Ausflug zum Goldenen Felsen.
Rückweg über Bago.

Sonntag, 8. November 2015

Goldener Felsen

Nach dem Frühstück plünderten wir unsere Bargeldvorräte, um die Hotelrechnung zu begleichen. Diese war in USD ausgestellt und wurde in Euro umgerechnet. Das Rückgeld wurde wieder in USD umgerechnet. Kyat waren überhaupt nicht im Spiel.

Auf dem Weg aus Yangon heraus sahen wir an verschiedenen Stellen lange Menschenschlangen vor den Wahllokalen stehen bzw. sitzen. Mancherorts waren ganze Reihen von Plastikstühlen aufgestellt, auf denen die Wähler etwas bequemer warten konnten, bis sie an der Reihe waren. Sabe hatte erzählt, dass sie am Morgen noch wählen gehen wollte, an ihrem Wahllokal allerdings schon 400 Leute angestanden waren.

Einen ersten Stopp legten wir an einem großen Baum ein, in dem ein Nat wohnte. Hier holten sich die Autofahrer Unterstützung für ihre Fahrt. Und weil die meisten nicht anhalten konnten, hupten sie wenigstens, um den Nat auf sich aufmerksam zu machen.

Kurze Zeit später hielten wir an einem Soldatenfriedhof. Zahlreiche Gefallene aus den beiden Weltkriegen der britischen Armee und ihrer Verbündeten aus Indien und Nepal hatten hier ihre letzte Ruhe gefunen, aber keine Burmesen. An den Säulen der Kolonnade waren weitere 27.000 Namen von Gefallenen eingraviert.

Weiter ging es auf der neuen Autobahn, die in Richtung der neuen Hauptstadt führte.

Insgesamt verlilef die Fahrt über eine riesige Ebene, die meist als landwirtschaftliche Nutzfläche anzusehen war. Erst auf dem zweiten Blick war zu erkennen, dass es sich um Reisfelder handelte.

Die Häuser in den Dörfern, durch die wir kamen, bestanden in der Regel aus Flechtwerk und waren auf Stelzen gesetzt. Die Müllentsorgung fand leider oft einfach irgendwo statt.
Auf den Feldern außerhalb der Dörfer waren auch immer wieder Schutzhütten auf Stelzen zu sehen. Und natürlich die eine oder andere Pagode.

In einem Dorf direkt an einem Fluss machten wir wieder einen Stopp. Die Einwohner lebten vom Fischfang. Die Fische wurden luftgetrocknet und im ganzen Dorf zum Verkauf angeboten. Insbesondere die getrockneten rötlichen Schlangenkopffische stellten durch ihre brezelartige Form eine optische Besonderheit dar.

Zur Mittagspause machten wir Pause an einer größeren Rast-/Restaurantanlage. Ich aß gebratene Nudel, was schon eine sehr große Portion war. Johanna hatte gebratenen Reis bestellt, der nach einigen Umwegen schließlich auch kam. Auch von der Portion hätten wir beide satt werden können. Bevor das Essen kam war ich noch auf den Aussichtsturm geklettert. Von dort aus konnte man sehen, dass die Landschaft bereits hügeliger wurde.

Wegen unseres Bargeldproblems hatte während der letzten Pause Johanna Sabe angesprochen und die meinte, dass sie mit uns in den nächsten Tagen zur Bank oder einem anderen Automaten gehen könnte.

Bei dem Rasthof gab es ebenfalls einen Geldautomaten. Ich dachte, ich probiere mein Glück. Karte rein und auf dem ersten Menü die Sprache gewählt. Dann geschah genau nichts. Irgendwann wechselte der Bildschirm und hieß mich willkommen. Das war es aber auch. Irgendwie traute ich der Sache nicht und drückte den Cancel-Knopf. Nichts geschah, auch nicht nach mehrfachem Drücken. Na prima, nun auch die Kreditkarte weg. Ich rannte zurück zum Restaurant und holte Sabe. Als wir zusammen mit Johanna wieder bei dem Automatenhäuschen waren hatte tatsächlich der Bildschirminhalt gewechselt und wollte meine PIN. Dieses Mal funktionierte auch das Abbrechen und ich bekam meine Karte wieder. Sabe meinte, dass die Automaten recht langsam seien.

Die Straße führte nun durch zunehmend hügeliges Gelände und es waren auch Berge zu sehen. Die Baum- und Buschvegetation rückte direkt an die Straße heran.
Im Basislager in Kinpun angekommen fanden wir in einer großen Halle die Pickups, die die Pilger und Touristen hinauf zum Goldenen Felsen brachten.

An dieser Stelle zeigte sich wieder einmal, wie schnell sich das Land verändert. In unserem Reiseführer und selbst noch in der Reisebeschreibung war zu lesen, dass das letzte Stück hinauf zum Goldenen Felsen zu Fuß zu überwinden sei. Oder eben mit Hilfe von Trägern in einer Sänfte. Davon war inzwischen keine Rede mehr. Die stark motorisierten Pickups brachten Pilger wie Touristen bis nach oben.

Die Ladefläche der Klein-LKWs war mit Sitzbänken ausgestattet, wobei die Tiefe der Bank etwa die einer Hühnerstange war und der Abstand zur vorderen Sitzreihe an den Sitzabstand in Billig-Airlines erinnerte. Zum Glück gab es hinter der letzten Sitzreihe noch Platz für das Gepäck und wir hatten den Wagen für uns alleine. Statt der üblichen 40 Leute (+ 2 im Führerhaus), konnten wir uns mit unseren 21 (inklusive der Reiseleitung) halbwegs breit machen. Bestiegen wurde die Ladefläche über eine Treppe und Plattform. Johanna und ein anderes Mitglied unserer Gruppe fanden im Führerhaus Platz.

Zunächst noch leicht ansteigend, dann in Serpentinen führte die Straße hinauf bis zu einer kleinen Ansammlung von Hütten, wo wir auf den Gegenverkehr warten mussten, da der zweite Teil der Strecke im Wechselverkehr befahren wurde. Noch einmal steiler und in engeren Serpentinen überwanden wir die restliche Strecke bis hinauf auf 1.100 Höhenmeter. Der Fahrer fuhr zügig, aber nicht unvorsichtig. Trotzdem machte ich mir Sorgen um Johanna, weil sie Serpentinenfahrten und dann noch auf holpriger Strecke so gar nicht verträgt. Aber es ging ihr gut, als wir uns bei der Ankunft wiedersahen.

Unser Handgepäck schleppten wir (die Hilfe der Träger lehnten wir alle ab) durch zahllose Verkaufsstände ein Stück weiter zu unserem Hotel, das direkt an der bis zum Goldenen Felsen weiterführenden Straße lag. Doch einigermaßen geschafft warteten wir auf die Zimmerzuteilung. Das Hotel war in den Berg an einer fallenden Flanke gebaut und wir befürchteten schon das Schlimmste. Und tatsächlich. Nach der dritten Treppe nach unten ohne Handlauf und mit ungleichmäßig hohen Stufen streikte Johanna. Unser Reiseleiter bot zwar an, unser Zimmer mit seinem zu tauschen, das lag aber auch irgendwo unten. Ich ginge also wieder zurück an die Rezeption und mit unseren Reiseleitern verhandelten wir um ein Zimmer weiter oben. Wir bekamen schließlich eines, das von der ersten Tiefebene auf einer eigenen Treppe nach unten zu erreichen war. Die Treppen waren noch unregelmäßiger und einen Handlauf gab es auch nicht, aber das schaffte Johanna gerade noch so.

Kurze Zeit später hieß es schon wieder hinauf, weil wir ja noch zum Goldenen Felsen wollten. Inzwischen waren ein paar Wolken aufgezogen und wir befürchteten, nur noch einen Felsen im Dunkeln zu sehen. Nach dem offiziellen Eingang zu dem Gelände, das insgesamt auf einem etwas breiteren Berggrat lag, waren noch mehrere Treppen zu überwinden, wobei wir zwischendurch unsere Schuhe zurücklassen mussten. Das gesamte Areal könnte man despektierlich als buddhistischen Vergnügungspark bezeichnen. Überall Stände, Pavillons, Andachtsgebäude, Glasbehälter für Geldopfer etc. Das eigentliche Kernstück des Ganzen rückte ob dieses Durcheinanders erst allmählich in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Dabei war nicht mal sehr viel los. Wegen des Wahltages waren hauptsächlich Touristen und einige Gläubige unterwegs.

Von einer ersten Plattform war endlich der Goldene Felsen zu erkennen, der wegen der Bewölkung erst mal gar nicht so golden erschien. Ich begann mich zu fragen, wie die verschiedenen Aufnahmen, die man von dem Felsen kennt, entstanden waren. Darauf hat man immer den Eindruck, der Felsen hinge in solitärer Umgebung auf seiner Felsenkante. Aber man konnte die Perspektiven finden. Sehr interessant fand ich die Ansicht von den beiden Plattformen unterhalb des Felsen. Da wurde erst richtig bewusst, wie sehr der Riesenbrocken mit seinem zierlichen goldenen Aufbau über der Kante hängt. Etliche Bilder später machte ich mich auf den Rückweg zur ersten Plattform, wo ich Johanna zurückgelassen hatte. Ich traf sie bei einem anderen Ehepaar aus der Gruppe und zusammen mit weiteren Teilnehmern warteten wir, bis die Beleuchtung des Felsens (von der wir vermutet hatten) eingeschaltet wurde. Zu diesem Zeitpunkt färbte auch noch die untergehende Sonne den mittleren Teil des Himmels rot, während darum herum dramatische Wolkenformationen für Stimmung sorgten. Jetzt mit der Beleuchtung sah der Felsen auch deutlich goldener aus.

Zum Abendessen trafen wir uns alle wieder im Hotel, wo wir später in kleiner Runde noch das Schließen der Hotelbar erlebten.

In der Nacht schlief ich fast gar nicht. Erst nervte der Ventilator, bis ich das Schwenken abstellte, das für ständiges unregelmäßiges Klappern sorgte. Dann konnte ich es mit den Kissen anstellen wie ich wollte, ich bekam immer Kopfschmerzen. Und überhaupt konnte ich nicht einschlafen. Erst wohl so gegen 5:00 Uhr, also 30 min vor dem Wecker, fand ich etwas Schlaf.

Montag, 9. November 2015

Zurück nach Yangon über Bago

Nach dem etwas kargen Frühstück, das von den Servicekräften, die sich sichtlich bemühten, ihr erlerntes Servicewissen anzuwenden, aufgetragen wurde und dem Räumen der Zimmer trafen wir uns allmählich vor dem Hotel. Dort kamen nach und nach die Mönche zur Sammlung der Morgenopfer vorbei. Sowohl ältere einzelne Mönche waren unterwegs, als auch Kindermönche und -‑nonnen im Gänsemarsch. Dazwischen auch ein Einsiedler mit seinem hohen schwarzen Hut. Er trug zwei Holzeimer an einer Stange über der Schulter. An der Stange war eine Gongscheibe, eine sog. Kyezee angebracht, die eine grob dreieckige Form hatte. Auf diese Scheibe schlug er mit einem Holzstück im Takt seiner langsamen Schritte.

Heute morgen war deutlich mehr los. Pilger und Touristen in immer neuen Scharen trafen ein. Wir kämpften uns gegen den Strom zur Haltestelle der Pickups und nahmen wieder einen, der zuverlässig aussah. Der Fahrer ließ es auf dem Weg nach unten richtig laufen. Mir kam der Gedanke, der Firma Mack Rides (die zum Europapark gehört und Fahrgeschäfte auf der ganzen Welt baut) den Vorschlag für eine neue Achterbahn zu machen: Goldener Felsen – The Ride.

Heute hatte ich die Busseite mit dem besseren Licht und konnte auf der weiteren Fahrt einige Aufnahmen von Dörfern, Landschaft, Hütten von Reisbauern auf ihren Feldern, Booten auf dem Fluss machen.

Auf dem Weg zurück nach Yagon machten wir noch Halt in Bago.

Als ersten suchten wir die Shwemawdaw-Pagode auf. Diese ist noch mal höher als die Shwedagon in Yangon, die ganze Anlage wirkt aber weniger eindrucksvoll als ihre etwas kleinere, aber berühmtere Schwester. Was normalerweise bei Touristen eher Unmut auslöst, verschaffte uns hier einen neuen und interessanten Eindruck. Der Stupa wurde nämlich neu vergoldet. Hierzu war das gesamte Bauwerk oberhalb der achteckigen Terrasse eingerüstet, natürlich mit Bambus. Da es gerade Mittag war, strömten die freiwilligen Arbeiter, die während der sechsmonatigen Neuvergoldung hier arbeiteten, von ihren Arbeitsplätzen hinunter. Das war ebenfalls beeindruckend, wie diese überall aus dem dichten Bambusgeflecht auftauchten und die steile zentrale Bautreppe hinunter liefen.

An einer Ecke lag eine riesige dicke Scheibe aus Ziegelsteinen schräg an der unteren Terrasse. Bei einem der Erdbeben Anfang des 20. Jhdts. war der Stupa schwer beschädigt worden. Die riesige Scheibe war ein Stück der Bananenstaude, die sich ganz oben an der Stupa befindet. Erstaunlich, dass das Stück bei einem Sturz aus etwa 80 m Höhe nicht völlig zersprungen war.

In einer Halle auf halber Höhe einer der Aufgänge besichtigten wir nach dem Rundgang noch einen japanischen Buddha, der im Zuge der japanischen Besatzung hier aufgestellt worden war.

Ursprünglich war geplant, statt Mittagessen Obst auf einem Markt einzukaufen. Das passte aber vom Zeitplan und der Strecke nicht mehr. Also kehrten wir doch in einem Restaurant ein. Johanna nahm eine Hot-and-Sour-Soup, ich Chicken Satay. Das war gerade die richtige Menge für ein Mittagessen.

Letzte Station in Bago war der liegende Buddha, der von einer an eine Bahnhofshalle erinnernde Hallenkonstruktion in der Shwethalyaung-Pagode geschützt wurde. Der Buddha war liegend etwa 55 m lang und 16 m hoch. Eine Holzkonstruktion in Weiß und Gold. Auf der Rückseite des Buddha war in großen bunten Reliefbildern die Geschichte eines Prinzen, sein Verhältnis zu einer buddhistischen Frau, dem Zorn seines Vaters und dem Happy-End dargestellt.

In der Vorhalle fanden sich wieder zahlreiche Verkaufsstände, wo dieses Mal auch verschiedene Holzschnitzereien verkauft wurden. Wir suchten eine Figur des Lokanat, der die kämpfenden Elefanten und Löwen trennte. Aufgestellt im Eingang eines Hauses sollte er für friedliche Gäste sorgen. Bei den kleinen Figuren fehlten die beiden kämpfenden Tiere. Also doch die etwas größere, die wir nach kurzer Verhandlung für 22 USD erstanden. Auch manche unserer Mitreisenden kauften ein.

Den Rest der Fahrt nach Yagon verbrachte ich schlafend und schließlich mit der Fortsetzung des Reiseberichts. Wilfried, unser Reiseleiter, las aus dem Buch „Der Glaspalast“ vor, während draußen ein heftiger Regen niederging. Dieser war so stark, dass das Wasser in wahren Sturzbächen durch die Straßen schoss. Zum Glück ließ der Regen bald auch wieder nach, so dass wir trocken vom Bus ins Hotel kamen.

Wir bereiteten unsere Koffer für den morgigen Flug vor, machten uns frisch und trafen uns wieder mit der Gruppe, die sich etwas herausgeputzt hatte. Einer unserer Mitreisenden hatte sich sogar einen Longyi gebunden.

Heute Abend sollte es Thai-Küche geben. Die stellte sich aber als stark ähnlich zu unseren letzten Speisen heraus, mit der Ausnahme, dass für die Currys Kokosmilch verarbeitet wurde. Da die Suppe und die Currys ähnlich mild abgeschmeckt waren wie die letzten Abende, versuchten Johanna und ich eine Chilisoße zu bekommen. Die süße Thai-Chilisoße, die es zu den Appetizer-Chips gegeben hatte, nutze auch nicht viel. Auch die als nächstes gebrachten kleingeschnittenen Chilis waren nicht das Gewünschte. Schließlich kam ein Schälchen mit der üblichen Mischung aus Knoblauch, Chili in wahrscheinlich Fischsoße, die wir von den letzten Abenden kannten.

Viel spannender als das Essen war das Haus, in dem das Restaurant untergebracht war. Die Villa Nath gehört einige Jahrzehnt zuvor einem Inder mit burmesischer Frau, der zu den 30 Kameraden gehört hatte, die Ende der 40er Jahre für die Unabhängigkeit Burmas gekämpft hatten. Das Haus war eine Holzkonstruktion mit schwarzen Fachwerksbalken und weißer Ausfachung. Unser langer Tisch befand sich in der Eingangshalle im Erdgeschoß. Im Obergeschoß waren die Tische des Restaurants auf die ehemaligen Wohnräume verteilt. Dabei öffnete sich einer der Räume zum wohl früheren Garten des Hauses. Überall waren Bilder und andere Gegenstände ausgestellt, die an die Zeit des Widerstandes gegen die Briten erinnerte.

Zurück im Hotel nahmen wir mit noch einigen anderen aus der Gruppe einen Absacker an der Bar, bevor wir uns alle für die kurze Nacht zurückzogen.