Schluchten - Straße der Kasbahs

Todrha-Schlucht

Freitag, 05. Oktober 2018

Kurz vor 7:00 Uhr fand sich bereits ein Teil der Gruppe auf der Dachterrasse des Hotels ein, um den Sonnenaufgang um 7:12 Uhr zu bewundern. Die ersten Japaner waren auch schon unten am Übergang zwischen Geröll und Sand unterwegs und einer stand natürlich mit rotem Hemd direkt in Fotografierrichtung.
Es dauerte nochmal 15 min länger, bis sich die Sonne schließlich über den Dünenkamm hob und da schon so viel Strahlkraft hatte, dass an weitere Fotos nicht zu denken war.
Das hatte sich doch insgesamt etwas hingezogen, was die Koordination des morgendlichen Ablaufs etwas durcheinander brachte, gerade bei Paaren, wo nur ein Teil beim Sonnenaufgang war. Johanna war auch gerade dabei, ihren Koffer vor die Tür zu stellen, als ich zurück kam.
Nach dem Frühstück fuhren wir noch ein Stück nach Süden in das kleine Dorf Khamlia. Dort besuchten wir die Gnaoua-Musiker Les Pigeons du Sable. Auch eine marokkanische Touristen-Familie war schon da. Die Musiker praktizieren eine Art Musik-Therapie, die im Zusammenhang steht mit einem islamischen Exorzismus und der Vertreibung zumindest der unfreundlichen Djinns. Bei den verschiedenen Stücken kamen zwei Sätze an Instrumenten zum Einsatz. Zu Beginn große Trommeln und eine Art Doppelschelle. Im zweiten Teil kam noch ein Saiteninstrument hinzu. Die marokkanischen Frauen tanzten recht bald auch mit. Die Frauen aus unserer Gruppe machten teilweise auf Aufforderung mit. Ich war auf die Idee gekommen, ein Teil der Musik mit meinem Handy mitzuschneiden. Das erwies sich als überflüssig, weil es die Musik auch als CD gab, die ich am Ende erwarb.
Auf der längeren Strecke zu den Oasen und Schluchten gab es eine erste Vorlesung zur Geschichte des Islam bis zum Tod Mohammeds. Und Vorlesung ist hier im sehr positiven Sinne gemeint, weil unser Reiseleiter nicht einfach Geschichtsdaten vorlas, sondern im Gegenteil Geschichte und ihre Auswirkungen bis in die heutige Zeit verständlich und greifbar machte.
Einen Zwischenstopp gab es in einer Region, in der sich in mehreren parallelen langen Reihen etwa 2 Meter hohe große Maulwurfshügel erhoben. Das Holzgestell darüber ließ an Brunnen denken. Es handelt sich aber tatsächlich um die Abraumschächte der unter der Erde verlaufenden Wasserkanäle, die das Grundwasser aus den höher liegenden Bergen zur Oase brachten. Diese Kanäle sind so groß, dass man darin stehen kann. An der Stelle, an der wir haltmachten, war eine Treppe nach unten gegraben und der Kanal ein Stück mit Kerzen ausgeleuchtet.
Oben auf dem Maulwurfshügel konnte man in der Ferne eines der Kunstwerke von Hansjörg Voth erkennen, die Himmelsleiter. Die ist inzwischen nicht mehr zugänglich, weswegen unser Reiseleiter uns Bilder der verschiedenen Landschaftskunstwerke des Künstlers auf seinem Tablet zeigte.
Bei der Durchfahrt durch eines der Dörfer in der kargen Gerölllandschaft konnte man sehr gut die Stadien der Dorfentwicklung beobachten. Auf den Schotterflächen waren, zumindest hatte es den Anschein, die Grundstücksgrenzen durch flache Gräben gekennzeichnet.
Bei manchen Grundstücken war den erst einmal die obligatorische Mauer um das Grundstück gezogen worden, bei anderen hatte man mit dem Haus angefangen.
Die Häuser haben alle Flachdächer und in der Regel zwei oder drei Stockwerke. Zuerst wird ein Gerippe betoniert, das dann mit Lehmziegeln ausgemauert und schließlich verputzt wird. Anstrich und Verzierung kommen zum Schluss. Die meisten Häuer sind in dem Ocker-braun-rot-Ton der frühere Stampflehmbauten gehalten.
Das erste Stockwerk springt bei viele Häusern ein Stück vor, dann befinden sich im Erdgeschoß Läden oder Handwerksbetriebe. Oben sieht es nach Dachterrassen aus, die von einer hohen Balustrade umgeben sind, die fast wie ein weiteres Stockwerk aussehen.
Es gibt zwar auch Häuser die vollständig kubisch sind, aber bei viele ist die Struktur dadurch aufgelockert, dass die Stockwerke nicht direkt aufeinander sitzen oder eben ein Teil des obersten Stocks weitere Räumlichkeiten sind, der Rest der Fläche aber Dachterrassen bilden.
In vielen Fällen war wohl das Erdgeschoss schon bewohnt, während der erste Stock nur aus der Betongrundstruktur bestand. Erstaunlich, wie viele Häuser in dem kleinen Ort in unterschiedlichen Bauzuständen waren. Es schien auch nicht so, als würde an den Häusern permanent gebaut werden. Möglicherweise hängt der Baufortschritt mit der Verfügbarkeit der finanziellen Mittel zusammen.
Nach dem Toilettenstopp fuhren wir schon auf der 1.000 m Hochebene zwischen Hohem Atlas und Antiatlas. Und hier wurde auch das Geheimnis um die Löcher in den Mauern gelüftet, das uns schon seit Tagen begleitete. Einer der Mitreisenden hatte wohl das richtige Stichwort "Verschalung" genannt. Stampflehmmauern wurden, ähnlich wie Betonmauern, dadurch erreichtet, dass erst eine Verschalung aus Brettern gebaut wurde. Als senkrecht zur Mauerebene verbindendes Element zwischen den Brettern dienen Balken. Die Verschalung wurde dann mit Stampflehm aufgefüllt. Nach dem Trocknen wurden die Bretter entfernt und die Balken aus der Mauer gezogen. Dadurch blieben eben die Löcher übrig.
Die nahen Gebirge machten sich auch durch Wolken bemerkbar, die rechts und links von uns über den Gebirgszügen hingen.
In Tinghir besuchten wir ein Berber-Teppichgeschäft. Nach frisch gebrühtem Tee gab es entweder mit Fleisch oder mit Gemüse gefüllte Fladenbrote. Danach begann die Teppichvorführung. Der erste, rote Teppich hätte uns ja schon gefallen, war aber als Ersatz für unseren Esszimmerteppich viel zu groß. Aber die kleine Brücke über der Tür sollte in unser Schlafzimmer passen. Johanna verhandelte erfolgreich und der Teppich wurde zu einem handlichen Rollenbündel verpackt. Auch ein paar andere der Gruppe erstanden Teppiche. Der Hinweis, dass uns der erste gefallen hatte, war ein Fehler. Vom Chef wurden wir in eine der zahlreichen Räume im Obergeschoß entführt. Natürlich kam der rote Teppich mit. Ein paar weitere wurden gezeigt, die uns aber alle nicht gefielen. Der Hinweis auf die Größe des ersten war der nächste Fehler. Der Chef bot uns an, auf Bestellung die richtige Größe zu fertigen. Unser Reiseleiter rettete uns schließlich.
Über einige Fotostopps oberhalb der Todrha-Oase fuhren wir in die gleichnamige Schlucht. Rechts und links, später nur noch einseitig setzte sich die Vegetationszone fort. Daneben die Wohnbebauung und schließlich die immer höher und steiler aufragenden Felsen. Dann hörten auch die Dörfer auf und in der Schlucht fanden neben dem Flüsschen und der Straße nur noch eine schmale Vegetationszone Platz. Dann hörte auch die auf. Inzwischen hatten wir den Bus verlassen, der in der Schlucht vorausfuhr, während sich die Gruppe zu Fuß durch die Schlucht bewegte. Irgendwie war der Großteil recht schnell unterwegs, so dass die paar Fotografen Probleme hatten, Anschluss zu halten. Zweimal begab ich mich ins Flussbett. Das Wasser war eh nicht hoch und so konnte man leicht auf eine der Kiesbänke wechseln, um eine andere Perspektive zu finden, bei der die Straße nicht so dominant war.
Eigentlich hatte unser Reiseleiter vor, einen Spaziergang durch die Oase zu machen. Der lokale Reiseführer hatte allerdings berichtet, dass die Palmenholzbrücken alle durch die Regenfälle weggeschwemmt seien.
Wir fuhren wieder aus der Schlucht und setzten unseren Weg nach Westen fort. Dabei kamen wir auch durch Tenehir, die Provinzhauptstadt und ehemalige Stadt der Fremdenlegion.
Bis zum Hotel fuhren wir auf der kargen Hochebene. Das letzte Stück zum Hotel in dem kleinen Ort Boumalne gestaltete sich noch mal schwierig, weil die Straße gerade neu gemacht wurde. Aber dann war auch das geschafft.
Das Hotel war mal in den 60ern von Architekten rund um Le Corbusier gebaut, dann vernachlässigt worden und schließlich von der Xaluca Kette übernommen und renoviert worden. Dabei war die Deko in einen schwarzafrikanischen Stil gebracht worden.

Dades-Schlucht und Straße der Kasbahs

Samstag, 06. Oktober 2018

Heute war es das erste mal am Morgen richtig bewölkt. Es nieselte sogar ein wenig. Aber der Wetterbericht für die vor uns liegende Strecke sah nicht schlecht aus. Zwar sollte es bedeckt bleiben, ab nicht regnen. Mal sehen, was die deutschen Wetter Apps für Marokko taugen.
Langsam fuhren wir aus der Ebene in die Schlucht des Dades oder besser das Tal.
Zwar hatte sich der Fluss tief in die Landschaft eingegraben, war aber viel mächtiger gewesen als die Todhra. Insofern war das Tal recht breit, die heutige Vegetationszone aber nur noch recht schmal. Da wir uns hier auf über 1.500 m Höhe befanden, gab es auch keine Palmen mehr. Diese waren ersetzt durch Silberpappeln.
Ein erster kleiner Spaziergang führte uns um eine der großen Kasbahs herum, bevor wir mit dem Bus weiter in das Tal hinein fuhren. Überall schmiegten sich recht neue Häuser an die Felshänge, viele davon kleine Hotels.
Die Seiten der Schlucht werden durch konglomerierte Ablagerungen des Flusses gebildet.
Einen weiteren Stopp legten wir bei den sog. Wollsackverwitterungen ein, die auch das Gehirn der Sahara genannt werden. Die Verwitterungsstrukturen des Gesteins lassen eben an Wollsäcke oder die Oberfläche des Gehirns denken. In Ait Oudinar stiegen wir an einem Hotel/Restaurant von unserem Bus in mehrere Kleinbusse um. Wir erwischten dabei einen Mercedes-Bus, der wohl schon ein paar Jahrzehnte auf der Achse hatte, aber uns nichtsdestotrotz zuverlässig beförderte. Da der Fluss im nächsten Abschnitt flussaufwärts eine extrem tiefe und schmale Schlucht in den Fels gegraben hatte, schraubte sich die Straße erst einmal hinauf fast auf den Kamm der Schlucht, bevor es wieder hinunter in das sich etwas erweiternde Tal ging. Wieder war Spaziergang der Straße entlang angesagt. Diese näherte sich allmählich dem Fluss und verlief dann daneben. Erst einmal sah es so aus, als wäre weiter hinten die Schlucht zu Ende und würde in einen zuführenden Hang übergehen. Dem war aber nicht so. Tatsächlich bog die eigentliche Schlucht und damit der Flusslauf scharf nach links ab in einen extrem schmalen und hohen Felsdurchbruch. Da war nur noch Platz für den ein paar Meter breiten Fluss und die Straße. Die Vegetation war auf unserer kurzen Wanderstrecke auch ziemlich spärlich geworden. Aber Bienenstöcke gab es. Die bemerkte ich auch erst, als ein Kleinbus am Straßenrand hielt und sich zwei Männer Imkerkleidung anlegten.
Hinter der Engstelle weitete sich das Tal wieder etwas. Dort nahmen uns aber unsere Kleinbusse wieder auf und wir kehrten zu dem Hotel/Restaurant zurück und machten eine frühe Mittagspause. Das Berberomelett aus der Tajin, das viele Mitreisende bestellt hatten, sah nicht nur gut aus, sondern duftete auch verführerisch. Johanna und ich hatten Brochette, Fleischspieße, bestellt. Ich konnte beobachten, wie ein weißbärtiger älterer Mann den kleinen Holzkohlegrill anfeuerte. Die Spießchen mit gut gewürztem bzw. marinierte Hühner- und Rindfleisch waren schön kurz gebraten und kamen mit aromatischem Reis und Gemüse.
Kurz nach dem Aufbruch verließen wir den Bus schon wieder zu einer kleinen Wanderung in der Nähe der Wollsack-Formationen. Wir überquerten auf einer Brücke den Dades und liefen dann oberhalb der Vegetationszone im Bereich der Wohnbebauung. Dort fanden sich kleinere Kasbahs, aber auch renovierte Stampflehmhäuser. Und an einem Hang ein Friedhof. Der war allerdings kaum als solcher zu erkennen, weswegen mich unser Reiseleiter zurückpfeifen musste, weil ich angefangen hatte, den Hang hochzusteigen, um eine bessere Position zum fotografieren der Kasbah, an der wir gerade vorbeigekommen waren, zu erreichen. Erst bei genauerem Hinsehen war zumindest ein anscheinend relativ neues Grab zu entdecken. Die alten Friedhöfe haben keine sichtbaren Stelen oder Grabumfassungen. Der aufgeschüttete Grabhügel vergeht irgendwann und dann bleiben nichts als Steine.
Auf dem Weg aus dem Dades-Tal zurück auf die Hochebene las unser Reiseleiter aus einer Beschreibung einer offensichtlich weiblichen Reisenden, die den Hochzeitsmarkt der Berber in Imilchil besucht hatte, stellte aber ein paar der romantisierenden Beschreibungen in das richtige Licht.
Im Hauptort der Rosenwasserherstellung El-Kelâa M'Gouna legten wir nur einen Toilettenstopp ein. Ein kleiner Laden neben dem Café bot alle mögliche Produkte aus Rosen an. Der Geruch war mir zu heftig. Johanna schaute sich noch ein wenig länger um, kaufte aber auch nichts.
Anschließend ging es weiter durch die etwas eintönige Landschaft Richtung Ouarzazate.
Dann hielten wir ab doch noch mal bei einer Oase bei Skoura. Ebenfalls eine Flussoase, aber in diesem Fall eine Trockenoase. D.h. die verschiedenen Pflanzen stehen weiter auseinander. Überall waren auch die Wassergräben und die Umrandungen der Felder zu sehen.
Direkt an der Straße stand aber erst einmal eine schön restaurierte und als Hotel genutzte alte Kasbah. Ein Stück hinein in die Oase stießen wir auf ein aufgelassenes Sufi-Kloster, wo aber das Grabmal des Sufi-Meisters oder Marabu, also der Marabu, erhalten ist und aus den Palmen herausragte. Nach ein paar Minuten erreichten wir das Flussbett. Auf der anderen Seite erhob sich die Kasbah Amerhidil, deren verschiedene Bauabschnitte gut zu erkennen waren. Ganz rechts der alte verlassene Teil. In der Mitte der ebenfalls als Hotel genutzte Hauptteil. Und links dann noch der neue Bauabschnitt, der aber nicht mehr so richtig im Kasbah Stil aus Stampflehm errichtet ist, sondern modern aus Beton. Auf dem letzten Stück der Fahrt erfuhren wir noch einiges zum Sufismus.
Vom Hotel in Ouarzazate war keiner begeistert. Irgendwie war alles noch etwas mehr runter gekommen. Auf dem Zimmer stellte ich fest, dass ich mein Tablet im Bus vergessen hatte. Der Bus war allerdings weg bzw. später verschlossen. Nicht, dass ich mir Sorgen um das Tablet im Bus gemacht hätte, aber ich wusste den Akkustand nicht mehr. Stellte sich aber am nächsten Morgen als unkritisch heraus.
Bezüglich des Buffets hatte uns unser Reiseleiter schon vorgewarnt. Hatte ich schon die letzten Tage nichts so richtig gefunden, weil immer dasselbe, war dasselbe an diesem Abend noch etwas weniger.
Dennoch ließ sich die Gruppe nicht die Laune verderben und einige setzten den Abend noch etwas in der Bar fort. Als ich dort mit der Club Locator App schaute, welche Rotary Clubs es denn in Marrakesch gäbe, outete sich eine unserer Mitreisenden auch als Rotarierin. Leider tagen die wenigen Clubs in Marrakesch an Tagen, die nicht in unsere Reise passten.

Reiseweg

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