Córdoba

Córdoba

Mittwoch, 07. September 2016

Chaos am Morgen. Der Frühstücksraum war brechend voll und die Schlangen vor den zwei Kaffeeautomaten zogen sich durch den Raum. Kurz vor Erreichen der Kaffeemaschine war natürlich wieder der Kaffeesatzbehälter voll. Frustriert gab ich auf. Auf Hinweis unseres Österreichers holte ich den Kaffee schließlich im Nebenraum, der für eine Konferenz reserviert war.

Das Chaos setze sich bei den Aufzügen fort, wo wir ewig warten mussten. Wieder wurde uns das Fehlen des Kofferservice bewusst. Welche Reisenden hatten wohl Studiosus davon überzeugt, dass man bei einer Gruppenreise darauf verzichten sollte? Vor dem Hotel reihten sich Busse in zwei Reihen. Ich machte unseren Bus weiter hinten in der zweiten Reihe ausfindig, holte das OK unseres Busfahrers und lotste unsere Mitreisenden zum Bus. Wie uns unsere Reiseleiterin später erklärte, transportierten die Busse die Landausflügler eines TUI Kreuzfahrtschiffes. Sie regte sich, diesmal zurecht, etwas auf, dass deren Reiseleiter es nicht für nötig gehalten hatten, die Abfahrtszeiten anzumelden.

Über abgeerntetes flaches Ackerland fuhren wir nach Córdoba, wo wir zur Mittagszeit unser nächstes Hotel auf der Südseite des Guadalquivir bezogen. Die Zimmer waren natürlich noch nicht fertig. Daher verstauten wir die Koffer in einem Nebenraum, holten uns Instruktionen für das weitere Programm ab und liefen dann Richtung Altstadt. Von der Uferstraße hatte man schon einen tollen Blick auf die Altstadt und die Mezquita-Catedral de Córdoba. Und nach wenigen Metern war man beim Torre De Calahorra und der Puente Romano. Irgendwie scheinen alle Gruppen von hier aus aufzubrechen. Bei unserer Ankunft mit dem Bus waren mehrere Gruppen auf dem Weg am Ufer unterwegs. Der Guadalquivir schien diesseits der Brücke eine Buschlandschaft zu überschwemmen. Das Wasser floss in mehreren Armen zwischen den Baum- und Strauchinseln durch. Auf den Inseln waren noch teilweise die Reste der muslimischen Mühlen zu erkennen. Wir gingen nicht in das Museum im Turm diesseits der Brücke (obwohl sich das wohl gelohnt hätte, wie auch andere Reisende später erzählten), sondern strebten der Stadt zu. Die Altstadt um die Moschee-Kathedrale bestand aus einem Gewirr schmaler Gassen, die sich immer wieder auf kleine oder etwas größere Plätze öffneten. Rund um die Moschee-Kathedrale gab es unzählige Souvenirläden. Und viele kleine Bars und Restaurants, auch nach der Zone der Souvenirläden. Wir setzten uns in ein Restaurant auf einem Platz und tranken und aßen etwas, Mucillo und Johanna frittierte Chicken Wings. Das war tatsächlich das erst Mal, dass uns das Essen nicht geschmeckt hat. Die Mucillo war hier sehr süß und die Wings waren nicht sauber gerupft und schmeckten, als würde das Fett auch für die Calamaris-Ringe benutzt.

Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass es in einem Park außerhalb der Stadtmauer eine Halle und Essenstände geben solle. Dorthin wollten wir noch. Also suchten wir unseren Weg durch das Gassengewirr, auch unter Verwendung meines GPS. Johanna wurde immer langsamer und als wir dann aus der Stadtmauer draußen waren, meinte sie, ihre wäre etwas ins Kreuz gefahren. Weitläufige Erkundungsgänge waren damit durch und wir suchten den Weg zurück zum Orangenhof. Für einen Abstecher in einen Laden direkt neben der Moschee-Kathedrale und den Einkauf eines Armbandes aus mallorquinischen Perlen reichte die Zeit vor der Besichtigung doch noch. Johanna wollte eigentlich nicht mehr laufen. Nachdem unsere Guide eingetroffen war, entschloss sich Johanne, den Spaziergang nicht mitzumachen, sondern sich der Gruppe erst zur Besichtigung der Moschee-Kathedrale anzuschließen. Der Spaziergang führte uns etwas über eine Stunde lang hauptsächlich durch das jüdische Viertel der Altstadt mit der ehem. Synagoge, über Plätze mit Statuen berühmter Einwohner der Stadt aus der Glanzzeit der muslimischen Herrschaft, vor die Stadtmauer und wieder zurück. In den engen Gassen war es tatsächlich deutlich kühler als auf den Plätzen. Dennoch hatte die Hitze wieder stark zugenommen. Zum Schluss des Rundgangs machten wir noch einen kurzen Abstecher zur Blumengassen. Am Ende der Gasse gab es einen Laden, wo man Wasser kaufen konnte. Ich mit Kamera und Tasche wusste aber nicht, wie ich nun auch noch eine Wasserflasche handhaben sollte, auch wenn ich echt Durst hatte. Aber natürlich war nicht der Laden das Entscheidende, sondern der Blick durch die schmale Gasse mit ihren Blumenkästen an den Häusern und dem Turm der Kathedrale am Ende der Blickachse.

Zurück im Orangenhof sammelte ich Johanna ein, die schon im Schatten wartete.

Den Rundgang durch die Mezquita-Catedral de Córdoba machten wir entlang der baugeschichtlichen Entwicklung. Aber zunächst galt es, den überwältigenden Eindruck des Säulenwaldes zu verkraften. Einerseits wirkte das Innere etwas gedrungen, ob der niedrigen Deckenhöhe. Aber die Säulen mit den darüber liegenden Doppelbögen schienen sich bis ins Unendliche zu erstrecken. Im ursprünglichen Teil der Moschee bestanden viele Säulen aus Spolien. Daher waren Ausgleiche geschaffen worden durch im Boden versenkte oder eben erhöhte Basen. Eine nicht auf den ersten Blick ersichtliche Kuriosität. Die erste in die ursprüngliche Moschee eingebaute christliche Kirche fiel fast nicht auf. Es fehlten einige Säulenreihen und an der Wand unter einem Bogen hing ein Kreuz. Die im 16. Jhdt. eingebaute Kathedrale wuchtete da schon anders in dem eigentlich recht niedrigen Bau der Mezquita. Das Langschiff in einem Stilmix von Gotik bis zur Renaissance lässt den Blick nach oben ausbrechen, auch wenn der zentrale Chor der andalusischen Kirchen auch hier die Weite des Schiffes in gewisser Weise zerstört.

Bemerkenswert in beiden Fällen war in jedem Fall, dass die Mosche überhaupt stehen gelassen worden war und die beiden Kirchen dann doch irgendwie organisch in diese eingelassen waren. Gerade an den Übergängen zwischen der Moschee und der Kathedrale, wo die Doppelbögen der Moschee in die gotischen Bögen übergehen, wurde dies deutlich.

Von außen, also gerade vom gegenüberliegenden Ufer, erkannte man zudem eigentlich erst, um wieviel höher die Kathedrale im Vergleich zur Moschee ist.

Ich war mittlerweile ziemlich platt. Wir verzichteten daher darauf, uns die Moschee-Kathedrale noch weiter Im Detail anzuschauen. Die vielen in Nischen eingebauten christlichen Kapellen mussten jetzt auch nicht unbedingt sein. Johanna hatte in der Wartezeit im Restaurant gegenüber etwas getrunken. Da gingen wir auch jetzt wieder hin. Um diese frühe Stunde, so kurz nach 17:00 Uhr, war das eigentliche Restaurant natürlich noch nicht auf und auch die Tapas-Auswahl war auf einige wenige kalten Sachen beschränkt. Die Restaurants, die uns die lokale Führerin empfohlen hatte, machten erst um 19:00 Uhr oder später auf. Beim langsamen Zurücklaufen Richtung Hotel sahen wir immer wieder kleine Gaststätten in den Patios. An einer Stelle gab es ein Souvenirgeschäft, aber vor dem Laden standen auch Speisetafeln und durch das Geschäft schimmerte ein blauer Patio mit gedeckte Tischen, in dem Leute saßen. Eine nähere Inspektion und aufgegessene Teller an einem Tisch sowie die anschließende Frage an den Kellner ergab, dass die Küche tatsächlich offen hatte.

Ich bestellte einen Sherry Fino, Johanna war skeptisch. Eine Marke stand nämlich nicht dabei. Der Kellner meinte auf die Frage, ob es sich denn um einen Tio Pepe handele, dem sei nicht so, er könne den Sherry aber trotzdem empfehlen. Und tatsächlich. Er war zwar nicht ganz so gut wie der Tio Pepe, aber so gut, dass Johanna später noch ein zweites Glas bestellte, während ich auf Weißwein überging. Nach einem Teller mit Iberico Schinken nahm Johanna Stierschwanz, von dem ich noch die Hälfte abbekam, und ich aß ein Pfännchen mit Garnelen in Öl und Knoblauch. Zwei Brandy rundeten das sehr frühe Abendessen ab.

Unser Hotel hatte eine Bar oben auf dem Dach mit Blick auf die Stadt. Nach einer kleinen Siesta begaben wir uns dort hin und trafen einen Teil unserer Gruppe. Die hatten als Abendessen wieder ein nur für die Gruppe zubereitetes Menü gehabt, was einen unserer Mitreisenden so aufregte, dass er sich direkt bei Studiosus in München beschwerte. Der Abend war schön lau und die Runde gesellig. Und als die Sonne untergegangen war kam die Beleuchtung der Moschee-Kathedrale sehr schön zur Geltung. Natürlich wurden die Gespräche erst mal für Fotos unterbrochen, dann aber fortgesetzt. Johanna verließ irgendwann die Runde. Der abnehmende Rest beschäftigte die beiden Angestellten allerdings noch bis 1:30 Uhr, weswegen ich ein paar Stunden später einige Anlaufschwierigkeiten hatte.

Córdoba - Altstadtspaziergang am Morgen

Donnerstag, 08. September 2016

Noch vor 09:00 Uhr begannen wir einen weiteren Spaziergang durch die Altstadt, heute aber in den nordwestlichen Teil der Altstadt. Es war, wie oft morgens, noch etwas bedeckt. Auch waren kaum Menschen auf der Straße. Nach der Prozession am gestrigen Abend, die einige aus der Gruppe gesehen hatten, war heute örtlicher Feiertag. So konnten wir die Gassen und Plätze in Ruhe auf uns wirken lassen und erfuhren dabei noch einiges mehr über die Geschichte und die aktuelle Situation in Spanien. Für heute war eine der Studiosus-Begegnungen angesagt. Wir besuchten die winzige Werkstatt eines Holzschnitzers, der mit seiner Frau im wesentlichen Restaurationen historischer Figuren durchführt, sowie Auftragsarbeiten der zahlreichen sog. Bruderschaften, die es in Córdoba in jedem Stadtviertel gibt. Die inoffiziellen religiösen Vereinigungen bestellen für verschiedene Angelegenheiten Holzskulpturen. Der Mann erzählte uns ausführlich, wie er von einem Tonmodell über ein Plastilinmodell zuerst die Vorgaben für einen Holzblock bekommt. Der Holzblock kommt von einem Schreiner und sein nächster Arbeitsschritt ist das Schnitzen der Figur. Diese wird mit einer viellagigen Schicht einer Art Grundierung überzogen. Darauf kommt eine weitere Schicht als Grundlage für die Bemalung und nach der Bemalung noch eine Deckschicht, die poliert wird. Bei dem Verfahren kommen diverse tradierte Materialien zum Einsatz. Eine der Schichten hat ihren Ursprung z.B. in der Hülle irgendwelcher Würmer. Und zum abschließenden Polieren kommt die Haut von Tierhoden zum Einsatz.

Zurück auf der Plaza de la Corredera fiel ein Großteil der Gruppe erst mal in eines der Cafés ein, die mittlerweile geöffnet hatten. Der Wirt des kleinen Cafés, in dem die meisten Gruppenmitglieder landeten, war mit dem Ansturm an Gästen sichtlich überfordert.

Der weitere Spaziergang führte uns aus der Altstadt heraus in die Neustadt, am röm. Tempel mit den wiederaufgerichteten Säulen vorbei zur Plaza de las Tendillas und durch eine Einkaufsstraße, an deren Ende uns der Bus wieder aufsammelte.

Reiseweg

Die Stationen unserer Rundreise