Singapore, Teil 1

Kurze, aber neue Einblicke in eine unserer Lieblingsstädte

Anreise

10./11. September 2024


In den Tagen vor der Abreise stellte sich bei mir ein seltsames Gefühl ein. Diese Mischung aus Vorfreude, Nervosität, Unruhe ob der noch zu erledigenden Dinge. Und nachdem dann fast alles gepackt war auch etwas Durchhängen. Beruflich hatte ich die Woche vor der Abreise noch einiges zu tun. Aber schließlich wussten alle, das ich jetzt vier Wochen weg wäre. Und was zu erledigen war, war auch erledigt.
Hatte ich vor dem letzten Wochenende noch etwas Panik, dass ich nicht alles auf die Reihe bekäme, stellte sich spätestens Sonntag/Montag eben das Durchhängen ein. Irgendetwas Neues wollte ich nicht mehr anfangen und so blieb es etwas bei Beschäftigungstherapie.
{In der Lounge am Flughafen}
Nachdem wir auch den Dienstag irgendwie totgeschlagen hatten (letzte Überprüfung des Gepäcks, das Haus reisefertig machen, noch ein paar Sachen für Rotary erledigen, Müll rausbringen), luden wir unser Gepäck mit den viel zu schweren Koffern ins Auto und fuhren zum Parkhaus Platzhirsch, mit dem Shuttle zum Terminal und zu Fuß zum Check-in. Alles völlig geschmeidig. Erst bei der Security kam kurz Puls auf. In dem von uns angesteuerten Security-Bereich waren die neuen Scanner noch nicht installiert. Also erst mal ein Teil der Elektronik und den Flüssigkeitenbeutel aus dem Rucksack. Bei meiner Fototasche hatte die Mitarbeiterin ein einsehen. Sie meldete meine Tasche direkt zum Isotopentest an, was mir ein Auspacken der prall gefüllten Fototasche ersparte.
Auf dem Weg zur Lounge bzw. zum Gate gab es ein weiteres Novum (zumindest für mich). Etwa ein Dutzend Zollbeamte standen herum. Einer fragte mich (nicht Johanna), wohin ich den wolle und wie viel Bargeld ich dabei hätte.
Zwischendurch erreichte uns eine weitere Nachricht von Studiosus und unserem Reisebüro. Für die Einreise nach Brunei war nun noch ein online Gesundheitsfragebogen wegen des MPox Virus auszufüllen. Aber dafür waren noch ein paar Tage Zeit.
In der Lounge stärkten wir uns erst mal.
Ich hatte die Idee, das Einreiseformular für Malaysia auszufüllen, da es um diese Uhrzeit bereits Mittwoch in Malaysia war. Klappte leider nicht. Offensichtlich wird die Zeitzone meines Geräts bei der Prüfung herangezogen.
{Am Abend im Hotel in Singapore}
Das Boarding begann extrem pünktlich und schon nach kurzer Zeit konnten wir daran gehen, die neuen Business Class Sitze zu erkunden. Nun ja, gewöhnungsbedürftig ist da einiges. Der versetzt angeordnete Fußraum, die fehlenden Overhead Bins und die relativ kleinen Ablagefächer. Aber trotzdem dann doch bequem. Auch die "Schräglage" beim Schlafen erwies sich als unproblematisch.
Das freie Internet während des Fluges habe ich nur zum Teil benutzt. Die Auswahl an Filmen, gerade an aktuelleren Filmen fand ich etwas bescheiden. Am Ende hatte ich mir tatsächlich gar keinen angeschaut.
Nach einem Silver Kris Sling und den Chicken Satay Spießen fiel auch endlich die ganze Anspannung ab und ich begann mich besser zu fühlen.
Der Rest des Essens war auch nicht schlecht und nach einem abschließenden Whiskey klappte ich den Sitz in Schlafposition, legte mich hin und schlief die nächsten sechs Stunden durch. Wach wurde ich hauptsächlich, weil mit kalt war. Ausnahmsweise war die Maschine ziemlich gekühlt. Ich hatte aber auf die Decke verzichtet und wurde nicht wach genug, um mich dazu durchzuringen, den Sitz hochzufahren, um an die Decke zu kommen.
Das Frühstück ließ ich bis auf den Kaffee ausfallen. Erstens war ich immer noch satt vom Abendessen und außerdem war mir irgendwie schlecht. Das gab sich aber nach der zweiten Tasse Kaffee.
Gegen 16:30 Uhr Ortszeit landeten wir schließlich in Singapore.
Die Einreise ist voll-digitalisiert. Pass und Daumen scannen und schon ist man eingereist. Das zuvor mit der App ausgefüllte Einreiseformular ist offensichtlich mit dem Reisepass verknüpft. Kurze Zeit später erhielten wie die E-Mails, dass wir eingereist waren.
Da die meisten Passagiere Anschlussflüge hatten, gab kaum Aufkommen am Kofferband und schon kurze Zeit später fanden sich Gruppe und Reiseleiter zusammen. Einige Teilnehmer hatten andere Flüge und stießen daher erst später im Hotel zur Gruppe.
Das Grand Park City Hall Hotel liegt ziemlich zentral, auf dem Weg dorthin war ungewöhnlich viel Verkehr. Allerdings kamen gerade einige Dinge zusammen. Zum einen war wohl der Papst in der Stadt. Dann waren verschiedene Straßen gesperrt, weil die Vorbereitungen zur Formel 1 Ende September bereits liefen.
Dass man es mit der Digitalisierung manchmal auf übertreiben kann, zeigte sich in den Zimmern. Lediglich im Bad gab es Lichtschalter. Ansonsten fand die Bedienung über ein Touchpad beim Bett statt. Allerdings auf einer Seite. Ansonsten konnte man einen Barcode scannen und auf der verknüpften Webseite die Technik des Raumes schalten. Blöd allerdings, wenn man in den Raum kommt oder ihn verlassen will. Keine Zentralsteuerung.
Nach einer kurzen Einweisung in die weiteren Abläufe bot der Reiseleiter einen Spaziergang zu einer ehem. Markthalle, die heute ein Hawker Zentrum ist, an. Wir liefen nur bis zum Singapore River mit und bogen dann Richtung Brewerkz ab. Schön, bei tatsächlich etwas milderem Wetter bei zwei IPA und ein paar Nachos bzw. noch Chicken Wings den ersten Abend zu verbringen.
Zurück im Hotel stellten wir fest, dass die Hotelbar bereits um 21:30 Uhr schließt. Der Concierge empfahl rüber zu Chijmes zu gehe. Nach ein paar Metern kauften wir allerdings in einem kleinen Laden zwei Tiger Bier und beschlossen den Abend auf dem Zimmer.

Singapore

12. September 2024


{im Hotel während der Freizeit am Donnerstagnachmittag}
Die Zeitumstellung und die Tatsache, dass ich während des Fluges zu gut geschlafen hatte, wirkten sich negativ auf die Nachtruhe aus. Erst kurz bevor der Wecker um 05:30 Uhr losging schlief ich etwas ein.
Beim Frühstück um kurz nach 06:30 Uhr waren wir nicht die ersten aus unserer Gruppe. Aber tatsächlich war um diese Uhrzeit auch nicht viel los.
Aufgrund der Wettervorhersage packten wir zwar die Regenjacken ein, aber keine Sonnenbrillen. Schwerer Fehler. Von den Regenfällen und Gewittern in den Wettervorhersagen war nichts zu bemerken. Dafür tat mir die Sonne in den Augen weg, sobald sie sich hinter der Bewölkung hervor wagte. Auch war es für Singaporer Verhältnisse relativ kühl.
Als erstes besuchten wir den Orchideenpark im Botanischen Garten. Das letzte Mal, als wir 2015 im Anschluss unserer Myanmar-Reise hier waren, hatte es geregnet und wir waren nur von einem Unterstand zum nächsten geeilt. Das war heute schon deutlich besser. Und die Erklärungen unseres Reiseleiters und der einheimischen Guide Nathalie waren auch unterhaltsam und boten das eine oder andere neue.
Der frühe Besuch hatte nicht nur den Vorteil, dass wir besser durch die Stadt kamen (trotz Papstbesuch), sondern auch, dass wir vor den Besuchergruppen im Park waren. So konnten wir die zahlreichen Orchideen in Ruhe betrachten. Den nächsten Stopp machten wir in Little India, wo wir durch die Gassen mit den vielen kleinen Läden schlenderten. Allerdings ohne einen der Tempel hier im Viertel zu besuchen.
Durch das alte Kolonialviertel mit den Gebäuden aus der Gründerzeit von Singapore war ich auch noch selten oder nie gelaufen. Da hier die F1-Strecke vorbei läuft, war bereits einiges an Tribünen, Streckenzäunen etc. am entstehen. Die Raffles-Landing Site kannte ich dann wieder besser. Wir überquerten den Singapore River und durchquerten (mit einer Toilettenpause) das Fullerton Hotel, wo wir direkt an der Marina Bay heraus kamen und den Merlion vor uns hatten.
Was ich tatsächlich nicht wusste: das unsymmetrische Aussichtsdeck mit dem Pool des Marina Bay Sands war mitnichten so geplant gewesen. Stattdessen hätte das Hotel ursprünglich vier Türme haben sollen. Aus Kostengründen war es aber bei dreien geblieben und das Deck daher quasi abgebrochen. Jetzt aber sollte der vierte Turm hinzugebaut und damit auch das Deck vollendet werden.
Die Gruppe war gestern tatsächlich beim Lau Pa Sat Hawker Center gewesen. Das ist das Gebäude auf dem Lego Architekturmodell von Singapore, das ich nicht richtig zuordnen konnte, weil nie da gewesen. Auf dem Weg zum ältesten buddhistischen Tempel in Singapore kamen wir am Lau Pa Sat vorbei. Jetzt hatte ich das Gebäude wenigstens mal gesehen.
Der Thian Hock Keng wurde angeblich im 19. Jhdt. von Chinesen erreichtet, die eine gefährliche Überfahrt aus China in Kauf genommen hatten, um in Singapore als Kuli zu arbeiten. Wegen der zahlreichen Todesfälle auf der Fahrt bedankten sich die Überlebenden erst einmal im Tempel.
Inzwischen waren alle mehr oder weniger geschafft und daher ganz froh, dass es zurück zum Hotel ging. Johanna und ich hatten hauptsächlich Durst und einen kleinen Hunger. Auch waren wir mit unseren Einreiseformalitäten schon gestern fertig geworden. Nochmal außerhalb des Hotels etwas Suchen, hatten wir keine Lust. Die Poolbar im Hotel war auch geschlossen. Deswegen blieben wir im Hotelrestaurant und stärkten uns bei Tiger Bier und eine Club-Sandwich.
{Am Freitag vor und nach dem Frühstück}
Gegen 17:00 Uhr ging es wieder los Richtung Marina Bay Sands. Der Bus durfte nur bis zum Convention Center fahren und hier war einiges los nicht nur eine Messe für Medizintechnik, sondern später auch eine Veranstaltung von AmWay. Natalie fand heraus, dass das Tupperware-Pendent mehrere tausend chinesische Mitarbeiter in mehreren Wellen zu einer Großveranstaltung nach Singapore gebracht hat und noch brachte.
Durch die verschlungenen Gänge des Messezentrums erreichten wir das Foyer des Hotels. Die drei Türme sind im unteren Bereich miteinander verbunden, so dass ein durchgängig langes Foyer mit Geschäften und Restaurants entstand, in dem man nach oben in die drei Türme blickt. Ich fand, dass man sich hier gestalterisch wenig Mühe gegeben hatte. Das Ganze wirkt sehr nüchtern, bar jeglicher Innendekoration. Allenfalls die kurze Gänge zu den Lifts sind mit Lichtinstallationen ausgestattet.
Am Ende von Tower 3 muss man kurz wieder ins Freie, um den Zugangsbereich zum Observation Deck zu erreichen. Dort angekommen (nicht ohne dem obligatorischen Foto davor, das Johanna später auch erstand). Dort angekommen versorgten wir uns erst einmal mit dem versprochenen Getränk bevor wir den großartigen Blick über den Außenhafen, die Gardens by the Bay und natürlich Singapore genossen.
Ich hatte gehofft, meine Panoramaaufnahme von unserem ersten Besuch ersetzen zu können. Aber leider war es noch zu hell mit der Sonne über der Stadt. So war weder an eine brauchbare Tagaufnahme zu denken, noch an eine in der Abenddämmerung mit den Lichtern der Stadt. Für letztere waren wir mindestens eine Stunde zu früh.
Gut zu sehen war die im Aufbau befindliche F1-Rennstrecke, gerade im Bereich des Singapore Flyer (das Riesenrad). In der Bay zwischen dem Riesenrad und den Konzertmuscheln gab es früher einen in das Wasser gebauten Sportplatz mit Tribünen. Den hatte die Rennstrecke früher umkurvt. Nun allerdings war das alles Baustelle. Mal sehen, was da entstehen wird.
Während wir später auf den Bus warteten, ging die Diskussion um die Erweiterung des Marina Bay Sands nochmal los. Die erste Annahme war gewesen, dass der fehlende vierte Tower nun gebaut und das verbindende Deck oben weitergezogen würde. Dem sei nicht so, berichtete Nathalie. Zwar würde ein vierter Turm mit Luxussuiten gebaut werden, aber ohne Verbindung zum bisherigen Komplex. Im Internet fand ich dazu eine Information.
Zurück beim Hotel besorgten wir uns noch schnell zwei Bier in dem kleinen Laden nebenan und suchten dann das Brotzeit bei Raffles City auf. Nicht, dass uns unbedingt nach Haxen und Sauerkraut war. Das Brotzeit war inzwischen auch so ein Traditions-Ding, nachdem wir den Laden erst in der Vivo-City und dann bei unseren letzten Aufenthalten im Fairmont und im Stamford, die gerade um die Ecke liegen, kennengelernt hatten. Wir hatten hier einige Male unser Absacker-Bierchen getrunken. Heute wollten wir aber nun doch mal was von der Speisekarte probieren. Es gab eine Promotion mit japanischen Austern für 3 SGD das Stück. Das ließ ich mir natürlich nicht entgehen und nahm dann noch Haxenfleisch auf Rösti. Dazu einen Beer-Gerita Cocktail. Tatsächlich eine Magarita, in die kopfüber noch eine kleine Flasche Radeberger ragte und ihren Inhalt nach und nach in den Cocktail abgab. Nette Idee und nicht mal schlecht. Johanna hatte zwei Brote mit Krautsalat und Haxenfleisch belegt. Davon bekam ich noch einiges ab. Und weil das alles natürlich viel zu viel war, gab es noch zwei Mirabelle hinterher.