Samstag, 16.10.2010 - Etappe 4
Schneegestöber auf der Hornisgrinde – Der lange Marsch im Regen nach
Schönmünzach – Und wieder kein See
Und der Regen kam dann auch, wie angekündigt, in der Nacht. Allerdings
hielt er sich unten in Baiersbronn durchaus noch in Grenzen.
Nach dem Frühstück gingen Hermann und ich erst mal in die nahegelegene Metzgerei,
wo ich in bat, Maultaschen, Schwarzwälder Speck, Schinken und Honigsalami
einzukaufen. Angesichts der Temperaturen erschien es uns möglich die Wurst,
wenn vakuumiert, in meinem Kofferraum bis zur Heimkehr am Sonntag zu lagern.
Dann machte ich mich auf zur Bushaltestelle. Mit dem ersten Bus ging es
erst mal bis Freudenstadt und dann mit dem nächsten weiter zum Mummelsee.
Die Anfahrt dauerte fast 1,5 Stunden. Die Hoffnung, dass der Mummelsee bereits
über den Wolken läge und es deshalb dort vielleicht trocken wäre, zerschlug
sich allerdings. Das gesamte Gebiet lag in dichtem Wolken oder Nebel und
es regnete deutlich stärker als in Baiersbronn. Die paar anderen Ausflügler
im Bus zerstreuten sich schnell und die „normalen“ Touristen, die mit anderen
Verkehrsmittel oder Ausflugsbussen hierhergekommen waren, irrten mit ihren
Regenschirmen etwas verloren zwischen den noch geschlossenen Geschäften
umher. Ich packte mich erst mal für den Regen entsprechend ein und marschierte
dann los. Leider dachte ich, dass mein Rucksack ziemlich regendicht wäre.
Im Laufe des Tages stellte sich heraus, dass er das nicht ist und auch die
Kameratasche langsam innen feucht wurde. Erst abends im Hotel fand ich das
Regencape für den Rucksack in eine seiner Taschen.
Schneetreiben auf der Hornisgrinde
Erstes Ziel der für 22 km angesetzten Strecke war die Hornisgrinde, die
nochmal etwa 140 m höher als der Mummelsee liegt. Auf dem Weg nach oben
ging dann der Regen allmählich in Schneeregen über. Am Hornisgrindeturm
machte ich dann erst mal Halt und zog die Hose meines Golf-Regenanzugs über.
Damit war ich dann endgültig für den Rest des Tages regensicher.
Auf dem weiteren Weg hinauf zum Bismarkturm wurde aus dem Schneeregen halbwegs
Schnee. Der Bismarkturm war dann auch wohl der erste besteigbare Turm in
meinem Leben, auf den ich nicht hinaufkletterte. Die Sicht war so schlecht,
dass man oben wohl nur noch etwas mehr in den Wolken gestanden hätte.
Der anschließende Bohlenweg wäre eigentlich auch sehr interessant gewesen.
Wie der Name Hornisgrinde ja schon andeutet, gibt es hier oben eben auch
eine Grindefläche, die allerdings hier fast Sumpfcharakter hat. Darüber
führt nun ein Bohlenweg mit allerlei Erklärungstafeln. Auf dem Bohlenweg
lagen etwa 3 cm Schneematsch und die Lücken zwischen den Bohlen machten
den Gebrauch der Wanderstöcke auch nicht einfach. Kurz nach dem Bohlenweg
zweigte der Seensteig dann ab und führte über Pfade in die Tiefe Richtung
Seibelseckle. Je tiefer ich kam, desto mehr ging der Schnee in Schneeregen
und dann Regen über. Die „Gefahrensituation“ des Weges änderte sich daher
von Schneematsch auf den Steinen zu fließenden Gewässern auf dem Weg.
Unten auf dem Seibleseckle lief mir die Familie aus dem Bus über den Weg,
die wohl doch nicht Richtung Schliffkopf gelaufen waren.
Mein Weg führte nun stetig nach unten, wobei auffiel, dass der Anteil an
Laubbäumen und damit Laub auf dem Weg deutlich höher war, als bei den Abschnitten
die letzten Tage.
Brücke über den Langenbach
Schließlich kam ich am Hinteren Langenbach mit dem Wildgehege an und orientierte
mich, wo denn der Weg weiterginge. Der Bewohner des letzten Hauses im Tal,
der kurz vorher etwas von der Brücke aus in Augenschein genommen hatte,
erkundigte sich, ob ich gefunden hätte, was ich gesucht habe. Er erklärte
mir dann nochmal den weiteren Weg. Kurze Zeit später stand ich dann an einem
Schilderbaum mit dem eindeutigen Hinweis, dass der eigentliche Weg des Seensteigs
hinauf in den Schifferwald und den Seenwald zum Blindsee und Schurmsee wegen
„umfangreicher Waldarbeiten“ gesperrt sei und deshalb der Seensteig umgeleitet
würde durch das Langenbachtal, dann entlang der Schönmünz nach Schönmunzach.
Der Weg verkürzte sich damit um ca. 4 km. Allerdings natürlich nur mit Bach
und mal wieder ohne See.
Die nächsten 10,5 km zogen sich nun völlig eben an den erwähnten Bächen
entlang. Das Ganze zog sich ewig hin und wegen des immer noch anhaltenden
Nieselregens war die Motivation, sich irgendwo hinzusetzen oder die Kamera
auszupacken, ziemlich begrenzt. Ein- oder zweimal tat ich es dann doch,
das war aber die einzige Abwechslung.
Bemerkenswert vielleicht noch die Situation am Anfang des Weges entlang
der Schönmünz, als ich mich über die Schrebergartenkolonie am Bach wunderte.
Bis ich bemerkte, dass unter den Dächern oder Holzhütten Teile von Wohnwagen
hervor schauten. Hier gab es wohl eine Kolonie Dauercamper. Wie gesagt,
der Wohnwagen war in einigen Fällen nur bei genauerem Hinsehen zu erkennen.
Irgendwie ist das eine Kultur, die ich nicht verstehe. Aber wem’s gefällt.
4 km vor dem Bahnhof Schönmünzach setzte dann noch Teerstraße ein, weil
von dort wohl die Holztransporte weggingen. Das Laufen wurde damit nochmal
eine Stufe beschwerlicher. Glücklicherweise gab es dann noch eine 500 m
lange Strecke, den Flösserpfad, mit natürlichem Boden, wo meine schmerzenden
Schienbeine sofort Erholung verspürten. Der Weg zog sich schließlich nach
Schönmünzach hinein auf der Straße, bis ich dann endlich den Bahnhof erreicht
hatte. Es war gerade mal 14:50 Uhr. Nach meinem Kenntnisstand sollte die
nächste S-Bahn aus Karlsruhe hier 15:30 Uhr durchkommen. Das Pils-Pub am
Bahnhof sah mir auch nicht vertrauenserweckend aus und die Speisekarte ließ
auf Tiefkühlkost und Mikrowelle schließen.
Also richtete ich mich auf 45 Minuten herumsitzen am Bahnsteig ein. Dabei
stellte ich nicht nur fest, dass mein Rucksack keineswegs regendicht ist.
Ein Blick auf den Fahrplan zeigte nämlich auch, dass es um 15:10 Uhr einen
Eilzug gab, der auch in Baiersbronn halten sollte. Insofern wurde die Wartezeit
auf 15 min verkürzt und gegen 15:30 Uhr war ich am Bahnhof in Baiersbronn.
Unterwegs hatte ich irgendwie Hungergefühle entwickelt. Beim Überqueren
der Gleise fiel mir ein Bäckereicafé auf, das offensichtlich auch am Samstagnachmittag
geöffnet hatte.
Die Theke saß ziemlich geleert aus (vom Kuchen abgesehen) und ich hatte
mich fast schon für ein Brezel entschieden, als mit der Zwiebelkuchen auffiel.
Als blieb ich doch im Café und bestellte Kaffee und Zwiebelkuchen.
Zurück im Hotel drehte ich erst mal die Heizung im Bad auf Maximum und hing
meine diversen nass gewordenen Teile auf die Heizung oder ins unmittelbare
Umfeld. Glücklicherweise hatten weder die Kamera noch das Handy Schaden
genommen.
Mich selbst wärmte ich dann im Dampfbad und in der Wärmekabine auf, bevor
ich Hermann beim Essen traf.
Der hatte bei seinen Erkundigungen am heutigen Tag bereits die Satteleihütte,
die vom Hotel Bareiss bewirtschaftet wird, erkundet und berichtete, dass
der Weg von Baiersbronn recht kurz sei. Somit konnten wir hochrechnen, wann
wir uns denn am morgigen Sonntag dort treffen würden.
Diese Diskussion führten wir bei Rinderkraftbrühe mit Markklößchen, geschmortem
Schweinenacken mit Rahmwirsing und Bratkartoffeln sowie Käse, bzw. Eis und
Käse für Hermann.
Nach meinem Bier war ich auf Spätburgunder umgestiegen und als mir nach
einem Stück Käse war, sprach ich die Bedienung darauf an. Völlig ohne Probleme
bekam ich kurze Zeit später ein Tellerchen mit dem gewünschten Camembert.
Was für ein Service!
Apropos Service. Einen Punkt, über den Hermann und ich uns unterhielten,
war das Verhalten der Busfahrer. Löblicherweise kommt man ja mit öffentlichen
Verkehrsmitteln im Schwarzwald überall und mit der Konus-Gästekarte auch
kostenlos hin.
Was aber negativ auffiel, war das Verhalten einiger der Busfahrer. Während
einige nett, kommunikativ und zu Scherzen aufgelegt waren, war an anderen
(der Mehrzahl?) der Servicegedanke irgendwie vorbei gegangen. Wenn ich in
den Bus steige, meine Karte vorzeige und den Busfahrer selbstverständliche
begrüße, erwarte ich als Gast der Region, der auch die Arbeitsplätze der
Busfahrer sichert, zumindest eine Reaktion. Ein mürrisches Wegschauen empfinde
ich nicht gerade als einladend. Schlimmer noch, wenn Busfahrer auf die Fragen
ortsunkundiger Gäste nicht oder nur unzureichend antworten. Gerade aus den
USA zurück, wo sogar wildfremde und unbeteiligte Menschen einem Hilfe anbieten,
wenn man auch nur den Anschein zeigt, gerade nicht weiter zu wissen, fällt
ein solches Verhalten umso negativer auf. Und das in einer Region, die massiv
vom Tourismus lebt.
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