Granada

Nach Granada - Flamenco-Abend

Donnerstag, 08. September 2016

Den Weg aus der Stadt nahmen wir über die Brücke flussabwärts der alten römischen Brücke, wobei sich noch ein paar schöne Ausblicke auf die Stadt ergaben.

Zwischen Córdoba und Grenada fuhren wir durch eine Hügellandschaft, die auch mal zu kleineren Bergen anstieg. Fast die ganze Landschaft war von Olivenbaumplantagen bedeckt, die sich sichtlich auch die steileren Hügel hoch und in die lichten Baumbestände hinein ausdehnten. Das Land hier gehört seit der Reconqusita wenigen Großgrundbesitzern. Auf einigen der Hügel thronten Burgdörfer, die eben aus der Zeit der Rückeroberung stammten. Leider lagen die auf der falschen Busseite oder gegen die Sonne, so dass ich nicht richtig fotografieren konnte.

Mittags machten wir bei dem kleinen Dorf Luque Halt. Zu unserer Überraschung handelte es sich bei dem Restaurant um den ehemaligen Bahnhof, wo wir schattige Plätze unter dem streckenseitigen weit vom Gebäude wegkragenden Bahnhofsdach fanden. Den Platz hatte unsere Reiseleiterin wohl vor ein paar Jahren entdeckt. Inzwischen war es kein absoluter Geheimtipp mehr, zwei weitere Busse hielten kurz nach uns. Im eigentlichen Bahnhofsgebäude befanden sich neben dem Restaurantbetrieb natürlich auch ein kleiner Laden, der, ebenfalls natürlich, zahlreiche Olivenprodukte verkaufte. Wir sammelten später Mandeln, Olivenöl (biologisch angebautes und die Eigenmarke des Restaurants), Safran und Johanna noch einen Stofftier-Stier ein.

Johanna bestellte Makkaroni mit Bolognese-Soße und ich Rührei mit Schinken und kleinen grünen Bohnen. Den Hauptgang, eine Art Schweinegulasch in Tomatensoße und Bratkartoffeln, wollten wir uns teilen. Aber nach der üppigen Vorspeise blieb das bei mir alleine hängen. Das Essen war einfach aber gut, außer dass ich damit für den Rest des Tages satt war.

Unser Hotel in Grenada lag mitten im Zentrum an einer schmalen gepflegten Straße, allerdings ohne Haltemöglichkeiten für den Bus. Der musste ein Stück weiter zu einem kleinen Platz mit Bäumen fahren, von wo wir unser Gepäck wieder zurückschleppen musste. Wer bei Studiosus auf die Idee gekommen war, den Gepäckservice abzuschaffen, hat anscheinend nie einen Koffer bei fast 40° durch die Gegend bewegt.

Nach den Instruktionen für den Abend und die nächsten Tage luden wir erst mal unsere Sachen auf dem Zimmer ab. Leider hielten die Zimmer nicht, was der Lobby Bereich des Hotels versprochen hatte. Die Zimmer waren noch etwas kleiner als in den bisherigen Hotels, es kam einem auch etwas abgewohnt vor und bei der Klimaanlage konnte man nur die Stärke des Lüfters, nicht aber die Temperatur einstellen.

Über Tripadvisor stellte ich fest, dass es in unserer Straße und auch in der Nähe einige Restaurants geben sollte. Wir machten uns kurz nach 18:00 Uhr auf einen kleinen Rundgang um den Block, fanden aber alles mehr oder weniger verschlossen. Gegenüber unserem Hotel fanden wir nach den Hinweisen im Internet ein paar sehr neue und moderne Bar-Restaurants, die auch offen schienen. Leider konnte man mal wieder nicht direkt erkennen, ab wann die Küche offen hatte. Wir beschlossen im Tinta Fina erst mal etwas zu trinken und fragten den Kellner aber, ob es schon etwas zu essen gäbe. Kein Problem. Später stellten wir fest, dass vier der Lokale hier in der Straße einen gemeinsamen Werbeflyer hatten und alle durchgängig Essen anboten. Das Preisniveau lag zwar deutlich über dem bisher gewohnten, aber die Auswahl klang interessant. Wir bestellten Bellota Schinken, Johanna dann Thunfischtartar mit Algen und Lachskaviar und ich eine Meeresfrüchte-Ceviche. Vorneweg gab es nicht die üblichen trockenen Brötchen, sondern einen Teller mit Käse und Kräckern, der stand am Schluss mit 1,25 € auf der Rechnung, was deutliche weniger war als so manches Mal die trockenen Brötchen. Zum Schinken gab es noch geröstetes Weißbrot mit Tomatensugo, wovon ich aber nur ein Stück probierte, weil ich nach dem Mittagessen eigentlich nicht wirklich Hunger hatte. Das Essen war sehr lecker und da ich noch Johanna Thunfisch fertig essen durfte, war ich mehr als satt. Wegen des bevorstehenden langen Abends verzichtete ich auf den üblichen Brandy.

Der Teil der Gruppe, der hier in Granada zum Flamenco gehen wollte, wurde später mit einem kleinen Bus abgeholt, der auch nach mehrfachen Bemühungen unserer Reiseleiterin nicht kühl zu bekommen war. Wir holten noch eine weitere Gruppe in einem anderen Hotel ab, bevor es endlich hinauf auf den Hügel des Stadtviertels Albaicín zu unserem Flamenco-Lokal ging.

Im ersten Stock des Lokals war eine recht kleine Bühne aufgebaut, darum herum gruppierten sich in U-Form die aufsteigenden Sitzreihen für die Zuschauer. Die Stühle waren Holz-Korbstühle mit Stoff überzogen und völlig unbequem, die Klimaanlagen in dem Raum liefen auch nicht. Der Kellner verteilte das gewünschte Freigetränk und als endlich die letzten Zuschauer gegen 21:45 Uhr eingetroffen waren, ging es los. Auf der kleinen Bühne drängten sich fast die sechs Künstler: ein Gitarrist, ein Sänger, ein Flamenco-Tänzer, allerdings nicht in der sonst oft üblichen etwas kitschigen Kluft und drei Tänzerinnen davor sitzend auf Stühlen. Die Frauen hatten dann schon eher Flamenco-Kleidung an, aber auch etwas mehr zigeunerhaft (nein, ich werde jetzt nicht sinti-und-roma-haft schreiben).

In den nächsten 1,5 Stunden brannten die sechs (die noch für eine kürzere Sequenz von einer Bauchtänzerin ergänzt wurden) ein Feuerwerk ab, dass einem sprachlos machte. Da kamen sowohl Spannungen, Emotionen, ja fast Aggressionen bei den getanzten Geschichten rüber, dass man eigentlich nur gebannt zuschauen konnte. Wir fragten uns, wie viel der Tänze wirklich im Detail einstudiert waren, und wie viel da möglicherweise freie Interpretation des Themas dabei war. Oft war zu beobachten, wie sich Sänger, Tänzer- und Tänzerinnen und der Gitarrist mit Blicken abstimmten.

Eine unserer Mitreisenden war auch bereits in Sevilla auf der dortigen Flamencovorstellung gewesen und äußerte immer wieder, wie viel besser die hiesige Aufführung war.

Nach der Vorstellung warfen wir noch einen Blick auf das erleuchtete Granada. Ein Fotomotiv gab das nicht wirklich her (ich hatte meine Kamera auch bewusst nicht mitgenommen, aber wir hätten ja noch unsere kleine Lumix gehabt).

Zurück beim Hotel verabschiedete sich der Rest der Gruppe, während wir noch Durst hatten. In einer Bar gegenüber des Hotels sahen wir ein paar andere Mitreisende, denen wir uns noch anschlossen. Und wieder wurde es nach Mitternacht.

Besichtigungen - Spaziergänge - Shopping

Freitag, 09. September 2016

Auf dem offiziellen Programm stand heute nur die Capilla Real. Unsere Reiseleiterin bot aber an, uns im Rahmen eines Spaziergangs vor und nach der Besichtigung noch einiges von Granada zu zeigen. Weil wir ja Zeit hatten, wollten wir erst gegen 10:00 Uhr aufbrechen. Der Frühstücksraum war brechend voll und der warme Teil des Büffets mit künstlichem Rührei, Würstchen in Tomatensoße und gegrillten Champignons machte mich nicht sonderlich an.

Unser Spaziergang führte über die ehemalige Karawanserei (Corral del Carbón)durch die Gassen zur Capilla Real. Dort durfte man nicht fotografieren und irgendwie hatte das mit dem lokalen Guide nicht geklappt, also übernahm unsere Reiseleiterin die Erklärungen. Die spannten sich von der Geschichte der Katholischen Könige Isabella und Ferdinand und ihrer Nachkommen bis hin zu einer detaillierten Erläuterung der Mausoleen und der Altarretabel. Da zeigte sich mal wieder, was Studiosus-Reiseleiter ausmacht.

Der weitere Verlauf des Spaziergangs führte uns weit hinauf im Tal des erst im weiteren Verlauf sichtbaren Darro zwischen den Albaicín- und dem Alhambra-Hügel. Erst weit oben an einem lauschigen Platz endete der Spaziergang und zu aller Überraschung verteilte unsere Reiseleiterin an alle ein kleines Abschiedsgeschenk.

Einige aus der Gruppe, so auch wir, fielen anschließend in eines der Restaurants auf dem Platz ein. Den Tisch teilten wir mit zwei unserer mitreisenden Damen. Wir plauderten über unsere verschiedenen Reisen und aßen eine Kleinigkeit.

Johanna und ich spazierten nach dem Essen wieder zurück ins Tal. Ich machte jetzt die Bilder, zu denen ich auf dem Herweg keine Zeit hatte. Wir schauten uns einige Geschäfte an, durchstreiften die Einkaufsstraßen in der Altstadt. Auf der Plaza Romanilla mit Bar-Restaurants ließ ich Johanna zurück und schaute mir die Kathedrale an. Anders als die anderen Kirchen, die wir bisher gesehen hatten, ist die Kathedrale im Renaissance-Stil gehalten, luftig und hell mit klaren Strukturen. Lediglich der Altarbereich ist reich geschmückt und auch die Kapellen.

Später, nach einem Zwischenstopp im Hotel, unternahmen wir noch eine kleine Shopping Tour, eigentlich mit dem Ziel, Schinken einzukaufen. Johanna hatte aber bereits ein kleines Schuhgeschäft direkt gegenüber dem Hotel entdeckt. Handgemacht Lederschuhe aus Mallorca. Ich fand die Herrenschuhe außerordentlich interessant, war aber nicht auf Schuhkauf eingestellt. Johanna fand schnell zwei Paar Schuhe und überredete mich schließlich doch, mal einen Schuh anzuprobieren. Und tatsächlich kaufte ich dann auch.

Da die Kaufhäuser der spanischen Kette El Corte Inglés oft auch eine gute Lebensmittelabteilung haben, steuerten wir die nahegelegene Dependence an. Dabei kamen wir allerdings an einem Delikatessenladen vorbei, der sehr gut aussah und natürlich auch Schinken hatte. Trotzdem gingen wir erst mal weiter zum Corte Inglés, schauten uns etwas um und beschlossen, wieder zurück zum Delikatessengeschäft zu gehen. Nur eine Zahnbürste erwarb ich noch, weil der Akku meiner elektrischen Zahnbürste leer geworden war.

Im Delikatessengeschäft entschieden wir uns für Bellota, wobei wir allerdings erst mal fragten, woher der Preisunterschied zwischen etwa 60,- €/Kg an der Tafel und 118,- €/kg direkt am Schinken herrührt. Na ja, die 60,- € galten für den ganzen Schinken (inklusive Knochen), die 118,- € wenn er aufgeschnitten wird. Damit war der Chef hinter der Theke, der sich noch um alles andere kümmern musste, mit unseren 200 gr erst mal beschäftigt und die Schlange vor der Theke wurde länger. Wir nahmen dann noch Salchichon und Chorizo, ebenfalls vom Bellota Schwein und ließen uns das alles vakuumieren.

Inzwischen war 19:30 Uhr durch und die Auswahl an offenen Restaurants sollte inzwischen größer geworden sein. Nach einigem Umherstreifen landeten wir dann doch auf der Straßenseite gegenüber unseres Hotels. Dieses Mal im „Löwe“ (ja, das Restaurant heißt tatsächlich so). Johanna bestellte Pulpo von der Vorspeisenliste, ich Rührei mit Schinken. Als Hauptgang wählte ich Secreto Iberico.

Leider hatten wir immer noch nicht verstanden, dass die Vorspeisen wohl für mehrere Personen gedacht sind und auch nacheinander kommen. Mein Rührei bestand aus zwei runden Türmen aus Kartoffelschnitzen und Rührei mit etwas Trüffelgeschmack und darüber Schinkenwürfelchen. Sehr kreativ, sehr lecker, aber viel zu viel. Wir mahnten Johannas Pulpo an. Das war ein Arm, in Stücke geschnitten, jedes Stück auf einer Kartoffelscheibe und daneben ein geschichtetes Bett aus sehr fein geschnittenem Brokkoli und darauf ein etwas gröberer Blumenkohlstampf. Was uns wunderte war die Konsistenz des Pulpo. Auch bei guter Zubereitung hat der normalerweise eine noch leicht gummiartige Konsistenz. Der hier war aber eher wie Hühnchenfleisch, war aber natürlich schon Pulpo. Johanna war bereits nach kurzem satt und ich musste wieder mal helfen. Eingedenk meiner Hauptspeise probierte ich aber auch nur ein wenig. Das Secreto, das im Niedertemperaturverfahren gegart und dann mit Thymian angeröstet war, wurde von ein paar Punkten Feigenmarmelade und einem dunkelroten Chutney begleitet. Und schmeckte vorzüglich. Die paar Pommes ignorierte ich.

Während des Essens und danach beobachteten wir die Spanier, die auf der Freitagabend-Runde waren. In unserem Lokal tummelten sich einige Gruppen gutgekleideter Spanier und Spanierinnen im etwas gesetzteren Alter. Und zwischen unseren Tischen im Freien und dem Lokal flanierte zahlreiche Einheimische in Freitag-Abend-Ausgehkleidung vorbei.

Alhambra

Samstag, 10. September 2016

Für die Alhambra bekommt man Eintrittszeiten zugeteilt und es gibt da wenig Toleranz bei Verspätungen. Die Zuteilung hatte auch dazu geführt, dass das Programm in Granada umgestellt werden musste. Ursprünglich war die Alhambra für Freitag geplant gewesen. Wir wollten gegen 07:50 Uhr los, weswegen unsere Reiseleiterin ein frühes Frühstück organisierte. Schließlich stand die ganze Gruppe pünktlich am vereinbarten Treffpunkt. Allerdings, der Bus war nicht da. Unsere Reiseleiterin wurde zusehends nervöser. Als sie schließlich den Busfahrer erreichte, war der dann doch schon unterwegs. Der Bus sei nicht angesprungen. Wir lästerten, ob es wohl nicht eher so war, dass aufgrund seines gestrigen freien Tagen der Busfahrer nicht rechtzeitig angesprungen war.

Es war recht kühl an diesem Morgen, muss wohl nur knapp über 20° C gehabt haben. Was aber angesichts der Größe der Alhambra und der zu erwartenden Besuchermenge nicht schlecht war. Trotz der kleinen Verspätung kamen wir noch rechtzeitig an und übernahmen unsere lokale Reiseführerin.

Die Führung ging durch die Paläste der Nasriden (Palacios Nazaries) und den viel schlichteren Palast Karl V. (Palacio de Carlos V.). Der berühmte Löwenhof (Patio de los Leones) im Haremsbereich war leider teilweise Baustelle.

Das Auge wusste in den Räumlichkeiten eigentlich nicht so recht wohin. Die feinen Arbeiten der Wandintarsien, der Stuckverzierungen und der Decken waren in der Kürze der Zeit gar nicht richtig zu erfassen. Immer wieder ergaben sich durch Fenster und Maueröffnungen auch Ausblicke auf das unter uns liegende Stadtviertel und den Hügel gegenüber. Es fiel mir im Nachhinein schwer, mich an das Gesehene wirklich zu erinnern. Die Räume ziehen ihre Attraktivität aus den Wand- und Deckenverzierungen, nicht durch ihre Einrichtung, die einfach nicht mehr da ist. Diese Verzierungen sind zwar unglaublich schön, es fehlt aber dann das Objekt, an dem sich die Erinnerung festmachen kann. Vielleicht ist das ja der Grund, warum der Löwenhof jedem im Gedächtnis bleibt. Der Brunnen stellt quasi den Kristallisationskeim der Erinnerung dar, auch wenn die stilisierten Löwen als solches eher schlicht sind. Jedenfalls vergingen die 1,5 Stunden der Führung durch die Paläste wie im Fluge. Nach einer kurzen Pause setzten wir den Rundgang im Generalife, dem Garten des Architekten fort. Erstaunlich, stand man auf einem offenen Platz, brannte die Sonne schon wieder kräftig herunter. Sobald man aber auf Wegabschnitten unter den Bäumen war, blieb es angenehm kühl. Trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit blühten auch noch recht viele Blumen. Auf dem Spaziergang hinüber zur Sommerresidenz Palacio de Generalife konnte der Blick immer wieder über das Tal und die Paläste schweifen. Das Gelände füllte sich zusehends und durch die zugänglichen Bereiche der Sommerresidenz musste man sich fast schon schieben.

Überwältigt von den vielen Eindrücken schlenderten wir zurück durch die Zypressenallee zum Eingang, wo uns unser Bus abholte.

Damit verließen wir Granada und das flache Hochtal. Auf dem Weg hinunter zur Küste kamen wir durch die Randgebiete der Sierra Nevada mit einer wieder sehr schönen Berglandschaft.

Reiseweg

Die Stationen unserer Rundreise