05. Juni 2012 - Bosporus

Mit der Straßenbahn fuhren wir hinunter bis zur Haltestelle an der Galatabrücke. Nach dem Erwerb der Schiffstickets steuerten Annette und Johanna schon mal das Außengelände an und nahmen die Pole-Position am Kai an, um auf unser Schiff zu warten. Währenddessen liehen Fritz und ich uns jeweils einen Audio-Guide. Das ist ein ganz pfiffiges Gerät, das aussieht, wie ein übliches Navi. Auf einer Karte kann bekommt man per GPS die aktuelle Position angezeigt, was allerdings bei unseren Geräten irgendwie nicht funktionierte. Auf der dargestellten Karte sind die Sehenswürdigkeiten als kleine Bildchen dargestellt. Tippt man darauf, kann man sich Bilder anzeigen und die Erklärungen vorlesen lassen.

Bosporus-Rundfahrt
Roman kämpft mit dem Audio-Guide
Dolmabahaçe-Moschee
Dolmabahaçe-Moscheee

Nach Ankunft des Schiffes begann der Sturm über die verschiedenen Aufgänge hinauf zum Oberdeck. Annette und Johanna nahmen zwar einen anderen Weg als Fritz und ich, aber gemeinsam erreichten wir die begehrten Plätze in der ersten Reihe Richtung Bug an der Reling. Wenig später kam erst mal noch ein anderes (französisches) Ehepaar auf die beiden Bankreihen. Wieder einige Zeit später kamen dann aber noch zwei junge türkische Mütter mit ungefähr fünf Kindern, die sich auf die (für unsere Verhältnisse) verbleibenden zwei bis drei Plätze drängten. Nun war der Platzabstand zwischen den gegenüberliegenden Bankreihen zwar nicht eng, aber doch nicht so, dass man da ständig zwischen den Beinen der Sitzenden zur Reling und zurück rennen könnte. Nachdem die Kinder einige Male über unsere Beine gestolpert waren, versperrten wir demonstrativ den Durchgang. Das führte zu einer kurzen, weil unverständlichen Diskussion zwischen Annette und einer der beiden Türkinnen und das Thema war erst mal durch. Irgendwann verzog sich der Schwarm nach unten.


Inzwischen hatte das Schiff auch abgelegt und fuhr langsam an der europäischen Seite entlang. Camcorder, Kamera und Audio-Guide kamen dabei in ständigem Wechsel zum Einsatz. Die Küste ist ja nicht eben arm an bekannten Gebäuden. Dabei zeigte sich der Vorteil des Audio-Guide. Eine Reihe von Villen und Palästen wären uns möglicherweise gar nicht aufgefallen. Tatsächlich aber handelt es sich bei vielen der großen Gebäude um ehemalige Residenzen verschiedener Paschas und anderer Würdenträger. Obwohl überwiegend im 19. Jhdt. gebaut, muteten sie mir nicht alt an, zumindest aber sorgfältig erhalten oder restauriert.

Dolmabahaçe-Palast
Dolmabahaçe-Palast

Beide Küsten, sowohl die europäische als auch die asiatische werden von einer hügeligen Landschaft mit viel Wald und kleinen Orten, die sich an Buchten die Hügel hochziehen und sich zwischen die Hügel schmiegen, gebildet. Nur zwischen den Hügeln konnte man im Hintergrund die Silhouette der modernen Stadt und Hochhäuser erkennen. Das wirkte aber eher als ferner Eindruck. Direkt am Wasser fand sich keine verschandelnde Hochbebauung. Dagegen kamen wir gerade auf dem Rückweg auf der asiatischen Seite an Häusern mit einem deutlich gehobeneren Standard direkt am Ufer vorbei.

Bosporus-Brücke
Atatürk- oder Erste Bosporus-Brücke
Hıdiva Palast
Hıdiva Palast (Emine Valide Paşa Yalısı)
Rumeli Hisarı
Rumeli Hisarı (Europäische Festung)
Yeniköy Iskelesi'nden Beyaz Yalı
Yeniköy Iskelesi'nden Beyaz Yalı

Auf dem letzten Stück unserer Fahrt Richtung Schwarzem Meer ließ die Bebauung deutlich nach und Wälder auf den Hügeln bestimmten das Bild. Bis hierher hatte das Schiff an verschiedenen Stationen, abwechselnd auf der europäischen und der asiatischen Seite angelegt.

Sarıyer
Schiffe an der Anlegestelle von Sarıyer

In Anadolu Kavağı auf der asiatischen Seite endete dann erst einmal die Fahrt und alle Passagiere mussten das Schiff verlassen. Vom Ufer winkten bereits die Angestellten der verschiedenen Fischlokale, um die Aufmerksamkeit der Passagiere zu wecken.

Anadolu Kavağı
Fischrestaurants am Ufer von Anadolu Kavağı
Anadolu Kavağı
Uferbebauung in Anadolu Kavağı

Eigentlich wollten Fritz und ich auf die Festung, um die drei Stunden Aufenthalt zu überbrücken. Einige andere Passagiere machten sich auch gleich auf den Weg. Wir streiften erst einmal zu viert durch das Örtchen, das sogar über einen Militärstützpunkt verfügt.

Viel gab es ja nicht. Johanna erstand in einem kleinen Laden zumindest mal eine Hose. Der Händler wollte dabei nur unwillig verhandeln. Was aber auch im Grunde bei dem Preis eher ein Spiel denn eine sinnvolle Tätigkeit zum Geldsparen war.

Fritz hatte währenddessen einen anderen Händler nach einer Restaurant-Empfehlung gefragt. Zumindest wollten wir in dem Fischerdorf auch etwas Fisch probieren.

Das empfohlene Restaurant hatte einen Holzkohlegrill, was schon mal nicht schlecht war. Währenddessen waren Annette und Johanna bei einem anderen Händler, weil Annette eine Tasche suchte.

Wir holten die beiden dort ab und, weil sich Annette noch nicht für eine Tasche entscheiden konnte, begaben wir uns erst einmal auf die obere Terrasse des Restaurants. Erst dort merkte Annette, dass sie noch eine Tasche unter dem Arm hatte. Die brachte sie aber schnell wieder zurück.

Aus der Vorspeisenauswahl wählten wir Joghurt, einer würzigen Paste aus Tomaten, Paprika etc., Salzfisch und Anchovis.


Anadolu Kavağı
Fischer beim Reparieren der Netze
Anadolu Hisarı
Anadolu Hisarı (Anatolische Festung)

Johanna nahm dann zwei Oktopusarme in einem Steingefäß, die sehr zart und würzig waren.

Annettes frittierte Sardinen waren für meinen Geschmack zu groß um sie ganz essen und zu klein, um Fleisch von den Gräten lösen zu können. Fritz und ich orderten Blaufisch vom Grill und bekamen jeder vier Fische. Die waren geschmacklich nicht schlecht, waren aber leider sehr grätig.

So vergingen die drei Stunden doch recht schnell und wir stellten uns wieder in die Warteschlange beim Schiff. Inzwischen waren auch andere Schiffe angekommen, die immer auf der anderen Seite unseres Schiffes anlegten und die Passagiere durch unser Schiff hindurch entluden.

Eines der Schiffs hatte praktisch ausschließlich verschleierten Frauen/Mädchen und Kinder an Bord. Ein anderes Schiff nur alte, recht gebrechliche Leute.


Auch für die Rückfahrt bekamen wir wieder Platz auf dem Oberdeck an der Reling. Wir suchten uns allerdings eine Reihe in der Mitte aus, weil sich in der ersten Reihe immer die Leute zum Fotografieren drängten, die keinen guten Platz bekommen hatten.

Bei der Rückfahrt lag der Fokus auf der asiatischen Seite. Johanna saß mit mir gegen die Fahrtrichtung und musste zum Schauen immer den Kopf nach rechts verdrehen, was ihr am Ende einen steifen Nacken einbrachte.

Bosporus
Eine Möwe begleitet das Schiff
Bosporus
Villa mit Swimming Pool am asiatischen Ufer
Bosporus
Skulptur bei einer Villa am asiatischen Ufer
Bosporus
Hekimbasi Sali Efendi Yalısı
Küçüksu-Palast
Küçüksu-Palast
Mädchenturm
Kız Kulesi - Mädchenturm

Nach dem Ausschiffen nahmen wir wieder die Straßenbahn zurück. Fritz und Annette fuhren weiter zum Großen Basar, um Mitbringsel einzukaufen, während Johanna und ich in eines der Lokale einfielen, um etwas zu trinken. Zurück im Hotel suchte Johanna einen der Massagesessel im Hotelfoyer auf. Ich verließ das Hotel noch einmal und ging erst zum Optiker um die Ecke, um bei meiner Sonnenbrille den Bügel festziehen zu lassen.

Ahmet Tevfik Pasa Mezarı
Ahmet Tevfik Paşa Mezarı
Ahmet Tevfik Pasa Mezarı
Ahmet Tevfik Paşa Mezarı

Von der Hotelterrasse und der Straße war ein Baukomplex auf der anderen Straßenseite zu sehen, den ich nicht richtig einordnen konnte. Auch die Internetrecherche hatte zunächst nicht viel ergeben.

Nachdem meine Sonnenbrille in wenigen Sekunden repariert war, wollte ich mir das Gelände näher anschauen. Dabei stellte sich heraus, dass der Komplex aus einer Sultans-Türbe und einem Friedhof besteht. Die Türbe war wegen Restaurierung geschlossen. Der Friedhof war aber offen, wobei sich im hinteren Bereich auch noch ein Teehaus befindet. Die Grabbelegung des moslemischen Friedhofs stammt meist aus der Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert. Einige Gräber sind allerdings auch ziemlich neu aus den Jahren um 2010.


Für den Abend fragten wir den Mann an der Rezeption nach einer Empfehlung für ein Kebab-Restaurant. Das empfohlene Lokal fanden wir wieder in einer der Seitenstraßen.

Was uns bei der Inspektion der Speisekarte auffiel, waren die gegenüber den anderen Lokalen etwas höheren Preise. Johanna und Fritz begannen mit Tomatensuppe, Annette mit Joghurt zum obligatorischen Brot und ich wählte Hummus.

Die Reisegruppe beim Abendessen
Die Reisegruppe beim Abendessen

Johannas Boef Stroganoff zum Hauptgang ähnelte eher einer mexikanischen Beef Fajita, ohne die Tortilla, war aber geschmacklich recht gut.

Annette realisierte nach einigen Bissen, dass ihrem Hawaii-Steak irgendwie die Ananas fehlte. Der befragte Kellner gab zu, dass die Ananas aus waren und sie stattdessen Apfel bekommen hatte. Als Entschädigung handelte Annette einen kostenlosen Rakı aus.

Fritz‘ Filet Mignon wurde zwar am Tisch flambiert, war aber leider durchgebraten.

Ich hatte Lamm Shis Kebab bestellt, dessen Fleischanteil allerdings recht gering war. Garniert war das Ganze mit großen grünen Peperoni, die ich normalerweise als eher mild kenne. Der herzhafte Biss in ein größeres Stück belehrte mich allerdings eines Besseren. Diese hier waren höllenscharf und es dauerte eine Weile, bis meine Zunge nicht mehr brannte.

Insgesamt fanden wir das Restaurant nicht so gut, wie die letzten.

Auf dem Rückweg kauften wir im selben Laden wieder eine Flasche Rakı. Auf dem weiteren Weg ins Hotel interpretierten wir die plötzlich auftretenden Geräusche richtigerweise als Donner. Nur Sekunden später ging ein Gewitter mit heftigem Regen herunter. Zum Glück konnten wir uns unter einem Vordach eines Geschäftes unterstellen. Nach einigen Minuten hatte der Regen dann wieder so weit nachgelassen, dass wir schnellen Schrittes zu unserem Hotel kamen.

Den Abschluss mit Rakı machten wir auf Auerts Zimmer, wobei Johanna von Annette noch eine Massage wegen ihres steifen Nackens bekam.

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