Vicenza

Samstag, 13. September 2014

Am Abend vorher hatte ich gesehen, dass Carmen versucht hatte, anzurufen. Während des Frühstücks rief ich sie zurück und wir vereinbarten, dass wir uns so zwischen 10:30 Uhr und 11:00 Uhr beim Teatro Olimpico treffen wollten. Wir waren da noch davon ausgegangen, dass wir mit dem Bus in die Stadt fahren würden, wobei die Haltestelle ganz in der Nähe des Zieles wäre.

Als wir allerdings soweit abmarschbereit waren und an der Bushaltestelle standen (nicht ohne uns vorher an der Rezeption nach den Haltestellen zu erkundigen und den Busfahrplan zu fotografieren), stellten wir fest, dass wir den Bus gerade verpasst hatten und der nächste erst wieder in 45 Minuten fahren würde. Also doch ein Taxi bestellt. Der junge Fahrer brachte uns in wenigen Minuten an die Piazza XX. Settembre, was uns 10,- € kostete. Bei Busfahrkarten von 2,- € pro Person war das die klar bessere Alternative. Auf der Piazza Matteotti suchten wir erst mal die Touristeninformation auf. Die im Reiseführer beschriebene Palladio-Card gab es nicht mehr. Und die Museum-Card, die man für den Eintritt in das Teatro Olimpico braucht, gab es nur dort. Aber wenigstens nahmen wir ein paar einseitige Stadtpläne mit.

Ein Anruf bei Carmen ergab, dass die sich gerade am Stadtrand befanden und das Navi die Piazza Matteotti nicht kannte. Also dirigierte ich sie auf die Piazza XX. Settembre um.

Wir beschlossen, uns schon mal das Teatro anzuschauen, ohne auf Carmen und Hermann zu warten.

Das Teatro hatte mich schon bei meinem ersten Besuch vor vielen Jahren fasziniert und tat es auch dieses Mal wieder. Die perspektivischen Straßenfluchten als Kulisse sind ein wirklicher Geniestreich. Im Unterschied zu den meisten anderen Örtlichkeiten auf unserer Tour, durfte man hier sogar noch fotografieren.

Nach dem Besuch des Teatro rief ich wieder bei Carmen an und erwischte sie gerade beim Einparken auf dem kleinen Parkplatz gegenüber, direkt vor dem anderen Palladio-Bau an dieser Stelle, dem Palazzo Chiericati.

Gemeinsam liefen wir erst mal ein Stück den Corso Palladio entlang und bogen dann hinüber zur Piazza dei Signori ab.

Die Frauen machten es sich in einem Café am Platzrand gemütlich. Fritz, Hermann und ich streiften über den Platz und gingen dann in die Basilica Palladiana. Das Innere kann man ja nicht besichtigen. Auch leider nicht im Obergeschoß. Dort war gerade eine Fußballaustellung, die nochmal extra Eintritt gekostet hätte, Aber von der ersten umlaufenden Terrasse und dann ganz oben hatte man einen tollen Blick über die Stadt und die beiden Plätze, die Piazza dei Signori vorne und die kleine Piazza dell‘ Erbe hinten. Was für ein Ensemble! Direkt an der Basilica anschließend erhebt sich die Torre di Piazza, die im klassischen Backsteinmauerwerk aufgeführt ist. Die Loggia del Capitaniato auf der anderen Seite des Platzes zieht den Blick ebenso auf sich wie die beiden Säulen mit dem venzianischen Löwen und dem Erlöser, die man so vom Markusplatz in Venedig kennt. Bereits auf diesem relativ engen Raum erhebt sich die Frage, wie Palladio das alles schaffen konnte. Zu den zahlreichen Palästen in Vicenza, die wir noch sehen sollten, kamen die Bauten in Padova und Venedig sowie die zahlreichen Landvillen. Es wäre sicherlich interessant nachzulesen, ob Palladio so etwas hatte wie ein modernes Architekturbüro.

Irgendwie war das Wetter ideal für eine Stadtbesichtigung. Nicht zu heiß, blauer Himmel mit ein paar dekorativen Wölkchen.

Nachdem wir die Frauen wieder eingesammelt hatten marschierten wir weiter zum Dom, der allerdings geschlossen war. An keinem der Eingänge war zu erkennen, was denn die Öffnungszeiten wären. Also kehrten wir zurück auf den Corso und gingen in Richtung Porta Castello. Auf der Straße war lebhafter Fußgängerverkehr, sowohl Touristen als auch viele Einheimische.

Nach einer Umschau am Ende des Corso und dem Rest der Stadtbefestigung liefen wir wieder den Corso zurück. Ich versuchte dabei einen Überblick zu behalten über die verschiedenen Palazzi an der Straße. Allmählich stellte sich Hunger und Durst bei einem Teil der Gruppe ein. Als wir in die den Corso Antonio Fogazzaro abzweigten, strebten Fritz und Annette auf der Höhe des Tempio di San Lorenzo weiter, während der Rest der Gruppe nicht mehr wollte. Ich machte mich also auf den Weg, um Auerts wieder einzusammeln. Auf dem weiteren Weg zurück fanden wir zwar viele Cafés, aber kaum eines, das Mittagessen anbot oder genügend Platz für sechs Leute hatte.
Schließlich kamen wird doch wieder zur Basilica und fanden etwas die Straße runter ein Lokal, wofür letztlich Carmen den Ausschlag gab. Interessanterweise stellte sich das Al Paradiso als eine der Empfehlungen unseres Reiseführers heraus.

Während des Essens durchforsteten wir unsere Reiseführer nach einer Empfehlung für den Abend. Die Antica Casa della Malvasia fand sich in einer schmalen Seitenstraße zwischen Basilica und Corso, wo wir einen Tisch für den Abend reservierten. Allerdings ohne Carmen und Hermann. Die mussten ja wieder zurück an den Gardasee und hatten dort Halbpension.

Anschließend setzten wir die Palladio Werkschau in der Contrà Porti fort und warfen noch einen kurzen Blick in die Santa Corona bevor wir wieder zurück auf die Piazza Matteotti kamen.

Ich hatte eigentlich noch die Basilica auf dem Monte Bérico, die La Rotonda und die Valmarana auf dem Programm, stieß aber auf wenig Gegenliebe. Also verkürzten wir das Programm auf die Rotonda. Aber wie hinkommen? Nach einigen Diskussionen vereinbarten wir, dass Johanna und ich mit Kirschs hochfahren und Annette und Fritz ein Taxi nehmen sollten. An der Piazza gab es eine Taxistelle, aber keine Taxis. Bei der angegebenen Telefonnummer hingen wir in der Warteschleife. Also fuhren wir erst mal hoch, setzten Carmen und Johanna ab. Dann fuhren Hermann und ich wieder runter und sammelten Fritz und Annette ein. An der Rotonda gibt es keine Parkplätze, jeder parkte entlang der Straße im Halteverbot.

Alle zusammen besichtigten wir schließlich das Innere der Villa, während der Außenbereich mit dem Garten von jedem getrennt durchstreift wurde. Dann ging die Diskussion los, wie wir weitermachen wollten. Kirschs wollten langsam wieder zurück. Fritz und ich meinten, dass wir in die Stadt laufen könnten. Annette und Johanna waren davon nicht begeistert. Als wir aber herausfanden, dass das nicht so lange dauern sollte, gaben wir den angebotenen Fahrservice von Hermann auf und beschlossen zu laufen. Carmen und Hermann streiften noch durchs Gelände, während wir Gruppenfotos machten. Plötzlich rannte Hermann ziemlich aufgeregt Richtung Ausgang. Während ich noch mein Stativ zusammenpackte, sahen die anderen nach dem Rechten. Als ich auch am Ausgang ankam, waren Kirschs schon weg. Hermann hatte gerade noch rechtzeitig gesehen, dass inzwischen die Polizei eingetroffen war und fleißig Strafzettel verteilte.

Wir liefen entlang des Fußgänger- und Fahrradwegs wieder Richtung Stadt hinunter und kehrten noch zu einem Bierchen in einer kleinen Bar am Arco delle Scalette mitten im Verkehr ein. Durch verschiedenen Gässchen kamen wir zurück zur Piazza dei Signori. Inzwischen war es 18:30 Uhr und der Platz und die Straßen waren wieder gefüllt mit flanierenden Menschen, nachdem mittags so gegen 15:00 Uhr alles wie ausgestorben gewesen war.

Müde streiften wir rund um unser Lokal bis wir uns endlich kurz vor 19:00 Uhr an unseren Tisch in der schmalen Gasse setzen konnten. Nach einigem Überlegen entschied sich Johanna für Entenbrust mit Feigen und (ich dachte Rhabarber, aber entweder war meine Übersetzung falsch oder man hatte das Gericht geändert) Pfifferlingen. Ich bestellte erst mal ausgebackene Zucchiniblüten und ein Stück Rind vom Grill mit Grillgemüse. Die Hauptgänge kamen, auch mein Gemüse, nicht aber mein Fleisch. Nach Rückfrage und mehrmaligen Entschuldigungen der verschiedenen Kellner und Kellnerinnen hatte ich endlich auch meinen Hauptgang.

Obwohl wir uns in der Fußgängerzone befanden, konnte das bestellte Taxi in den Corso fahren. Und (was ich spaßeshalber bei Erwähnung der Taxinummer 19 vermutet hatte) wir hatten tatsächlich denselben Fahrer vom Morgen.

An der Bar nahmen wir noch drei Flaschen Bier mit und beendeten auf unserem Zimmer den Abend.