Anreise über Singapore nach Yangon.
Besichtigungen in Yangon.

Mittwoch, 4. November 2015 – Donnerstag, 5. November

Abreise und Ankunft

Um 8:45 Uhr wurden wir pünktlich von unserem Shuttle abgeholt. Völlig problemlos kamen wir am Flughafen an und checkten ein.

Einige Wochen vorher hatte ich bereits mitbekommen, dass die Kontrollen am Flughafen weiter verschärft worden waren. So musste ich also nicht nur Laptop, eBook-Reader und Handy auspacken, sondern meine komplette Fototasche. Aber auch das war noch nicht genug. Das kleinen Fläschchen Reinigungsflüssigkeit aus dem Reinigungsset brachten mir einen leichten Rüffel von Seiten des Sicherheitspersonals ein.

In der Lounge direkt am Gate nahmen wir erst einmal ein kleines Frühstück zu uns, bevor es zum Boarding ging. Für mich war es der erste Flug in einer A380. Johanna war schon mal geflogen, allerdings in der Eco. Hinter der Kontrolle fuhren wir mit einer Rolltreppe zum oberen Finger.

Das Layout der Business Class in der Singapore Airlines fand ich erst mal gewöhnungsbedürftig. Das Oberdeck ist 1-2-1 bestuhlt, mit extrem breiten Sitzen, die aber scheinbar sehr dicht hintereinander stehen. Hinzu kommt, dass sich vor einem so oberhalb Kniehöhe eine rechteckige „Wand“ erhebt. In diese sind Monitor und verschiedene kleine Klappen eingelassen. Unter der „Wand“ ist schon jede Mange Platz für die Füße, aber trotzdem erst mal komisch. Auch lässt sich der Sitz nicht einfach per Knopfdruck in ein Bett verwandeln, sondern erfordert händische Umbauarbeiten.

Erst einmal genossen wir aber den Service an Bord (klingt wie Airline Werbung…). Wobei ich noch anmerken muss, wie sanft und leise die riesige Maschine abhob und dann flog.

Nach einem sehr guten Essen mit unseren vorbestellten Gerichten und mehreren Gläsern australischem Shiraz, etwas Reisebericht-schreiben und den neuen Mission Impossible schauen versuchte ich zu schlafen. Es lag mitnichten an dem zum Bett umgebauten Sitz, aber es war einfach nicht Schlafenszeit. So verbrachte ich mehrere Stunden dösend.

In Singapore hatten wir zum Umsteigen zwischen Landung und Boarding knappe 45 Minuten. Mich macht ja so etwas immer nervös, gerade auch weil wir noch das Terminal wechseln mussten. Tatsächlich brauchten wir aber lediglich Minuten, um zur Haltestelle des Skytrain, mit diesem zum Terminal 2 und dort zu unserem Abflug-Gate zu kommen.

Auf dem Flug nach Yangon hielten wir ganz entspannt ein Schwätzchen mit der Flugbegleiterin, lehnten ein weiteres Frühstück ab und konnten nach dem Start sogar ein wenig schlafen. Die 2,5 Stunden zurück nach Yangon vergingen echt schnell.

Nur warum der Pilot von der Flugkontrolle angewiesen wurde, einige Minuten Warteschleifen zu fliegen, verstand ich nicht. Der Flughafen machte nicht eben einen wirklich hektischen Eindruck. Zumindest hatten wir so während des Anflugs Zeit, die Landschaft anzuschauen. Diese war geprägt durch ausgedehntes landwirtschaftliches Grün und unterbrochen von Ansiedlungen. Soweit erst mal nicht spannend. Wohl aber die allen Orts aus dem Grün hervorlugenden kleinen und großen vergoldeten Stupas, Pagoden, Payas, oder wie auch immer der korrekte Fachbegriff lautete.

Nach dem Einsammeln der Koffer (die bereits in Frankfurt besonders gekennzeichnet waren, damit sie in Singapore möglichst schnell zum T2 gebracht würden) suchten wir erst mal eine der Wechselstuben auf. Im Vorfeld hatte Gebeco darüber informiert, dass die Regierung in Myanmar beschlossen hatte, ab dem 1. November Geldgeschäfte nur durch Banken zu erlauben (auch wenn nach wie vor viele Preise in USD ausgezeichnet waren). Die Euronen wurden in zwei dicke Bündel 1000 und 5000 Kyat getauscht, die meinen leeren Geldbeutel sprengten und auch nur durch eine Maschine zu zählen waren. Während der Reise stellte sich die Regierungsanordnung als durchaus flexibel zu interpretieren heraus.

Am Ausgang fanden wir auch schnell unseren Fahrer, der kurze Zeit später uns und unser Gepäck in einen Kleinbus verlud.

Auf dem Weg zum Hotel konnten wir erste Eindrücke sammeln, und die waren bereits in diesen ersten 1,5 Stunden zahlreich.

Zunächst einmal dachte ich, Linksverkehr, weil unser Kleinbus eine Rechtslenkung hatte. Aber nicht nur der, sondern alle Fahrzeuge, die wir beobachten konnten. Gefahren wurde aber rechts. Spätere Recherche ergab erst mal, dass bereits 1975 von Links- auf Rechtsverkehr umgestellt worden war. Aber viele Fahrzeuge waren definitiv neueren Baujahrs. Irgendwie wurde nie ganz klar, warum man trotz Rechtsverkehr Fahrzeuge mit Rechtslenker fährt.

Der Verkehr war bereits dabei in eine Situation zu rennen, bei der die Verkehrsinfrastruktur nicht mehr mit der Anzahl der Verkehrsmittel mithalten kann.

Die ganze Bebauung, durch die wir fuhren, machte nicht unbedingt den Eindruck einer Großstadt. Man kam sich vielmehr wie in einer ausgedehnten ländlichen Ortschaft vor. Das lag nicht nur an dem Zustand der Straßen, sondern insbesondere daran, dass die meisten Gebäude kaum zu sehen waren, weil sie von üppigem Grün verdeckt waren. Was zu sehen war, waren verfallene Häuser, ganz neue Geschäfte und Wohnhäuser, kleine Firmen, die üblichen Verkaufsstände der Kleinhändler, Straßenrestaurants im typischen indisch-asiatischen Stil.

Endlich kamen wir in unserem Hotel an, wo auch bereits wenige Minuten später unser Zimmer zur Verfügung stand.

Nach einer Ruhepause schauten wir uns erst mal etwas das Hotel an. Johanna steuerte natürlich auf den Schmuckladen zu und informierte sich über Jadeketten und Armreife. Im Bereich um das Schmuckgeschäft waren in Vitrinen Jadeskulpturen ausgestellt und mit Preisen ausgezeichnet. Die bewegten sich zwischen 1.500 und 5.000 USD!

Im Außenbereich waren zwei versteinerte Stoßzähne aus dem Pleistozän ausgestellt, die wohl beim Bau eines der Vorläufergebäude des Hotels gefunden worden waren. Aus der Entstehungszeit des Hotels stammte auch die Betonskulptur eines Dinosauriers, was allerdings mit Pleistozän nichts zu tun hat.

Auf verschiedenen Ebenen am See entlang waren der Pool, die Poolbar und Sitzecken angeordnet. Nur auf den Laufsteg im See kam man nicht. Dieser Steg zog sich offensichtlich am Seeufer entlang zumindest um unsere Seite des Sees. Das östliche Seeende dominierte der Karaweik Palace, ein Restaurant im Stil einer Barke.

Nach einem Zwischenstopp bei der Poolbar, beim dem tatsächlich aus den wenigen Wolken ein paar Tropfen fielen, fragten wir nach einem Zugang zum Steg. Der sei etwas außerhalb des Hotels. Und tatsächlich, nach einem kurzen Stück die Straße entlang fand sich in einem kleinen Park ein Verbindungsstück zum Steg. Dieser war ein paar Meter breit und lief dicht über der Wasseroberfläche am Ufer entlang, wobei er nicht ganz der Uferlinie folgte, sondern einige Schwenks Richtung Seemitte aufwies. Entscheidend dabei war, dass man vom Steg aus die Shwedagon Pagode sehen konnte, die auf einem Hügel etwas nach dem westlichen Seeende liegt. Dabei wurde auch offensichtlich, dass neben dem bekannten Paya noch zahlreiche weitere Bauten dazugehörten. Diese wirkten von unserem Standort aus relativ klein. Der Irrtum sollte sich erst beim Besuch am nächsten Tag klären.

Es war mir klar, dass ich am nächsten Morgen nach dem Frühstück auf den Steg musste, um bei Morgenlicht Bilder zu machen. Jetzt war das eher sinnlos. Die Pagode wurde zwar von der Nachmittagssonne beleuchtet, die Baumgruppe am Seeufer lag allerdings bereits im Schatten.

Zurück im Hotel reservierten wir einen Tisch im chinesischen Restaurant und hingen in der Lobby-Bar herum. Ein Musiker begann, eines der drei einheimischen Musikinstrumente, ein Xylophon, zu bearbeiten.

Im Restaurant waren wir die ersten Gäste und konnten uns erst mal nicht zwischen Peking-Ente und „All-you-can-eat“ Dinner entscheiden. Die Sonderkarte mit den verschiedenen Zubereitungsarbeiten von Schwalbennestern zogen wir nicht in die Überlegungen mit ein, nicht nur wegen der Preise. Auf der Karte zu dem vermeintlichen Buffet dagegen waren so viele Sachen aufgelistet, dass ich mir nicht vorstellen konnte, wie das bei den wenigen Gästen (es waren inzwischen noch ein paar Leute hinzugekommen) funktionieren sollte. Aber Fragen hilft ja bekanntlich. Kein Buffet, sondern man bestellte sich aus der speziellen Karte was immer man wollte und das wurde dann frisch zubereitet. Auf letzteres deuteten auch die Geräusche aus der Küche hin, die nach leistungsstarken Gasbrennern für die Woks sprachen. Wie üblich bestellten wir wieder viel zu viel. Und wie üblich blieb das meiste an mir hängen, weil Johanna bereits nach kurzer Zeit satt war. Das Essen war aus der kantonesischen Kochrichtung, daher eher mild-süßlich, und sehr gut.

Den Absacker nahmen wir dann wieder in der Lobby, wo inzwischen ein Musiker Gitarre spielte und sang. Der sah wie ein hier in Myanmar hängen gebliebener alter Seebär aus, der sich sein Gnadenbrot verdient.

Freitag, 6. November 2015

Offizieller Beginn der Studienreise

Nach einem gemütlichen Frühstück brachte ich Johanna an den Pool und machte mich auf den Weg den See entlang. Wie erwartet war das Licht am Morgen weit besser zum Fotografieren der Pagode geeignet. Ich ging zunächst Richtung Ostende des Sees mit der Idee im Hinterkopf, den See vielleicht auch zu umrunden. Der kleine goldene Pavillon auf der Höhe des Karaweik Palace stellte sich als Teil einer kleinen Tempelinsel heraus. Die Insel war angefüllt mit verschiedenen Schreinen, Statuen und sogar einer Miniaturausgabe des Goldenen Felsens. Alles ziemlich bunt und in westlichen Augen etwas kitschig. Der Pavillon war der Insel nochmal etwas vorgelagert und über einen Steg zu erreichen.

Schließlich kam ich an das Ende des Steges und wollte durch den anschließenden Park in Richtung des anderen Seeufers. Allerdings wurde ich am Tor von einer Parkwächterin abgefangen. Der Park kostete Eintritt. Leider hatte ich meinen Geldbeutel im Hotel gelassen, weil ich nicht angenommen hatte, dass ich für die Tour um den See Geld brauchen würde. Auf jeden Fall hatte man auch vom Eingang aus einen tollen Blick auf die Shwedagon Pagode. Als ich allerdings meine Kamera auspackte, wurde ich wieder von der Parkwächterin angehauen, dass auch das Fotografieren kostet. Die Beträge waren zwar extrem niedrig. Hilft aber nichts, wenn man kein Geld dabei hat. Wenigstens für ein Bild hat mein „Charme“ aber gereicht.

Also doch wieder auf demselben Weg zurück zum anderen Ende des Sees. Dann war es aber auch gut. Weil wir eventuell noch vorhatten, den Zoo zu besuchen, lief ich die Hauptstraße entlang. Auch um zu sehen, ob es eine Möglichkeit gäbe, die Straße ohne Gefahr für Leib und Leben zu überqueren.

Wäre möglich gewesen. Es gab sogar eine Fußgängerbrücke. Aber irgendwie konnten wir uns später doch nicht mehr aufraffen, unsere Liegestühle am Pool aufzugeben.

Als wir wieder auf unserem Zimmer waren, um uns auf die ersten Touraktivitäten vorzubereiten, rief auch unser Reiseleiter an und informierte uns über den Plan für den Nachmittag.

In der Lobby traf sich nach und nach die 19-köpfige Reisegruppe plus Reiseleiter und lokaler Reiseleiterin. Nach einer ersten Begrüßungs- und Vorstellungsrunde fuhren wir mit dem Bus hinüber zur Shwedagon-Pagode. Ich hatte im Reiseführer gelesen, dass es einen Aufzug gäbe, mit dem man auf die Terrasse käme. Dabei hatte ich mir eine kleine Notlösung vorgestellt. Mitnichten. Zwei gläserne Aufzugstürme mit insgesamt vier Aufzügen und einem jeweiligen Fassungsvermögen von 20 Personen (na ja, nicht eben europäischen Kalibers) beförderten die Menschen nach oben.

Viele von uns hatten ihre Schuhe bereits im Bus zurückgelassen, so dass uns später das Suchen in den Körben erspart blieb. Im Verlaufe der Reise entwickelte jeder in der Gruppe so seine Strategie bezüglich des Schuhwerks beim Betreten der diversen Tempel. Konnte der Bus direkt neben einem der Zugänge halten, blieben die Schuhe einfach im Bus. War der Weg etwas weiter, aber schloss sich keine weitere Wanderung außerhalb der schuhfreien Zone an, nutzte ich Flip Flops, die ich einfach in meine Fototasche stecken konnte.

Auf der Terrasse angekommen machte sich bei mir wieder Erstaunen breit. Ich hatte zwar gelesen, dass die Terrasse mit einer Vielzahl verschiedener religiöser Bauten bedeckt sei. Dass diese aber die Ausmaße von größeren Tempeln annehmen würden, hatte ich nicht geahnt. Vom See aus hatte der zentrale Stupa dominiert und die anderen Bauwerke klein gewirkt. Von der Terrasse war der Stupa immer noch riesig. Die „Nebengebäude“ allerdings stellten sich als durchaus imposante Bauwerke heraus.

Während wir uns so stückweise mit wechselnden Erklärungen unserer Reiseleiter natürlich im Uhrzeigersinn um den zentralen Stupa bewegten, machte ich mit Sorgen ob des schwindenden Lichtes. Leider hörte ich daher nur mit halber Aufmerksamkeit zu. Aber auch der Ort als solches machte es schwer, sich zu konzentrieren. Zu viele Eindrücke stürzten auf einen ein. Der zentrale Ruhepunkt war aber der eigentliche Stupa, der in einer der Zeit entrückten Erhabenheit über dem Geschehen ruhte. Während unten herum die Vielzahl der anderen Gebäude und die Menschen, die entweder staunend oder betend das Gelände bevölkerten, die Sinne verwirrten, bildete der mächtige goldene Turm einen unglaublichen Ruhepunkt.

Die acht Wochentagsschreine (warum acht? Weil der Mittwoch in Vormittag und Nachmittag unterteilt ist) stellten die Bezugspunkte zwischen dem Stupa und der Außenwelt dar. So erschien es mir wenigstens. Der Stupa wirkte entrückt vom Rest der Anlage, getrennt von den umliegenden Gebäuden, Schreinen, Andachtshallen etc. durch einen breiter Marmorweg.

All die Nebengebäude wirkten etwas sinnverwirrend. Während der zentrale Bereich mit dem Stupa und seinen Nebenpagoden und –schreinen, sowie die vier Aufgänge zentral geplant und aufeinander abgestimmt schienen, folgten die übrigen Gebäude keinem erkennbaren Plan. Teilweise hatten die einzelnen Gebäude eine eigene Ästhetik und waren architektonisch/künstlerisch für mich als Laien bemerkenswert. Teilweise waren sie aber auch einfach nur profan, gerade bei solchen mit einem „modernen“ Materialmix aus Edelstahl, Glas, Fliesen und LED-Beleuchtung. Das Durcheinander war hier nicht ganz so extrem, wie an anderen Orten, die wir besuchten. Aber dennoch schwer zu verarbeiten.

Und was fiel mir noch auf? Ach ja, Menschen. Da waren ja auch noch Menschen. Betende Mönche, Mönche mit Smartphones, betende Burmesen, Burmesen mit Smartphones, Touristen mit ihren Reiseleitern, Touristen mit ihren Fotoapparaten. Aber einerseits wirkten die zahlreichen Besucher fast sekundär zwischen all den Gebäuden. Und viel wichtiger, es gab keinen Trubel, wie sonst an Brennpunkten üblich. Jeder schien irgendwie still die Würde des Ortes auf sich wirken zu lassen.

Nach der Besichtigung sollten wir mit dem Bus zum Abendessen in ein burmesisches Restaurant fahren. Das zog sich aber hin, da der Verkehr nur schrittweises Fortkommen mit Unterbrechungen zuließ. Immerhin unterschied sich dieser Teil der Stadt deutlich von dem, den wir gestern gesehen hatten. Hier sah es eher nach Großstadt aus, mit Hochhäusern, Brücken etc. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt.

Unser Lokal, das zur Kette Green Elephant gehörte, lag direkt an der Straße, dennoch war draußen Sitzen kein Problem. Wir bekamen Linsensuppe und verschiedene Gemüse sowie Hähnchen- und Fischcurry. Alles sehr lecker. Außerdem startete hier einer der running gags der Reise. Das Myanmar Bier, das wir fast alle tranken, wurde in Flaschen ausgeschenkt. Sabe, unsere einheimische Reiseleiterin machte uns darauf aufmerksam, dass da gerade ein Gewinnspiel lief. Wenn man die Dichtung der Kronkorken wegpuhlte wurden burmesische Schriftzeichen sichtbar. Schnell fanden wir heraus, was Nieten („Vielen Dank“), ein Freibier oder einen Gewinn von 200 Kyat bedeuteten. Zu höheren Gewinnen brachte es in den nächsten zwei Wochen zwar keiner. Aber es war immer wieder ein Spaß, erst mal dafür zu sorgen, dass wir überhaupt die Kronkorken von den Kellnern ausgehändigt bekamen. Die meisten Kellner gingen wohl nicht davon aus, dass Touristen das Gewinnspiel kannten. Dann begann das allgemeine Freilegen der Beschriftung. Und relativ häufig gab es entweder ein Freibier oder eben die 200 Kyat. Die Kronkorken mit letzterem gingen normalerweise zurück an die Kellner oder gesammelt an unsere einheimische Reiseleiterin.

Nach der Rückkehr im Hotel gönnten wir zwei uns noch Tequila und Bier in der Lobby Bar.

Samstag, 7. November 2015

Yangon

Durch die Stadt fuhren wir mit dem Bus zur Botataung Pagode, die in unmittelbarer Nähe des Yangon Rivers lag. Zwischen Hotel und Fluss sah Yangon anders aus als die Viertel, durch die wir am Ankunftstag gekommen waren. Wir bereits am gestrigen Abend festgestellt, gab es in Yangon auch größere Gebiete die schon eher wie eine „normale“ asiatische Stadt aussahen.

Die Straße vor der Pagode hinunter zum Fluss war gesäumt von etlichen kleinen Läden, die hauptsächlich diverse Devotionalien und Opfergaben verkauften. Beliebteste Opfergabe waren wohl Körbe mit einer Kokosnuss umgeben von Bananen.

Bevor wir unsere zweite Pagode besuchten warfen wir noch einen Blick auf den den Yangon River, an dessen Ufer ein Passagierflussschiff lag. Noch war das Überqueren des Flusses nur mit Fähren mögliche. Aber eine Brücke sei geplant, erfuhren wir. Diese Pläne verursachten bereits Landspekulationen in den Gebieten um die zukünftigen Brückenköpfe.

Der Stupa der Boataung-Pagode war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden, weswegen die sonst eigentlich verborgenen Reliquien (ein Haar Buddhas in diesem Fall) freigelegt worden waren. Der Stupa wurde wieder aufgebaut. Allerdings nicht mehr verschlossen, sondern begehbar. Das Innere kommt einem vor wie Tortenstücke, die untereinander verbunden waren. In einem der Tortenstücke war in der Spitze ein Schrein aufgestellt, in dem sich irgendwo in den verschiedenen Verzierungen das Haar Buddhas befinden sollte.

Auf dem übrigen Gelände verteilten sich rund um den Stupa wieder die Schreine der acht Wochentage sowie weitere Gebäude. Eine Besonderheit war noch ein Steg über Wasserbecken mit Schildkröten hin zu einem Tazaung, in dem Nats verehrt wurden.

Ein Stück weiter in der Stadt setze uns der Bus beim altehrwürdigen Strand-Hotel ab. Wir verzichteten darauf, mit der ganzen Gruppe in das Hotel zu stürmen.

Ein Spaziergang führte und durch das koloniale Yangon bis zum Mahabandoola Garden, einer schönen Rasenanlage, die erst seit einem Jahr zugänglich war. Von da aus konnte man nicht nur das zentrale obeliskenförmige Unabhängigkeitsdenkmal betrachten, sondern auch die hellblaue City Hall, den Gerichtshof aus britischer Kolonialzeit inklusive Glockenturm in Backsteinoptik und schließlich die Sule-Pagode, die sich am Rand des Gartenplatzes inmitten eines Kreisverkehrs erhob. Diese stellte unser nächstes Ziel dar.

Tatsächlich musste man sich über den Kreisverkehr kämpfen, um zu einem der Eingänge zu kommen. Eine Treppe hinauf gelangte man in einen ersten Andachtsraum und von dort aus auf die Terrasse rund um den Stupa. Rings um die Terrasse an der Außenseite befanden sich weitere Gebäude, die einem komplett vom umgebenden Straßenverkehr abschotteten. In einem Schrein wurden zwei der bekanntesten Nats, Bo Bo Gyi und Bo Min Gaung, durch Figuren repräsentiert und verehrt.

Überall konnte man Opfergaben kaufen, mit denen man die Chance auf Erfüllung verschiedener Wünsche erhöhen konnte. Eine weitere Möglichkeit bestand darin, Wünsche auf einen Zettel schreiben lassen, um sie an entsprechender Stelle zu hinterlegen. Das ganz besondere war eine kleine Seilbahn in Form einer Barke. An einer Theke erwarb man kleine Glöckchen und legte sie in die Barkee. Diese wurde dann hochgezogen zu einem Buddha-Schrein, der sich auf halber Höhe des Stupa befand. Wenn jemand dort oben „Dienst“ tut, werden die Opfergaben entnommen und die Barke wieder hinuntergeschickt.

Das Nationalmuseum bildete unseren letzten Programmpunkt am Vormittag.

Sabe, unsere einheimische Reiseleiterin, erklärte erst einmal ausführlich das birmanische Alphabet und dessen Entstehung. Die Schrift besteht aus 33 Konsonaten, die irgendwie alle wir Kreise und Kreissegmente mit Verzierungen aussehen. Vokale werden über sog. Vokalzeichen dargestellt.

Hauptattraktion war der Löwenthron. Einziges Überbleibsel des alten Königspalastes in Mandalay. Und das auch nur deshalb, weil der Thron von den Engländern nach Indien verbracht worden war. Im Krieg wurden der ganz aus Teakholz bestehende Königspalast und die anderen Throne zerstört. Der Löwenthron, der später wieder zurück nach Myanmar kam, sah so ganz anderes aus, als was wir uns üblicherweise unter einem Thron vorstellen. Auf einem hohen ovalen Sockel erhob sich ein Torbogen der mit einem feinziselierten Tor verschlossen war. Vor dem Tor gestattete eine Plattform dem König und der Königin zu sitzen. Nicht auf Stühlen, sondern direkt auf dem Boden der Plattform. Besteigen konnte das Herrscherpaar den Thron über eine rückwärtige Treppe, von dort aus durchschritten sie das Tor und saßen dann auf der Plattform, um Gericht zu halten. Der Löwenthron hatte seinen Namen von den kleinen Löwenstatuen in Nischen am Sockel und wurde für Gerichtssitzungen benutzt. Die anderen, zerstörten Throne dienten anderen Veranstaltungen.

In einem Raum befanden sich Modelle der Gebäude des Königspalastes. Witzig, dass sich auf jedem Giebel ein kleines Häuschen mit einer Steinschleuder befand. Einer der Könige war abergläubisch und wollte verhindern, dass ein Vogel über den Palast fliegt, was die Vogelwächter-Häuschen erklärte.

Im ersten Stock waren eine ganze Reihe vergoldeter Gegenstände ausgestellt. Etwas seltsam präsentiert mit dicken vertikalen Gitterstäben vor den Vitrinen, die wie in einem rundum begehbaren Schrank eingelassen waren. Darunter waren eine Reihe von Betelschalen, die aber recht große Abmessungen hatten.

Die Mittagspause verbrachten wir im Hotel, wo Johanna und ich uns nur etwas zu trinken in der Lobby Bar gönnten. Hunger hatten wir keinen.

Am Nachmittag fuhren wir in ein buddhistisches Meditationszentrum. Wir versammelten uns in einem kleinen Raum, wo der Mönch erst einmal versuchte, die Klimaanlage zum Laufen zu bekommen. Unser Reiseleiter Wilfried war aufgrund seiner Körpergröße in der Lage, den Sicherungsknopf an der Steckdose zu drücken.

Der Mönch schien erst einmal ziemlich irritiert, ja fast abweisend. Irgendwie war er nicht informiert worden, was das für eine Touristengruppe ist, die da vor ihm saß. Jemand aus der Gruppe stellte zum Glück die Eisbrecherfrage, worauf der Mönch endlich anfing über die Grundzüge der Meditation zu erzählen. Woran man sich halten müsse während der Zeit, die man in einem Meditationszentrum verbringt. Die verschiedenen Stufen der Meditation, was das jeweilige Ziel davon ist, und welche Übungen man nutzt. Die Gehmeditation führte er auch praktisch vor. Als ich fragte, was denn die Voraussetzungen seien, um eine Zeit in dem Meditationszentrum zu verbringen, vermuteten einige aus der Gruppe schon, ich wollte mich da einschreiben. Der Mönch erklärte, dass man Essen und Bett gestellt bekäme, sich an die acht Regeln halten müsse, wobei drei davon weniger streng zu beachten seien und eben an den Übungen teilnehmen müsse. Unser Reiseleiter übersetzte den in relativ schwierig zu verstehenden Englisch geführten Vortrag, wobei er teilweise zusätzliche Erklärungen gab. Irgendwie mit Stolz berichtete der Mönch, dass es spezielle Visa bis zu einem Jahr gäbe, wenn man länger in dem Zentrum bleiben wolle. Mit solchen Visa dürfe man allerdings nicht innerhalb von Myanmar reisen. Inzwischen war der Mönch sichtlich aufgetaut, lachte, ließ Sabe mit seinem Handy Fotos von der Gruppe machen und bot zum Abschluss noch ein Gruppenfoto mit ihm an.

Zurück in der Altstadt stürzten wir uns bei einsetzender Dämmerung in das Getümmel eines Marktes im indischen Viertel. In der sehr schmalen Gasse verkauften die Leute rechts und links, teilweise aber auch in der Mitte vom Boden aus diverseste Lebensmittel. Das Gedränge war unglaublich und man musste ständig aufpassen, nicht in die säuberlich aufgetürmten Tomaten in der Mitte der Gasse zu treten. Aber nicht nur Obst und Gemüse standen zum Verkauf, sondern auch sehr viel Fisch und Geflügel. Beides wurde vor Ort gerupft bzw. geschuppt und auf runden Hackklötzen auf dem Boden zerlegt. Überall lagen Schalen mit Hühnerschenkeln, Hühnerfüßen, Innereien, zerlegten Fischen, Garnelen etc. umher. Erstaunlicherweise war aber kein unangenehmer Geruch festzustellen. Zwar konnte von einer geschlossenen Kühl- und Hygienekette mitnichten die Rede sein, aber zumindest schien die Ware bis hierher entweder lebend oder auf kurzem Weg gekommen zu sein.

Auf der in die andere Richtung auf die Sule-Pagode zulaufenden Straße liefen wir noch ein Stück durch das chinesische Viertel, wo es auch einige Goldgeschäfte gab und sich inzwischen die Menschen an den Garküchen zum Essen versammelten. Zum Abschluss suchten wir noch einen chinesischen Tempel auf, in dem die Luft regelrecht stand. War es draußen schon ziemlich warm und schwül, brach einem hier in dem Tempel erst recht der Schweiß aus. Ansonsten waren die Unterschiede zu den lokalen buddhistischen Tempeln schon deutlich.

Das Abendessen nahmen wir in einem ähnlichen Restaurant wie am Vortag ein. Wieder gab es Suppe. Dann Auberginensalat, Rind- und Schweinecurry und Gemüse. Nachdem ein Mitglied der Reisegruppe burmesischen Rum und Whiskey zum Probieren bestellt hatte, schlossen wir uns bei dem Whiskey an, der recht mild schmeckte. Der Rum sollte aber in den folgenden Tagen zum In-Getränk, zumindest bei einem Teil der Reisegruppe, werden.

Zurück im Hotel steuerten Johanna und ich erst mal den Laden in der Hotelhalle an. Wir sollten für den Ausflug zum Goldenen Felsen nur Handgepäck mitnehmen und Johanna wollte deshalb noch eine Tasche kaufen. Auf das Zimmer schreiben ging nicht, nur Cash. Der Preis für die Tasche hat mich etwas umgehauen, während Johanna das entspannt sah. Jedenfalls war der Besuch des Geldautomaten in der Hotelhalle angesagt. Dort versuchte ich vergeblich mit meiner Mastercard Geld zu bekommen. Immer wieder wurde die Transaktion abgebrochen. Johanna hatte inzwischen mit Euro bezahlt und och machte mir Sorgen wegen unserer Hotelrechnung am nächsten Morgen. Das Hotel akzeptierte nur Visa-Karte und die Angestellten hatten beim Einchecken gemeint, wir könnten ja Geld aus dem Automaten in der Lobby ziehen. Nach den Erfahrungen eben wollten wir das nicht erst am Morgen angehen. Wir erkundigten uns also nach dem Stand unserer Rechnung, erklärten aber den Angestellten an der Rezeption, dass meine Karte an dem Automaten nicht funktionieren würde. Einer der Angestellten sammelte noch einen der Bankenvertreter ein, die die Wechselstube in der Lobby betrieben, und wir versuchten gemeinsam unser Glück. Johannas Cirrus-EC Karte, die sonst immer und überall funktioniert hatte, wollte ebenfalls nicht. Als letzten Ausweg begleitete mich der Hotelangestellte noch zu den Automaten vor dem Hotel, die allerdings zur selben Bank gehörten. Auch das funktionierte nicht. An der Rezeption versuchte man, bei der Bank anzurufen. Wegen der Wahlen am nächsten Tag konnte auch die Hotline keine Hilfe anbieten.

Als letzten Ausweg nach einigen Diskussionen schlugen uns die Hotelangestellten vor, mit Euros zu bezahlen. Taschen und Hotelrechnung reduzierten damit allerdings unseren Bargeldbestand erheblich.

In der Lobby Bar rief Johanna erst bei der Targo Bank an und erfuhr, dass Geldabheben außerhalb des erweiterten Euro-Raums inzwischen auch von der Targo-Bank abgeklemmt worden war. Hatte ich wenigsten noch einen Brief von der Volksbank bekommen (und mich ob der Einschränkung der Flexibilität aus „Sicherheitsgründen“ geärgert), konnte sich Johanna an keine entsprechende Information erinnern.

Ein anschließender Anruf von ihr beim Kreditkartenservice der Lufthansa ergab, dass die Anfrage des Geldautomaten zwar registriert worden war, allerdings nicht alle benötigten Daten übergeben worden waren. Also eindeutig ein Problem des Geldautomaten. Notfalls könnten wir aber auch direkt in eine Bank gehen und mit der Karte Geld bekommen. So hofften wir mal, dass wir nicht in den nächsten Tagen als Bettelmönch und –nonne enden würden und genossen unser Bier und Tequila während sich die jaulende Sängerin nebenan mühte, einen Ton zu treffen.

Später sortierten wir unser Gepäck um und stopften vor und nach der Bettruhe unsere Rucksäcke und Taschen mit den Sachen voll, die wir für den Ausflug zum Golden Felsen brauchten.