Padova / Padua

Montag, 15. September 2014

Über die Autobahn war Padova, oder Padua, wie es eingedeutscht heißt, schnell erreicht. Nach vorheriger Recherche steuerten wir einen Parkplatz direkt am Prato della Valle an. Ich war irritiert, weil es bei der Einfahrt kein Park-Ticket gab. Nach einigem Suchen am Kassenautomaten fand ich dann heraus, dass bei der Einfahrt das Nummernschild fotografiert wird. Dann muss man am Automaten sein Kennzeichen eingeben, bekommt das Bild gezeigt, welches man bestätigt. Am Abend nahm ich schließlich zur Kenntnis, dass man auch nach dem Bezahlvorgang kein Ausfahrtticket erhält, sondern die Ausfahrt immer noch über die Kennzeichenerkennung läuft. Ich war sehr fasziniert von der High-Tech.

Der Prato della Valle fand ich schon schwierig zu erfassen. Der riesige Platz mit den Grünflächen, dem Wassergraben und den Statuenreihen wird in gehörigem Abstand von Stadthäusern umfasst. Obwohl das gesamte Ensemble in sich ausgewogen ist, fällt es ob der schieren Größe schwer, die Komposition in seiner Gesamtheit wahrzunehmen. Letztlich bleiben Perspektiven und Ausschnitte.

Über den Platz hinweg tauchten wir hinein in die Fußgängerzone Via Roma und Via Umberto I Richtung Piazza dell’Erbe.

Am Morgen hatte ich noch gescherzt, die Läden hätten montags geschlossen, um die Kauflust unserer Mädels etwas einzudämmen. Tatsächlich hatten viele Läden zwar am Sonntag offen, aber am Montag dann geschlossen, oder machten erst am späten Nachmittag auf.

Vor dem Palazzo della Ragione fand gerade ein kleiner Markt statt. Die interessanteren Feinkostläden befanden sich aber im Innenraum „Il Salone“ des Palazzo, durch die wir eine ganze Weile streiften. Das Obergeschoss war leider wegen Bauarbeiten gesperrt.

Auf der Piazza della Frutta legten wir eine lange Kaffeepause ein. Nach dem langen Tag gestern waren alle irgendwie noch nicht richtig fit.

Am Cafè Pedrocchi vorbei spazierten wir zum Palazzo del Bò, der Teil der Universität ist. Eine Besichtigung war nur mit Führung möglich und am heutigen Montag gab es erst um 15:15 Uhr eine solche. Also weiter zum Domplatz. Der Dom war auch geschlossen und sollte erst viel später wieder öffnen. Das Baptisterium kostet Eintritt. Johanna und Annette blieben draußen, Fritz und ich gönnten uns aber das kulturelle Vergnügen und bewunderten die Fresken von Giusto De’Menabuoi aus dem 14. Jhdt.

Auch hier durfte man mal wieder nicht fotografieren. Das zog sich praktisch durch alle Innenräume der Sehenswürdigkeiten, die wir besuchten. Wieder zuhause schaute ich nach den über 20 Jahre alten Bildern meines ersten Besuchs im Veneto. Damals durfte man fast überall fotografieren. Leider haben die Bilder von damals eine recht schlechte Qualität.

Wir schlenderten, immer noch mit allgemeiner Ermattung kämpfend, weiter zur Piazza dei Signori. Während ich noch fotografierte, hatte der Rest bereits einen Tisch in einem der Restaurants auf dem Platz eingenommen. Irgendwie war heute die kulturelle Motivation eher gedämpft. Nach der langen Kaffeepause auf der Piazza della Frutta nun relativ kurz danach die längere Mittagspause. Immerhin ist es ja immer ein besonderes Vergnügen, auf Plätzen in italienischen Städten zu sitzen und das Treiben außen herum zu beobachten.

Am Nachmittag erreichten wir wieder den Palazzo Bò und kauften Karten für die Führung. Da gerade ein Kongress stattfand, waren einige Räume nicht zugänglich. Unsere Führerin (die sich erst am Ende als Deutsch gegenüber Annette outete), brachte uns durch den alten Innenhof hinauf in einen Raum, in dem auch heute noch die Prüfungen u.a. in Medizin abgenommen werden. In dem Saal findet sich auch die Vitrine mit den Schädeln von Professoren, die ihre Körper der Medizin zu Verfügung gestellt hatten.

Während vor vielen Jahren Karl, Klaus und ich die Räumlichkeiten auf eigene Faust erkunden und auch das anatomische Theater ausgiebig anschauen konnten, darf man heutzutage lediglich von unten einen kurzen Blick durch die Öffnung im Boden werfen. Durch diese wurden früher die zu sezierenden Leichen nach oben bzw. bei Gefahr der Entdeckung nach unten gefahren. Die Erfahrung, auf einer der steilen und schmalen „Sitzreihen“ zu stehen und ein Blick hinunter auf den Ort des Geschehens zu werfen, blieb uns verwehrt.

Langsam schlenderten wir zurück und nahmen eine Straße östlich zur Via Roma/Via Umberto, um zur Basilica Sant’Antonio zu kommen. Der riesige Bau mit byzantinischen/orientalischen Anklängen war das Ziel nicht nur zahlreicher Touristen, sondern auch vieler Pilger. Das Innere mit seinem Hochchor, der Capella di Sant’Antonio mit dem Sarkophag und der Reliquienkapelle war ehrfurchtgebietend oder bedrückend, je nach Standpunkt.

Befremdlich für uns aus einer distanzierten Sicht war der Kult um den Heiligen. In der Capella di Sant’Antonio beobachteten wir viele Menschen, die Hände an die Steinwand des Sarkophags gepresst und in sich versunken. In der vor Gold überquellenden Reliquienkapelle passierte Gläubige die Schreine mit den angeblichen Überresten des heiligen Antonius. Ich machte mir nicht die zweifelhafte Mühe, inmitten all des Goldes die menschlichen Überreste zu finden, wenn sie denn überhaupt zu sehen gewesen wären. Soviel Kult wurde mir echt zu viel.

Am Abend nahmen wir ein Taxi zur Osteria Il Cursore, das uns inmitten der engen Gassen südlich des Fiume Retrone bei der ganz alten und stimmungsvollen Osteria absetzte.

Zur Vorspeise probierte ich endlich mal die Bigoli mit Entensauce, die bisher auf jeder Speisekarte zu finden war. Die Ente darin kommt als Hackfleisch daher. Zum Hauptgang hatte ich mich auf Baccalà mit Polenta gefreut. Der Stockfisch kam als eine Art Brei und hatte einen extrem intensiven Geruch, na ja, eben nach Stockfisch. Das hatte ich von damals und auch von der Vorspeise im Hotel deutlich besser in Erinnerung. Ich aß einen Teil mit ziemlichen Widerwillen und gab vorzeitig auf.

Zurück im Hotel brauchte ich ein paar Grappa mehr.