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Statistik

Offizielle Wegstrecke: 15 km

Gemessene Wegstrecke: 18,6 km

Gesamtzeit: 04:57

Zeit in Bewegung: 03:59

Mittlere Gesamtgeschw.: 3,759 km/h

Mittlere Geschw. in Bewegung: 4,666 km/h

Der Ab- und Aufstieg zum Wildsee (2 x 0,8 km)liegt nicht auf der offiziellen Route

Freitag, 15.10.2010 - Etappe 3

Eisige Winde, wilde Seen, überraschende Telefonate und gewöhnungsbedürftige Busfahrer

Hermann eröffnete mir beim Frühstück, dass seine Zerrung eher noch schlimmer geworden sei und er deshalb einen Ruhetag einlegen würde. Also machte ich mich alleine auf die dritte Etappe des Seensteigs. Der Bus, der mit etwas Verspätung eintraf, war recht gut gefüllt, auch eben mit Wanderern. Einige Reihen hinter mir unterhielten sich zwei etwas ältere Frauen ständig mit Bezug auf Tonbach. Irgendwie hatte ich so eine Ahnung, dass die beiden möglicherweise im falschen Bus gelandet waren. Tatsächlich kamen die beiden in Mitteltal nach vorne zum Busfahrer und erfuhren dort auf Anfrage, dass sie im falschen Bus gelandet waren. Entsetzten, Panik, Streit waren die Folge. Anscheinend waren die beiden in Tonbach verabredet und befürchteten nun, dass die anderen nicht warten würden. Die Frage an den Busfahrer nach einer Rückfahrmöglichkeit wurde mit einem „in einer Stunde“ beantwortet. Schließlich stiegen sie dann an einer Haltestelle aus. Vielleicht hätte man den beiden mal die Themen Telefon und Taxi erläutern sollen.

Etappe 3


Oben an der Haltestelle bei Schliffkopf-Hotel angekommen, beschloss ich zunächst einmal, meine Jacke komplett zu schließen und auch die Mütze aus dem Rucksack zu holen.

Schliffkopf Auf dem Schliffkopf
Auf dem Schliffkopf selbst pfiff der Wind noch eisiger und begleitete mich ein ganzes Stück bis ich schließlich östlich der B500 etwas den Hang hinunter gelaufen war. Zwischenzeitlich hatte ich mir schon überlegt, am Abend bei dem Sportgeschäft in der Nähe des Hotels vorbei zu schauen und Mütze und Handschuhe zu kaufen.
Was allerdings auch noch im Zusammenhang mit dem ersten Stück des Weges erwähnt werden muss, sind die sogenannten Grindeflächen. Früher waren Flächen hier oben abgeholzt worden, um Weideflächen zu schaffen. Mit dem Rückgang der Weidewirtschaft bewaldeten sich die Flächen wieder. In der Neuzeit hatte man dann begonnen, diese wieder abzuholzen, um den ursprünglichen Charakter wieder herzustellen.
Geißkopf Beim Kleinen Geißkopf
Im Ergebnis lief ich über Flächen mit relativ hohem, breitblättrigem Gras, das unten noch grün, nach oben hin sich aber gelb bis rot verfärbt hatte. Dazwischen lagen und standen immer wieder weiß-graue Gerippe von abgestorbenen Bäumen, bzw. deren Reste. An verschiedenen Stellen wuchs ganz unten dann noch Erika. Das ergab selbst an dem stark bewölkten Tag einen unglaublich intensiven Farbkontrast.

Der Weg führte mich dann an dem Osthang auf den leider üblichen Schotterwegen zwischen den Nadelwäldern leicht nach unten an einem Skihang vorbei bis zur Melkenteichhütte mit eben einem kleinen Teich daneben.

Melkenteich Melkenteich
Dann war allerdings Abwechslung angesagt. Der Seensteig verließ nun die Schotterwege und führte über einen der zahlreichen Hänge nach oben, die hauptsächlich von ca. 1,20 m hohen Nadelbäumen, Farnen, Erika und Gras bewachsen sind. Gedankenverloren den Pfad entlang wandernd wurde ich richtig überrascht, als vor mir plötzlich ein wanderndes Ehepaar auftauchte. In den abgelegeneren Teilen der Wanderroute begegnete ich über lange Zeiträume keinem Menschen. Der Pfad über den aufwachsenden Hang ging dann direkt in einen schmalen, leicht begehbaren Pfad unter hohen Nadelbäumen über. Das war eine der wenigen Gelegenheiten bisher, wo ich wirklich das Gefühl hatte, IM Wald zu laufen. Die Schotterwege sind zwar links und rechts von Wald umgeben, aber aufgrund der Struktur des Nadelwaldes fühlt man sich irgendwie dazwischen, statt mittendrin. Das ist in der heimischen Pfalz anders. Dort läuft man normalerweise unter einem Blätterdach, das den Weg überspannt. Irgendwie gibt das ein anderes Gefühl von Wald.
Jedenfalls endete dieser Teil des Weges recht überraschend mit dem Anblick einer Freifläche und technischem Gerät. Der Weg führte tatsächlich direkt über die Auslaufzone der Ruhestein-Skisprunganlagen.
Am Naturschutzzentrum Ruhestein hielt ich mich nicht lange auf, nur um die Raben-Skulpturen zu fotografieren.
Ruhestein Sprungschanze Ruhestein Sprungschanze
Schlaue Biester "Schlaue Biester" von Mathias Schweikle

Dann ging es in Serpentinen die Skipiste hinauf. Oben taucht man in den ältesten Bannwald Baden-Württembergs ein, ein Waldstück, das menschlicher Manipulation entzogen ist und somit einmal wieder wirklicher Ur-Wald werden soll.
Kurz vor dem Eutinggrab kann man von oben den Wildsee in der Tiefe schwarz schimmern sehen. Nachdem wir schon gestern um unseren See gekommen waren, war klar, dass ich den Abstecher hinunter machen würde. Die verschiedenen Tafeln mit "0,8 km", "unbefestigter Weg", "nur mit entsprechender Ausrüstung", "Trittsicherheit" etc. schreckten mich nicht ab. Und tatsächlich erwies sich der Weg nach unten eher als willkommene Abwechslung zum Schotter-Einerlei, als dass er wirklich schwierig gewesen wäre. Da hatte ich am Achensee schon andere Passagen. Jedenfalls war ich die vielleicht 60 Höhenmeter in 15 Minuten hinunter gerannt und stand dann an einem stillen See mit unglaublich seltsamen Farben in verschiedenen Rostrottönen, die vom Seeboden nach oben zu schimmern schienen. Das Spiegelbild der Nadelbäume hatte eher eine Indian Summer Färbung.
Wildsee
Wildsee
Wildsee
Wildsee

Wildsee

Aber auch hier konnte ich mich nicht allzulange aufhalten und machte mich wieder an den Aufstieg. Unterwegs begegnete ich einem Ehepaar, mit dem ich mich ein paar Minuten unterhielt. Letztlich war ich dann in 20 Minuten wieder oben.
Die zu meiner Überraschung bewirtschaftete Darmstädter Hütte ließ ich liegen und fand mich kurze Zeit später auf einem Weg am Westhang des Berges mit Blick auf Hinterseebach, einen lärmenden Steinbruch und die Hornisgrinde. Die Wolken hingen teilweise, wie der Nebel gestern, unten im Tal, während auf der Höhe des Weges die Luft recht klar war. Erst oberhalb gab es dann wieder eine geschlossene Wolkendecke. Kurz bevor ich die Skipiste und das angestrebte Gasthaus Seibelseckle erreichte, spürte ich mein Telefon vibrieren. Johanna teilte mir mit, dass mein Kollege Fritz mich unbedingt sprechen müsse, weil ich nächsten Mittwoch nach Brüssel mit solle. Na ja, die Hoffnung auf einer Wandertour im Schwarzwald nahe der Hornisgrinde in einem Funkloch zu sein, ist nicht wirklich realistisch. Nachdem wir irgendwie die Telefonnummern ausgetauscht hatten, konnte mich Fritz anrufen, während ich vor dem Gasthaus noch überlegte, einzukehren oder nicht.
Nachdem Brüssel geklärt war, schaute ich mir nochmals die Verbindungen zurück nach Baiersbronn an. Einkehren hätte eine gut 1,5 Stunden spätere Rückkehr bedeutet. Also musste ich mich entscheiden zwischen Vesper und Sauna. Schließlich entschied ich mich doch für die Option einer früheren Rückkehr und lief die verbleibenden 1,5 km bis zum Mummelsee durch.
Mummelsee
Mummelsee

Im Vergleich zum Wildsee fand ich den Tourismus-Brennpunkt Mummelsee dann schon wieder langweilig, See halt.
Interessant wären eigentlich die verschiedenen Kunstwerke gewesen, die in die Natur um den See eingefügt sind, aber ich wollte ja meinen Bus erwischen. Also gönnte ich mir statt Kunst noch eine Bratwurst in dem Souvenirladen/Imbiss unter dem Hotel und suchte die Bushaltestelle.
Dort stand der Bus schon bereit. Allerdings verschlossen und vom Fahrer keine Spur. Zur Abfahrtszeit waren zwar jede Menge Fahrgäste da, der Fahrer kam aber locker 5 Minuten nach der vorgesehenen Abfahrtszeit, schloss seinen Bus auf, verstaute seine Brötchen und wollte schließlich noch seinen Fahrkartenautomaten in Gang bringen, was ihm trotz Eingabe irgendeines Codes nicht gelang.
Er fuhr also erst mal los und hämmerte dann parallel auf der Tastatur des Gerätes herum, das wohl einer Studienarbeit von Konrad Zuse entstammen musste. Jedenfalls sah es recht alt aus.
Das war es aber nicht, was selbst mich nervös machte. Die B500 ist nicht umsonst als eine sehr schöne, aber auch extrem gefährliche Strecke bekannt. Wenn dann noch die Wolken auf Straßenniveau hängen, sollte man eigentlich etwas aufpassen. Das tat der schon ältere Fahrer aber nur teilweise. Nicht nur der Fahrkartenautomat, sondern auch das Radio und der Videorekorder beschäftigten ihn weit mehr, als die Straße. Mehrmals befand sich der Bus deutlich über dem Mittelstreifen. Ich war ganz froh, als ich dann in Sand auf einem Parkplatz den Bus wechseln konnte.
Den Fahrer fragte ich, ob er nach Raumünzach fahren würde, was er irgendwie indirekt bestätigte. Jedenfalls drückte ich den Halteknopf, sobald aus der Ansage Raumünzach zu hören war. Das veranlasste den Fahrer allerdings nicht zu halten, was mich doch etwas irritierte. Auch an einer oder zwei weiteren Haltestellen fuhren wir vorbei, bis wir schließlich am „Bahnhof“ anhielten.
Dort gab es nur einen Parkplatz und den Bahnsteig für die Karlsruher S-Bahn, die 10 Minuten später eintraf und mich zurück nach Baiersbronn brachte.
Ich hatte dann noch fast eine Stunde, um Dampfbad, Schwimmbad und Wärmekabine zu genießen, bevor ich mich mit Hermann zum Abendessen traf. Am Morgen hatte ich mich für Linsensuppe, Wildgulasch und Käse zum Abendessen entschieden, was sich als keine schlechte Wahl herausstellte.
Und für den nächsten Tag sahen alle Wetterberichte Regen voraus.

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