06. Mai 2002

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Cu Chi und der Cao Dai-Tempel in 
Tay Ninh

Heute morgen geht es bereits um 7:00 Uhr los. Unser erstes Ziel ist die Gegend von Cu Chi. Während des Vietnamkrieges standen die Vietcong vor dem Problem, Material und Menschen von dem nahe der kambodschanischen Grenze verlaufenden Ho Chi Minh Pfad nach Saigon schaffen zu müssen. Normal über Land war das nicht möglich. Auch waren die Dörfer in der Nähe Saigons ständiges Kampfgebiet. Die Menschen in dieser Gegend gingen daher unter die Erde. Mit einfachsten Werkzeugen wurde ein Tunnelsystem auf mehreren Ebenen angelegt. Die Tunnel verbanden auch die unterirdisch angelegten Wohnräume, Küchen, Kommandoräume und Krankenstationen. Bis in eine Tiefe von 10 m reichte das Tunnelsystem, zum Teil direkt unter den Militärbasen der Amerikaner. Die Tunnel waren in der Regel nur 60 cm breit und 80 cm hoch.

Am Parkplatz werden wir zunächst in einen Filmvorführraum geführt. Dort ist eine Landkarte der Tunnelsysteme in der Umgebung von Saigon und ein Modell zu sehen. Ein Propagandafilm von 1967 stellt das Verteidigungssystem und die Menschen, die darin kämpften vor.

Anschließend überquere wir die Straße und dringen in ein Eukalyptuswäldchen ein. Früher war hier natürlich Dschungel. Die Aufforstung mit dem schnellwachsenden Eukalyptus ist erst ein paar Jahre alt. Lediglich die allgegenwärtigen Bombentrichter und die Schützengräben weisen auf das frühere Geschehen hin. Der Soldat, der uns führt, schiebt an einer Stelle etwas Laub zur Seite. Darunter kommt ein Holzdeckel zum Vorschein, der den Eingang zu einem Schacht darstellt. Der Deckel ist etwas kleiner als ein Regenwasserabfluss an einer deutschen Stadtstrasse. Dennoch schafft es der Soldat, innerhalb von Sekunden in dem Schacht zu verschwinden und auch noch den Deckel wieder getarnt aufzusetzen. Immerhin schafft es der Youngster unserer Gruppe, das ebenfalls nachzumachen. 

An weiteren Stationen werden Tigerfallen, ein gesprengter Panzer und eine Küche gezeigt. Dort wird auch Maniok zum Probieren angeboten. Allerdings spielt gerade mein Magen etwas verrückt, anscheinend wegen des Wassers, das ich im Bus getrunken hatte.

Zuvor wurden noch weitere einfache Fallensysteme vorgeführt, alle mit dem Grundprinzip dem Gegner Spitze Dorne mit Widerhaken in die Beine oder den Unterleib zu stoßen und zwar so, dass eine Gegenbewegung noch schwerere Verletzungen nach sich zogen. Die entsetzten Kommentare der Gruppe wies unsere Reiseleiterin mit dem Hinweis auf Napalm and Agent Orange zurück.

Schließlich der „Höhepunkt“ der Tour. Vor uns tut sich ein Einstieg auf. Allerdings touristengerecht mit Treppenstufen und auf bequeme 80x120 cm vergrößert. Es steht eine kurze Strecke von 25m oder zwei weitere Etappen bis zu 100m zur Verfügung. Trotz der Erweiterung wird mir im Schacht bereits nach den ersten Metern mulmig. Ich kann nicht einmal gebückt gehen, sondern muss mich in der Hocke bewegen. Vor und hinter mir andere der Gruppe. Nach einigen Biegungen endlich wieder die Treppe nach draußen. Noch minutenlang schnappe ich nach Luft und zittern mir die Beine. Der Muskelkater in den Oberschenkeln sollte noch zwei Tage anhalten. 

Wir besichtigen noch einige weitere Unterstände, die alle dahingehend umgebaut worden waren, als dass das Flachdach durch ein Schrägdach aus Palmen ersetzt wurde. 

Den Schießstand auf dem Gelände, auf dem Touristen für 1$/Schuss mit Originalwaffen schießen können lassen wir natürlich aus. Unsere Reiseleiterin meint auch, dass sie gegen den Schießstand sei. Beim vorerst letzten Unterstand angekommen setze ich mich erst einmal ab, um eine Befreiungshalle aufzusuchen. Zum Glück finde ich eine, die halbwegs benutzbar ist. Ebenfalls zum Glück bleibt dies ein einmaliges Ereignis, im Gegensatz zu meinem Husten. Am Souvenirstand gibt es mal wieder Schlangenschnaps zu kaufen, den wir zwar anschauen, aber weder probieren noch kaufen wollen.

Auf dem Weg nach Tay Ninh kommen wir auch an Trang Bang vorbei. In diesem Ort wurde das berühmte Foto aufgenommen, auf dem ein Mädchen mit brennendem Napalm auf der Haut aus dem Ort flüchtet.

Einige Zeit noch müssen wir uns auf einer immer schlechter werdenden Straße mit immer tieferen Schlaglöchern quälen, bis wir schließlich Tay Ninh erreichen, dem Zentrum der Cao Dai Sekte und Standort ihres größten Tempels. Das riesige Gebäude sieht aus wie eine Mischung aus barocker christlicher Kirche und chinesischem Tempel. 

Der Tempel der Cao Dai in Tay Ninh

Bei genauerem Hinsehen wird man sicher auch noch Stilelemente aus buddhistischer, konfuzianischer und daoistischer Architektur finden. Der gelb gestrichene Tempel hat tatsächlich etwa die Grundform einer christlichen Kirche. Aber etwa der mehreckige Aufbau statt der Vierungskuppel und andere Elemente machen den Unterschied deutlich. Nach dem wir uns unserer Schuhe entledigt haben, dürfen wir über einen Seiteneingang ins Innere und dort hinauf auf die Galerien entlang des Langhauses. Dabei kommen wir am Platz des Orchesters und der Sänger vorbei, die in etwa da positioniert sind, wo man sonst eine Orgel stehen hat. Der Innenraum erschlägt einem geradezu. Auch hier dominiert gelb an den Wänden. Getragen wird das Langhaus jedoch von Rundsäulen in einem rosa Grundton, um die sich über die gesamte Länge Drachen winden. Der Altarbereich ist von unserem Standort nicht genau zu erkennen. Zum einen stehen die Säulen im Weg, zum anderen verhindern Helfer der Cao Dai, dass die Besucher zu weit nach vorne auf der Galerie gehen und schließlich handelt es sich bei dem Altarbereich eher um ein in chinesischen Tempeln übliches Konglomerat von allem Möglichen.

Im Inneren des Cao Dai-Tempels

Der Boden des Tempels ist in sieben Stufen unterteilt, die jeweils anders gefliest sind. Die Anhänger verteilen sich je nach Zugehörigkeit zur Hierarchie auf sechs der sieben Stufen. Frauen immer links, Männer rechts in Richtung des Altars. Die Frauen sind durchweg weiß gekleidet mit einer weißen Kopfbedeckung. Die Männer der höheren Hierarchiestufen haben von ihrem Verantwortungsbereich m Orchester und Chor geführte monotone Weisen gesungen werden. Ein Anhänger schlägt in regelmäßigen Abständen im Altarbereich einen Gong. Die Anhänger verbeugen sich zu bestimmten Zeitpunkten ein- bis mehrere Male.

Da unsere Reiseleiterin meinte, dass in der zweiten halben Stunde die Opfergaben dargebracht werden, bleibe ich auf der Galerie, als bereits die meisten Besucher den Tempel verlassen haben. Allerdings, das einzige was sich nach etwa einer halben Stunde ändert ist, dass einige der Anhänger den Tempel verlassen und zwei der Anhänger sich zum Altarbereich begeben, um dort irgendwelche Handlungen vorzunehmen, die von meinem Standort aus nicht zu ersehen sind. Eigentlich würde ich dann noch gerne ein paar der älteren Männer in ihren bunten Gewändern fotografieren beim Verlassen des Tempels. Aber der Rest der Reisegruppe ist bereits im Bus und ich will die Geduld meiner Mitreisenden nicht überstrapazieren.

Anschließend fahren wir ins das nahe gelegene einzige Restaurant der ganzen Provinz für unsere Mittagspause. Die zieht sich länger als geplant, weil das Lokal voll ist mit Touristen. Schließlich geht es über die Schlaglochpiste zurück nach Saigon.

Das Abendessen findet wieder in einem Lokal in Saigon statt. Das Essen ist wiederum sehr gut, allerdings bleibt mir jetzt nichts Spezielles im Gedächtnis haften.

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