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Das Frühstücksbuffet ist zwar recht umfangreich, die Unsitte, Touristen einen möglichst minimalen Service zu bieten, hat man allerdings auch hier bereits entdeckt. So muss man sich Kaffeetasse, Kaffee, Milch und Zucker am Buffet holen. Frische Nudelsuppe gäbe es im Prinzip auch, aber das Fleisch, das dort in einem Behältnis liegt, ruft ungute Erinnerungen an den gestrigen Mittag wach. Ziemlich schnell wird auch klar, dass die Gruppe die ersten Ausfälle zu verzeichnen hat. Einige der Reisenden berichten von den üblichen Symptomen und fragen sich, was sie den falsches gegessen haben könnten. Allerdings lassen die Schilderungen viel eher auf Kreislaufprobleme schließen. Zwei Tage später sind dann auch alle wieder fit. Zwar habe auch ich meine gesundheitlichen Probleme, allerdings ganz anderer Natur. Da ich es in der Nacht nicht geschafft hatte, die Klimaanlage richtig einzustellen, bin ich mit einem geschwollenen Hals aufgewacht. Diese Erkältung inklusive dem Wegfall der Stimme sollte mich noch eine Weile verfolgen.
Nach dem Frühstück geht es dann erst einmal in Richtung der Thien Mu-Pagode. An der Straßenkreuzung hinter der Brücke über den Parfümfluss dann plötzlich Aufregung. Menschen schauen, Polizei steht umher, Nirgends sind jedoch verunglückte Autos oder Mopeds zu entdecken. Den Grund für die Aufregung sehe ich nur für wenige Sekunden, als auf einer Rikscha ein verbrannter Körper vorbei gefahren wird. Der rechte Arm steht nach oben, der Unterarm ist nach vorne abgewinkelt. Der ganze Körper sieht aus, wie mit Asche überzogen. Unser Reiseleiter meint, dass die Selbstverbrennung in Vietnam eine „gebräuchliche“ Form des Selbstmordes sei. Des öfteren komme es vor, dass sich Menschen, die nach verlorenen Wetten keinen Ausweg mehr sehen, selbst töten.
Irgendwie haben alle im Bus das schaurige Ereignis schnell verdrängt und so kommen wir in der gewohnten Stimmung bei der Pagode an, die auf einer Anhöhe im Innenbogen einer Biegung des Parfümflusses (oder Fluss der Wohlgerüche) liegt.
Zunächst ist nur der 1844 errichtete Phuoc Duyen-Turm zu sehen. Der 21m hohe, achteckige Bau gilt als das inoffizielle Wahrzeichen von Hue. Von hier oben hat man einen sehr schönen Blick über den Fluss und die Landschaft dahinter, die allmählich in Bergland übergeht.
| Thien Mu-Pagode | Phuoc Duyen-Turm |
Tor zur Pagode mit Mönchen
Hinter dem Turm geht es durch ein dreigeteiltes Tor in den weiteren Bereich der Anlage. Neben dem Tor befindet sich ein weitere Gebäude, in dem alle paar Minuten mit einem pendelnden Baumstamm ein Gong geschlagen wird.
Die im Jahre 1907 wieder aufgebaute Haupthalle Dai Hung kann man nicht betreten, da heute hier eine Totenzeremonie stattfindet. Daher sind auch zahlreiche Gläubige, Mönche und Nonnen in der Anlage. In einem Nebengebäude wird vegetarisches Essen serviert, da die Buddhisten dieser Anlage zur Richtung des „kleinen Fahrzeugs“ (Hinayana) gehören.
In einem weiteren Gebäude führt ein junger Novize etwas schüchtern seine Frisur vor, die eine ganz bestimmte Bedeutung hat und Stellung symbolisiert-
In den Anpflanzungen entlang der Gebäude stehen einige Jackfruit-Bäume, um die sich Schlingpflanzen ranken. Dabei handelt es sich um Pfeffer. Die noch grünen Körner schmecken aber schon deutlich nach reifem Pfeffer.
Parfümfluß bei der Thien Mu-Pagode
Unten am Fluss wartet schon unser Drachenboot, auf dem es zurück Richtung Hue geht. Wie üblich hier, gibt es natürlich Souvenirs zu kaufen, worauf nach dem Löschen des ersten Durstes die meisten Frauen der Gruppe wie beim Sommerschlussverkauf in den T-Shirts, Blusen, Morgenmäntel etc. zu wühlen beginnen. Das endet auch erst beim Verlassen des Bootes am Hotel. Wir haben inzwischen ein paar Postkarten und Johanna zwei Blusen gekauft. Während der Fahrt sehen wir auch ein Boot, auf dem Arbeiter mit der Gewinnung von Flusssand beschäftigt sind. Ein Abstecher führt uns in ein Fischer“dorf“, in dem die Menschen auf Hausbooten leben.
Schwimmendes Fischerdorf
Während der kurzen Toilettenpause beobachten wir, wie auf der Hotelterrasse Mädchen im Schnellverfahren zu Serviererinnen für das bevorstehende Festival ausgebildet werden.
Anschließend geht dann die Fahrt weiter Richtung Wolkenpass und Da Nang.
Die N1, die Saigon mit Hanoi verbindet verläuft hier nach kurzer Zeit zwischen Meer auf der einen und den Bergen auf der anderen Seite. Dazwischen reife und teilweise abgeerntete Reisfelder. In der riesigen Brackwasserlagune hinter Hue werden heute Muscheln und Shrimps gezüchtet. Auch hier machen wir wieder einen kurzen Fotostopp.
Reisfelder und Lagune mit Shrimpszuchtanlagen
Bei der Fahrt über die zwei kleineren Pässe Phu Gia und Phuoc Tuong (Pass des Wohlstands und Pass des glücklichen Elefanten) öffnet sich der Blick immer wieder auf die grüne Landschaft im Vordergrund und das strahlend blaue Meer im Hintergrund.
| Landschaft nördlich es Wolkenpasses | Bucht der Muschelkalkbrenner |
Kurz vor dem Wolkenpass machen wir Mittagspause beim Tanh Tâm Beach Ressort, einem Hotel direkt am Meer. Von der Terrasse schweift der Blick über weißgelben Sandstrand und das Meer dahinter. Eigentlich habe ich keinen Hunger und bestelle daher das übliche Tiger. Johanna und die anderen ordern Nudelsuppe mit Shrimps. Als diese aufgetragen wird und alle voll des Lobes sind, bestelle auch ich eine Portion. Und wirklich, kein Vergleich zu der Suppe im Hotel in Hue. Eine richtige Gemüsebrühe mit viel Gemüse und frische geschmackvolle Shrimps!
Strand beim Thanh Tâm Beach Resort
Anschließend geht es von Meereshöhe in Serpentinen den 496m hohen Wolkenpass hinauf. Der Reiseleiter und der Fahrer sind besorgt, dass mein Fotokoffer aus der Ablage über den Sitzen fallen könnte, was allerdings unbegründet ist. Immer wieder sind auch Baustellen des neuen Tunnels zu sehen, der einmal den Fahrzeugen den beschwerlichen Weg über den Pass erleichtern soll. Dann werden wohl nur noch Touristenbusse über die alte Passstrasse fahren.
Auf der Passhöhe stehen in der Kurve ein paar Souvenir- und Getränkeläden auf der einen und Auf einer Anhöhe bergaufwärts sieht man hier noch die verschiedenen Wachtürme und Bunker derjenigen, die die strategische Position dieser Strasse verteidigen wollten.
| Wolkenpass | Wachtürme und Bunker auf der Passhöhe |
Auf der anderen Seite fällt der Blick auf die Bucht von Da Nang und die Stadt selbst. Hier waren 1965 die Amerikaner mit Bodentruppen an Land gegangen und hier war auch dien größte amerikanische Garnison und ein riesiger Flughafen. Die Stadt selbst ist völlig gesichtslos. Alte und neue Wohnviertel sowie Industriegebiete wuchern hier vor sich hin. Es ist allerdings nur noch eine Frage der Zeit, bis die Strände an der Bucht von Hotels umgeben sein werden.
| Bucht von Da Nang | Linienbus auf dem Wolkenpass |
Wir besichtigen in Da Nang das Cham-Museum. Da es allerdings bisher ein anstrengender Tag war und die Gruppenmitglieder irgendwie keinen so rechten Bezug zu dem zwischen dem 7. und 15. Jhdt. hier herrschenden Champa-Reichs aufbauen können, verläuft die Besichtigung etwas lustlos. Die Räume des Museums sind nach außen offen und beherbergen zahlreiche Steinskulpturen, die den stark süd-indischen Einfluss erkennen lassen.

Skulptur im Cham-Museum
Am Rande von Da Nang ragen fünf Felskegel aus der Ebene. Hier wurde früher Marmor abgebaut und vor Ort verarbeitet. Inzwischen ist der Abbau hier eingestellt. Der Marmor, der in den zahlreichen Werkstätten um die Marmorberge zu großen Löwen, Drachen, Gartenlampen etc. verarbeitet wird, kommt mittlerweile aus Nordvietnam. Natürlich besichtigen wir eine der Werkstätten, wo Steinmetze an riesigen Marmorblöcken arbeiten. Die ausgestellten Stücke sind per se alle zu groß, als dass sie uns interessieren könnten. Die kleinen Stücke sind nicht so interessant, als dass wir Kauflust bekämen.
Marmorwerkstätte
Weiter geht es also in das nahegelegene Hoi An, das von der UNESCO ebenfalls zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Das Hoi An Hotel wird irgendwie ständig umgebaut und erneuert. Nachdem schon die 2000er Auflage des Reiseführers von mehreren Hoteltrakten spricht, finden auch wir hier zahlreiche Baustellen auf dem Hotelgelände vor.
Vor dem Einchecken spielt sich eine Szene ab, die wir in ähnlicher Weise bereits auf Bali erlebt hatten. Eigentlich ist für den morgigen Tag die Fahrt nach und Besichtigung von My Son, dem Zentrum des Champa-Reiches vorgesehen. Der Reiseleiter meint nun, dass wir für My Son um 7 Uhr aufstehen, dann 50 km fahren müssen. Die ganze Strecke sei eine einzige Baustelle. Dann müsse man noch mit dem Jeep fahren und schließlich auch noch ein paar hundert Meter zu Fuß laufen. Und das bei großer Hitze, da in dem Talkessel keine Luft zirkuliert. Als Alternative schlägt er vor, einen anderen Ort mit Cham-Türmen zu besuchen, der praktisch direkt an der N1 liegt. Mir ist es dieses Mal ziemlich egal, daher halte ich mich erst einmal heraus, beobachte aber, was so geschieht. Klar ist, wie die Abstimmung ausgeht. Allerdings, kaum ist die Abstimmung beendet, regt sich Unmut. Im Verlaufe des Abend geht die Diskussion weiter, schließlich wird sogar der Vorschlag gemacht, den Reiseleiter am nächsten Morgen zu fragen, ob man nicht trotz der verspäteten Abfahrt nach My Son fahren könnte.
Die Zeit bis zum Abendessen verbringe ich auf dem Bett dösend; die Hitze und meine Halsschmerzen machen mir zu schaffen. Johanna lässt derweil die Badewanne vollaufen, in der Hoffnung, die Füße etwas kühlen zu können. Bevor wir schließlich zum Abendessen aufbrechen, genehmigen wir uns noch zwei Tiger an der provisorischen Hotelbar.
Auch das heutige Abendessen findet wieder in einem lokalen Restaurant statt, wobei das Haus etwas in japanischem Stil gehalten ist. Möglicherweise eine Reminiszenz an die Zeit, als die Japaner hier einen wichtigen Handelsstützpunkt hatten. Das Einzige, was mir hinterher vom Essen noch im Gedächtnis hängen bleibt, sind die gehackten Shrimps in einer Teigtasche, die mit einem Gemüsefaden zusammengebunden und dann frittiert ist.
Nach dem Abendessen gehen wir schließlich noch mit ein paar anderen aus der Gruppe in ein Lokal am Fluss, um das obligatorische Bier zu trinken.
In der Nacht muss ich mich dann noch als Großwildjäger betätigen, um die beiden Käfer zu erledigen, damit Johanna das Bett verlassen kann.