02. Juni 2012 - Anreise

Das Frühstück beschränkte sich auf Kaffee und Saft, nachdem wir am Vortag nicht zum Einkaufen gekommen waren, was am Abend auch noch einen Anruf bei der Pizzeria im Nachbarort bedingt hatte. Eigentlich wollten wir noch bei unserem Reisebüro in Forst vorbei, da dort auch unsere Unterlagen für den nächsten Urlaub im Juli eingetroffen waren. Schließlich entschlossen wir uns gegen 09:30 Uhr etwas früher aufzubrechen, um am Flughafen in der Lounge etwas zu essen. Das Reisebüro hatte trotzdem schon offen, die Unterlagen ließ ich aber doch in sicherer Verwahrung dort.

Eine Woche zuvor war mir noch eingefallen, dass wir einen Parkplatz brauchen, was aber ebenfalls durch eine Buchung bei Platzhirsch ein paar Tage vor der Abreise schnell erledigt war. In ebenso gewohnter Manier setzte ich Johanna mit Gepäck am Terminal ab und brachte den Wagen zum Parkhaus.

Es war wohl immer noch Ferienzeit, der Flughafen dicke voll. Zum Glück, bzw. dank Lufthansa-Status kamen wir an den Schlangen recht schnell vorbei und machten es uns erst mal in der Senator-Lounge gemütlich. Die ist zwar neu, geräumig und recht ansprechend. Aber bezüglich Essen hatte ich irgendwie seit dem gestrigen Abend kein Glück: Geflügelsandwich, Puten-Wiener, Hähnchen-Geschnetzeltes (der Linseneintopf als einzige Nicht-Geflügel-Alternative war auch kein kulinarisches Highlight). Als es dann im Flugzeug später noch irgendein Hähnchenbrust-Zeug gab, dachte ich schon, mir wachsen jetzt gleich Federn.

Annette und Fritz trafen wir kurze Zeit später am Gate.

Der Flieger war komplett voll und der türkische Passagier auf dem Mittelsitz meiner Reihe brauchte schon etwas mehr als den eigentlich zur Verfügung stehenden Platz. Dennoch verliefen die 2:20 Stunden Flug problemlos und bei strahlendem Sonnenschein landeten wir in Istanbul. Die Schlange vor der Passkontrolle hielt uns eine Weile auf, dafür kreiste unser Gepäck bereits auf dem Band.

Jetzt galt es noch unseren Fahrer vom Hotel zu finden. Nicht einfach bei einer 50m breiten Wand aus Abholern mit Namensschildern. Johanna wurde schließlich fündig. Dafür hatte der Fahrer anschließend etwas Probleme, den Kleinbus im Parkhaus wiederzufinden. Aber schließlich waren wir auf dem Weg zu unserem Hotel. Auf der Fahrt zunächst über mehrspurige Ausfallstraße und dann über immer schmalere Straßen und Gassen die Hügel hinauf und hinunter stellten wir fest, dass sich der durchschnittliche Fuhrpark in Istanbul auf recht hohem Qualitätsniveau bewegt.

Schließlich erreichten wir unser Hotel in einer Seitenstraße der Divan Yolu mitten in Sultanahmet.

Der Mann am Empfang versorgte uns mit Kaffee und Tee und Tourempfehlungen. Er gab uns außerdem auf einem Stadtplan eine kurze Übersicht. Die Tagestour für 70€, die er uns andiente, erschien mir jedoch zu viel Programm für einen Tag. Sie enthielt nämlich auch eine Bosporus-Bootsfahrt, wofür der öffentliche Dampfer alleine sechs Stunden braucht.

Bei der Hotelbuchung hatte ich für uns ein Zimmer mit zwei Einzelbetten gebucht, weil mir die Doppelbetten bei der Inspektion der Hotel-Internetseite recht schmal vorkamen. Das stellte sich als gute Wahl heraus. Annette und Fritz beantragten bei Inspektion ihres Zimmers direkt einen Umzug, was allerdings erst am folgenden Tag möglich war. Die Zimmer waren recht klein und etwas plüschig-orientalisch eingerichtet. Aber ansonsten ok und die Lage des Hotels machte das sowieso mehr als wett.

Ein Nachteil des Hotels war, dass in dem Restaurant auf der Dachterrasse kein Alkohol ausgeschenkt wurde. Nichts also mit einem abendlichen Absacker. Dafür war die Aussicht von dort oben aber grandios. Die Blaue Moschee und die Hagia Sophia waren zum Greifen nah. Dahinter konnte man das Goldene Horn und den Bosporus sehen. Und auch der Hügel mit dem Topkapı Palast lag im Blickfeld. Hier oben würde noch das eine oder andere Bild in den nächsten Tagen entstehen.

Vom Hotel
Blick von unserer Hotelterrasse aus

Zunächst galt es aber etwas zum Abendessen zu finden. Das sollte hier in der Gegend kein Problem darstellen. Bereits bei der Anfahrt waren uns die zahlreichen Restaurants aufgefallen. Der Mann an der Rezeption empfahl uns eines der Restaurants um die Ecke, das Pasha, wo wir kurze Zeit später dann auch einfielen, bereits angekündigt durch das Hotel. Und hier gab es natürlich auch Bier. Das türkische Efes sollte während unseres Aufenthaltes, neben Rakı, zu unserem Standardgetränk werden.

Annette und ich hatten als Vorspeise eine Mischung aus Joghurt, Gurken, Dill, Minze und etwas Öl. Fritz etwas, das aussah wie kleine Brotrouladen mit Dörrfleisch gefüllt. Johanna verzichtete auf die Vorspeise. Sie und Annette nahmen dann als Hauptgang Pfirsichhuhn, wovon die Katzen unter unserem Tisch und ich auch noch etwas abbekamen. Fritz hatte eine Art Grillteller und ich Sultan Abdülaziz. Das war etwas Auberginenpüree, gegrillte Tomaten, Reis und ein paar Stücke Lammfleisch. Sowohl Fritz als auch ich versuchten durch heftigen Gebrauch von Pfeffer- und Salzstreuer etwas Geschmack an das Essen zu bekommen, was uns aber nicht wirklich gelang. Auch diese Erfahrung machten wir bei den verschiedenen Gerichten in den nächsten Tagen noch öfters. Entweder die Speisen waren gut und schmackhaft gewürzt. Oder aber zwar grundsätzlich gut, für unseren Geschmack aber viel zu wenig bis überhaupt nicht gewürzt, insbesondere nicht gesalzen.

Mehmet Akif Ersoy Park
Fritz, Johanna und Roman im Mehmet Akif Ersoy Park

Mehmet Akif Ersoy Park
Abendliches Treiben im Mehmet Akif Ersoy Park

Als wir in das Lokal einliefen, hatte sich Fritz bereits nach einem Laden erkundigt, wo man Rakı kaufen konnte. Diesen suchten wir anschließend auf. Es handelte sich um einen winzigen Lebensmittel und Allerlei-Laden. Vom Besitzer ließen wir uns, mit Unterstützung eines anderen Kunden, einen Rakı empfehlen. Dazu nahmen wir noch eine große Flasche Wasser mit.

Mehmet Akif Ersoy Park
Fritz mit einem Teeverkäufer im Mehmet Akif Ersoy Park

Es war Samstagabend und dementsprechend voll war es auf den Straßen. Da wir noch nicht gleich in das Hotel zurück wollten, schweiften wir erst noch ein wenig über die kleine Platz- oder Parkanlage Mehmet Akif Ersoy Parkı. Die Anlage vermittelt zwischen dem Divan Yolu und dem tieferliegenden Hippodrom, was wir an dem Abend aber noch nicht richtig erkennen konnten. Sehr gut zu erkennen war natürlich die direkt dahinter liegende Blaue Moschee in ihrer abendlichen Beleuchtung. Kleine Rasenflächen mit Bäumen, zwei Terrassen und das nach unten angeordnete Halbrund eines kleinen theaterartigen Aufführungsplatzes formten die Anlage. Darauf zahlreiche Touristen, Einheimische und einheimische Touristen. So ganz war das nicht voneinander zu unterscheiden. Dazwischen natürlich alle möglichen Händler, wobei die Verkäufer gekochter Maiskolben mir am ehesten auffielen. Pittoresker allerdings der Teeverkäufer in seiner osmanischen Tracht und dem länglichen Behältnis auf dem Rücken, aus dem er mit Schwung über die Schulter Tee in kleine Plastikbecher eingoss. Fritz ließ es sich nicht nehmen für ein paar Bilder auch einen Tee zu kaufen.

Mehmet Akif Ersoy Park
Touristen mit bestem Blick auf die abendliche Divan Yolu Cd.

Nach der Anreise war es aber allmählich genug und wir gingen die paar Meter zurück zum Hotel. Dort machten wir einen schwachen Versuch unseren Rakı auf der Dachterrasse trinken zu können. Da es sich dabei aber um das offizielle Hotelrestaurant handelte, war relativ klar, dass das nicht gehen würde. Also ließen wir uns Gläser und Eis auf unser Zimmer bringen und machten dort auf den Betten sitzend die 0,7l Flasche leer. Das sollte auch in den nächsten Tagen unser abendliches Zeremoniell werden, immer abwechseln in einem der beiden Zimmer.


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