02. Mai 2002

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Flug nach Hue und erste Besichtigungen

Nach einem relativ gemütlichen Frühstück, bei dem ich mich nur etwas ärgere, weil ich erst mehr oder weniger nach dem Essen mitbekomme, dass es da am Buffet auch frische Nudelsuppe gibt, geht es dann zum Flughafen. Der ist zwar ziemlich klein, aber nagelneu, erst im Jahr 2000 eröffnet. Vom Gate aus sind im Vordergrund drei normale Düsenmaschinen der Vietnam Airlines und im Hintergrund drei ausrangierte Maschinen zu sehen. Die Gruppe spekuliert, welche der Maschinen denn nun die unsere sein könnte. Eine der Maschinen im Vordergrund rollt weg, womit sich die Auswahl verringert. Mit etwas Verspätung besteigen wir dann den Bus, der erst einmal einen Bogen um die beiden Maschinen macht, ohne sich jedoch zu nähern. Wieder geht die Lästerei los. Schließlich stoppen wir bei einer kleinnen Turbopropmaschine, die wir zuvor übersehen hatten. Für einige Gäste wird das wohl der erste Flug in einer Propellermaschine. Ich vergesse zwar nachzuschauen, um welchen Typ es sich handelt, mir scheint jedoch, dass ich schon einige Male mit einer Maschine dieser Art geflogen mit. Außerdem ist sie ziemlich neu. Der Flug nach Hue verläuft daher auch völlig ruhig, sogar Bordservice gibt es in Form einer Pappschachtel mit Pappsandwich und Orangensaft.

Der Flughafen in Hue ist ein ehemaliger Militärflughafen und daher sehr spartanisch. Der Transport des Gepäcks vom Flugzeug zum Gepäckband wird mit einem Pickup erledigt, der dafür allerdings drei Mal fahren muss. Aber schließlich haben wir alle unsere Koffer und finden außerhalb des Gebäudes auch unseren Reiseleiter für Zentralvietnam.

Der ist ein recht lustiger Typ, hat sein Deutsch in den 80er Jahren in Chemnitz gelernt und hat, wie sich recht bald herausstellt, sehr viel mehr zu erzählen, als sein Kollege in Hanoi. Dabei fällt auch auf, dass Hue, obwohl landschaftlich zu Zentralvietnam, politisch zu Südvietnam gehört hat. Der 17. Breitengrad, die frühere Grenzlinie zwischen Nord- und Südvietnam liegt noch etwas über 100 km nördlich von hier. Unser Reiseleiter macht sich nämlich des öfteren über die Nordvietnamesen lustig. So heißt der 30.04. Im Norden Befreiungstag im Süden aber Wiedervereinigungstag.

Das nächste, was entlang der Straße auffällt, ist der völlig andere Baustil. Nicht mehr die schmalen, hohen und tiefen Häuser, sondern meist einstöckige breitere Häuser. Hue putzt sich gerade für das in den nächsten Tagen beginnende Tourismus Festival heraus. Aber auch so sind die Unterschiede zu Nordvietnam deutlich. Breitere Straßen, sehr viele neu gebaute Häuser am Straßenrand, Mittelstreifen mit Begrünung und sehr viel weniger Verkehrschaos als in Hanoi.

Unser Hotel liegt direkt am Parfümfluss, die Lobby sieht ein wenig aus, wie die Hallen, die wir später kennen lernen werden, die Zimmer sind zwar nicht groß, aber ganz nett mit Rattanmöbel eingerichtet. 

Huong Giang / Parfümfluß

Zur Stärkung vor der nächsten Besichtigung bestellen wir im Restaurant des Hotels eine Nudelsuppe mit Hühnchen. Während wir warten, beobachten wir ein italienische Reisegruppe, die gerade ihr Steak mit Pommes Frites serviert bekommt! Unsere Nudelsuppe ist ein Reinfall, da praktisch kein Gemüse enthalten ist und das Hühnchenfleisch im wesentlichen aus Haut und Abfall besteht, was Johanna anschließend der Kellnerin auch zu verstehen gibt. Im Bus müssen wir dann mehr als eine Viertelstunde auf einen Mitreisenden warten, der erst seinen Koffer spät bekommen hat und dann auch noch spät sein Mittagessen bestellt hat. Unser Kölner steigert sich immer mehr in ein „Steinigt ihn“-Stimmung hinein, die Johanna durch den Vorschlag, das der Verspätete eine Runde Reisschnaps ausgeben müsse, entschärft. Schließlich fahren wir in Richtung Zitadelle und Kaiserpalast los. Nach dem etwas trüben Wetter in Hanoi macht der Sonnenschein hier in Hue trotz der Hitze doch mehr Laune. Insbesondere auch deshalb, weil die Farben der Hallen und Tore sehr viel besser zur Geltung kommen. Die Fotografen in der Gruppe, also auch ich, haben alle Mühe, einerseits den Erklärungen des Reiseleiters zu folgen und andererseits die zahlreichen Motive einzufangen.

Flaggenturm (Cot Co) der Zitadelle Tor der Zitadelle
Mittagstor des Kaiserpalastes (Ngo Mon) Hof der Riten (Sn Dai Trieu) und Halle der höchsten Harmonie (Dien Thai Hoa) im Kaiserpalast
Pavillon der glorreichen Ankunft (Hien Lam-Pavillon); Pavillon mit Gongs im Kaiserpalast Pavillon der glorreichen Ankunft (Hien Lam-Pavillon) im Kaiserpalast
Eingangstore zum Bereich der Ahnenhalle der Nguyen-Herrscher

Schließlich geht es dann doch weiter, da wie heute noch zwei Kaisergräber besichtigen wollen. Beide liegen etwas außerhalb von Hue und so fahren wir auf schmalen Straßen aus Hue heraus. Wieder wird ein Unterschied zu der Landschaft in Nordvietnam ersichtlich. Nicht mehr die endlosen satt grünen Reisfelder bestimmen hier das Bild, sondern eine gemischter Bewuchs mit Eukalyptus- und Kiefernwäldern einerseits und den Reisefeldern andererseits. Diese sind allerdings viel weiter als Nordvietnam. Die Farbe ist nun nicht mehr satt grün, sondern eher gelbgrün bis gelb, der Reise ist reif. So sind zahlreiche Felder auch bereits abgeerntet. Immer wieder kann man, auch während der Fahrt am nächsten Tag, Bauern beobachten, die Reisbündel nach Hause tragen. Vielfach liegt der Reis auch bereits zum Trocknen auf der Straße.

In einem relativ bergigen Gebiet erreichen wir schließlich das Grabmal von Kai Dinh, der als zwölfter Kaiser von 1916-1925 regierte. Das Grabmal ist einen Hang hinaufgebaut. Über zwei relativ steile Treppenabschnitte kommt man auf eine Plattform mit einem Pavillon und einer steinernen Ehrengarde. 

Grabmal von Kai Dinh Ehrengarde auf der ersten Plattform

Das gesamte Grabmal ist aus Beton errichtet worden, so dass die Treppen, Mauern, Säulen etc. relativ düster wirken. Ganz im Gegensatz zum Hauptgebäude, das recht hell wirkt. Von der Plattform aus hat man auch einen guten Blick auf die Landschaft vor dem Grabmal. Die beiden Bergrücken auf der anderen Seite des Tales, die zwischen sich einen Durchgang lassen, sehen mit etwas Phantasie aus wie zwei Drachen. So ist die Landschaft in den Schutz des Grabmals eingebunden. Der Kaiser hatte versucht, in diesem Bau westliche und östliche, sowie Stilelemente der verschiedenen Religionen zu vereinen. So stellt der Relief- und Figurenschmuck des Grabmals eine wilde Mischung unterschiedlicher Symbole dar, wie etwa das christliche Kreuz, dessen Arme in Lotusblüten enden.

Das Innere des Thien Dinh-Palastes, des Hauptgebäudes ist nach dem grauschwarz der Außenanlage nun schreiend bunt. Mit so ungewöhnlichen Materialien wie Porzellanstücken oder Scherben von Wein- und Bierflaschen wurden hier Schmuck- und Bildelemente verwirklicht. Auf den Reliefbildern wiederum westliche wie östliche Gegenstände und Szenen.

Mosaike im Inneren des Thien Dinh-Palastes

Im zweiten Raum sitzt die vergoldete Statue des Kaisers auf ihrem Thron, der unter einem mächtigen Baldachin steht.

Man kann nun wirklich darüber streiten, ob das Mausoleum nun kitschig oder misslungen ist, interessant ist es aber auf jeden Fall. Während wir die Stufen hinunter zum Bus laufen, zieht sich der Himmel etwas zu. Zusammen mit der Tatsache, dass es bereits relativ spät ist, ergibt das keine guten Aussichten für die Besichtigung des Grabmals von Kaiser Tu Duc, der als vierter Kaiser des Nguyen-Dynastie von 1847-1883 regierte. Der Kaiser war wohl trotz seiner 103 Ehefrauen und zahllosen Konkubinen nie glücklich gewesen. Nicht nur, weil er wegen einer Krankheit kinderlos geblieben war. Anscheinend war ihm viel mehr an Musik, Dichtkunst und Natur gelegen, als am Regieren. So wundert es nicht, dass sein Grabmal wie ein Stück Landschaft in der Landschaft angelegt wurde. 

Luu Khiem-See und Xung Khiem-Pavillon 
im Grabmal des Tu Duc
Stelenpavillon im Grabmal des Tu Duc

Mit einer Mauer außen herum, einem künstlichen See samt Jagdinsel, einem Palastbereich, in den er sich oft zurückzog, und einen Totenbereich, in dem sich auch die Anlage mit seinem Grabmal befindet. Leider ist es bereits recht duster, so dass nicht mehr viel Zeit für einen ausführlichen Rundgang bleibt. Die Hälfte der Gruppe scheint eh keine Lust mehr zu haben.

Räucherstäbchen

Das Abendessen findet wieder in einem nahegelegenen Restaurant statt, wo es neben einer Shrimpssuppe, speziellen Pfannkuchen mit Gemüse und Erdnusssoße dann gebratene Garnelen, Gemüse und noch einiges mehr gibt. Den Abschluss bildet der mittlerweile obligatorische Reisschnaps, der dieses Mal wieder etwas anders schmeckt. Der Weg zurück zum Hotel, den wir zu Fuß zurücklegen, ist unkomplizierter als gedacht. Die meisten der Gruppe zieht es gleich ins Hotel zurück, ein paar andere gehen noch bummeln und die dritte Gruppe, zu der auch wir gehören, findet gegenüber dem Hotel eine Art Biergarten, wo wir unser übliches Tiger-Bier bestellen, dieses Mal wieder aus der Dose. Nach und nach gesellen sich noch einige der anderen hinzu und somit klingt der Abend mit den fast schon üblichen Erzählungen einer vielgereisten Reisegruppe aus.

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