Achensee 2011

Halbe Rofandurchquerung

Morgens fand sich das kleine Häuflein Wanderer an der Rezeption ein. Ein Ehepaar, das auch Stammgast in der Alpenrose ist (und, wie sich später herausstellte, aus einem Vorort von Neustadt kommt), ein Mann aus Bremen, dessen Frau nicht mitwollte und ich. Unsere Wanderführerin Nicole erklärte die Strecke, meinte aber, dass wir wegen des Wetters flexibel sein müssten. Die Frau in unserer Gruppe realisierte zu diesem Zeitpunkt, dass die ursprünglich für heute vorgesehene leichte Wanderung durch die schwere Rofandurchquerung ersetzt worden sei. Das schwierigste Stück sei dabei nach dem Ziereiner See, wo der Weg so steil ist, dass man die Stöcke wegpacken und sich stattdessen an dem Sicherungsseil hocharbeiten muss. Es ging also nicht um schmale Pfade an Abgründen, sondern eben „nur“ um das eine steile Stück. Die dahinter liegende Rofanspitze sei dagegen recht leicht zu erklimmen.

Sonnenwendjoch-Bergbahn
Sonnenwendjoch-Bergbahn - 1. Abschnitt
Sonnenwendjoch-Bergbahn
Sonnenwendjoch-Bergbahn - 2. Abschnitt

So fuhren wir also erst mal mit dem Bus nach Kramsach und lösten an der Talstation des Liftes unsere Karten. Der Lift ist recht alt, man muss sich in Position stellen, auf den nächsten Einzelsitz fallen lassen und dann den Sicherungsbügel, der auch die Fußstützen ausklappt vorlegen. Allerdings muss zwischen Rückenlehne und Bügel nicht nur der Passagier mit Bauch, sondern auch der Rucksack, worauf ich den Bügel nicht richtig zu bekam. Dennoch war es eine gemütliche und ruhige Fahrt nach oben. An der Zwischenstation stiegen wir in den nächsten Lift um, der uns schließlich zur Bergstation auf 1785 m brachte.

Rofandurchquerung
Zum Zireiner See
Rofandurchquerung
Die Wandergruppe auf dem Weg zum Zireiner See
Rofan
Blick Richtung Schafsattel und Hochiß

Von hier aus wanderten wir das kurze Stück zum Ziereiner See. Ich hatte vorher schon Bilder gesehen und war wirklich gespannt. Tatsächlich liegt der See in einem kleinen Talkessel, in den man von oben hinabsteigt. Und tatsächlich liegt der See unten wie hingemalt. Ja, von der Anhöhe wirkt er eigentlich noch schöner, als unten direkt am Ufer.

Zireiner See
Zireiner See

Während der Pause am See beratschlagten wir angesichts der dunklen Wolken über die weitere Vorgehensweise. Nicole versuchte uns zu zeigen, wo der Weg den steilen Hang zum Schafsteig hinauf verläuft. Aber selbst mit meinem neuen Fernglas konnte man einen Weg nur erahnen. Wir beschlossen also erst mal etwas näher heran zu gehen. Aber auch dann war von einem Weg nicht viel zu sehen. Das wäre eigentlich nicht das Problem gewesen. Allerdings sahen die Wolken nicht wirklich vertrauenserweckend aus. Unser Mitwanderer aus Bremen wäre gerne hinauf. Die Frau hatte nach wie vor Bedenken wegen des Weges. Ich kenne ein wenig die schnellen Wetterumschwünge in der Gegend und teilte die Sorge, an dem steilen Stück auch noch Regen zu bekommen. Also beschlossen wir, die Wanderung auf dieser Seite fortzusetzen und über die Ziereiner Alm zurück zur Bergstation zu laufen. Zwar bedeutete das wiederum die Rofandurchquerung nicht abgehakt zu haben. Aber ich hatte den Ziereiner See gesehen und Nicole erklärte mir, dass man die Rofanspitze von der Erfurter Hütte recht leicht erwandern kann, womit für mich bereits eine Wanderung für den nächsten Aufenthalt am Achensee feststand.

Zireiner Alm
Kühen vor der Zireiner Alm
Zireiner Alm
Kuhstall der Zireiner Alm

Während der kurzweiligen Wanderung ging dann irgendwann auch die Lästerei los, insbesondere wegen der Modenschau am Vorabend. Die Bemerkung der Frau, sie hätte noch nie jemanden bei Appelt einkaufen sehen, musste ich allerdings mit einem trockenen „doch, immer wenn meine Frau an den Vitrinen vorbei läuft“ kontern.

Nach der verkürzten Wanderung stärkten wir uns bei der Bergstation des Sessellifts, wobei ich der Versuchung widerstand, Speck- oder Pressknödel zu bestellen. Stattdessen begnügte ich mich mit einem Weizenbier. Das wiederum führe dazu, dass ich auf dem Weg nach unten fast in meinem Liftsessel eingeschlafen wäre. Die Ruhe, das sanfte Schweben und die allerdings vergleichsweise geringe Anstrengung der heutigen Wanderung trugen zu dem schläfrigen Zustand bei. Mein Fazit: Sessellift-Fahren hat durchaus etwas Meditatives.

Am Abend lernten wir während der Küchenparty den neuen Chefkoch der Alpenrose kennen, der das Niveau seines Vorgängers durchaus hält. Und natürlich nahmen wir das Angebot war, von den Schnäpsen, die einer der Küchenangestellten aus heimischer Brennerei wieder mitbrachte, zwei Flaschen zu erwerben. Einen Meisterwurz-Brand hatten wir bis dahin auch nicht gekannt.

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