Ablegen die kleinste Lücke zwischen den Schiffen zum Manövrieren benutzt. Über eine in den Kalkstein gehauene Treppe geht es hinauf zum Eingang der Höhle, die erst 1994 von einem Einheimischen, der sein Messer verloren hatte, entdeckt wurde. Im Inneren wurde ein Weg durch die Höhle mit Stufen an den notwendigen Stellen angelegt, so dass man bequem hindurch laufen kann. Markante Formationen der Stalaktiten und Stalagmiten sind effektvoll beleuchtet. Zu Anfang bin ich etwas enttäuscht, dann aber erkenne ich, dass die Kalkformen anders sind, als in Tropfsteinhöhlen, die ich schon gesehen habe. Nicht die spitzkegelige Form herrscht hier vor, sondern eher eine blättrige auf einer kompakten, wuchtigen Basis. 

Tropfsteinhöhle

Unser Reiseleiter erklärt uns, was man in die verschiedenen Steinformationen hinein interpretieren kann, was mal leichter und mal schwerer fällt. Die zweite Tropfsteinhöhle überspringen wir und machen uns auf den Weg zurück zum Schiff. Dabei bekommen wir die ersten Regentropfen ab und kaum haben wir das Deck erreicht und unsere Sachen in Sicherheit gebracht, beginnt auch schon der Regenguss. Zur Erfrischung bekommen wir jeder dennoch ein nasses Handtuch. Da ich erst meinen Fotokoffer in Sicherheit bringe, bekomme ich keines mehr ab, was noch Folgen haben sollte. Jedenfalls kurven wir eine ganze Weile in der Nähe des Landesteges umher, obwohl es eigentlich kein Problem sein sollte, wegzufahren. Schließlich stellt sich heraus, dass ein Passagier noch nicht an Bord ist. Der Reiseleiter teilt uns mit, dass er es durch zählen der Handtücher bemerkt hätte, da eines nicht benutzt war...

Schwimmende Tante-Nguyen-Läden

Dann kann es endlich weitergehen. Die Befürchtung, dass sich nun alle Schiffe im Konvoi durch die Kalksteinfelsen bewegen würden, zerstreut sich schnell. Auch hört der Regen wieder auf, die Sonne kommt jedoch nicht mehr richtig durch. In gemächlicher Fahrt geht es jetzt durch die Bucht und zwischen den zahllosen Kalksteininseln dahin. 

In der Ha Long-Bucht

Am Fuße der Felsen, die zumeist mit Büschen und Bäumen bewachsen sind, liegen häufig kleine Boote mit Händlern, Muschelsuchern und Fischern. Das Wetter erfreut zwar nicht die  Fotografen, es schafft aber eine mystische Stimmung. Zu hören ist meist nur das Geräusch unseres Schiffsmotors. Je weiter die Inseln und Felsen entfernt sind, desto mehr verschwimmen sie im Dunst. Die mehrfach gestaffelten Reihen von Felsen sind im Vordergrund eher schwarz und werden mit der Entfernung immer heller und grauer. Auch wenn es ab und zu wieder ein wenig regnet, genießen wir die beschauliche Fahrt durch diese ungewöhnliche Landschaft.

Felsformationen in der Ha Long-Bucht

So gegen 11:30 Uhr gibt es dann noch einen Mittagsimbiss in Form gebratener Nudeln.

Zurück an Land geht es dann auch gleich weiter zurück nach Hanoi. Inzwischen setzt der Regen wieder ein und steigert sich immer mehr. Wir bedauern die Leute, die die Mittagstour durch die Ha Long-Bucht machen.

Unterwegs halten wir zunächst einmal bei einer Töpferei, in der weißerdige Ware hergestellt wird. Das Ergebnis sind zumeist Reisschalen, Teeservice, Soßenschalen, Ablagen für Stäbchen etc. Da wir von den meisten dieser Sachen genügend zu Hause haben, verzichten wir dieses Mal auf Einkäufe. Lediglich den grünen, wie Spinat schmeckende Tee mit etwas Süßigkeiten nehmen wir zu uns.

Der zweite Halt ist dann wieder bei der Behindertenwerkstätte, wo das gestern bestellte Kleid abgeholt werden kann. Vier andere Frauen aus der Gruppe nutzen die Gelegenheit, um auch noch schnell etwas einzukaufen.

Je näher wir an Hanoi kommen, desto dichter wird der Moped-Verkehr. Wie ein Fliegenschwarm umschwirren die Mopeds den Bus. Irgendwie hat man den Eindruck, das jeder Mopedfahrer seinem Mädchen auf dem Rücksitz beweisen muss, wie gut er fahren kann. Der Busfahrer tut sein Möglichstes, um eine Kollision mit einem der Mopeds zu vermeiden. In der zweiten Busreihe bekommen wir nicht alle Gefahrensituationen mit, können aber aus den Lautäußerungen aus der ersten Reihe nachvollziehen, dass es öfters mal ziemlich knapp ist.

Schließlich kommen wir doch wieder ohne Unfälle im Sunway-Hotel an, wo wir dann auch unsere zurückgelassenen Koffer im neuen Zimmer wiederfinden.

Zur verabredeten Zeit finden wir uns dann in der Lobby ein, wo unser Reiseleiter bereits wartet. Bei dem sich entwickelnden Gespräch erwähnt er irgendwann die Eintrittskarten für das Wasserpuppentheater, die wir zwei Tage zuvor erworben hatten und die wir heute Abend brauchen. Mir fällt ein, dass ich zwar noch im Bus daran gedacht habe, dass ich die Karten nicht vergessen darf, sie jetzt aber dennoch im Safe bei den anderen Papieren liegen. Also wieder zurück in das Zimmer. Im Aufzug treffe ich das Ehepaar, mit dem wir beim Abendessen die letzten Abende am selben Tisch saßen. Ich erwähne meine Vergesslichkeit, worauf er sofort den Aufzug verlässt. Wieder in der Lobby angekommen, bekomme ich mit, dass es noch einigen anderen ergangen ist wie mir.

Das Abendessen findet dieses Mal bei der Schwester der Restaurantbesitzerin des letzten Lokals in Hanoi statt. Spezialität dieses Mal als Vorspeise: mongolischer Feuertopf. Danach gibt es noch Hähnchenstücke mit Zitronenmelisse umwickelt auf Zuckerrohrspießen, Gänsefleisch in Kokosmilch, Shrimps und Gemüse. Den Abschluss machen die flambierten Ananas.

Derart gestärkt fahren wir zum Wasserpuppentheater, das sich direkt am Hoan Kiem See befindet. Das Theater ist nicht sehr groß, die aufsteigenden Sitzreihen weitestgehend mit Touristen gefüllt. Am linken Rand der Bühne befindet sich der Bereich für das Orchester, die später gleichzeitig als Sprecher/Erzähler fungierten. Die Bühne besteht aus einem rechteckigen Teich. Das hintere Ende nimmt eine Tempelfassade ein, die nach unten in einen dreigeteilten Vorhang übergeht. Rechts und links davon gibt es noch zwei schmälere Öffnungen, die ebenfalls mit Matten verschlossen sind. In der Breite der Öffnungen ragen zwei „Wege“ in den Teich, die durch Flaggen markiert werden.

Bühne des Wasserpuppentheaters

Zu Beginn der Aufführung werden erst einmal drei kurze Musikstücke gespielt. Am Ungewöhnlichsten dabei ist das Stück, das hauptsächlich auf einem dan bau gespielt wird. Die anschließenden Szenen bilden kein geschlossenes Stück, sondern stellen tatsächlich Einzelszenen aus ganz unterschiedlichen Bereichen dar. Ein Bauer, der seine Enten gegen einen Fuchs verteidigt, ein Bootsrennen, der Tanz des Phoenix, die Rückgabe des Schwertes sind farbenprächtige und virtuose Einzelszenen, die aber keinen ersichtlichen Zusammenhang haben. Die Art und Weise, wie die wohl doch recht schweren Puppen an den Bambusstangen und Seilen bewegt werden, ist beeindruckend. Die Szenen und die Puppen selbst aufwendig und kurzweilig. Eigentlich stört nur, dass die Zuschauerreihen relativ flach sind, was sich bei den Szenen nahe an der Wasseroberfläche bei entsprechenden Zuschauern in den Reihen davor negativ auswirkt. Vor uns sitzt eine Familie mit drei Kinder. Vater und Tochter verhalten sich zwar ruhig, aber wer von den beiden Söhnen und der Mutter nun der oder die Unruhigere ist, ist eigentlich egal, es nervt einfach. Johanna bedeutet dem einen Jungen mehrfach, sich hinzusetzen, damit sie auch noch etwas sehen kann.

Rückkehr eines Graduierten in sein Heimatdorf

Rückgabe des Schwertes durch König Le Loi
Bootsrennen Tanz der Feen

Nach dem Ende der etwas mehr als einstündigen Aufführungen stellt sich dann die Frage, ob man zurück zum Hotel laufen oder ein Taxi nehmen soll. Der Reiseleiter meinte auf dem Weg zum Abendessen, dass es ganz einfach sei und bei langsamer Gehweise nur etwas 30 Minuten dauern würde.

Einige aus der Gruppe entschließen sich so für einen Spaziergang. Andere, so auch wir, ziehen ein Taxi vor. Damit sind wir kurze Zeit später am Hotel, sind uns aber einige, dass der Weg wohl eher nicht in einer halben Stunde zu machen ist. Die Spaziergänger trudeln so nach und nach ein, während wir bereits in der Hotellounge sitzen und Tigerbier trinken. Manche haben es tatsächlich geschafft, das Hotel direkt zu finden. Andere mussten einige Male nachfragen, haben das Hotel umrundet oder schließlich doch ein Taxi genommen.

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