Auf dem Ayeyarwady
Ballonfahrt und Tempelmarathon
777 Stufen
Ende der Rundreise

Montag, 16. November 2015

Auf dem Ayeyarwady

Sehr früh, kurz nach 6:00 Uhr, und nachdem auch der letzte Zimmersafe geleert war fuhren wir zur Anlegestelle der Flussschiffe außerhalb von Mandalay. Wir hatten ein kleines Schiff mit Bar, Küche, Sonnendeck und sogar Kabinen für uns alleine. Kurz nach dem Ablegen war die ganze Gruppe damit beschäftigt, Postkarten oder Reiseberichte zu schreiben, sich zu sonnen oder den versäumten Schlaf nachzuholen, während wir gemächlich Richtung Bagan schipperten. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich noch keine Reise erlebt habe, bei der so viele Teilnehmer sichtbar Notizen machten, Reiseberichte schrieben oder mit Tablets und Laptops unterwegs waren.

Der Ayeyarwady fließt durch eine richtig flache Ebene. Und da den Fluss Dämme säumen, gab es wenig, was das Auge auf die Ufer zieht. Lediglich ab und zu waren Pagoden oder andere Gebäude am Ufer zu sehen. Oder die ewig lange Brücke am Nachmittag. So richtete sich die Aufmerksamkeit während des Tages mehr nach Innen.

Erstes Event war das Mittagessen, das frisch auf dem Schiff vom Koch (oder Smutje, wie man bei uns sagen würde) zubereitet wurde. Die Gerichte kamen in Tontöpfen auf das Buffet (für das auf dem Sonnendeck einige Tische arrangiert worden waren). Die Speisenfolge kam uns zwar bekannt vor, aber das Essen war trotzdem richtig lecker.

Nach einer Verdauungspause folgte als weiter Programmpunkt der bereits in der Reisebeschreibung angekündigte Vortrag über Meditation. Wilfried vermittelte Idee und praktische Durchführung in seiner unnachahmlichen lockeren Art und Weise. Dabei waren die persönlichen Erfahrungen bei den kurzen Meditationsübungen durchaus unterschiedlich. Während es einigen aus der Gruppe nicht schwer viel, sich auf das Zählen der Atemzüge zu konzentrieren, wurden andere selbst durch die wenigen ablenkenden Geräusche auf dem Fluss aus der Konzentration gebracht. Für mich, der ich nächtens oft durch das Gedanken-Kaleidoskop am Wiedereinschlafen gehindert werde, stellte das bewusste Stoppen der Gedankengänge und die Rückkehr zum Zählen der Atemzüge natürlich auch eine Herausforderung dar.

Am späteren Nachmittag gab es schließlich noch einen Mini-Kochkurs. Der Koch zeigte, wie ein burmesischer Teeblattsalat hergestellt wird. Dieser wurde sogar, mit Rücksicht auf die Allergiker an Bord, in Varianten mit und ohne Erdnüssen zubereitet und zusammen mit Rum Sour und Chips verteilt. Der reichlich verteilte Rum Sour entschädigte dabei für das überteuerte Bier beim Mittagessen. Und der Salat schmeckte vorzüglich. Das „Rezept“ wurde später von aufmerksamen Mitreisenden an die Gruppe per email verteilt. Bei Gelegenheit muss ich den Salat auch mal zubereiten. Vorausgesetzt die Zutaten lassen sich beschaffen.

Zum Sonnenuntergang erreichten wir Bagan, schifften aus und bestiegen unseren hiesigen Bus. Die Händler und Händlerinnen boten unter anderem die Bücher „Tage in Burma“ und „ Der Glaspalast“ in Deutsch an. Aber warum deutsche Bücher in Myanmar kaufen und dann nach Hause schleppen? Möglicherweise waren sie hier am Bus sogar billiger als in Deutschland. „Tage in Burma“ von George Orwell konnte ich direkt bei Amazon bestellen. „Der Glaspalast“ von Amitav Ghosh bekam ich ebenfalls über Amazon, allerdings von einem Second-Hand-Vertrieb.

In unserem Hotel für die nächsten Nächte, dem Thiripyitsaya Sanctuary Resort bezogen wir erst einmal unser Zimmer in einem der auf dem Gelände verteilten Bungalows mit jeweils drei Wohneinheiten. Das Hotel war recht neu renoviert und gehörte einem japanischen Unternehmen.

Das Abendessen nahmen wir (nach einem Aperitif in der offenen Hotelbar) mit der Gruppe auf der großen Terrasse am Fluss ein. Das Menü wurde dabei ähnlich einem japanischen Set-Menü in einer großen unterteilten Lackschale serviert.

Dienstag, 17. November 2015

Airborne und Pagoden satt

Zum Glück hatte ich die Ballonfahrt über Bagan gleich mit unserer Reise mitgebucht. Einige Mitreisende meldeten sich während der Tour bei unseren Reiseleitern. Allerdings waren keine Tickets zu bekommen. Um trotzdem etwas von dem Sonnenaufgang über der Pagodenebene mitzubekommen, fuhren einige aus der Gruppe mit Pferdekutschen zum Sonnenaufgangstempel in der Nähe.

Währenddessen wurden wir Ballonfahrer, zwei andere Ehepaare und ich, gegen 5:30 Uhr mit einem historischen Schulbus abgeholt. Nachdem wir noch ein paar weitere Urlauber von anderen Hotels eingesammelt hatten fuhren wir zum Startfeld. Busse, auf der Seite liegende Körbe und die noch als Wurst ausgelegten Ballonhüllen waren dort sauber aufgereiht.

Die zahlreichen angehenden Ballonfahrer wurde zunächst Gruppenweise Ballonen und Piloten zugeordnet. Graham, unser Pilot (Engländer, wie wohl alle hier) teilte die Gruppe noch mal ein und gab Unterweisungen, wie der Korb zu besteigen und zu verlassen sei. Die Körbe waren sehr groß und waren im Inneren in fünf „Fächer“ unterteilt. Der mittlere, durchgängige war dem Piloten mit seinem Instrumentarium, den Gasbrennern und Gasflaschen vorbehalten, wobei alles einen sehr neuen Eindruck machte. Rechts und links davon gab jeweils zwei weitere Fächer für je vier Passagiere.

Zunächst wurden die Ballonhüllen mit großen Ventilatoren aufgeblasen. Erstaunlich, dass das alles so klappte, obwohl die Ballone dicht an dicht lagen und die sich zunehmend vergrößernden Hüllen sich gegenseitig berührten. Ab einer gewissen Füllmenge wurde mit Hilfe der Gasbrenner Heißluft in der Hülle erzeugt. Nach und nach richten sich die Ballone und die Körbe auf, wobei sich unser Ballon etwas schwerer tat. Schließlich war es soweit und wir wurden aufgefordert, einzusteigen. Es war schon etwas mühselig, da sich an der Schmalseite des Korbes pro „Fach“ nur zwei rechteckige Aussparungen im Korb befanden, die als Tritthilfe fungierten. Vor dem Start musste die erste Gasflasche ausgetauscht werden. Die leere Flasche wurde sofort von Bord gebracht, was unser Gesamtgewicht etwas reduzierte. Graham murmelte etwas, dass wir recht schwer heute wären.

Ganz sanft hoben wir ab und schwebten zusammen mit den anderen Ballonen rechtzeitig zum Sonnenaufgang über dem Pagodenfeld. Die 21 Ballone (jemand aus unserer Reisegruppe hatte sie vom Sonnenaufgangstempel aus gezählt) verteilten sich auf verschiedenen Flughöhen, wobei unserer relativ niedrig blieb. Fand ich auch gut, weil man einen besseren Blick auf die Tempel hatte und auch die Perspektive von schräg oben besser war als senkrecht von oben. Ständig war der Pilot mit anderen Piloten in der Nähe in Kontakt und man stellte sicher, dass sich keiner der Ballone in die Quere kam. Wir konnten derweil das Schauspiel genießen. Die weite flache Ebene, auf der Büsche, Baume und scheinbar auch Pagoden wuchs. Dazwischen der aufwallende leichte Morgennebel und die aufsteigende Sonne ergaben genau das perfekte und wie verwunschen wirkende Bild, das man ja schon auf einigen Fotografien gesehen hatte. Immer mal wieder verwies Graham auf einzelne Tempelanlagen und machte auch mit seiner außen befestigten ActionCam Bilder der Gruppe. An besonderen Stellen drehte er gezielt den Korb, damit beide Seiten den besten Blick auf Tempel und Tempelgruppen haben konnten. Graham war schon auf der ganzen Welt als Ballonfahrer unterwegs, so auch im Raum Köln-Bonn. Auf meine Frage, was es da für einen Ballonfahrer interessantes zu sehen gäbe, meinte er gerade die kleinen Ortschaften rund um die Städte.

Allmählich hatten wir das Pagodenfeld überquert und schwebten über einem kleinen Dorf. Mit der Bodencrew vereinbarte Graham einen Landebereich. Der Platz, an dem seine Crew stand gefiel ihm dann aber ob der Palmenreihe direkt dahinter nicht so ganz. Wir überquerten die Palmenreihe, rasierten noch einen Busch ab und setzten auf. Schien mir eine perfekte Landung zu sein. Insgesamt waren wir etwa 45 Minuten in der Luft gewesen.

Nachdem wir wieder mühsam aus dem Ballon geklettert waren versammelten wir uns rund um den Bus, wo es unsere Urkunde, Champagner, Croissants, Bananenbrot und Obst gab. Die Aufnahmen während der Fahrt sollte es zusammen mit einigen Stock Fotos auf USB Stick für 20 USD geben. Mit Detlef und Heidi machte ich aus, dass uns ein Stick genügte und wir uns die Kosten teilen wollten. Der Stick traf auch mittags beim Hotel ein und wir konnten uns über die gelungenen Aufnahmen freuen.

Die nächsten beiden Tage sollten wir feststellen, dass wir richtig Glück gehabt hatten. Zwar hatte sich im Verlauf unserer Fahrt eine dünne Wolke vor die Sonne geschoben, aber das hatte die Lichtstimmung und die Sicht nicht wesentlich beeinflusst. Am Morgen der anderen beiden Tage war es jeweils recht stark bewölkt und auch etwas windig.

Da wir nicht so weit von unserem Hotel entfernt gelandet waren, reichte die Zeit nach der Rückkehr für eine erste Berichterstattung bei den Gruppenmitgliedern auf der Terrasse und ein schnelles Frühstück mit Kaffee und Suppe.

Auch die andere Gruppe, die mit Pferdekutschen zum Sonnenaufgangstempel gefahren war, war bereits wieder zurück. Sie hatten den Sonnenaufgang von der Spitze der Shwesandaw-Pagode, einer der wenigen Pagoden, die man besteigen darf, gesehen

Dorthin fuhren wir nun auch mit der gesamten Gruppe, womit ein wahrer Tempel- und Pagodenmarathon begann.

Neben der Pagode fand sich in einem länglichen Ziegelbau eine 18m lange liegende Buddhafigur, die größte in Bagan.

Die steile Treppe die Pagode hinauf erinnerte nicht nur mich an die Aufstiege zu den Maya-Pyramiden in Uxmal und Chichen Itza. Ich ersparte mir den Aufstieg und suchte währenddessen Fotomotive.

Schon aus der Luft war sichtbar geworden, dass die meisten Tempel und Pagoden in Bagan aus Ziegelmauerwerk bestanden, wenige besaßen noch einen weißen Stucküberzug. Und nur die wenigsten waren vergoldet (wie die meisten Pagoden, die wir auf unserem bisherigen Weg gesehen hatten).

Unser nächstes Ziel, die Shwezigon Pagode, stellt den Prototyp der Pagoden im originär burmesischen Stil dar. Sie erinnerte stark an die bisher besuchten Pagoden, war allerdings niedriger, gedrungener. Zwar gab es mehrere übereinander angeordnete Terrassen, aber der anda war hier noch niedriger und glockenförmig.<(p>

Rund um den zentralen Stupa gruppierten sich weitere Gebäude, darunter selbst Nat-Schreine. Wir schauten uns insbesondere eine offene Halle an, in der mittels großer Holzfiguren der Weg Buddhas zur Erleuchtung dargestellt war.

Unser erster Patho, also begehbarer Tempel, war der Sulmani. Bisher hatten wir ja immer Stupas besichtigt, die nicht begehbar waren (vom Botataung in Yangon abgesehen, aber das war ein Spezialfall). Bei einem Patho ist das anderes. Man konnte das Gebäude durch einen Haupteingang, manchmal mit vorgelagerter Eingangshalle, oder einen der ebenfalls manchmal vorhandenen Seiteneingänge betreten. Im Inneren befanden sich bei allen besuchten Patho Wandelgänge parallel zur Außenseite. Manchmal nur einer, wie im Sulamani, manchmal aber auch mehrere. In der Mitte der jeweiligen Seite stießen die Wandelgänge auf Altarnischen mit Buddhafiguren. Ebenfalls neu für uns waren die Wandmalereien.

Das Gelände des Tempels war von einer Mauer umgeben. Das Gebäude selbst erhob sich zweigeschossig vor uns, wobei das obere Geschoss ein ganzes Stück kleiner war. Den oberen Abschluss bildete eine bienenstockförmige shikhara, der allerdings deutlich sichtbar neueren Datums war.

Der Gu Byauk Gyi – Tempel kam uns erst recht unscheinbar vor. Im Inneren war es einigermaßen dunkel und der Hauptraum schien eher wie ein raumhoher geschlossener Schrein. Das Besondere an dem Tempel waren jedoch die praktisch vollständig bemalten Wände rechts und links des Wandelganges, die Szenen aus dem Leben Buddhas darstellten. Richtig zu sehen war das wegen der Lichtverhältnisse erst mal nicht. Im oberen Bereich des Ganges befanden sich zwar moderne Gitterkonstruktionen mit Lampen, die wurden aber nicht für einfache Touristen eingeschaltet. Stattdessen gab es eine hinreichend primitive mobile Beleuchtung. Auf einem Holzbrett war eine einfache Birne montiert und eine kurze Holzstange diente als Handgriff. Das Stromkabel war lang genug, um die Lampe einmal rund um den Wandelgang zu tragen. Dann musste sie für die nächste Gruppe wieder zurückgebracht werden.

Während ich noch fotografierte hatte Johanna zwischen dem Gu Byauk Gyi und der Myazedi-Pagode bereits Vorverhandlungen mit einem Händler geführt, der das „Mönche in einer Reihe im Nachschuss“-Motiv als Sandbilder auf Leinwand anbot. Wir einigten uns auf zwei Bilder, wobei der Händler diese bis zu unserer Rückkehr vom Rundgang noch in Zeitungspapier verpackte.

Später wieder zuhause gaben wir die beiden Bilder zum Aufspannen auf Rahmen. Der Preis dafür belief sich auf das Zehnfache der Bilder!

Zur Mittagspause kehrten wir zu unserem Hotel zurück. Während die meisten auf ihre Zimmer verschwanden gingen wir zum Restaurant/Frühstücksraum/Bar, wo sich kurze Zeit später Thomas zu uns gesellte. Johanna Nudelsuppe waren eher Nudeln mit dicker Soße, weswegen ich ihr anbot, gegen mein halbes Club-Sandwich zu tauschen.

Erste Station am Nachmittag war der Manuha Tempel, der dem Mon-Regenten Manuha zugeschrieben wird, der in Bagan als Gefangener lebte. Damit erklärt man sich auch, dass die drei großen Buddha-Figuren im Inneren in enge Nischen gequetscht sind, die wiederum durch enge Gänge miteinander verbunden sind. Da war ein Durchkommen nur im Gänsemarsch möglich und Gegenverkehr durch andere Gruppen führte schnell zum Stau. Dass das oval gewölbte Gebäude mit einem liegenden Buddha ebenfalls ziemlich eng war, verwunderte nicht mehr.

Der riesige, wie eine Pyramide wirkende Dhammayangyi-Tempel lag wieder auf einem von einer Mauer umschlossenen Gelände. Der Tempel selbst war quadratisch mit Vorbauten vor den vier Eingängen. Im Inneren fanden sich verschiedene Buddha-Statuen, die teilweise recht gedrungen, fast froschartig wirkten. Aber auch paarweise angeordnete Statuen verwunderten.

Inzwischen waren wir alle recht erschöpft, weswegen wir wohl die Schönheit des Ananda-Tempels nicht mehr recht zu würdigen wussten. Was im Nachhinein schade war, weil der Ananda nochmals anders war, als die anderen besichtigten Tempel. Nicht nur, weil er aus hellem Sandstein errichtet war (und teilweise gerade restauriert wurde), sondern auch wegen der vielen Skulpturen und Terrakotta-Tafeln an den Außenwänden und Terrassen, sowie der 10 m großen Buddhas im Inneren, die solche der gegenwärtigen Weltzeit darstellen.

Vor dem Ananda-Tempel warteten bereits die Pferdekutschen, mit denen wir zu einem Sonnenuntergangstempel, dem Shwe Nan Yin Taw Kloster fahren wollten. Die Kutschen waren einachsige Wagen mit einer „Ladefläche“ zum Sitzen. Je nach Größe des Zugpferdes, einer ziemlich kleinen Rasse, fiel die Sitzfläche mehr oder wenige stark nach hinten ab. Ich nahm neben dem Kutscher Platz, der allerdings zwei Drittel des Kutschbocks für sich beanspruchte. Johanna war vorher auf die Ladefläche geklettert, gab aber auf und fuhr mit dem Bus. Stattdessen gesellte sich Thorsten dazu, der aber auch seine Mühe hatte, sich während der Fahrt festzuhalten. Meine Fototasche hatte ich ebenfalls auf der Ladefläche platziert und deren Gurt bei mir eingehängt, damit sie nicht vom Wagen rutscht. Wir fuhren nur teilweise über die Straße, meist aber über staubige Wege. Dabei durchquerten wir ein kleines Dorf, aus dem wohl viele der Kutscher stammten. Weiter ging der Weg über Felder mit verschiedenen Gemüsen. Immer wieder standen inmitten der Feldern kleine Tempel und Pagoden. Für diese Impressionen lohnte sich der sonst etwas unbequeme Ausflug dann doch, auch wenn ich mich nicht traute, meine Kamera bei dem Gewackel aus der Tasche zu ziehen. Endlich kamen wir am Sonnenuntergangstempel an, wo Johanna schon wartete.

Der Tempel war keiner der überlaufenen Sonnenunter-/-aufgangstempel, nur wenige andere Touristen waren zugegen.

Auf die Terrasse des Tempels gelangte man nur durch einen dunklen, engen und steilen Treppengang. Ich kehrte nach wenigen Schritten wieder um. Als aber von oben eine Frau mit einer Taschenlampe leuchtete, entschloss ich mich doch hinaufzusteigen. Von oben hatte man tatsächlich ein schöner Blick auf das Pagodenfeld. Allerdings war es inzwischen etwas bewölkt. Während wir warteten brach die Sonne durch und tauchte die zahlreichen Tempel in der Ebene in ein goldenes Licht. Die Sonne verschwand aber bald wieder hinter Schleierwolken und als abzusehen war, dass es wegen der Wolkenbank über dem Horizont keinen richtigen Sonnenuntergang geben würde, machte ich mich an den Abstieg.

Zum Abendessen besuchten wir Restaurant mit Marionettentheater. Das Lokal war riesig und ständig strömten an unserem Tisch Touristen oder Angestellte vorbei. Es ging zu wir auf einem Bahnsteig zur Hauptverkehrszeit. Daneben ging das Marionettenspiel, das abwechselnd auf zwei Bühnen gezeigt wurde, fast unter. Auch der Musiker, der auf einer burmesischen Harfe seine eigenen Lieder spielte und extra darauf und auf seine CD hinwies, wurde nur am Rande beachtet.

Mittwoch, 18. November 2015

777 Stufen

Auf dem Weg zum Mount Popa schauten wir bei einer der zahlreichen auf Touristen eingestellten „Betriebe“ in denen Palmsaft verarbeitet wurde vorbei. Zumindest wurden die Produktionsabläufe touristengerecht aufbereitet dargestellt.

Die „Ernte“ des Palmsaftes schien dabei nach wie vor eine recht gefährliche Angelegenheit zu sein, da hierzu jemand bis zur Krone der Palme hinaufklettern musste. Als Hilfestellung waren Bambusstäbe wie schmale Leitern an den Stamm der Palme gebunden.

Der Palmsaft wurde einseits zu Palmwein und Palmschnaps weiterverarbeitet, andererseits zu Palmzucker. Die einfachen Destillen für den Palmschnaps bestanden aus geschlossenen Brennblasen mit einem gebogenen Auslaufrohr, das aus dem oberen Teil des Kessels hervorsprang. Das Rohr war weder spiralig, noch wurde es sonstwie gekühlt. Verwunderlich, dass aus den Rohren trotzdem klarer Brand in die Flaschen darunter tropfte. Der Brand wird zweimal destilliert und schmeckte recht weich. Allerdings hatte mir schon bei meiner ersten Verkostung von Palmwein vor Jahren der Geschmack nicht behagt.

Für die Herstellung von Palmzucker kochte eine junge Frau Saft in einem Wok langsam ein. Die zähflüssige Masse wurde dann weiter gerührt. Als Finish wurde teilweise Kokos, Tamarinde oder Pflaumen untergemengt. Das ergab ein kugelförmiges Naschwerk, oder aber Kugeln aus reinem Palmzucker.

Ganz zu Anfang schauten wir noch zu, wie eine Frau des Betriebes ein Rind im Kreis um eine einfache topfförmige Mühle trieb, in der das Fruchtfleisch der Palme ausgepresst wurde, um Öl zu gewinnen. Sabe gab dem Rind etwas von dem ausgepressten Fruchtfleisch zu Naschen, worauf dieses ihr ein paar Runden hinterher“jagte“.

Schließlich erwarben wir ein Päckchen Palmzuckerkugeln, drei Päckchen gerösteten Sesam und ein Päckchen Palmzucker/Kokos Naschwerk. Alles zusammen 4.000 Kyat.

Über eine grüne Ebene mit Gras, Landwirtschaft, Büschen und Bäumen führte die Straße weiter Richtung Mount Popa. Zwischendurch fehlte immer wieder ein Stück Asphalt. Dabei handelte es sich um Flussbetten, die jetzt trocken lagen. In der Regenzeit sind die Flüsse aber so stark, dass kein Straßenbauwerk hält (und Brücken sind wohl zu aufwändig und teuer).

Auf dem Mount Popa, einem Vulkanberg wohnen die Nats, Menschen die gewaltsam zu Tode gekommen waren, und nun als Schutzgeister wirken. Der Glaube an die Nats ist älter als der Buddhismus, ist aber mit diesem in Myanmar eine Art Symbiose eingegangen. Neben dem fast 1.500 m hohen Mount Popa ragt ein etwa 700 m hoher Felsen aus der Landschaft, auf dem die Nats verehrt werden, der Popa Taung Kalat.

In der kleinen Ortschaft am Fuße des Felsens erläuterte uns Sabe in einem Nat-Schrein die Geschichte und die Bedeutung einiger der wichtigsten der insgesamt 37 Nats.

Auf den Popa Taung Kalat und zu den Nat-Schreinen führte ein Aufgang mit 777 Stufen.

Ich hatte mir erst überlegt, ob ich mir den Aufstieg wirklich antun wollte, entschied dann aber, es zu versuchen (Treppensteigen hatte ich ja immer wieder in unserem Hotel in Montreux trainiert). Nachdem sich meine Oberschenkelmuskeln nach dem vielen Busfahren in den letzten Tagen etwas gelockert hatten, ging es relativ problemlos und ich war in kaum 20 min oben.

Der Aufweg war im unteren Abschnitt wie üblich von Läden gesäumt. Weiter oben wurden diese durch verschiedene Räumlichkeiten abgelöst, in denen entweder die Nats oder Buddha verehrt werden. Der Ort und der erste Teil des Aufgangs waren von einer wilden Horde Makaken bevölkert, die sich nicht scheuten, Kokosnüsse aus Opfergaben oder Obst von unbelehrbaren Touristen zu klauen. Alle paar Meter saß jemand und putzte die Treppe von den Hinterlassenschaften der Affen sauber und bat um eine Spende. Wobei das nach oben hin immer fraglicher wurde, weil sich (zumindest als wir da waren) die Affenmeute nur im unteren Teil herumtrieb.

Auf dem Plateau fand sich eine etwas wilde Mischung aus Andachtsräumen um einen zentralen Stupa im indischen Stil. Ansonsten gab es insbesondere Aussicht. Da es aber recht bewölkt und dunstig war, musste man sich die in Kauf genommene Anstrengung etwas schön reden.

Nach diesem Ausflug in die Geisterwelt besuchten wir nach einer Weile Fahrt zurück nach Bagan noch eine Fabrik für Lackarbeiten. Ich wollte ja schon während der ganzen Tour eines der Lack-Opfergefäße erstehen, hatte aber noch kein kleines gefunden. Während man an den verschiedenen Verkaufsständen oftmals minderwertige Ware oder gar solche aus Plastik bekam, wurden hier hochwertige Produkte hergestellt. In der Regel aus Bambus und Rosshaar gearbeitet und vier bis über zwanzig Mal lackiert und mit verschiedenen Materialien poliert. Bis sie schließlich noch in mittels einer Ritz- und Färbetechnik verziert wurden.

In dem Verkaufsraum fand ich auch keine der Gefäße in klein. Ich fragte eine der Verkäuferinnen, die schließlich zwei praktisch gleiche Gefäße brachte. Beide rein in Schwarz und in der von mir gesuchten Größe. Aus Teakholz zwar, aber das tat dem Aussehen keinen Abbruch. Johanna hatte inzwischen eine Vase gefunden, die sehr schön mit blauen Ritzzeichnungen versehen war. Zusammen mit einem Mitbringsel konnten wir die Verhandlungen um den Discount erfolgreich abschließen. So langsam mussten wir uns durchaus überlegen, wie wir das alles vor allem unbeschädigt transportiert bekommen sollten.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir im Hotel, tranken etwas auf der Terrasse und ich machte noch ein paar Bilder von der Anlage.

Am Abend sollte es nochmal mit dem Bus in ein Lokal außerhalb des Hotels gehen.

Das Restaurant befand sich nicht weit von unserem Hotel entfernt direkt am Fluss und war deutlich übersichtlicher als insbesondere das Lokal am vorigen Tag. Nur drei Gruppentische standen auf einer Terrasse am Fluss. Alles machte einen etwas urigen Eindruck, aber wir hatten freien Blich auf den Ayeyarwady und einige beleuchtete Pagoden am Flussufer.

Bereits auf dem Schiff einige Tage vorher waren wir auf Eckhardts Idee, eine Runde für die Gruppe als Dank für die Unterstützung beim Kauf der Buddhastatuen auszugeben, sofort eingegangen. Immerhin hatten uns unsere Reiseleiter aktiv geholfen und die Gruppe offensichtlich mitgefiebert und teilweise auch Hilfe angeboten. An diesem Abend ergab sich endlich die richtige Gelegenheit und wir genossen das Riesenglas Rum Sour, wobei ich noch etwas mehr abbekam, weil es auch Johanna zu viel war.

Das Essen war sehr schmackhaft und auch etwas anders als sonst zubereitet.

Donnerstag, 19. November 2015

Der geschlossene Kreis

Der letzte Tag der Rundreise begann recht gemütlich, weil unser Flug zurück nach Yangon erst für den späteren Vormittag anstand und der Flughafen auch nicht weit weg vom Hotel war. Das Hotel war ziemlich leer. Allerdings hatte sich der Himmel bereits gestern stärker bewölkt. Beides zusammen führte wohl dazu, dass keine Frühstückstische auf der Terrasse gedeckt waren. Ich stellte erneut fest, dass wir mit dem Wetter am Dienstag richtig Glück gehabt hatten.

Vor der Abfahrt sangen wir noch das Geburtstagsständchen für unser viertes Geburtstagskind, das erst jetzt offiziell geoutet wurde.

Nach kurzer Fahrt erreichten wir den Mini-Flughafen von Bagan, wo wir wieder mit einer der neuen Turboprop-Maschinen zurück nach Yangon flogen. War es da vor ein paar Tagen schon genauso heiß und schwül gewesen?

Viel Zeit bis zum Rückflug nach Singapore blieb nicht. Daher steuerten wir einen weiteren Ableger der Green Elephant Restaurants in der Nähe des Flughafens an. Dort gab es nicht nur das letzte gemeinsame Essen, sondern auch die offizielle Verabschiedung. Wilfried, unser deutscher Reiseleiter, fand wie gewohnt launige wiewohl auch bewegte Abschiedsworte. Ihm hatte es wohl mit der Gruppe auch viel Spaß gemacht. Nachdem es zuvor zwei Tage lang Diskussionen gegeben hatte, wer Abschiedsworte und Umschlagübergabe machen sollte, hatte sich schließlich Andrea bereit erklärt. Sie ließ sich dabei durch einen „Danke“-Gesang der Gruppe unterstützen.

Die restliche Zeit reichte noch für zwei Programmpunkte in Yangon.

Weiße Elefanten dienten schon seit jeher den birmanischen Herrschern als Symbol und Legitimation ihrer Macht. Damit hatten auch die Militärmachthaber nicht gebrochen. Eigentlich waren es gegenwärtig drei Elefanten, aber nur die beiden Elefantenkühe standen in einem großen offenen Pavillon. Der Bulle war woanders, weil es angeblich Probleme mit beiden Kühen gab. Die Elefanten waren nicht wirklich weiß, sondern eher irgendwie grau-rosa. Was aber daran erhaben sein soll, Elefanten in einem Pavillon auf einem Betonboden anzuketten, so dass sie sich nicht einmal einen Schritt weit irgendwohin bewegen konnten, erschloss sich uns nicht. Die Szenerie wirkte eher deprimierend und hätte woanders längst nicht nur Tierschutzorganisationen aktiviert.

Den Abschluss hinsichtlich Pagoden machte die Kyauk Taw Gyi-Pagode, die von den Militärmachthabern erst 2008 errichtet worden war. Die 11 m hohe und 600 t schwere Buddhastatue aus Marmor stand in einer offenen Halle und war durch einen klimatisierten Glaskasten vor den Unbilden der Witterung geschützt. Der Marmorblock war in Mandalay gebrochen und vorbearbeitet, anschließend auf einem Floß nach Yangon verbracht und dort fertig bearbeitet worden. Sabe meinte, dass trotz allem nur wenige Menschen die Pagode besuchen würden, weil sie eben von den Militärs gespendet worden war.

Außerhalb der Halle sprach Sabe zwei Frauen in Tracht an. Diese besuchten gerade mit ihren Kindern, die als Mönche in Yangon im Kloster lebten, die Pagode. Zwei waren schon länger in Yangon und daher mit ihrem Smartphone beschäftigt. Die beiden kleineren waren neu in der Großstadt und schauten selbst voller Erstaunen einem Flugzeug nach, das über die Pagode hinweg flog.

Zurück am Flughafen half Wilfried beim allgemeinen Einchecken bevor wir uns alle von ihm und Sabe verabschiedeten. Nach einem kurzen Durchgang durch den Duty Free suchten Johanna und ich die Lounge auf, wo ich einige Zeit mit plötzlich einsetzenden Magenproblemen beschäftigt war.

Am Gate verabschiedeten wir uns auch von unseren Mitreisenden, weil wir bei der Ankunft in Singapore nicht warten wollten, bis alle das Flugzeug verlassen hatten. Das war schon eine sehr nette Gruppe gewesen, in der wir uns sehr wohl gefühlt hatten.