Mandalay - Sagaing - Mingung

Freitag, 13. November 2015

Nach Mandalay

Frühmorgens um 07:30 Uhr verließen wir das Hotel und fuhren das letzte Mal mit den Langbooten. Unser Bus nahm uns wieder auf und es ging auf die „Road to Mandalay“ (nein, weder der Fluss, noch das Schiff, sondern schlicht die Straße). Allerdings nicht ohne nach kurzer Fahrt einen Stopp beim Shwe Yan Pyay-Teakholzkloster einzulegen.

Die Straße stieg erst einmal ein ganzes Stück an, um die Shan-Berge zu überwinden. Von etwas über 1.200 Höhenmetern schraubte sich der Bus auf der anderen Seite die engen Serpentinen hinunter zur Tiefebene. Immer wieder mussten wir in den Kurven die entgegenkommenden großen LKWs durchlassen. Für den Busfahrer war das wegen der Rechtslenkung nicht einfach. Immer wieder musste der Busboy helfen, „um die Ecken“ zu schauen.

Auf der Fahrt kamen wir auch durch Kalaw, wo sehr gut erhaltene hübsche Villen aus der britischen Kolonialzeit irgendwie deplatziert wirkten.

Nach einigen geplanten und weniger geplanten Stopps wegen Mittagspause und anderer mehr oder weniger dringender körperlicher Bedürfnisse einiger Mitreisender erreichten wir die Tiefebene, auf der Mandalay und Bagan liegen. Einmal durch Meiktila mit seiner Universität und dem See hindurch kamen wir auf die Autobahn, die Yangon mit Mandalay verbindet. Während wir auf der bisherigen Fahrt durch die Berglandschaft und die Erläuterungen der Reiseleiter abgelenkt waren, wurde es das letzte Stück doch recht langweilig. Die völlig flache Ebene erstreckte sich bis zum Horizont, lediglich ein paar Bäume fingen den Blick auf. Ein Stück vor Mandalay, kurz vor Sonnenuntergang nahm die Tempeldichte etwas zu.

Das Abendessen nahmen wir im Hotel ein. Im Außenbereich genossen wir ein mongolisches Barbecue und schauten den Tanzaufführungen zu.

Samstag, 14. November 2015

Mandalay und Sagaing

Am Anfang der Tour besuchten wir eine Werkstätte zur Herstellung des Blattgoldes, das überall von den Gläubigen an den Buddhastatuen appliziert wird. Erstaunlich, dass nicht nur die Blattgoldherstellung selbst sehr kompliziert und langwierig ist, sondern auch die des Bambuspapiers, das für die Herstellung des Blattgoldes benötigt wird.

Ausgangsmaterial für die Blattgoldherstellung sind kleine viereckige Goldblättchen. Diese werden zwischen zwei Lagen des Spezialpapiers gelegt. Mehrere Hundert (bei einem der Arbeitsgänge sind es 750 Blättchen Gold und die doppelte Anzahl Papier) dieser Lagen werden geschichtet, in Leder eingebunden und dann auf eine einfache schräge Holzvorrichtung gespannt. Der Handwerker steht dann über der Vorrichtung und bearbeitet das Päckchen mit einem langstieligen schweren Hammer. Am Ende eines Arbeitsganges werden die Päckchen wieder auseinandergenommen, die nun runden Goldblättchen kleiner geschnitten, wieder verpackt und wieder gehämmert. Um die richtige Anzahl Hammerschläge zu messen, dient eine Art Wasseruhr.

Noch komplizierter ist die Herstellung des Spezialpapiers, zwischen denen die Goldblättchen bei der Bearbeitung gelegt werden.

Einjähriger Bambus wird geschält und dann in feine Streifen geschnitten. Diese Streifen werden zusammen mit Kalk und Wasser drei Jahre eingelegt. Aus der Masse wird dann Pulp (Papierbrei) hergestellt. Zusammen mit Wasser wird der Pulp auf einem Rahmen verteilt und geschöpft. Das Produkt ist ein rotbraunes glattes Papier, das aber immer noch zu dick ist. Daher wird es wieder mit Wasser eingeweicht und mit Klöppeln händisch dünner geklopft. Dadurch entsteht ein hauchdünnes, glattes Papier, das allerdings bei der Produktion der Goldblättchen mehrfach verwendet werden kann. Ich fragte mich natürlich, was der Grund für das Spezialpapier sein könnte. Ich erklärte mir das damit, dass sich das Goldplättchen bei der Bearbeitung mit möglichst geringem Widerstand von der dritten in die zweite Dimension umstrukturieren lassen muss (vulgo: flachgeklopft werden soll). Das Papier selbst durfte sich dabei nicht verändern.

Während ich am Inle-See in der Phaung Daw U-Pagode für meine Goldblättchen 5.000 Kyat bezahlt hatte, kosteten sie hier an der Quelle 8.000. Also doch nichts falsch gemacht. Wir erstanden aber ein Bild aus schwarz lackiertem Bambus mit Goldfiguren.

Weiter ging es zur Straße der Steinmetze, der Kyauk Sit Tan. Dort wurden in kleinen Betrieben überwiegend Buddhafiguren aus Marmor hergestellt. Zuerst wird dabei die Grobform der Statuen mit Trennschleifer und anderen Werkzeugen bearbeitet, was für einen dichten Nebel an Marmorstaub sorgt. Die Arbeiter tragen natürlich keinen Mundschutz. Die Modellierung des Gesichtes dürfen nur bestimmte Handwerker durchführen. Wir erstanden einen kleinen Löwen aus Granit, wobei schon das Interesse bestand, eine Buddha-Statue für den Garten zu erwerben. In der Kürze der Zeit war das aber nicht möglich. Beim Mittagessen später bekamen wir mit, dass sich ein anderes Ehepaar ebenfalls für den Erwerb eines Buddhas interessierte und diesbezüglich mit unserem Reiseleiter über die Möglichkeiten am nächsten Tag verhandelte. Wir schlossen uns da einfach an.

Später verließen wir Mandalay und fuhren über den Ayeyarwady nach Sagaing, wo wir zunächst ein Nonnenkloster besuchten. Die kleinen Nonnen waren gerade beim Essen, die kleinen Flip-Flops in Reih und Glied vor dem Speiseraum abgestellt. Wir schauten uns den großen Bambus-Buddha in einer Halle hinter dem Stupa an. Nebenan in einer „Vitrine“ war ein „Mme Tussot Modell“ eines buddhistischen Abtes zu bewundern, dessen Lehre das Kloster folgt.

Weil der Weg auf den Sagaing Hill zu steil für unseren Bus war, stiegen wir in zwei Pickups um. Diese brachten uns an ein buddhistisches Waisenhaus, wo die Kinder gerade Pause hatten. Das allgemeine Herumgetolle hätte auch an vielen anderen Schulen der Welt stattfinden können. Nur, dass sonst nicht die meisten Kinder in Mönchroben gekleidet sind. Auch hier waren Mädchen und Jungen jeweils unter sich und die Mädchen spielten andere Spiele als die Jungs. Die älteren Jugendlichen schauten wie in wohl jeder Kultur etwas herablassend vom Balkon des ersten Stockes eines Gebäudes zu.

Weiter den Hügel hinauf erreichten wir die Umin Thounzeh-Pagode. In einer halbrunden, in den Berg gegrabenen Kolonnade standen dort 45 gleichartiger Buddhas (für jedes Jahr seit Gründung des Tempels einer). An der den Buddhas gegenüberliegenden Wand waren Tafeln angebracht, die Spender des Klosters nannten. Eine der Tafeln datierte vom Februar diesen Jahres und nannte ein Ehepaar aus Neuhofen in der Pfalz!

Gleich in der Nähe schauten wir in der Sun U Ponnya Shin-Pagode nur kurz in den zentralen Raum mit der Buddhastatue und den bronzenen Hasen- und Fröschen. Das war nicht so recht spannend, dafür aber der Ausblick von der Terrasse rund um die zentrale Halle. Der Blick konnte von dort aus über die Kloster- und Tempelanlagen um den Sagaing Hill, den Ayeyarwady und bis nach Mandalay schweifen.

Nach dem Mittagessen am Fuß des Hügels besuchten wir ein weiteres Nonnenkloster. Dort waren die Nonnen (noch immer im jugendlichen Alter) beim Rezitieren buddhistischer Sutren. Einige Nonnen und die Äbtissin empfingen uns in einem der Gebäude und wir stellten eine ganze Reihe Fragen zum Buddhismus im Allgemeinen und zu Nonnen im Buddhismus im Besonderen. Zum Abschluss erhielten wir noch einen Segen für unsere weitere Reise in Form eines Gesangs.
Bevor wir das Kloster verließen, warfen wir noch einen Blick in einige der Räumlichkeiten, wie z.B. Küche, die Räume der Lehrerinnen und die Räume der einfachen Nonnen.

Wir wollten rechtzeitig zum Sonnenuntergang bei der U-Bein Brücke sein, daher fuhren wir wieder über den Ayeyarwady nach Amarapura. Durch die zahlreichen Verkaufsstände war kaum ein Durchkommen. Busse, Pick-ups und Autos waren bis dicht ans Wasser geparkt. Und vom Ufer aus ergoss sich ein Strom Boote zur optimalen Sonnenuntergangsposition auf dem Wasser. Dort reihten sich die Boote wie an der Schnur aufgefädelt. Ich machte erst ein paar Bilder von der Landzunge unterhalb der Brücke, da ich nicht nur Schattenrissbilder wollte.

Ein komplettes Überqueren der Teakholzbrück war in der Kürze der Zeit nicht mehr möglich, auch weil auf der Brücke kaum ein Durchkommen war. Als höflicher Fotograf wartet man ja auch immer, bis jemand vor einem seine Bilder gemacht hat. Irgendwie trat auf der Brücke die Fraktion der Tablet-Fotografen stark in Erscheinung (wobei ich immer noch der Meinung bin, dass es wohl kein ungeeigneteres Gerät zum Fotografieren gibt, als ein Tablet). Ich kehrte nach einer Weile wieder zurück und versuchte auf der Landzunge einige schöne Schattenrissbilder zu machen. Johanna, die ich vorher aus den Augen verloren hatte, fand ich da auch wieder.

Zum Abendessen waren wir im hiesigen Ableger des Green Elephant. Diesmal war das burmesische Essen besser gewürzt als die verschiedenen Male zuvor.

Sonntag, 15. November 2015

Mandalay, Mingun und unser Buddha

Erstes Ziel unseres heutigen Streifzugs durch Mandalay war die Kuthodaw-Pagode. Hier wird das größte Buch der Welt, der auf 729 Marmortafeln gemeißelte Tipitaka-Kanon aufbewahrt, die Niederschrift eines wesentlichen Teils der buddhistischen Lehre. Jede der Tafeln steht in einer kleinen Pagode. Diese wiederum stehen in Schachbrettformation auf dem Gelände. Allerdings teilweise mit größeren Durchgangswegen dazwischen. In der Mitte der gesamten Anlage erheben sich der Stupa und die entsprechenden Nebengebäude. Während ich am Ende noch mit letzten Aufnahmen beschäftigt war, hatte Johanna ein bronzenes Glockenspiel erworben.

Die wenigen Meter hinüber zum Shwendandaw-Kloster gingen wir zu Fuß, wobei wir noch an dem stufenpyramidenförmigen Bau des Atumashi-Klosters vorbei kamen.

Das Shwendandaw-Kloster ist der einzige größere erhaltene Bau des ehemaligen Königspalastes. Es entging der Zerstörung, weil der Bau, nachdem König Mindon darin gestorben war, zerlegt und außerhalb des Palastes wieder aufgebaut worden war. Obwohl das Gebäude außen durch den stufenweisen Aufbau des Daches mehrgeschossig wirkte, bestand das Innere nur aus zwei großen Räumen, die den vorderen und hinteren Teil des Baus einnehmen. Die zahlreichen Teakholzschnitzereien wären durchaus einer längeren Betrachtung wert gewesen, aber was zumindest auch in der Kürze der Zeit auffiel, waren die Figuren an den Türen/Fensterläden. Darunter fanden sich neben den bekannten Figuren aus Buddhismus und Hinduismus auch christliche Schutzengel.

Dass die Moderne längst in Myanmar angekommen ist, ließ sich an einem Hinweisschild am Eingang des Geländes feststellen. Dort wurde ausdrücklich das Filmen mittels Drohnen verboten!

Und ebenfalls der Jetztzeit zuzuordnen war der neue Supermarkt, unsere nächste Station. Der hatte die in manchen Ländern übliche Mischung aus Lebensmitteln und Haushaltwaren. Sabe erstand sogar ein Bügelbrett, das uns die nächsten Tage auf unserer Reise begleitete. Wir (und andere aus der Gruppe) dagegen plünderten das Gewürzregal. Neben den üblichen Sachen, wie Kardamom, Muskatblüte, Muskatnuss etc. landeten auch schwarzer Sesam, geröstete Senfsaat und drei thailändische Currypasten in unserem Einkaufskorb.

Das dritte, neben der Shwedagon Pagode und dem Goldenen Felsen, große Heiligtum Myanmars, der Mahamuni Buddha bildete unser nächstes Ziel. Von einem der Eingänge des Komplexes führten überdachte Gänge mit diversen Devotionalienläden auf den zentralen Hof, in dessen Mitte sich der Stupa und daran angeschlossen das Bauwerk mit dem Schrein des Buddhas erhob. Dieser saß auf einem hohen Sockel in einer kleinen, an drei Seiten offenen Kammer, die dicht mit mächtigen Pfeilern umgeben war. Die Säulenhalle darum herum schränkte den Blick auf den Buddha weiter ein. Die baulichen Gegebenheiten machten es für die zahlreichen Pilger und Besucher recht schwierig, an den Buddha heranzukommen oder in wenigstens zu sehen. Hinzu kam, dass Frauen der Zugang zum Inneren Bereich verwehrt ist. Der axiale Zugang zum Schrein war daher bis weit nach hinten von knienden Pilgerinnen belegt. Da von den Seitenachsen eigentlich nur das Podest und der untere Teil des Buddha zu sehen war, gab es für die hier betenden Frauen eine Livecam aus dem Inneren.

Die Männer, die in den Inneren Bereich wollten, mussten alle Taschen zurücklassen. Angesichts der Enge im Schrein verständlich. Ich ließ daher meine Fototasche bei Johanna zurück. In der innersten Kammer führten Treppen auf das Podest hinauf, so dass die Männer die Goldschicht auf der ursprünglich aus Bronze bestehenden Figur weiter verdicken konnten. Ich wollte noch in die andere Ecke der Kammer, wo allerdings zwei Männer am Beten waren. Der eine winkte mich freundlich vorbei zu einer Stelle ganz in der Ecke, wo man den Buddha sehen konnte, ohne allen Leuten im Weg zu stehen. Gerade der untere Bereich des Buddhas sah durch die vielen nicht gleich- aber regelmäßig aufgebrachten Goldblättchen aus, als würde er aus lauter kleinen Beulen bestehen.

Johanna war inzwischen mit meiner Fototasche alleine und etwas ungehalten, weil sie nicht wusste, wo die anderen waren. Sabe sammelte uns aber ein und brachte uns in das Gebäude am Rande des Hofes, wo mehrere Khmer-Bronzen aus Angkor Wat ausgestellt waren. Die 800 Jahre alten Figuren waren als Kriegsbeute nach Mandalay gelangt und als einzige dem Schmelzofen und einer ungewissen Zukunft als Kanone im Heer von König Thibaw entkommen.

Ich machte mich noch ein paar Minuten alleine auf die Runde, wobei ich unbemerkt meinen Fotoaufkleber verloren hatte. Plötzlich stand ein Einheimischer vor mir, meinte, ich hätte meinen Aufkleber verloren und heftete ihn mir freundlich lächelnd wieder an die Brust.

Nachdem Gerhard aus unserer Gruppe schließlich auch den Weg zum Bus gefunden hatte, fuhren wir einmal um die Ecke und hielten erneut. Wir waren nämlich bereits in der Straße der Steinmetze, wo die Vierergruppe der potenziellen Buddha-Statuen-Käufer unter vielen Erfolgswünschen der restlichen Gruppe den Bus verließ.

Wir steuerten erst mal den Laden an, wo Johanna gestern einen der wenigen Buddhas aus grau-blauen Marmor gesehen hatte. 500 USD sollte der kosten. Auf die Frage nach dem Transport wurde telefoniert und der anscheinend zentrale Logistikdienstleister, ein Chinese, kam kurze Zeit später vorbei und eröffnete uns, dass der Transport weitere 420 USD kosten sollte. Das war uns in Summe doch etwas zu viel, weswegen wir die anderen beiden suchten. Diese hatten sich auch bereits für einen Buddha in einem anderen Landen entschieden und Eckhardt war gerade eben wegen des Transportthemas am Telefonieren. Tatsächlich erschien der Spediteur nun hier im Laden. Währenddessen hatten wir ebenfalls einen grauen Buddha entdeckt, der sogar noch etwas größer als der andere war. Als Einstiegspreis wurden 750 USD genannt, was sich aber nach dem Hinweis auf den anderen Laden sofort auf ebenfalls 500 USD reduzierte. Das war völlig ok, weil er etwas größer war. Blieb noch die Frage des Transports zu klären. Der Spediteur schlug vor, den Transport beider Statuen unter einem Namen bis Frankfurt zu organisieren und das zu einem Gesamtpreis von 400 USD. Das erschien uns allen akzeptabel.

Wir steuerten erst mal den Laden an, wo Johanna gestern einen der wenigen Buddhas aus grau-blauen Marmor gesehen hatte. Auf die Frage nach dem Transport wurde telefoniert und der anscheinend zentrale Logistikdienstleister, ein Chinese, kam kurze Zeit später vorbei und nannte einen Preis für den Transport, der uns zu hoch erschien. In einem anderen Laden war Eckhardt gerade eben wegen des Transportthemas am Telefonieren. Für einen Buddha hatten sie sich schon entschieden. Tatsächlich erschien der Spediteur nun hier im Laden. Währenddessen hatten wir ebenfalls einen grauen Buddha entdeckt, der sogar noch etwas größer als der andere war. Nach kurzer Verhandlung waren wir uns eigentlich wegen des Preises einig. Blieb noch die Frage des Transports zu klären. Der Spediteur schlug vor, den Transport beider Statuen unter einem Namen bis Frankfurt zu organisieren und das zum Preis für einen. Das erschien uns allen akzeptabel.

Die Buddhas würden von Mandalay über Yangon nach Singapore gehen, von dort aus nach Hamburg und dann mit einem Vertragspartner des Dienstleisters nach Frankfurt. In Hamburg müssten wir die Zollformalitäten klären und die Buddhas dann von Frankfurt abholen. Da das andere Ehepaar bei Lörrach wohnte, würden wir wohl beide Kisten von Frankfurt mit unserem Hänger holen und bei uns die Übergabe machen. Aber bis dahin waren nach Angabe des Chinesen noch etwa 45 Tage Zeit. Während wir die Kaufurkunden und die Transportformulare ausfüllten (wobei ein Mitarbeiter geschickt wurde, um Johannas Reisepass zu kopieren, den sie glücklicherweise dabei hatte), stellte jemand die nicht unwichtige Frage nach den Zahlungsmitteln. Zu unserem Erstaunen ging das nur Cash, womit wir nun ein Problem hatten. Weil die Tour um 13:30 Uhr vom Hotel aus weitergehen sollte, war keine Zeit mehr, zurück zum Geldautomaten bei der Mahamuni Pagode zu gehen. Wir einigten uns schließlich mit den Verkäufern und dem Chinesen, dass wir uns abends in unserem Hotel treffen und den Handel finalisieren wollten. Wir hofften bis dahin genügend Geldautomaten (die pro Ziehung nur 300.000 Kyat hergaben) zu finden. Einer war ja im Hotel. Zurück zum Hotel fuhr uns eine Frau aus dem Steinmetzladen. Ihre Kleidung, die zahlreichen Goldarmreife und das SUV deuteten darauf hin, dass man mit Buddha-Figuren offensichtlich Geld verdienen kann.

Im Hotel stellten wir fest, dass der dortige Geldautomat nicht funktionierte. Nun wurde es schwierig. Wir wollten ja nicht die Tour behindern, weswegen irgendwelche Umwege mit dem Bus ausschieden. Unsere Reiseleiter fanden aber eine Lösung. Sabe rief nochmal in dem Laden an und machte aus, dass die uns nach dem Abendessen vom Restaurant abholen und so lange zu Geldautomaten fahren würden, bis wir die Beträge beisammen hätten. Wieder mal großes Lob an unsere Reiseleitung!

Endlich konnte es zum eigentlich nicht geplanten Mittagsprogramm losgehen. Wir fuhren hinunter zum Fluss, wobei wir am lokalen Fischhandel vorbei kamen. Von Pick-ups herunter wurde der frisch gefangene Fisch weiterverkauft. Sogar ein LKW mit Eis war vorhanden, um zumindest so etwas wie eine Kühlkette herzustellen.

Direkt am Ufer lebten viele Menschen in einfachsten Unterkünften, meist nur mit Stoff bespannten Bambusgestellen. Wäsche und Menschen wurden zwischen den Booten gewaschen, Schweine und Hunde rannten umher. Kinder spielten eine Art Fußball. So ärmlich das einerseits wirkte, so überraschend war andererseits, dass die Menschen trotzdem einen fröhlichen und nicht unterernährten Eindruck machten. Selbst die Schweine, die sich zwischen den Unterkünften tummelten, machten einen gut gemästeten Eindruck. Ich bekam das gedanklich irgendwie nicht zusammen. Das Leben in offensichtlicher Armut einerseits, aber trotzdem anscheinend nicht arm an Lebensfreude und einer anscheinend sichergestellten Ernährung.

Die Ausflugsboote nach Mingun lagen einfach am Ufer, was das Besteigen etwas schwierig machte. Neben einer schmalen Planke gab es lediglich eine von zwei Leuten gehaltene Bambusstange als Geländer. Zudem mussten wir noch über ein anderes Boot hinweg. Aber schließlich war auch das geschafft und wir konnten uns auf dem Oberdeck gemütlich machen. Während der Fahrt bot eine junge Frau vom Boot erst Fotobücher, Lesezeichen und anderes, dann Textilien und endlich Getränke zum Verkauf an. Der Bestand an Bier war leider zu knapp kalkuliert, weswegen Johanna und ich uns eine Dose teilten.

In Mingun stiegen wir an Land und wurden sofort von einer Schar Verkäuferinnen umringt. Den riesigen Ziegelhaufen der Mingun-Pagode ließen wir nach einigen Erklärungen liegen (selbst ich wollte nicht barfuß die ungesichert Treppe hinauf). Vorbei an zahllosen Verkaufsständen kamen wir nach kurzem Spaziergang bei der Mingun-Glocke an. Diese ist feststehend und in ihrer Art die größte. Zum Klingen gebracht konnte sie wie üblich mittels Holzschlegeln.

Johanna und ich nahmen uns eigentlich vor, auf dem Rückweg bei einem der Verkaufsstände nach Bildern mit einem modern anmutenden Motiv zu schauen. Das Motiv der versetzt hintereinandergehenden Mönche mit Schirmen wirkte wie moderne, etwas abstrakte Tuschezeichnungen, wenn auch das Rot der Kleidung dominierte. Auf Postkarten hatten wir das bereits am Inle-See gesehen.

Aber erst einmal hieß es bei der Hsinbyume-Pagode (Myatheindan-Pagode) wieder Schuhe ausziehen. Die Pagode war für Myanmar ziemlich außergewöhnlich. Nicht nur, weil sie in blendendem Weiß gehalten ist. Vielmehr dadurch, dass sie den Berg Meru symbolisiert. Der Unterbau besteht daher aus sieben aufsteigenden und mit wellenförmigen Mauern versehenen Terrassen, die die sieben Meere darstellen. Von der obersten Terrasse erhebt sich der Berg Meru, hier in Pagodenform. Man kam bis ganz oben hin, wo in einer Nische im Inneren eine Buddhastatue zu entdecken war.

Inzwischen war die Sonne stark im Westen und ich suchte nach einer Möglichkeit, die gesamte Anlage aufs Bild zu bekommen. Das ging nur dadurch, dass ich von der mittleren Terrasse Richtung Westen hinabstieg. Um die Pagode herum bestand der Boden aber nur aus Sand und Steinen. Barfuß wie ich war, tastete ich mich bis an den Rand des Geländes vor, um schließlich die gesamte Anlage vor mir zu haben. Was tut man nicht alles für ein gutes Bild. Da ich allerdings keine Lust hatte, noch weiter durch den mit kleinen spitzen Steinen gespickten Sand zu laufen, stieg ich wieder bis zur ersten Terrasse hoch und auf der Eingangsseite hinunter.

Johanna war schon vorgegangen, während ich mich auf dem Rückweg mit einigen Reiseteilnehmern unterhielt. Als ich sie endlich eingeholt hatte war es leider zu spät, um Bilder zu suchen und zu kaufen.

Auf dem Rückweg wurde offensichtlich, dass die junge Verkäuferin das Prinzip des Demand-Forecast verstanden hatte. Ihr Getränkekorb enthielt deutlich mehr Bierdosen als auf dem Herweg. Unterwegs begegneten wir verschiedenen Hotelschiffen, wobei eines wir eine Karaweik-Barke gestaltet war.

Noch während des etwas eintönigen Abendessens waren unsere Statuen-Händlerin und der Logistikdienstleister eingetroffen. Wieder mit den besten Glückwünschen der Gruppe verließen wir das Restaurant. Dieses Mal fuhr der Chinese und die Händlerin nahm wie selbstverständlich im Laderaum Platz. Was keiner vermutet hätte, bereits beim ersten Geldautomaten gelang es uns allen, die benötigten Barmittel zu beschaffen. Selbst mehrmaliges Abheben des Grenzbetrags war möglich. So kam es, dass wir sogar noch vor unserer Reisegruppe wieder im Hotel waren. Dort begann dann das mehrfache Zählen der dicken Geldscheinbündel und die Übergabe derselben gegen entsprechende Quittungen.