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An diesem Morgen ist es etwas wolkig, worauf der Reiseleiter meint, dass man bei diesem Wetter nach My Son fahren könne. Freudige Zustimmung im Bus, muss man doch nun nicht eingestehen, dass man seine Entscheidung von gestern lieber revidiert gehabt hätte.
Nach einer kurzen Strecke auf der N1 biegen wir auf die Straße nach My Son ab und kurze Zeit später beginnt auch die Baustelle. Faktisch wird da über 30 km eine neue Straße gebaut. Nun ist es aber nicht so, dass man auf einer Umleitung oder so fahren würde, das allenfalls bei einigen wenigen Brückenbauten. Ansonsten fährt man die ganze Zeit in der Baustelle, an der allerdings auch nicht überall gearbeitet wird. Der Straßenbau zieht sich durch Dörfer und das Land. Zwischendurch haben wir dann auch noch die Möglichkeit, Reisbauern bei der Arbeit auf dem Feld zu beobachten und zu fotografieren.
| Reisernte | |
Nach etwa 2,5 Stunden sind wir am Ende der Straße bei Kassenhaus für das Gebiet der Cham-Türme angelangt. Von hier aus überqueren wir einen jetzt ausgetrockneten Flusslauf auf einer Bambusbrücke, die allerdings mit Betonbrückenpfeilern und Stahlträgern „entschärft“ wurde. Dahinter heißt es dann auf die Jeeps und den Kleinbus zu warten, mit denen das nächste Stück, angeblich 2.5 km, überwunden werden sollen. Da noch immer eine dicke Wolke die Sonne verdeckt und die Temperatur dadurch nicht ganz so hoch ist, entschließen sich ein paar Leute, das Stück zu Fuß zu gehen. Ich schließe mich dieser Gruppe an. Am Endpunkt dieses Streckenabschnittes kommen wir tatsächlich kurz vor dem Rest der Gruppe an. Inzwischen hat sich die Wolke wieder verzogen und es wird schlagartig sehr heiß. Nach 200 m zu Fuß erreichen wir den Bereich innerhalb des Tales, in dem die wenigen nach Flächenbombardements der Amerikaner übrig gebliebenen Türme stehen. Die Bauwerke sehen tatsächlich stark aus wie süd-indische Tempel.
| Cham-Türme | Unsere Reisegruppe |
Nach den Erklärungen des Reiseführers stöbern wir noch eine Weile umher, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. Da die Sonne immer noch brennt, laufen nun nur noch zwei den Weg zurück. Ich vertraue mich mit Johanna einem der klapprigen Jeeps an. Mit uns im Wagen ist ein niederländisches Ehepaar mit einer Tochter von vielleicht 4 oder 5 Jahren und einem Baby.
Auf dem Rückweg verteilt unser Reiseleiter wieder Bananen und kauft außerdem einen Stapel Reisebrote ein. Dabei handelt es sich um etwa 35 – 40 cm durchmessende dünne Fladen aus Reismehl, das mit Sesam, Chili und anderem gewürzt ist. Diese werden erst auf einem über einen Topf gespanntem Tuch gedämpft und anschließend geröstet. Dieser Imbiss schmeckt nicht schlecht und sättigt. Ich bin irgendwie ziemlich fertig und kann mich kaum mehr auf irgendetwas konzentrieren. Auch spüre ich, wie sich mein Nacken immer mehr verspannt.
Bereit wieder zurück in Hoi An besuchen wir zuerst eine Werkstätte für Kunsthandwerk. Lackarbeiten, Holzschnitzereien und insbesondere Seidenwebereien werden hier gefertigt. Allerdings ist die Auswahl der zu kaufenden Lack- und Holzarbeiten nur sehr klein. Interessant ist in diesem Bereich allenfalls die Art und Weise wie einer der Arbeiter seine Laubsäge bearbeitet. Normalerweise sägt er damit Figuren aus Perlmutscheiben. Ist das Sägeblatt stumpf, bearbeitet er es mit einem vierkantigen Stück Metall durch schlagende Bewegungen. Mir ist nicht klar, wie er die Zähne, die es mit dem Eisen zu treffen gilt, überhaupt nur sieht. Im Bereich der Seidenspinnerei sehen wir die Raupen, die Kokons, das Spinnen der Fäden und schließlich das Weben der Tücher. All das wird nur in Demonstrationen gezeigt, ob an diesem Ort auch wirklich eine Produktion stattfindet, bleibt verborgen. Auch die angebotenen Seidewaren erwecken bei uns kaum Interesse und so suche ich lieber einen Sessel und trinke Tee.
Obwohl ich mich lieber ins Bett legen würde, schließen wir uns natürlich dem Reiseleiter beim Stadtrundgang an. Das geschlossene Stadtbild mit den niedrigen Häusern aus dem 19. Jhdt. wäre eigentlich schon sehenswert. Allerdings befindet sich inzwischen in nahezu jedem Haus ein Souvenir-, Kleider oder sonst ein Krims Krams Laden. Die gesamte Stadt wirkt letztlich wie ein großer Souvenirstand. Natürlich gibt es auch noch eine Menge schöner Ecken. Wir beginnen die Besichtigung bei der gedeckten japanischen Brücke, die einst das japanische mit chinesischen Viertel verbunden hat.
Gedeckte japanische Brücke
Gleich hinter der Brücke schauen wir uns eines der alten Häuser, das Phung Hung-Haus an. Zwei Generationen der Eigentümerfamilie leben hier noch. Natürlich werden auch in diesem Haus verschiedene Waren für Touristen angeboten. Der Weg zurück führt uns am Fluss und am Hafen entlang, was eine Fülle an Fotomotiven ergibt.
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Im Hafen von Hoi An |
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Wieder hinein in die Innenstadt beobachten wir eine größere Schülergruppe, die mit Reisigbesen bewaffnet auf dem Weg zu einem Reinigungseinsatz sind. Eine der Versammlungshallen der Chinesen, in diesem Fall die Versammlungshalle der Chinesen aus Fujian (Hoi Quan Phuc Kien) steht ebenfalls auf unserem Programm. Die Versammlungshalle ist Thien Hau, der Schutzgöttin der Seefahrer gewidmet.
Versammlungshalle der Chinesen aus Fujian
Eine Straßenkreuzung weiter stehen wir dann vor dem letzten Punkt der Besichtigung, dem Museum. Allerdings geben jetzt auch die verbliebenen Teilnehmer des Rundgangs auf. Ich habe eigentlich nur noch Durst und will direkt in das kleine Lokal, bei dem wir stehen einschwenken. Aber zunächst sind da noch zwei oder drei Geschäfte mit T-Shirts. Während wir anschließend unser Tiger trinken kommt eine Vietnamesin vorbei und gibt Johanna die Visitenkarte einer Schneiderei. Und womit wir nicht gerechnet hatten, kaum hatten wir doch noch zwei T-Shirts gekauft, wartet sie auch schon auf uns und führt uns in das Geschäft 200 m die Straße runter. Bei dem Geschäft handelt es sich um einen professionellen Großbetrieb untergebracht in einer großen schwach beleuchteten Halle. Überall stapeln sich an den Wänden und auf der Fläche Stoffballen in die Höhe. Dazwischen immer wieder kleine Tische, an denen Näherinnen und Näher Kleider nähen. Ebenfalls zwischen den Stoffstapeln verstreut Tische mit Kleiderkatalogen. An diesen betreut jeweils eine Angestellte einen Tourist und nimmt die Bestellung auf. Johanna blättert gezwungenermaßen und lustlos in den Katalogen herum, während ich mich standhaft weigere, den angebotenen Stuhl zu benutzen. Schließlich weise ich darauf hin, dass unser Bus in 10 Minuten abgehen würde. Relativ fluchtartig verlassen wir den Betrieb.
Das Abendessen findet dieses Mal im Garten des Hotels statt. Das Essen selbst bedarf keiner Erwähnung. Allenfalls die Tatsache, dass ich beobachte, wie im Hintergrund die kleinen Schälchen mit Tomatenketchup aus der Flasche gefüllt werden. Daraufhin ordere ich Chilisauce, die dann allerdings auch schmeckt, als käme sie aus der Flasche.
Dafür gibt es allerdings als Begleitung zum Essen original vietnamesische Musik und ein oder zwei Tänze.
Nach dem Essen lasse ich mich überreden, mit den anderen noch etwas trinken zu gehen. Wieder landen wir in einem Lokal am Hafen. Mir geht es zunehmend schlechter. Als wir aufbrechen ist mein Nacken völlig verspannt und ich bin froh, als ich im Bett liege. Nachts wache ich auf, weil mir eiskalt ist. Erst nach dem Einwurf eines Tablettencocktails und der Salben und dem Einwickeln in alle vorhandenen Decken geht es mir wieder etwas besser.