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Reisen
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09.09.1994

Delphi

Um 610 Uhr werden wir vom Hotel abgeholt, das Pärchen aus Leipzig ist auch wieder dabei. Am Kanal steigen wir in einen Bus um. Dieser ist höher als der letzte. Da wir auch wieder die beiden Franzosen abholen, fahren wir über die alte Nationalstraße. Wegen der Höhe des Busses können wir die nächstgelegene Auffahrt auf die neue Straße nicht nehmen, die Unterführung ist zu niedrig. So fahren wir fast bis Athen auf der alten Straße, die einem manchmal an die Costa Amalfitana erinnert. Vor Athen sammeln wir die Reiseleiterin ein und dann geht es in das Innere Griechenlands. Über Berge, durch weite Ebenen, auf denen Baumwolle und andere landwirtschaftliche Produkte angebaut werden. Eine Ebene ist aus einem trockengelegten See entstanden. Dort werden hauptsächlich Tomaten angebaut. Wir sehen einige Anhänger voll. Etwa 1h 45 min nach Athen fahren wir eine Gaststätte an, die wohl ausgemachter Zwischenstopp der Busse nach Delphi ist. Innerhalb kürzester Zeit kommen, außer uns, etwa vier Busse an und einer fährt ab. Das Innere des Lokals ist zur Hälfte Café und zur Hälfte Souvenirladen. Nach der Weiterfahrt geht es dann hoch in das Parnass-Gebirge. Vereinzelt sind im grauen Gestein rotbraune Bauxitvorkommen zu erkennen. Wir fahren hoch über das Dorf Arachova und dann wieder ein Stück hinunter bis relativ unvermittelt am Berg das Apollon-Heiligtum auftaucht. Noch sind relativ wenige Busse da, es ist 11 Uhr.

Wir besichtigen die Anlage, die eben an dem Berghang über einer tiefen Schlucht liegt. Unten ist stellenweise der 180 km lange Kanal zu erkennen, der von einem Stausee aus Athen mit Trinkwasser versorgt. Am Ende der Schlucht liegt die Ebene von Idea und das Meer.

Die heilige Straße zieht sich den Berg hinauf an den Schatzhäusern der Stämme und Stadtstaaten Griechenlands vorbei. Einen Eindruck von dem ursprünglichen Aussehen erhält man durch das rekonstruierte Schatzhaus der Athener. Vom eigentlichen Tempel sind nur noch der Unterbau und sechs wiederaufgerichtete dorische Säulen zu sehen. Oberhalb des Tempels liegt das kleine Theater, das von seinen Zuschauerreihen noch einen unverbauten Blick in die Landschaft ermöglicht. Die Römer haben hier wohl ausnahmsweise kein Bühnenhaus davor gebaut. Bei dem Theater fällt mir zum ersten Mal auch eine junge, wohl alleinerziehende, Mutter mit ihrer kleinen Tochter auf. Nun gibt es ja genügend Leute, die völlig unbeeindruckt oder einfach blind anderen Touristen, die lieber keine Menschen auf ihren Bilder haben wollen, im Weg herumstehen. In diesem Fall war es jedoch die Fixiertheit, die die Mutter nur auf ihre Tochter achten ließ, was mir auffiel. Dieser Eindruck bestätigte sich bei weiteren Begegnungen und zufällig mitgehörten Gesprächsfetzen, wie z.B. „Was meinst Du, sollen wir als nächsten anschauen...?“, „Fühlst Du Dich noch in der Lage das Stück zurückzulaufen...?“, wobei der Tonfall, in dem sie die Fragen stellte, meinen Eindruck ausmachten. Ein steiler Weg führt vom Theater aus weiter nach oben zum Stadion. Dieses bleibt wirklich bis zuletzt unsichtbar. Es ist in eine Senke parallel zum Berghang eingearbeitet. Die bergseitigen Zuschauertribünen sind noch sehr gut erhalten. Von dem Triumphbogen, der das Stadion im Osten abschloss, sind nur noch die Unterbauten zu sehen. Leider schließt die vorgesehene Besichtigung nicht das Heiligtum der Athene mit ein, dessen berühmter Tolon nur weit entfernt unten am Berghang zu sehen ist. Nach dem Abstieg besichtigen wir noch das Museum und fahren anschließend weiter nach Neu-Delphi.

Der Ort entstand, als man für die Ausgrabungen des Heiligtums das an dieser Stelle befindliche Dorf abreißen musste. Neu-Delphi ist eine einzige Ansammlung von Hotels, Restaurants und Souvenirläden. Nach dem Essen fahren wir wieder zurück nach Arachova. Dort verlässt uns die Reiseleiterin und wir haben nochmals 20 min Pause. Die meisten Läden haben um diese Zeit geschlossen. So sind wir und das Pärchen aus Leipzig die einzigen, die noch durchhalten und tatsächlich einen offenen Laden finden, wo Johanna den Thymianhonig, für den der Ort bekannt ist, kauft. Währenddessen finde ich tatsächlich unter Mithilfe des Pärchens aus Leipzig eine Stelle, von der aus der Uhrturm im richtigen Licht zu fotografieren ist. Anschließend geht es in Rekordzeit zurück (eine Stunde weniger als auf der Hinfahrt).