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Am nächsten Morgen verlassen wir Hoi An und fahren zurück nach Da Nang zum Flughafen. Dort erwartet uns ein richtiger Airbus, mit dem wir eine Stunde später in Saigon landen. Am Flughafen erwartet uns unsere Reiseleiterin Lan, die uns auch gleich zu unserem Hotel im Zentrum der Stadt bringt.
Die ersten Eindrücke von Saigon sind wieder völlig verschieden von denen aus Nord- oder Zentralvietnam.
Das erste Mal hat man den Eindruck, in einer richtige Großstadt zu sein. Allerdings einer, die von verschiedenen Herren und damit Stilrichtungen geprägt ist. Im Zentrum dominieren einerseits die französischen Kolonialbauten wie die Oper, das ehemalige Hotel de Ville und eine ganze Reihe von Hotels aus der Kolonialzeit (auch das Grand Hotel, in dem wir untergebracht sind, stammt aus dieser Zeit). In anderen Bezirken der Stadt fallen alte, ziemlich heruntergekommene Betonbauten aus. Das sind die Wohn- und Verwaltungsbauten, die die Amerikaner hinterlassen haben. Der Großteil der Bebauung besteht natürlich aus den typischen asiatischen Stadthäusern. Schmale, mehrere Stockwerke hohe Häuser. Stets mit einem Geschäft oder einer Werkstätte im Erdgeschoss, darüber ein oder mehrere Wohnetagen.
Saigon und der Fluss vom Hotel aus
Im Unterschied zu anderen Städten, die wir auf der Reise gesehen haben, werden die Läden jedoch von neuen Neo- oder ähnlichen Reklamen dominiert. Auch moderne Geschäfte wie ein Shiseido Beauty Salon oder einige Autohäuser sind zu finden.
Der Verkehr wird einigermaßen durch Einbahnstraßen und Ampeln unter Kontrolle gehalten. Zwar gibt es hier deutlich mehr Autos als in Nord- und Zentralvietnam. Aber der Verkehr wird immer noch dominiert von unzähligen Mopeds. Dies wird insbesondere bei der beginnenden Rush-hour am morgigen Montag klar, wenn an manchen Kreuzungen die Seitenstraßen hundert und mehr Meter voll sind mit Mopeds.
Rush Hour
Unser Hotel für die nächsten drei Nächste ist das Grand Hotel, eines der restaurierten Kolonialhotels in der Nähe des Flusses. Gleich gegenüber steht ein neues Renaissance, die Straße hinunter findet man das Majestic. Unser Hotel macht dieses Mal wieder einen ganz brauchbaren Eindruck, auch wenn „Grand Hotel“ nun doch etwas übertrieben erscheint. Die Renovierung muss wohl auch schon eine Weile her sein und so findet man zahlreiche Abnutzungserscheinungen, die nicht ausgebessert werden, was ein richtig gutes Hotel ausmacht.
Nach einer kurzen Erfrischungspause geht es auch schon los zur Stadtrundfahrt, die uns zunächst ins chinesische Viertel führt. Unsere Reiseleiterin weist uns darauf hin, dass die Aussage, in diesem Viertel lebten Chinesen eigentlich falsch sei. Man müsse vielmehr von Vietnamesen chinesischer Abstammung sprechen.
Erster Besichtigungspunkt ist der Chua Thien Hau, eine zu Beginn des 19. Jh. von chinesischen Einwanderern aus Kanton errichtete Pagode. Wir betreten die Pagode durch einen Seiteneingang und sind so überrascht, als wir plötzlich inmitten einer wuselnden Menschenmenge stehen. Tatsächlich findet heute hier ein Fest statt und so sind zahllose Chinesen (oder Vietnamesen chinesischer Abstammung) damit beschäftigt, ganze Bündel Räucherstäbchen abzubrennen. Die wenigsten finden dabei die Zeit, längere Zeit vor einem der Götterbilder oder Altäre zu verweilen. Meist hetzen die Menschen von Standort zu Standort, nur um dort jeweils ein paar Sekunden lang hektisch die Räucherstäbchenbündel auf und ab zu schwenken. Andere sind nur hergekommen, um die Räucherstäbchen anzuzünden oder Opfergaben zu präsentieren. Diese werden dann mit dem Moped auf dem schnellsten Wege nach Hause gebracht.
Chua Thien Hau-Pagode
Zwischen den Gläubigen räumen Helfer teilweise abgebrannte Räucherstäbchen, aber insbesondere deren Verpackungen weg. Über dem ersten Innenhof hängen außerdem spiralförmige Räucherstäbchen, die einmal angezündet bis zu zehn Tage brennen können. Mit ihnen sollen Wünsche in Erfüllung gehen. In allen Teilen der Pagode hängen dichte Rauchschwaden, durch die die Menschen zum Teil nur noch undeutlich zu erkennen sind, insbesondere wenn dann noch die Sonne von oben einfällt.
Nächster Halt ist dann der Cho Binh Tay Markt, den wir alle allerdings etwas lustlos anschauen. Zu viele Märkte hat jeder in der Gruppe bereits gesehen. Nun zunächst handelt es sich hier um eine zweistöckige Markthalle um einen Innenhof. Die Rolltreppen in das Obergeschoss funktionieren wohl schon lange nicht mehr. Der erste Stock ist so angefüllt mit Kleiderständen, dass dazwischen kaum Platz zum Durchgehen bleibt (also ähnlich wie in einer typischen westlichen Modeboutique). Da diese Art von Kleidung sowieso keinen in der Gruppe interessiert, suchen wir im Erdgeschoss nach sehenswertem. Dort finden wir dann zahlreiche Stände mit Süßigkeiten und verschiedenen Nüssen in einem Bereich. Ein anderer Bereich ist den Garküchen vorbehalten, gegenüber werden in vielen kleinen Geschäften Räucherstäbchen verkauft. Und in einem anderen Bereich schließlich kann man aus verschiedensten Reissorten auswählen.
Cho Binh Tay Markt
Zurück geht es dann wieder in das Saigon der Kolonialzeit. Die Kathedrale Notre Dame, ein neoromanischer Backsteinbau stammt aus dem Jahre 1883. Ungewohnt finde ich hier die Farbe der Steine. Die hellen Backsteine passen irgendwie nicht zu dem Bild, das man normalerweise von Kirchen dieser Art hat.
Kirche Notre Dame
Da das Innere nicht viel her gibt und außerdem gerade Messe ist, mache ich ein paar Bilder von außen und gehe dann hinüber zur Hauptpost, einem Jugendstilbau von 1891. Das Innere sieht mit seiner hohen Decke, den Schaltern an beiden Seiten und den Deckenventilatoren eher wie ein Bahnhof aus. Zumindest ist das hier kein Vergleich zu den deutschen Postshops und Postfilialen. Auch passt das riesige Portrait Ho Chi Minh’s an der Stirnseite der Halle nicht so ganz zum Ambiente.
Hauptpost
Einen letzten Fotostopp machen wir dann noch vor dem ehemaligen Rathaus, dem Hôtel de Ville, das heute die Stadtverwaltung von Ho Chi Minh Stadt beherbergt.
Ehem. Hôtel de Ville
Auf dem Weg zurück zum Hotel kündigt die Reiseleiterin an, dass wir unser Abendessen in einem Lokal namens Château haben werden und wir sollten doch die Kameras mitnehmen, es würde sich lohnen.
Als wir später dann das wie üblich schmale und mehrstöckige Lokal betreten, frage ich mich, was sich hier zum fotografieren lohnen sollte. Das wird allerdings sehr schnell klar, nachdem die ersten Speisen aufgetragen werden. Ich bin ja nun normalerweise nicht derjenige, der Fotos von gedeckten Tische oder Buffets macht, aber hier lohnt es sich dann doch.
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Die Suppe wird in einer Kokosnuss serviert, was ja noch einigermaßen konventionell ist. Aber der anschließende Ananassalat kommt nicht einfach nur in einer halbierten Ananas daher. Nein, aus der halbierten Ananas, den Blättern, Ananasstücken, Chilis und einigem mehr hat der Kochkünstler einen Vogel gezaubert. Nicht nur, dass das Essen jeweils angerichtet ist, wie ein Kunstwerk, es schmeckt auch noch hervorragend. Unsere beiden Nürnberger haben noch mit den Nachwehen ihrer Magenverstimmung zu kämpfen und Johanna hat auch nicht so besonders viel Hunger. So bleibt schließlich der gefüllte Fisch für mich alleine.
Aber obwohl auch dieser Gang ein Gedicht ist, gebe ich nun auch auf. Lediglich für den Obstsalat ist noch Platz. Und der wird in einer halbierten und ausgehöhlten Frucht serviert, die als Drache gestaltet ist. Das geht bis hin zu den Zähnen des Drachen und dem Feuerstrahl dargestellt mit einer Chili.