Achensee 2011

Am Ende...

In der Vorbereitung auf den Urlaub hatte ich mir auf der Wanderkarte ein paar Strecken herausgesucht für die Tage ohne geführte Wanderung oder mit einem Angebot, das mir eventuell nicht zusagte. Eine dieser Strecken ging von der Alpenrose durch die Lärchenwiese um den kleinen vorgelagerten Berg herum hinauf zum Stanser Joch mit stolzen 2100 m. Von dort aus wollte ich den Rückweg je nach Zeit wählen. Da ich bisher in der Gegend um den Achensee nie Probleme mit den Wegen hatte, hielt ich es auch nicht für nötig, mich zu erkundigen. Nach dem Frühstück machte ich mich frohgemut bei herrlichem Wetter auf den Weg. Hinter der Lärchenwiese und bei besagtem vorgelagertem Berg war schon einige Karten- und Weglesekunst gefragt, um den richtigen Weg zu finden.

Stanser Joch
Der Versuch der Besteigung des Stanser Joch

Nach der ersten steilen Etappe erreichte ich schon ziemlich außer Atem den Heiterlahnalm-Niederleger auf 1300 m. An dem fließenden Brunnen füllte ich meine Wasserflasche wieder auf. Fast noch steiler ging es dann weiter bergauf zum Hochleger. Dabei bekam ich nicht nur mit meiner Kondition Probleme, sondern zunehmend auch mit meiner Oberschenkelmuskulatur. Der steile Anstieg über teilweise hohe Stufen brachte mir ungewohnte Beschwerden.


Heiterlahnalm - Niederleger
Heiterlahnalm - Niederleger
Heiterlahnalm - Niederleger
Tränke
Heiterlahnalm - Hochleger
Inntal vom Heiterlahnalm - Hochleger
Heiterlahnalm - Hochleger
Heiterlahnalm - Hochleger

Schließlich erreichte ich aber doch den Hochleger auf 1576 m. Der besteht aus einer richtigen Almhütte und einem Kuhstall, aus dem es auch lautstark muhte. Auf der Bank vor der Hütte machte ich erst mal Pause. Laut Karte sollte der Weg nun auf fast gleicher Höhe um den Berg herum laufen, um dann auf der Seite des Inntals die Höhe des Grates zu erklimmen. Allein, den Weg fand ich nicht. Nur die rot-weiß-roten Markierungen auf einigen Steinen und einige Fußspuren. Und wieder ging es direkt steil bergauf. Nicht nur, dass ich allmählich nicht mehr konnte, lief mir auch die Zeit davon.

Auf einem Wiesenstück versuchte ich dann Johanna anzurufen. Netz war da, aber Johanna ging nicht an’s Telefon. Also schickte ich noch eine Hilfe-SMS hinterher. Inzwischen war es ca. 14:15 und ich war nicht mal annähernd oben. In dieser Situation war ich nahe dran, die Bergwacht anzurufen. Allerdings fand ich auf keiner der beiden Karten, die ich mit mir hatte, eine Nummer. Denselben Weg absteigen wollte ich auch nicht, da mir der zu steil war.

Mit den letzten Kräften kletterte ich weiter nach oben. Kurz unter dem Grat, auf etwa 1900 m Höhe verzweigte sich der Weg. Nach links ging es wohl weiter zum Stanser Joch mit nochmal mehr als 200 Höhenmetern. Nach links nahm ich an, ging es den bequemen Weg zurück. Tatsächlich lief der Pfad am Grat entlang und wechselte dabei auch auf die Seite des Inntals mit einem herrlichen Blick über das Tal. Zum Fotografieren hatte ich allerdings echt keinen Nerv mehr. Am Weihnachtsegg machte ich nochmal kurz Rast. Der Weg ging nun fast genauso steil abwärts, wie zuvor aufwärts.

Zu allem Übel verlor ich plötzlich den Boden unter den Füßen. Was mir in all den Jahren noch nie passiert war, ich rutschte auf dem Geröll aus. Im letzten Moment bekam ich den Ast eines Busches zu fassen, schlug mir aber Hand, linkes Bein und rechtes Knie an. Den Bluterguss und die tiefen Schrammen am linken Bein (durch die Hosenbeine hindurch) sah ich erst nach der Rückkehr. Das rechte Knie tat ziemlich weh, aber nicht so, dass ich nicht mehr hätte gehen können. Auf dem weiteren Weg die 900 Höhenmeter hinunter hoffte ich eigentlich, wieder an dem Niederleger vorbei zu kommen, um nochmal etwas trinken zu können. Aber irgendwie ist die Auszeichnung der Wege abseits der Hauptwege und deren Übereinstimmung mit den Karten nicht wirklich hilfreich. Die aufziehenden Gewitterwolken und den Donner konnte ich gar nicht gebrauchen, weswegen ich versuchte, etwas schneller zu laufen. Zum Glück nahm das Gewitter einen anderen Weg. Im Nachhinein konnte ich anhand des GPS-Logs sehen, dass ich bei etwa 1000 m ein Stück auf demselben Weg ging, wie am Morgen. Allerdings muss ich wohl irgendwo falsch abgebogen sein. Als ich schließlich die Notburga-Kirche über mir sah, war ich definitiv zu weit unten. Was bedeutete, ich musste wieder nach oben. Inzwischen taten mir die Knie auch wegen des langen steilen Abstiegs weh und ich hatte immer noch ein Stück vor mir. Johanna hatte ich auf dem Weg auch zwei Entwarnungen auf die mailbox gesprochen und schließlich rief sie dann an. Sie hatte ihren BB im Safe, weil sie früher als geplant von der Schifffahrt zurückgekommen war. Noch zweimal kam ich irgendwie in ein Tal und musste wieder ein Stück nach oben. Das waren zwar alles eigentlich keine Höhenmeter, aber am Ende der Kräfte war mir doch jedes Mal zum Heulen zumute. Schließlich lief ich bei der Lärchenwiese auch nicht durch die Siedlung, sondern den Weg am Waldrand entlang.

Aber kurz vor 18:00 Uhr erreichte ich dann doch das Hotel, rief Johanna an und bestellte erst mal ein Mineralwasser und ein Weizenbier auf die Terrasse.

Johanna kam kurze Zeit später dazu und ich konnte ihr das Erlebte beichten.

Um 18:30 sollte in der Lobby die Begrüßung mit Sekt und Häppchen stattfinden. Kurz vorher kam Wolfgang vorbei und freute sich, dass wir wieder mal in die Alpenrose gekommen waren.

Als ich ihm auf seine Frage hin erzählte, welchen Weg ich zum Stanser Joch versucht hatte, meinte er überrascht „Den Weg geht doch kein Mensch. Der ist doch viel zu schwierig“. Na danke, das wusste ich jetzt auch.


Johanna hatte den Tag deutlich angenehmer verbracht und eine unserer Standardtouren unternommen: Mit der Achenseebahn zum Bahnhof Achensee und von dort aus mit dem Schiff einmal um den See. Nachfolgend einige der dabei entstandenen Bilder.

Pertisau
Auf dem Achensee vor Pertisau mit Feilkopf und Bettlerkar-Spitze im Hintergrund
Pertisau
Strandhotel Entner in Pertisau
Gaisalm
Blick von der Anlegestelle bei der Gaisalm Richtung Seespitze
Scholastika
Hotel Scholastika am Ostufer des Achensees
Bahnhof Achensee
Bahnhof Achensee - Achenseebahn bei der Abfahrt
Achenseebahn
Dampfwolke der Achenseebahn auf dem Weg nach Maurach


 

Bis zum Empfang war noch Zeit für eine Dusche und wieder etwas erholt konnte ich dann Sekt und Häppchen genießen. Inzwischen war auch Karin eingetroffen und zu dritt stöberten wir an den Ständen herum, die die verschiedenen Abteilungen des Hotels vorstellten, insbesondere Beauty Farm, Fit&Fun House und Vitaltempel. Diese Art der Begrüßung war für uns neu. Sonst fand das immer in der Bar statt mit einer Ansprache durch Wolfgang und Auftritt der verschiedenen Abteilungen des Hotels. Die Idee, das in die Lobby zu verlagern und in der Form mit Kurzvorstellung und Informationsständen bei Musikbegleitung zu machen, fand ich sehr gelungen.

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