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Reisen
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10.09.1994

Athen

In bewährter Manier werden wir wieder abgeholt. Diesmal allerdings steigen wir in Loutraki in den (niedrigeren) Bus um. Nachdem wir unterwegs die beiden Franzosen und in Athen die Reiseleiterin (die von der Delphi-Tour, Frau Rosa) aufgesammelt haben, erreichen wir um 830 Uhr die Akropolis.

Wir sind eine der ersten Gruppen, wobei das nicht bedeutet, dass es wenige wären. Auf den Stufen der Propyläen finden wir noch einen Platz für erste Erklärungen. Die Akropolis selbst ist ein steiniger Bergrücken, auf dem die Propyläen, der Nike-Tempel, das Erechtheion und natürlich der Pantheon stehen. Dazwischen unzählige Steine und immer mehr Touristen. Die Propyläen sind teilweise eingerüstet. Der Pantheon birgt den Spezialkran, der speziell für die Sanierung konstruiert wurde, in sich. Von der Akropolis aus schweift der Blick über die 4-Millionen-Stadt Athen. Unmittelbar am Berg das römische und das klassische Theater. Der Areopag, die antike Agora, das Filopapas-Grabmal und das Observatorium sind gut zu erkennen. Der Tempel des olympischen Zeus liegt im dunstigen Gegenlicht. Die moderne Stadt wuchert um das Zentrum. Der Blick reicht smogverschleiert bis nach Piräus, aber nicht ganz bis zum Meer. Auf dem Weg zurück kommen wir fast nicht durch die Menschenmassen, die die Stufen der Propyläen füllen.

Die anschließende Rundfahrt führt uns am Tempel des olympischen Zeus, dem Hadrianstor und dem Panatheneischen Stadion vorbei zum Amtssitz des Staatspräsidenten Karamanlis, wo wir gerade rechtzeitig zur Wachablösung der Efzonen kommen. Die beiden armen Wehrpflichtigen können einem leid tun. Ohne eine Miene zu verziehen vollziehen sie das Ritual mit genau abgestimmten Bewegungen. Darum herum Wolken von Touristen wie die Schmeißfliegen. Weiter geht die Fahrt über den Syntagma, am Parlament, der Akademie und der Nationalbibliothek vorbei und wieder zurück zur Mikropoleos-Kirche, wo wir zum Freigang entlassen werden. Erstes Ziel für uns beide ist der von der Reiseleiterin empfohlene Juwelierladen. Das Mädchen dort ist etwas enttäuscht, dass Johanna die angebotenen goldenen Ohrringe nicht will (ca. 1.100,- DM) und zeigt uns etwas widerwillig im ersten Stock die kleine Silberkollektion. Da der Juwelier eine eigene Werkstatt hat, fallen die Stücke aus dem Rahmen. Hier werden wir dann auch fündig. Ohrringe für Johanna, ein Armband für Mama und im Erdgeschoss schließlich doch noch einen goldenen Ring.

Am Ende der Straße mit den Souvenirläden erreichen wir den Monastiraki-Platz, der wegen des U-Bahnbaus ein großes Loch ist. In einem der Souvlaki-Restaurants spricht uns eine Bedienung in den 40ern in breitem Wienerisch an. Wir können uns nicht entschließen und gehen erst einmal weiter. Ich versuche eine der im Reiseführer erwähnten Tavernen auf dem Stadtplan zu finden, was mir nicht gelingt. Also doch zurück zur Österreicherin. Das Essen ist zwar nicht eben billig, aber reichlich und nicht schlecht (griechischer Salat, Hühner-Souvlaki, gefrorenes Bier). Die Frau aus Österreich erzählt uns, dass sie seit etwas mehr als zwei Wochen in dem Lokal arbeitet. Grund dafür ist der Kellner im Nachbarlokal, der es ihr angetan hat. Sie waren drei Monate zusammen, dann getrennt und jetzt versucht sie auf diese Weise, ihm zumindest nahe zu sein, um möglicherweise doch noch eine Chance zu erhalten. Auf unsere Frage, wo man Ouzo einkaufen könne, weist sie uns den Weg in die Athinas.

Dort gibt es praktisch keine Touristen, unzählige Läden und fliegende Händler, die wirklich alles verkaufen. In der Auslage eines Werkzeugladens entdecke ich sogar Walzenfräser, Schwalbenschwanzfräser und Drehmeißel.

Zwischen den Häusern die Eingänge zu den Markthallen. Den Fleischmarkt betrachten wir nur von außen, wobei es Johanna allein davon schon übel wird, die Fischhalle durchquere ich jedoch begeistert. In einem kleinen Laden erstehen wir schließlich Ouzo im Sonderangebot sowie Metaxa. Den Rückweg nehmen wir durch die Eloudo, erstehen in der Plaka noch zwei T-Shirts, sehen die römische Agora von außen und kehren dann zur Kirche zurück, wo der Bus bereits wartet.

Auf dem Rückweg fahren wir an den Jachthäfen vorbei. In Zea Marina liegen Jachten, die ohne weiteres als kleine Luxus-Ausflugsschiffe durchgehen würden.

Abends findet im Hotel ein Teil einer Hochzeit statt. Bis 2130 Uhr bauen die Angestellten Tische mit Tischdecken, einen Tisch mit Sektgläsern, den Kuchentisch etc. auf. Gegen 2130 Uhr trudeln nach und nach die etwa 200 Gäste ein. Dann hat das Brautpaar seinen Auftritt. Er im blauen Anzug mit roter Fliege, sie mit schulterfreiem Kleid, relativ langer Schleppe und in die Haare gestecktem langen Schleier. Beide groß, schlank, schwarzhaarig. Sie schneiden eine der auf einem spiralförmigen Gestell aufgebauten Torten an, trinken Sekt mit verschränkten Armen und verschwinden erst einmal wieder. Während an die Gäste Sekt und Kuchen verteilt wird, tauscht die Braut das Hochzeitskleid gegen ein blaugrünes langes Kleid. Der „Hochzeitswalzer“ wird von den beiden als aus dem Takt geratener Stehblues absolviert. Die ersten Gäste verabschieden sich bereits unmittelbar nach dem Verzehr des Kuchens. Gegen 2330 Uhr ist der kurze Auftritt weitgehend beendet. Und auch wir haben den (süßen) Sekt, zu dem man uns eingeladen hat, ausgetrunken.