Fathepur Sikri / Agra - Taj Mahal

Sonntag, 30.03.1997

Am Morgen brechen wir wieder auf. Ziel der heutigen Fahrt ist zunächst Fatehpur Sikri, dann Agra.
Unterwegs fahren wir durch ein Dorf, in dem Steinmetze Marmor und Sandstein bearbeiten. Am Ende des Dorfes halten wir. In den einzelnen Betrieben, die meist nur aus einem Sonnendach mit einer großen Drehbank darunter bestehen, werden Säulen, Vasen, Gitter, Lampen und ähnliches hergestellt.

Jaipur
Drehbank für Säulen in der Steinmetzwerkstätte
Jaipur
Lagerplatz von Kamelnomaden

Den nächsten Stopp auf freier Strecke legen wir ein, als neben der Straße auf einem Feld ein Kamellager auftaucht. Wanderarbeiter, die mit ihren Dromedaren unterwegs sind, packen gerade ihr Lager zusammen. An einem der Midway-Rasthäuser legen wir einen Toilettenstopp ein. Ich bleibe draußen, wundere mich aber, warum solange keiner aus der Gruppe wieder auftaucht. Nach einer Weile schaue ich nach und finde die gesamte Gruppe im Souvenirladen.

Fathepur_Sikri
Diwan-i-Am
Fathepur_Sikri
Grabmal des Heiligen Salim Chishti

Fatephur Sikri wurde von Akba gegründet, als ein dort ansässiger Heiliger ihm einen Sohn prophezeite. Die Stadt wurde allerdings bereits 14 Jahre nach ihrer Gründung wieder verlassen. Von der Stadt selbst sind nur noch Mauerreste übrig, nur die Stadtmauer ist noch an vielen Stellen zu sehen. Der Palast Akbas und seiner drei Frauen (eine Hindi, eine Christin aus Portugal und eine moslemische Türkin) sowie die Hofmoschee mit dem Marmorgrabmal des Heiligen sind jedoch noch sehr gut erhalten. Der lokale Reiseleiter, mit dem wir auch in Agra auskommen müssen, ist eine ziemliche Katastrophe. Nicht nur, daß sein Deutsch recht schwach ist. Was er erzählt ist wenig mehr, als in jedem Reiseführer steht. An einem der Eingangstore der Moschee hängen im Bogen große, dicke Scheiben, die ich zunächst für Pilze halte. Tatsächlich handelt es sich um Bienenstöcke, die wir auch später an verschiedenen Stellen sehen. Die Händler rund um den Palast und die Moschee sind hier recht aggressiv. Johanna und ich nehmen Marion in unsere Mitte, um sie etwas von allzu aufdringlichen Händlern abzuschirmen. Sie ist eh immer als erste von Händler umringt. Ihre weißblonden Haare sind für die Inder eine Sensation, zudem interessiert sie sich offensichtlich für alles, was ihr angeboten wird. In Anbetracht der Tatsache, daß es für sie die erste Flugreise überhaupt ist, schlägt sie sich recht wacker. Ihre Familie hat sie in ihrer Heimat im Erzgebirge zurückgelassen, da ihr Mann nicht fliegen will.


In Agra beziehen wir das dortige Sheraton. Da die Zimmer noch nicht fertig sind, überfallen wir mit unserem ganzen Handgepäck den Coffeeshop und bestellen nur Getränke, da uns zuwenig Zeit mit zur Abfahrt am Nachmittag bleibt. Als wir nach 15 Minuten noch immer nichts bekommen haben, frage ich den Kellner, ob wir die Bestellung heute noch erhalten können. Plötzlich geht es ziemlich schnell.

Agra
Taj Mahal

Nachmittags fahren wir dann zum Taj Mahal, das nicht weit vom Hotel entfernt liegt. Immer wieder sind am Straßenrand große Werbeplakate zu sehen, die auf einem grünen Streifen am linken Rand für "Green Agra - Clean Agra" werben. Auch Taxis werben für ihre Stadt. Trotz der vollmundigen Botschaft ist Agra nur unwesentlich sauberer, als die anderen Städte. Immerhin hat man alle Industriebetriebe im Umkreis von 50km um Agra umgesiedelt. Gerade rechtzeitig war man auf die beginnenden Schäden am Marmor des Taj Mahal aufmerksam geworden. Die Regelung, daß Busse nur bis etwa 1km an das Taj Mahal heranfahren dürfen, ist allerdings eher komisch. Von dem Busparkplatz aus werden die Besucher mit Elektrobussen weitergefahren. Nach dem Eingangstor reiht man sich zunächst in eine lange Schlange ein. Kurz vor dem eigentlichen Eingang werden alle Taschen kontrolliert. Videokameras dürfen gegen Gebühr nur vom Eingang aus benutzt werden. Anschließend muß man sie einschließen.

Agra
Taj Mahal (Grabmal für Mumtaz Mahal) mit einem Blumenbeet im Vordergrund
Agra
Mehman Khana (Gästehaus)

Das langgezogene Wasserbecken, das sich zum Taj Mahal hinzieht, und der Grünstreifen außen herum sind eigentlich gesperrt, kann aber gegen entsprechendes Bakschisch betreten werden. Daher dauert es recht lange, bis man ein einigermaßen freies Schußfeld hat. Händler scheinen auf dem Gelände verboten zu sein. So versuchen einige Clevere damit Geld zu verdienen, daß sie den Touristen die angeblich besten Stellen zum Fotografieren zeigen. Mit dem Wetter haben wir Glück: am Tag vorher hat es angeblich geregnet und am nächsten Tag hat das Taj Mahal "Ruhetag". Nach einem ausgedehnten Rundgang durch den Garten, die Moschee und das Taj Mahal selbst, machen wir es uns auf dem Rasen bequem und beobachten Streifenhörnchen und diverse Vögel. Mit dem Sonnenuntergang wird es allerdings nichts, da die Sonne, wie von mir zuvor schon befürchtet, hinter einer Dunstschicht verschwindet. So beschließt die Gruppe gegen 18:30 den Aufbruch. Am Ende gelingt mir wenigstens noch ein Foto mit einem der Türmchen der umgebenden Anlage vor rotem Himmel.

Agra
Kleines Türmchen im Abendrot

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Agra

Montag, 31.03.1997

Am Morgen fahren wir zum Roten Fort von Agra. Wir sind völlig erstaunt, daß uns keine Händler überfallen.

Agra
Rotes Fort - Burggraben und Außenmauer
Agra
Rotes Fort - Eingangstor zum inneren Bereich

Agra
Verkaufsstand für frischen Zuckerrohrsaft
Agra
Verkaufsstand mit Zitrusfrüchten

Nach der Besichtigung fahren wir einen Betrieb an, der Marmorintarsienarbeiten (pietra dura) macht. Zunächst sehen wir eine kleine Demonstration der Herstellung. Zwei Männer kauern am Boden und schleifen die Einlegesteine. Hierzu verwenden sie mit Bogen angetriebene, senkrecht stehende Scheiben und ein Läppmittel. Die Herstellung einer einzigen Blüte aus verschiedenen Steinchen dauert etwa einen Tag. Der Marmor, in den die Steine eingelegt werden sollen, wird zunächst eingefärbt, um die aufgezeichneten Muster besser zu erkennen. Danach wird der Marmor ca. 1,5mm tief in der Form des Musters ausgekratzt. In diese Vertiefung werden dann die Einlegesteine mittels eines Spezialklebers („Familiengeheimnis“) eingeklebt. Dabei wird der Kleber mit glühender Holzkohle verflüssigt, damit er besser in die Spalten fließt. Zuletzt wird die Oberfläche nochmals poliert. Dadurch wird einerseits die Farbe entfernt und andererseits zu hohe Einlegesteinchen abgetragen. Im Verkaufsraum erwartet uns ein unglaublicher Farbenrausch. Tischplatten in allen Größen bei unterschiedlichem Detaillierungsgrad der Einlegearbeiten, dazu Teller, Dosen, Untersetzer und vieles mehr. Noch beim Zuhören der weiteren Erklärungen verlieben wir uns in eine kleine sechseckige Tischplatte. Keine der anderen Platten, die uns der Verkäufer später zeigt, hat eine solche ausgewogene Komposition der Farben und Formen. Allerdings durchzieht ein gelblicher Streifen den Marmor. Der Händler erklärt uns jedoch, daß er die Platte neu machen könne, gleiches Muster, gleiche Farben, aber reinweißer Marmor. Er gibt uns noch drei Untersetzer und drei Elefanten dazu. Wir nehmen noch drei weitere Untersetzer und zwei Untersetzersets für unsere Mütter. Die Tischplatte bekommen wir zugeschickt, der Rest erhöht das Gewicht unseres Gepäcks um ein paar weitere Kilo.
Im Anschluß kommt wieder der obligatorische Gang durch den Bazar, der hier aber einen deutlich aufgeräumteren Eindruck macht. Es ist zwar immer wieder ähnlich, dennoch entdeckt man stets neue Aspekte. Durch eine Unterführung unter Bahngleisen braust der Verkehr, doch am Straßenrand führt ein „Zahnarzt“ seine Behandlung durch.

Auf dem Rückweg zum Hotel halten wir nochmals bei einem halbstaatlichen Kaufhaus, wo wir ein Silberarmband mit hellen Topases für ca. 250,- DM erstehen.


Agra
Grab Akbars - Eingang zum Komplex des Grabmals mit einem Affen im Vordergrund
Agra
Grab Akbars - Eingang zum Komplex des Grabmals

Am Nachmittag unternehmen wir noch einen kleinen Ausflug zum Mausoleum Akbars, das etwas außerhalb von Agra liegt. Mindestens ebenso interessant wie das Bauwerk sind die dort umhertobenden Affen.


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